Читать книгу Die Odyssee eines Outlaw-Journalisten - Hunter S. Thompson - Страница 22
ОглавлениеAN KRAIG JUENGER:
Bei Juengers Mutter ist Krebs diagnostiziert worden; als sein eigener Vater starb, war Thompson vierzehn.
22. November 1958
Time & Life Building
Rockefeller Center
New York
Lieber Kraig,
Dein Brief hat mich erschüttert, und es kommt mir ein bisschen albern vor, wenn ich sage, dass es mir leid tut, die Sache mit Deiner Mutter zu hören; denn solche Floskeln wirken unangemessen und gehören höchstens auf »Beileidskarten«. Aber Du weißt, dass es mir tatsächlich so schrecklich leid tut wie nur sonst was, und ich hoffe, dass es nicht so ernst ist, wie Du offenbar befürchtest. Es ist nicht zu fassen, dass diese Dinge immer denen passieren, die ich besonders mag – ich will es einfach nicht begreifen, warum es nicht die Nichtsnutze als erste erwischt. Hemingway hat wohl recht: »Die Besten sterben genauso wie die Liebenswürdigsten und die Mutigsten. Wenn du zu keinen von diesen gehörst, kannst du gewiss sein, dass auch du sterben wirst – mit dem Unterschied, dass keine Eile geboten ist.«
Lass mich unbedingt wissen, wie es mit ihr weitergeht, und Du kannst Dich darauf verlassen, dass ich Verständnis dafür habe. Mein Vater ist nicht mehr unter uns, wie Du weißt. Ich möchte nicht enttäuscht klingen, nachdem Du jetzt während der Ferien wohl doch nicht nach New York kommen wirst, aber Du weißt wohl, dass ich eben auch nicht wirklich glücklich darüber bin. So oder so – entscheide nach dem, wie es sich für Dich am besten anfühlt, und lass es mich wissen.
Hier ist gerade nicht viel los. Ich habe Dir in dem Brief von letzter Woche alles Erzählenswerte geschrieben. Wenn Du ein wenig zur Ruhe gekommen bist, schreib mir. Und lass nicht die Phantasie mit Dir durchgehen. Schon vielen wurde ein Tumor mit einem operativen Eingriff entfernt, ohne dass dieser bösartig gewesen wäre. Also, versuche ruhig zu bleiben. Bis bald. Und ja: Sei nicht voreilig mit Deinen Schlussfolgerungen.
Love, Hunter