Читать книгу Die Odyssee eines Outlaw-Journalisten - Hunter S. Thompson - Страница 33
ОглавлениеVON WILLIAM KENNEDY:
Anstatt sich von den Drohungen in Thompsons Brief vom 30. August einschüchtern zu lassen, fühlt sich Kennedy herausgefordert – und macht Thompson ein interessantes Angebot.
8. September 1959
San Juan, Puerto Rico
Mr Hunter Thompson
2437 Ransdell Avenue
Louisville, Kentucky
Freund Hunter:
Sie sind vermutlich nicht so toll, wie Sie denken, und nur halb so verstiegen, wie Sie den Anschein erwecken.
Der Punkt ist: Wir haben uns überlegt, Ihre Dienste vorübergehend in Anspruch zu nehmen – allein auf Grundlage Ihrer Entertainerqualitäten. Ein müde lächelnder Schreiberling wäre dafür sowieso nicht in Frage gekommen. Dann haben wir uns die Zeilen auf dieser Bronzetafel angesehen, und Sie wurden immer kleiner, Hunter. Immer kleiner.
Allerdings nur als Angestellter.
Wir sind immer noch bereit, Sie so zu sehen, wie Sie sich selbst sehen – als umtriebigen Experten in Sachen Niedergang des amerikanischen Journalismus’. Und deshalb machen wir Ihnen folgendes Angebot.
Wenn Sie bereit sind, sich Zeit zu nehmen, um Ihren Unmut über den Journalismus in Amerika auf, sagen wir, drei doppelspaltigen Seiten darzulegen, bringen wir das in der ersten Ausgabe, die nach aktuellem Stand am 2. November erscheint. Wir bezahlen Sie nach regulärem Zeilenhonorar, das allerdings erst noch festgelegt werden muss.
Um klar zu machen, was der Hintergrund für Ihren Beitrag ist, möchten wir Auszüge des Briefwechsels abdrucken, der dem Beitrag vorausgegangen ist; deshalb benötigen wir auch Ihre Einwilligung, Ihre Briefe verwenden zu dürfen.
Sie können in dem Artikel so kontrovers sein, wie Sie es sonst normalerweise auch sind.
Nur quatschen Sie keine Opern. Wir erscheinen im Tabloid-Format.
Es könnte nun der Gedanke aufkommen, dass Ihre Geringschätzung unserer noch nicht einmal erschienenen Publikation Sie von einer Zusammenarbeit abhält. Doch mir fiele auf Anhieb keine andere Zeitung ein, die Ihnen eine solche Gelegenheit bieten würde; wenn Sie es also ernst meinen mit dem Niedergang des Zeitungswesens, legen Sie los oder halten Sie die Schnauze.
Mit därmlichen Grüßen
William J. Kennedy
Geschäftsführender Redakteur