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AN LAURIE HOSFORD:

Thompson und Conklin treffen Vorbereitungen, um nach Spanien zu segeln und mit Eugene und Eleanor McGarr ein neues Leben anzufangen.

25. Mai 1960

Loíza Aldea

Puerto Rico

Liebe Laurie,

ich schreibe Dir diesen Brief mitten in den Vorbereitungen für einen unmittelbar bevorstehenden Aufbruch nach Spa­nien. Die Puerto-Ricaner wollen mich für ein Jahr ins Gefängnis stecken – wegen Hausfriedensbruch und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Aber nicht mit mir. Sie werden mich jagen müssen wie einen schwarzen Sträfling.

Auf jeden Fall habe ich jetzt eine Lebensgefährtin. Eine Frau mit Klasse, weiß, diszipliniert, spricht passabel Spanisch. Sie wird nach Spanien mitkommen. Ein Freund von mir aus New York lebt dort mit seiner Frau; in einem Haus mit zwölf Zimmern an der Küste, in der Nähe von Gibraltar. Von dort aus geht es dann weiter – in alle Richtungen.

San Juan ist völlig am Ende. Die höchsten Lebenshaltungskosten der westlichen Hemisphäre, nur Caracas ist teurer. Ich lebe gute zwanzig Kilometer außerhalb der Stadt, in einem Vier-Zimmer-Häuschen am Strand; Scooter, kein Job, schreibe als Freier für US-Zeitungen, schreibe literarisch, außerdem so viele Mücken, dass ich kaum atmen kann, Frau ist hier und kocht, kein Geld, umherziehender Künstler aus New York lebt auch hier, hat ein Segelboot, Leben ist hier alles in allem nicht übel.

Ich habe mich mit Negern, Eidechsen und dem Postinspektor angefreundet. Meinem ehemaligen Chef werde ich den Vorstand der Gewerkschaft auf den Hals hetzen. Fabelhafte Sonnenuntergänge. Schreckliches Essen. Rum ist billig. Esse eine Menge Reis und noch mehr Spaghetti, trinke Regenwasser. Wir sind die einzigen Weißen in der spanischsprachigen Neger-Gemeinde von Loíza Aldea. Langweilig wird es nie.

Was zum Himmel aber soll die »Antwort auf das Leben« sein, von der Du da brabbelst? Schreib das doch mal auf, das würde mir helfen, Dich in solchen Dingen besser zu verstehen. In meinem Fall ist das Leben jedenfalls ein wildes Karussell; langsam fühle ich mich wie ein riesiger ausgehungerter Hase, der inmitten eines Rausches von Habgier und Gewalt von einem Flecken der Erde zum nächsten springt.

Versuch doch mal einen Freund von mir [aus Eglin] zu kontaktieren, er heißt Banks Shepherd. Ist Kapitän und wird wahrscheinlich über das Warenkaufbüro erreichbar sein. Wenn nicht, schau im Telefonbuch nach: William Banks (oder W.B.) Shepherd. Schwer zu sagen, ob Du ihn mögen wirst – probier’s einfach.

Seit Dezember keine Zeile von Ann Frick. Sealey hat bis heute nicht auf meine beiden Briefe reagiert, und solange er sich nicht meldet, werde ich es dabei belassen. Weißt Du, was zum Teufel der eigentlich so treibt?

Mein nächster Brief wird wahrscheinlich aus Spanien kommen, also schreib mir dahin und halte Dich ran. [...]

Und richte Shirley aus, dass sie sich ruhig dieser »unerschlossenen Energie« widmen soll. Ich hab keine Ahnung, was das bedeutet – aber es klingt beunruhigend.

Cheers:

Hunter

Die Odyssee eines Outlaw-Journalisten

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