Читать книгу Die Odyssee eines Outlaw-Journalisten - Hunter S. Thompson - Страница 41
ОглавлениеAN ANGUS CAMERON, ALFRED A. KNOPF:
Nachdem er für Prince Jellyfish eine Reihe förmlicher Absagen von New Yorker Verlagen erhalten hat, ist Thompson dem Lektor Angus Cameron höchst dankbar, dass der sich Zeit für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Manuskript genommen hat.
22. März 1960
c/o Semonin
San Juan Star
San Juan, Puerto Rico
Angus Cameron
Knopf Inc.
501 Madison Ave., NYC
Sehr geehrter Mr Cameron:
Ich bin Ihnen für die klugen und hilfreichen Anmerkungen in meinem Manuskript sehr dankbar. Nur wenige Lektoren, da bin ich sicher, hätten sich überhaupt die Zeit genommen, um ein derart aufschlussreiches Ablehnungsschreiben auszuarbeiten, und ebenso wenige wären in der Lage gewesen, ihre Gedanken so elegant und stilsicher zu Papier zu bringen wie Sie. Es heißt immer, die meisten Lektoren seien Dummköpfe, Kretins und geistlose Schlappschwänze, die auf krummen Wegen in ihre Jobs hineingerutscht sind, was sie einzig der ihrem Wesen nach genauso trägen wie inzestuösen Verlagsbranche zu verdanken haben. Ha! Wenn ich das so sagen darf, Mr Cameron – gäbe es mehr Lektoren, die Briefe wie Sie schreiben würden, würde all den Leuten, die diese erbärmlichen Dinge verbreiten, ihr Gelächter im Halse steckenbleiben. Woher nehmen die sich eigentlich die Frechheit, so daherzureden?
Wie auch immer – wir müssen noch eine Entscheidung zu PRINCE JELLYFISH treffen, stimmt’s? Ich habe wie ein Irrer versucht, das Ding zu Ende zu bringen. Doch seit letztem September geht es rund, das Paar, das mich beherbergt und versorgt, hat die Scheidung eingereicht, in New York wurde ich von Straßenräubern zusammengeschlagen, in Virginia Beach landete ich hinter Gittern und in Louisville wurde ich wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen; dann brachte man mich in einem Flugzeug nach San Juan, wo sich der Typ, der mich als Sportredakteur angeheuert hatte, als bankrotter Lügner herausstellte. All das hat mich beim Vorankommen mit dem Buch auf gewisse Weise aufgehalten. Doch jetzt bin ich bereit, wieder Fahrt aufzunehmen; die Schreibmaschine ist verrostet und voller Sand, aber ich habe beim San Juan Star ein Farbband mitgehen lassen, es kann also losgehen, und ich werde dieses verdammte Ding abschließen, das ich, so kommt’s mir vor, in einem anderen Leben einmal begonnen habe. Ich sehe das richtig, dass wir es der Agentin Elizabeth McKee schicken? Mich würde es zwei oder drei Monate kosten, ihre Adresse zu finden, denn die befindet sich irgendwo in den Catskills in einem Karton voller Papierkram. Ich vermute, dass sie irgendwo in den East Sixties wohnt (beneidenswert, was?), und für einen Ihrer Mitarbeiter sollte es ein Leichtes sein, sie ausfindig zu machen. Ich lege eine Nachricht an McKee bei; sollte Ihnen das zu viel Mühe machen, schicken Sie bitte alles an mich zurück, ich würde mich dann lieber selbst darum kümmern. In diesem Fall aber würden Sie allerdings bald ein Päckchen mit Seeigeln in Ihrem Briefkasten finden; um diese ganz auszukosten, nehmen Sie einfach in jede Hand einen und drücken Sie fest zu.
In großer Zuneigung und Bewunderung verbleibe ich
mit allerbestem Dank,
Hunter S. Thompson