Читать книгу Die Odyssee eines Outlaw-Journalisten - Hunter S. Thompson - Страница 38
ОглавлениеAN ROBERT BONE:
Kurz nachdem Thompson vom Middletown Daily Record gefeuert wurde, verlässt auch der Reporter und Fotograf Bone das Blatt, um sich einen neuen Job in Manhattan zu suchen. Er bleibt beim San Juan Star hängen. Von 1961 an wird er für ein Wirtschaftsmagazin in Rio de Janeiro arbeiten.
14. Dezember 1959
Otisville
New York
Robert:
Habe eben Deinen Artikel im Record (»Souveränität oder Status Quo«) zu Ende gelesen und fand ihn deutlich schlechter als den Bericht über die Kommunistenverhöre. Wen hast Du das für Dich schreiben lassen?
Verzeih mir diese Spitze. Das ist auch nicht der Anlass für diesen Brief, ich dachte eben nur, ein Gegengewicht zu all meinen Komplimenten in der letzten Zeit kann nicht schaden. Übrigens, die Ausgabe des Star (Editorial auf Seite eins), die Du mir geschickt hast, ist um so vieles besser als die erste, die ich gesehen habe. Sieht so aus, als hätte Kennedy die Vormachtstellung des Rotary Clubs ins Wanken gebracht.
Kommen wir zur Sache. Es gibt die klitzekleine Chance, bald von hier wegzukommen, aber ich brauche noch ein paar Infos von Dir, ehe ich ernst damit mache. Ein Typ namens Philip Kramer, Verleger und Redakteur von einem Was-auch-immer, das sich Puerto Rico Bowling News nennt, behauptet, er würde eine neue monatliche Sportzeitschrift starten (»von der Aufmachung her so ähnlich wie Sports Illustrated«), und er sucht deshalb Sportjournalisten. Er sitzt in Roosevelt, Puerto Rico, ich kann’s nicht mal auf der Landkarte finden. Ich wäre Dir unendlich dankbar, wenn Du mir folgende Fragen beantworten könntest – ich spendier Dir dann auch ein paar Drinks, wenn alles gut geht. Jedenfalls muss ich Kramer nächste Woche in New York treffen und ich hoffe, Du kannst mir Deine Antworten noch vorher zukommen lassen. Schicke sie an c/o Murphy, 69 E. 4th St., Manhattan.
Und los geht’s:
1. Wo liegt Roosevelt? Wie sieht es da aus?
2. Weißt Du irgendwas über Kramer? Sein Brief klingt, als hätte ihn ein Fanatiker oder Verrückter geschrieben.
3. Du weißt, wie hoch Lebenshaltungskosten sind: Was wäre für Dich das Minimum an Gehalt, wenn Du an meiner Stelle wärst?
4. Hast du von dieser angekündigten Zeitschrift schon gehört? Das Projekt müsste mit einem Haufen Geld ausgestattet sein, wenn es mehr sein soll als eine Blase, und ich will nicht wegen irgendeinem Projekt runterkommen, das nach einer Woche wieder dicht macht.
5. Ganz ehrlich – magst Du Puerto Rico? Was spricht dafür – und was dagegen?
Wenn Dir noch irgendwelche anderen wichtigen Punkte einfallen, melde Dich unbedingt. Und nochmal, schick den Brief nicht nach Otisville. Wenn Du sofort schreibst und den Brief nach New York schickst, kommt er etwa zeitgleich mit Kramer an. Und um Himmels willen, kein Wort davon an Kennedy (oder an sonst jemanden beim Star). Wenn Kramer von meinen Verhandlungen mit dem Star erfährt, würde er nie wieder mit mir reden. So wie es aussieht, habe ich die Chance, ihn hinters Licht zu führen und ihn denken zu lassen, ich sei ein ganz normaler Journalist. Genau darum schreibe ich Dir: Ich will verhindern, dass er mich hinters Licht führt. Also … danke für jede Art von Unterstützung. Vielleicht sehen wir uns schon bald.
Mach’s gut: H