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Kapitel 6

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Am nächsten Tag geht Mika beschwingt zur Arbeit. Der ‚Familienrat‘ hat es voll gebracht. Warum haben wir das nur vernachlässigt?, denkt er, während er einen Kontrollblick über die Tische des Cafés schweifen lässt. Nachdem der Käufer – stolz wie Oskar – mit seinem neuen Motorrad aus der Einfahrt geknattert war, hatten sie noch bis in den Abend hinein geredet. Keno war gar nicht so geknickt, wie befürchtet. Nach seinem vorangegangenen Gejammer hatte Mika mit einem anderen Verhalten gerechnet. Umso leichter fanden die Drei wieder in ihr Gespräch und bald stand fest: es muss mehr Abwechslung in ihr Leben kommen. Ihre Erleichterung über den glücklichen Ausgang des Horrors mit Edward vor etwa einem Jahr machte sie sehr selbstgenügsam. Dagegen ist eigentlich nichts einzuwenden. Mehr davon täte sicherlich vielen Menschen gut. Doch der nächste Schritt in den langweiligen Alltag ist nur einen Moment davon entfernt.

Während Mika die ersten Getränke vorbereitet, grübelt er. Hatte er nicht schon einmal hier gestanden und sich seufzend gefragt, ob das Leben nichts anderes für ihn bereit hält? Kellnern könnte ich auch in Acapulco. Aber ich muss ja überhaupt nicht arbeiten, wenn ich nicht will. John hat Recht. Ich hab‘ mich verändert. Früher war das ‚Bohne‘ mein Ein und Alles. Doch die Welt dreht sich weiter. Und so beschissen einige Erfahrungen mit Edward waren … grundsätzlich hat mir doch vieles an diesem Leben gefallen.

Eine leise Röte schleicht sich auf Mikas Wangen. Vor sich selbst kann er es inzwischen zugeben: Eine Hure zu sein hat ihn auch befriedigt. Zwar nicht immer, doch …

In diesem Moment betritt David das Café und reißt ihn aus seiner Grübelei. Sofort geht für Mika die Sonne auf. Sein bester Freund hat die Gabe, ihm zu jeder Zeit ein geborgenes Gefühl zu geben. Die mehr als zehn Jahre Altersunterschied spielen da keine Rolle. David ist sein Bester. Für ihn würde Mika durchs Feuer gehen.

Sie umarmen sich und drücken sich einen schnellen Kuss auf den Mund. Da es recht leer ist, setzen sich beide an einen freien Tisch am Fenster.

„Was machst du denn schon hier? Musst du nicht arbeiten?“, fragt Mika, während er in seinem Milchkaffee herumrührt.

„Wir machen Inventur“, erklärt David und hört sich an, als würde er sagen: „Ich könnte kotzen“. Ein Löffel Zucker rieselt in seine Tasse. „Da muss jeder mithelfen – auch die Leute vom Vertrieb. Dafür kann ich aber was später kommen. Die Zeiten wurden unter uns aufgeteilt.“

Mika strahlt. „Schön, dass du mich besuchst!“

„Jaaa“, erwidert David, beugt sich vor und kneift Mika in die Wange. „Und du bist richtig gut drauf. Das freut mich. Hat sich dein Knallkopf schon etwas beruhigt?“

Mika lacht laut und nickt. „Hat er! Seit seiner sehenswerten Entschuldigung reißt er sich mächtig am Riemen. John hat ihm den Kopf zurecht gerückt.“

„Dann ist alles wieder gut?“

„Alles gut! Er hat gestern sogar sein Motorrad verkauft!“

„Nein!!“ David reißt theatralisch die Augen auf. „Das glaub‘ ich nicht!“

„Doch! Hat er!“

„Nie im Leben! Was will er denn jetzt machen? Neben seinem heißgeliebten Jackson her joggen?“

Sie prusten beide über die gehässige Bemerkung. Mika presst sich unwillkürlich die Hand vor den Mund. Doch das Gekicher ist nicht zu stoppen.

„Du bist echt gemein!“, gackert er schließlich. „Das hat er für John und mich getan.“

David lehnt sich entspannt zurück. „Wohl mehr für dich und John. Da spielt die Reihenfolge eine große Rolle.“

„Ist doch egal“, winkt Mika ab. „Hauptsache, er gibt nicht mehr den Durchgeknallten auf der Autobahn!“

David nickt ernst. Natürlich kennt er die Geschichte bis ins kleinste Detail.

„Da hast du Recht!“ Er hebt die Tasse und prostet seinem Freund zu. „Und John?“, fragt er nach dem nächsten Schluck. „Geht’s dem auch gut?“

Er versucht, die Frage so nebensächlich wie möglich klingen zu lassen. Doch Mika kennt David einfach schon zu lange.

Daher fragt er süffisant: „Wiesoo? Hast du Sehnsucht nach ihm?“

Ein verlegenes Lächeln gibt Mika die Antwort. Gleichzeitig fährt sich David mit einer Hand durch die streichholzkurzen weißblonden Haare.

„Ach, weißt du … mal ein wenig Abwechslung wäre doch nicht schlecht.“

„Du Luder!“ Gespielt entrüstet boxt Mika seinen Freund gegen den Oberarm. „Ich dachte, der Undertaker sorgt für genug Abwechslung in deinem Leben!“

Prompt geht das Gekicher von vorne los. Über Mikas neuen Spitzname für Ben amüsieren sich beide immer wieder prächtig. Schließlich wischt sich David einige Lachtränen aus den Augenwinkeln.

„Ja … Nein … Naja“, stottert er und sucht dabei in seiner Jeansjacke nach einem Taschentuch. „Ben ist immer noch der König der Unterwelt und ich bin sein Sklave!“

„So soll es ja auch sein!“, grinst Mika und kratzt den letzten Milchschaum aus seiner Tasse. „Doch wir können ja mal eine Session zu fünft planen. Wird bestimmt lustig, Keno zu beobachten, sobald sich Ben mir nähert.“

„Ach! Guck mal hier!“, unterbricht ihn David und wedelt mit einem dunklen länglichen Blatt herum. „Kennst du das schon? Die Dinger liegen im ‚Kolosseum‘ aus. Alle sind ganz neugierig drauf.“

Er reicht Mika den Flyer. In bunten Lettern vor schwarzem Hintergrund steht dort:

Spiel‘ mit mir

und entdecke das Tier in dir

Das scheue …

Das starke …

Das neugierige …

Das mutige …

Finde dich selbst im

BESTIARIUM

(Teilnehmerzahl begrenzt)

Mika wendet das Blatt. Auf der Rückseite steht lediglich eine Handy-Nummer. Unten rechts … ganz klein … erkennt er einen bunten Joker.

„Und?“, fragt er stirnrunzelnd. „Was soll das sein?“

„Keine Ahnung“, gibt David zu. „Keiner weiß, was sich genau dahinter verbirgt. Das macht die Leute verrückt. Bisher hab‘ ich lediglich von einigen Bekannten gehört, dass sie da angerufen haben und abgewiesen wurden. Die Nachfrage scheint dermaßen groß zu sein, dass nicht jeder angenommen wird. Immerhin können wohl bis zu sechs Leute auf einmal teilnehmen.“

„Ja, aber … Teilnehmer wofür?“ Mika zuckt abschätzig mit den Schultern und legt den Zettel auf den Tisch. „Kein Schwein kann erkennen worum es überhaupt geht. Da hält sich einer vom Marketing wohl für ganz besonders schlau!“

David lacht auf. „Das ist doch der Witz. Die machen die Leute damit erst mal heiß. Wenn es sich rumspricht, dann rennen denen die Interessenten die Bude ein. Sollen wir auch mal anrufen?“

Während er fragt, zückt David bereits sein Handy. Er wählt und lauscht.

„Besetzt“. Enttäuscht zieht er eine Schnute und tippt auf die rote Taste. „Schade! Wär‘ doch super, wenn wir da gemeinsam teilnehmen würden.“

„Ben und Keno!“, gibt Mika abgeklärt zurück. Doch dann grinst er verschmitzt. „Das könnte wirklich lustig werden. Ruf‘ nochmal an!“

David drückt die Wahlwiederholung. „Scheiße! Immer noch besetzt! Ich versuch’s später nochmal. Ich muss jetzt auch langsam los, mein Süßer!“ David steht auf und streift seine Jacke über.

„Ich sag‘ dir Bescheid, okay?“

Auch Mika erhebt sich und stellt automatisch die Tassen zusammen. „Alles klar! Kann ich den Flyer haben? Bin gespannt, was meine beiden Helden dazu sagen. Das wäre endlich mal eine Abwechslung.“

„Klar!“ David drückt ihm einen Schmatzer auf die Wange. „Ich hab‘ ja die Nummer. Bis später!“

*

Abends sitzen sie gemeinsam in der Küche.

„Was soll denn DER Scheiß?!“, raunt Keno, bevor ein weiteres riesiges Apfelstück in seinem Mund verschwindet. „Bestimmt irgend so ‘ne Kinderkacke!“, urteilt er mampfend. „Genau das Richtige für die Teenies im ‚Kolosseum‘.“

„Das weißt du doch gar nicht!“ Mika ist sauer. Er findet immer mehr Gefallen an Davids Idee. Und dass Keno seinen Vorschlag einfach so abbügelt, passt ihm schon gar nicht. Schließlich ist er der einzige von ihnen, der überhaupt mal eine Idee hat. Keno hält natürlich dagegen.

„Weiß ich wohl! Das schreit doch danach, dass man den Leuten für irgendeinen Blödsinn fett Kohle aus der Tasche ziehen will. Steht da irgendwo eine …“ Er dreht das Blatt hin und her. „... offizielle Teilnahmegebühr, oder so was? Nein! Natürlich nicht! Ich wette mit euch, dass das eine Verarsche ist!“

Kopfschüttelnd steht er auf und wirft die Überreste des Apfels in den Mülleimer.

Mika verschränkt bockig die Arme vor der Brust.

„Na und? Was kann das schon kosten?! Aber …“ Er schnalzt mit der Zunge und tippt sich mit dem Finger gegen die Stirn, als wäre ihm etwas Wichtiges eingefallen. „… entschuldige bitte. Ich hab‘ ganz vergessen, dass wir ja vorher erst unsere Essensmarken zusammenzählen müssen.“

Keno baut sich vor ihm auf und stemmt die Hände in die Hüften. Vor Erstaunen steht sein Mund halb offen. Dann wendet er sich John zu, der die Diskussion – wie so häufig – stumm und grinsend beobachtet.

„Was ist denn mit DEM los?!“, empört sich Keno. Dass seine Empörung nicht echt ist, erkennt man daran, dass er Mika ruppig durch die Haare fahren will. Zickig zieht dieser seinen Kopf weg.

„Sklavenaufstand“, brummt John grinsend, bevor er sich zurücklehnt und Mika abschätzend betrachtet.

„Warum bist du denn gleich so sauer?“, fragt er ihn süffisant. „Du kennst doch die Queen. Die will erst mal richtig eingeseift werden. Da ist kein Platz für Eigenwilligkeit.“

Keno ballt die Faust in Johns Richtung. „Ich geb‘ dir gleich ‚Queen‘ … will einer ein Bier?“, fragt er nahtlos. Das Thema scheint für ihn damit erledigt zu sein.

John hebt seine Hand.

„Und du?“, wendet sich Keno vom Kühlschrank aus Mika zu.

Wütend springt Mika so abrupt auf, dass sein Stuhl dabei fast umkippt.

„Wisst ihr was? Ihr könnt mich beide mal am Arsch lecken. Erst heißt es ‚Wir müssen unbedingt mehr miteinander unternehmen‘, ‚Wir verbringen überhaupt keine Zeit mehr zusammen‘. Und dann komm‘ ich mit einer super Idee und ihr benehmt euch wie zwei alte gelangweilte Säcke! Wenn ihr keinen Bock habt … bitte schön! Dann such‘ ich mir zusammen mit David und Ben eben ein paar andere Leute.“ Im Stechschritt verlässt er die Küche. „Kann ja wohl nicht so schwer sein“, hören die beiden Zurückbleibenden ihn noch maulen, bevor seine Zimmertüre laut hinter ihm ins Schloss fällt.

Gleichzeitig knallt Keno Johns Bierflasche auf den Tisch.

„Dieser kleine Pisser!“, faucht er und wühlt in der Küchenschublade nach einem Flaschenöffner.

John lächelt vor sich hin.

„Also, ich weiß ja, dass du das anders siehst“, knurrt er schließlich und kneift seine Augen leicht zusammen. „… Aber mich macht sein Verhalten ganz schön geil!“

Keno öffnet die Flaschen. „Was macht DICH nicht geil?!“, erwidert er murmelnd und grinst schon wieder.

*

Mika ist wütend wie schon lange nicht mehr. Diese Wut staut sich schon seit einiger Zeit in ihm auf. Ständig wird er bevormundet. Immer ist er der ‚Kleine‘, ‚Bambi‘, oder ‚Minimoy‘. Da kann er gar nicht drüber lachen. Ihm reicht’s langsam! Er kommt mit einem witzigen Vorschlag, einfach mal den Alltag aufzulockern und rennt damit natürlich wieder gegen eine Wand. Wie selbstverständlich wird er dabei nicht ernst genommen. Und wie immer führt Keno das große Wort. Wozu haben sie ihren ‚Familienrat‘ eigentlich abgehalten? Wozu? Es kommt ja doch nichts dabei rum.

Ich bleib‘ der kleine Doofmann, Keno kocht sein eigenes Süppchen und rückt erst mit der Sprache raus, wenn alles den Bach runter geht. Ansonsten benimmt er sich wie der von allen gewählte Haushaltsvorstand. Und John? Ja, der lehnt sich zurück und knurrt ein „Reg‘ dich nicht so auf!“. Das variiert natürlich. „Reg‘ dich nicht auf!“ „Reg‘ dich ab!“ „Mach‘ dich locker!“ Es kotzt mich dermaßen an, dass die mich nicht für voll nehmen. Aber ich bin’s ja selber schuld. Ich muss mich öfters durchsetzen; mich einfach mal in den Mittelpunkt rücken. Aber nein! Keno und sein Motorrad waren natürlich wichtiger! Ich bin ja so blöd und mach‘ mir immer erst um die anderen Sorgen. Das ist so typisch für mich!

Hektisch räumt er irgendwelches Zeug von einer Ecke seines Zimmers in die andere, nur um beschäftigt zu sein. Dabei wischt er ab und zu zornige Tränen aus seinem Gesicht. Ich hab‘ so viel Verständnis für Kenos Emotionen und vergess‘ dabei einfach meine eigenen Bedürfnisse. Ich bin so bescheuert! Und dann … dann ärgere ich mich zu Tode.

Nachdem die gröbste Wut verraucht ist, lässt sich Mika erschöpft auf sein Bett fallen. Er packt sein Kopfkissen und umklammert es innig.

„Dämliche Wichser“, murmelt er beleidigt und knibbelt dabei am Kissenbezug herum. Fast wäre er eingeschlafen, als sein Handy klingelt. David.

„Hey“, legt er los, kaum, dass Mika das Gespräch angenommen hat. „Ben macht mit bei dieser Bestiariumssache. Wie sieht’s bei dir aus?“

„Ach … Scheiße“, mault Mika. „Keno denkt, dass es sich dabei um irgendeine Bauernfängerei handelt. Und natürlich ist alles nur Kinderkram. Der ist sowas von arrogant. Und John scheint – wie so oft – keine eigene Meinung zu haben. Von dem kommen immer nur süffisante Bemerkungen, die mit der Sache gar nichts zu tun haben. Langsam geht’s mir auf den Sack, Dave, echt. Wir suchen uns einfach noch ein paar andere Leute. Aber wir wissen ja auch noch gar nicht, ob wir da überhaupt mitmachen können.“ Er seufzt und setzt sich auf die Bettkante. „Find‘ ich toll, dass Ben mitmacht. Hat er direkt ‚Ja‘ gesagt?“

„Ich musste ihm einen blasen, damit er zustimmt“, antwortet David amüsiert.

„Was??“ Sofort wallt Mikas Empörung wieder auf. „Das kann ja wohl …“, setzt er an, doch David unterbricht ihn lachend.

„Mensch, Mika! Was ist denn los mit dir? Du kennst Ben und du kennst mich. Wenn ich ihn um etwas bitte, dann ist er oft so drauf. Vor allem, wenn er merkt, dass mir was dran liegt. Dann geh‘ ich auf die Knie und bettle ein wenig. Na und? Muss ich dir das wirklich erklären?“

„Nein“, haucht Mika.

„Und ehrlich gesagt“, fährt David fort, „ist mir nicht ganz klar, wieso du und Keno das nicht auch so macht? Du kennst ihn doch. Du kennst seine Schwachstellen. Wenn du ihn anhimmelst und den Welpen gibst, hab‘ ich noch niemanden gesehen, der so schnell nachgiebig reagiert wie dein Keno. Und John …“ Dave lacht laut auf. „… dem musst du doch einfach nur ganz klar sagen, was du willst. Nicht zickig! Nicht bockig! Frag‘ ihn einfach … und zwar direkt.“

Mika presst die Lippen aufeinander. Warum sieht er die Dinge nicht selbst mit solcher Klarheit?

„Warum ziehst du nicht hier ein und ich lebe mit Ben?“, gibt er kleinlaut zurück. „Das Leben mit ihm ist bestimmt um einiges einfacher!“

„Ach, Mika!“, tadelt ihn David sanft. Wenn du wüsstest, wie schwer es mit Ben oft ist, denkt er. Doch darüber verliert er kein Wort.

„Jetzt schlaf‘ erst mal 'ne Nacht drüber und frag' sie morgen nochmal“, redet David seinem besten Freund weiter zu. „Du wirst sehen, dass sich dein Unmut in Wohlgefallen auflöst. Sei nicht so streng mit ihnen und sei vor allem nicht so streng mit dir! Ich muss jetzt Schluss machen. Mein Gebieter bekommt von mir heute Abend eine 1a Rückenmassage. Und zwar einfach so … ohne Befehl.“ Davids breites Grinsen nimmt Mika auch so wahr, ohne ihn direkt zu sehen.

„Ich schick‘ dir ein Smiley, wenn das mit dem Bestiarium klappt, okay?“

„Okay!“, stimmt Mika zu und kann schon wieder lächeln.

*

Wieder einmal wird Mika aus dem Schlaf gerissen. Doch dieses Mal lässt sich kein Körper einfach auf sein Bett fallen, wie es sich Keno zur Gewohnheit gemacht hat. Diesmal schiebt sich jemand vorsichtig neben ihn und beginnt ihn zärtlich zu streicheln. Als er aufwacht, reißt sich Mika zusammen und bleibt mit pochendem Herzen liegen. Noch während er um seine Beherrschung ringt, weiß er, dass es sich um John handelt. Er erkennt ihn an seinen Berührungen, seinem Duft, seinem tiefen Brummen … und an seinem Monsterständer, der ungeduldig gegen Mikas Kehrseite drückt.

„Joohn“, murrt Mika genervt. „Lass mich in Ruhe … ich schlaf‘ doch schon!“ Es fällt ihm schwer, sich klar und deutlich zu artikulieren. Seine Zunge will sich einfach nicht bewegen, selbst seine Kieferknochen scheinen wie gelähmt.

„Dann wach‘ auf“, knurrt ihm John ins Ohr, nur um es anschließend mit spitzen zarten Küssen zu übersäen. Eine Gänsehaut zieht über Mikas Rücken. Das kann dieser Schweinehund echt gut. Und je länger er sich dem Ohr des Kleinen widmet, umso munterer wird er.

Mika dreht sich auf den Rücken, streckt die Arme über den Kopf und reckt seinen ganzen Körper, während er sich genüsslich Johns Zärtlichkeiten hingibt.

Ein langgezogenes „Mhmm“, entweicht seiner Kehle, als John küssend seine Brustwarzen-Piercings erreicht. Vorsichtig legt er seine Lippen um einen der dünnen Stäbe und saugt. Spielerisch stupst er dabei mit der Zunge die hart werdenden Warzen. Seine rechte Hand umfasst Mikas Handgelenk, nur um darauf feine Linien mit den Fingernägeln zu ziehen. Hauchzart kratzt er über den Unterarm, den Oberarm und die Achselhöhle und gleitet anschließend an den Seiten hinunter bis zur Taille. Von dort fährt seine Hand ganz selbstverständlich über Mikas Bauch zu seinem Schritt, wo er den erwachenden Schwanz mit kundigen Fingern ertastet.

„Nein, … bitte … hör‘ auf“, murmelt Johns schon längst nicht mehr müdes Opfer. „Ich muss doch morgen arbeiten. Bitte … ich … aaah“, haucht Mika und greift in Johns Haarschopf, während dieser ungerührt weiter an seinen Brustwarzen knabbert. Er saugt und zupft an den gepiercten Stäben, verdreht sie leicht mit seinen Zähnen und leckt sie ab. Immer mehr Blut schießt in Mikas Unterleib. Dort massiert und drückt ihn John ohne Unterbrechung.

„Du musst gar nichts, außer still halten“, knurrt er zwischendurch. „Wenn du jetzt nicht brav bist, hör‘ ich sofort auf und geh‘ ins Bett.“ Mikas Betteleien führen ihn nicht mehr hinters Licht. Kein einziges Wort davon ist ernst gemeint.

„Oh Gott, … John“, presst Mika hervor. Mehr sagt er nicht, doch es soll wohl immer noch nach Protest klingen. John hört auf, die inzwischen heißen und gleichzeitig harten Brustwarzen zu verwöhnen. Doch seine Hand bewegt sich gnadenlos weiter. Dabei blickt er Mika im Halbdunkeln in die Augen.

„Den ganzen Abend hab‘ ich mit Cat versaute Filmchen im Internet geguckt. Und weißt du was? Der ist einfach im Sitzen dabei eingepennt.“ Er atmet einmal tief durch. „Und ich sitz‘ da mit ‘ner Megalatte und denk‘ mir: Warum gehst du nicht einfach zum Kleinen? Der ist doch für jede Schweinerei zu haben. Da fiel mir wieder ein, dass du ja sauer auf uns bist. Und mir wurde klar, warum Cat nicht geil wird.“

Johns Hand hält inne, während sein Blick Mikas langgestreckten Körper taxiert. Er lässt den geschwollenen Penis los und fährt stattdessen mit der flachen Hand über die nackten Oberschenkel. Mit der für ihn typischen Selbstverständlichkeit redet John in ruhigem Tonfall weiter.

„Du bist neben Cat der schönste Mann, den ich kenne, Mika.“ Er streckt seinen Arm aus und streichelt zärtlich Mikas Gesicht. Dessen Herz bleibt fast stehen, bevor es doppelt so schnell weiter schlägt. Seit ihren Therapiegesprächen hat sich John wirklich verändert. Im Gegensatz zu früher spricht er seine Gedanken in aller Ausführlichkeit aus, wenn sie ihm wichtig sind. Die übliche zynische Fassade hält er nicht mehr auf Teufel komm raus aufrecht. Und wenn er was sagt, dann kommt es direkt aus seinem Herzen. Ehrlichkeit ist wahrlich sein zweiter Vorname. Doch gerade deshalb schaudert es Mika oft, wenn John ernst wird. Diese Ehrlichkeit kann einen mitunter auch ziemlich hart treffen.

„John … was?“, setzt er an, doch dieser schüttelt sanft den Kopf und fährt mit dem Daumen über Mikas Lippen.

„Nein, hör‘ mir zu“, raunt er, als stünden zig Leute vor der Türe, die mithören könnten.

„Es ist so, wie ich es dir sage. Aber ich liebe nicht nur deinen geilen Arsch.“ Ein schnelles Grinsen lässt ihn die Lippen verziehen; doch schon ist er wieder ernst. „Ich liebe wirklich jede Facette an dir. Vielleicht gerade deshalb, weil du so völlig anders bist als Cat. Doch ich muss dir jetzt mal was sagen, Mika.“

Oh Gott, jetzt kommt’s, keucht Mika innerlich auf.

„Wenn du wie ein Mann behandelt werden willst, dann musst du dich auch wie einer benehmen. Ein Chaot und Kindskopf in unserer kleinen Familie reicht eigentlich, oder? Du bist doch ein schlauer Bursche. Du hast Leute wie diesen Edward verarscht und um den Finger gewickelt, ohne dass er es geschnallt hat. Du kannst so smart sein, wenn du willst. Doch …“ Jetzt wandert sein Zeigefinger sanft wie eine Feder über Mikas pochende Halsschlagader. „… die Nummer, die du heute in der Küche abgezogen hast … das ist einfach nur kindisch, verstehst du? Wenn du freiwillig die Rolle des kleinen Jungen spielen willst … Okay … kein Problem. Doch sei nicht wütend, wenn jemand wie Keno dich dann auch so behandelt. Wenn du ihm die Zügel überlässt, dann nimmt er sie auch. So ist er nun mal. Seine dominante Ader schwillt dann an wie ein Gartenschlauch unter Druck.“

Mika lacht lautlos auf, obwohl ihm gerade die Tränen in die Augen schießen. John hat mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen. Im selben Augenblick schämt sich Mika für sein albernes Getue. Doch völlig ohne Gegenwehr nimmt er Johns Äußerung nicht hin. Er räuspert sich.

„Es wäre eine große Hilfe, wenn ihr mir nicht immer Spitznamen geben würdet, die einem Männerbild eben auch nicht entsprechen.“

John hebt fragend eine Augenbraue.

„Kleiner?“, hakt er nach.

Mika verzieht den Mund. „Ach, damit kann ich leben. Aber ‚Zwerg‘ ist nicht gerade die feine Art. Und dass sich Keno in letzter Zeit ‚Bambi‘ und ‚Minimoy‘ angewöhnt hat, finde ich so ätzend, dass ich kotzen könnte. Wenn ich was sage, schütte ich nur Öl ins Feuer und er hört erst recht nicht auf.“

Mika stößt seine Empörung dermaßen angewidert hervor, dass John sein spontanes Lachen unterdrückt und stattdessen nickt. Er versteht seinen Kleinen … der doch gar nicht mehr der Kleine von früher ist.

„Ich bin nicht wie du, John“, fährt Mika verbittert fort. „Vor dir hat er absoluten Respekt. Das ist mit mir eben anders. Er würde niemals auf die Idee kommen, dich mit irgendwelchen Spitznamen zu belegen … zumindest nicht mit so dämlichen.“

John legt ihm beruhigend die flache Hand auf die Brust. „Rede mit ihm. Er versteht das bestimmt. Außerdem gibt es da noch eine Regel von früher, die wir wieder einführen können. Wenn irgendwas abgesprochen wird und der andere hält sich nicht dran, kostet das einen Blow-Job pro gebrochenem Versprechen. Ich schwör‘ dir, dass unser Chaot die Sache mit den Spitznamen ganz schnell sein lässt … außer er hat zwischendurch öfters mal Bock drauf, vor dir zu knien.“

Jetzt kann Mika schon wieder leise lachen. Mit John zu reden tut gut. Es ist einfacher als mit Cat. Wenn Mika mit Keno redet, wird er automatisch devot. Außerdem hält ihn dessen Sexappeal gefangen. Wie eine arme kleine Fliege im Netz der übermächtigen Spinne. Mika ist meistens ein leichtes Opfer für die Überredungskünste dieses Charmeurs.

John legt den Arm um seinen Liebsten und zieht ihn zu sich. Anschließend zieht er die Decke hoch, um sie gemeinsam zuzudecken. An Sex ist wohl nicht mehr zu denken. Lieber schmusen sie sich gemeinsam in den Schlaf.

„Ich versprech’ dir, dich nicht mehr Zwerg zu nennen, du süßer Minimoy“, scherzt John und drückt Mika einen sanften Kuss auf die Lippen. „Upps“, raunt er anschließend. „Und schon hast du dir einen Blow-Job verdient.“

Mika grinst zufrieden. „So lass ich mir das gefallen“, murmelt er verpennt. „Obwohl ich nicht unbedingt davon überzeugt bin, dass Keno sich dran hält.“ Er kuschelt sich noch näher an John. „Doch morgen entschuldige ich mich bei meinem Meister. Dann ist alles wieder gut, oder?“

„Aber sicher“, gähnt John verhalten. „Der ist doch total heiß auf dieses Bestiarium-Ding.“ Ein letzter Schmatzer in Mikas wirre Mähne folgt. „Hast du etwa ernsthaft gedacht, dass wir dabei nicht mitmachen?“

*

Am nächsten Morgen wacht Mika alleine in seinem Bett auf. Schnurrend gräbt er sich ein letztes Mal in die Kissen. Hmm, das Kopfkissen neben ihm duftet immer noch nach diesem unglaublichen Mann, der ihm mal wieder auf seine einfühlsame Art beigebracht hat, was für ein Holzkopf er manchmal sein kann. Dabei hatte er sich doch vorgenommen, Keno so zu nehmen, wie er ist. Sein eigenes Verhalten wollte er anpassen. Nicht ‚wollte‘!, korrigiert sich Mika in Gedanken. Ich werde! Ich hab‘ mich doch wegen seiner unberechenbaren Art in ihn verliebt. Und ich bin verrückt nach ihm. Ich muss mich bloß am Riemen reißen. So schwer kann das doch nicht sein.

Mit neuer Zuversicht schwingt er sich aus den warmen Federn und eilt unter die Dusche.

Als er anschließend die Küche betritt, findet er dort einen ziemlich übermüdet dreinblickenden Keno vor. Barfuß und nur in Jeans lehnt er sich sexy gegen die Arbeitsfläche. Ganz klar! Der hat sich die Nacht um die Ohren gehauen. Mika zeigt sein süßestes Lächeln.

„Guten Morgen! Was ist denn mit dir los? Hast du schlecht geschlafen?“

„Mrrmmrmm“, murmelt der Angesprochene in seinen Kaffeebecher.

„Was?“, fragt Mika prompt und zapft sich ebenfalls eine Tasse.

Keno gähnt herzergreifend. „Hab‘ die ganze Nacht gechattet und dabei die Zeit vergessen.“

Während Mika – wie immer – seinem Cappuccino noch einen guten Schuss Milch hinzufügt, hakt er neugierig nach.

„Mit wem denn?“

„Kennst du nicht. Motorrad-Freaks und so …“, erwidert Keno leise.

„Und so?“ Mika lässt sich am Küchentisch nieder. „Heißt der ‚und so‘ etwa Jackson?“ Ein wissendes Grinsen untermalt seine Vermutung.

Keno stellt seinen Becher auf die Arbeitsfläche und stemmt sich mit beiden Händen an der Platte ab.

„Auf einmal so freundlich?“, schießt er eine hämische Gegenfrage ab.

Mika streckt seine Beine aus und seufzt zufrieden, während er immer wieder an seinem Gebräu nippt. „Ja! Stell‘ dir mal vor! Über Nacht bin ich super einsichtig geworden. Ich hab‘ mich schlecht benommen und ich will mich dafür entschuldigen.“

Zwar zieren dunkle Ringe Kenos Augen, doch ein gefährliches Glitzern lässt seine grüne Iris nun leuchten.

„Dann tu’s doch!“ Herausfordernd legt er den Kopf ein wenig schräg, dass ihm zwei Haarsträhnen aufreizend in die Augen fallen. Er verschränkt die Arme vor der Brust, während sein linker Fuß erwartungsvoll wippt.

Mika stellt seine Tasse ab, atmet tief durch und steht schließlich auf.

„Komm her“, raunt Keno liebevoll.

Zwei Schritte weiter und Mika trennen lediglich noch zwanzig Zentimeter von seinem dominanten Mann. Ohne dass er darüber nachdenkt, rauft er sich seine sowieso schon struppig gestylten Haare. Mika ist nervös. Ruuhig, ganz ruuhig!, redet er sich innerlich Mut zu. Der weiß genau, welche Knöpfe er bei mir drücken muss. Doch ich kenne seine Schwächen ebenfalls.

Eigentlich sollte Mika sich nicht wundern, warum ihm Keno Spitznamen wie ‚Bambi‘ verpasst. Denn den Unschuldsblick hat er sowas von perfekt drauf. Er senkt den Kopf, nur um wie ein gescholtenes Kind vorsichtig von unten empor zu schielen. Seine Stirn legt sich dabei in fragende Falten.

„Verzeihst du mir?“, maunzt er unterwürfig. Jetzt hebt er seinen Kopf und blickt Keno offen an. „Es tut mir wirklich leid, dass ich mich gestern so bescheuert benommen hab‘. Aber ich wollte so gerne mit euch zu diesem Bestiarium-was-auch-immer.“ Den Rest verkneift sich Mika wohlweislich. Dass er sich bevormundet gefühlt hat und – wie so oft – von Keno nicht für voll genommen wurde. Vielleicht kann er ihm später …

„Ich weiß ganz genau, was du gerade denkst“, erwidert Keno ruhig. Seine Rechte legt sich sanft auf Mikas Nacken und krault ihn zärtlich. Ihre Blicke verschmelzen.

„Ja?“, krächzt Mika ertappt. „Was denk‘ ich denn?“

„Du denkst, ich bevormunde dich!“, erwidert Keno leise. „Du fühlst dich nicht für voll genommen …“

Verdammt! Er benutzt sogar die Worte, die ich denke. Ein leises Zittern zieht durch Mikas Körper. Er durchschaut mich und das wird immer so sein. Ich kann machen und tun und denken was ich will. Er weiß es einfach.

„Ist es nicht so?“ Kenos Stimme bleibt warm.

Mika nickt wie ein Automat. Doch dann ändert sich sein Blick. Na klar! John hat mit ihm geredet. Ich bin vielleicht blöd!

„Nein“, lacht Keno auf. „Das hab‘ ich nicht von John!“

Entsetzt reißt Mika die Augen auf. Jetzt wird ihm die Sache unheimlich.

„Mika!“, beruhigt ihn Keno. „Ich lese in deinem Gesicht wie in einem Buch. Und es tut mir leid, dass ich gestern direkt so abweisend reagiert hab‘. Aber … mir fehlt meine Maschine … die Ausflüge, das Basteln mit Jackson und so!“

Traurig presst Keno die Lippen aufeinander. „Ich weiß, dass das bescheuert klingt …“

„Tut es nicht!“, fällt ihm Mika schnell ins Wort. „Ich hab‘ nicht dran gedacht, dass dir so viel daran liegt. Du hast es nur für mich aufgegeben.“

„Und für John“, grinst Keno jetzt. „Der hätte mir sonst eine Tracht Prügel verpasst.“

Sie lächeln sich eine ganze Weile stumm an.

„Ich dachte, du wolltest dich entschuldigen“, schmunzelt Keno schließlich.

Ohne ein weiteres Wort schmiegt sich Mika gegen Cats breite Brust. Er reckt ein wenig den Kopf, bevor sich seine vollen Lippen verführerisch darbieten. Die Hand in seinem Nacken drückt ganz leicht … und sie küssen sich wie schon lange nicht mehr. Sehnsüchtig, verliebt, zärtlich. Die Zeit steht still, während ihre Lippen miteinander verschmelzen.

Abrupt reißt sich Keno los.

„Ich will nie wieder von dir hören, dass du denkst, ich würde dich verachten. Ist das klar?“, raunt er mit belegter Stimme. „Du bist mein Ein und Alles … mein Süßer … mein Kleiner …“ Jedes gekeuchte Wort wird mit einem zarten Kuss unterbrochen.

Mika legt beide Hände flach auf die schwer atmende Brust vor sich. Er fühlt Kenos Herzschlag. Er pocht hart gegen die Rippen.

„Bitte … versprich‘ mir …“, fleht er kleinlaut. Doch schon verlässt ihn der Mut. Wenn er es laut aussprechen soll, kommt sich Mika irgendwie dämlich vor.

„Ich versprech‘ dir alles“, knurrt Keno aufgegeilt und versiegelt die bebenden Lippen vor sich mit einem weiteren heißen Kuss. Schließlich legt er beide Hände auf Mikas erhitzte Wangen. Ihre Nasenspitzen berühren sich.

„Sag’s mir“, fordert Keno ernst. „Ich tu‘ alles für dich!“

Oh Gott! So viel Hingabe hab‘ ich einfach nicht verdient, schießt es Mika durch den Kopf.

„Ich könnte jetzt was sagen …“ Süffisant verzieht Keno einen Mundwinkel.

Prompt muss Mika ebenfalls grinsen. „Hör‘ auf damit! Das macht mich völlig fertig, dass du mich so durchschaust.“

Kenos Daumen streichen zärtlich über Mikas Gesicht, bevor er ihm einen letzten Kuss aufdrückt und ihn loslässt.

„Anscheinend kenne ich dich nicht gut genug, um vorauszuahnen, wie mein Versprechen lauten soll“, fährt Keno fort und greift nach seinem Kaffeebecher.

Mika atmet tief durch. Los jetzt!, befiehlt er sich. Und bevor er einen erneuten Rückzieher machen kann, stößt er schnell seine Bitte hervor.

„Wenn du mich wirklich nicht verächtlich behandeln willst, dann … dann … gib‘ mir keine bescheuerten Spitznamen mehr, okay? Versprich‘ es mir!“

Das Erstaunen in Kenos Gesicht ist nicht gespielt. „Was?“, fragt er verwirrt. „Das ist alles?“ Sein Brustkorb beginnt zu zucken. Es kann nicht mehr lange dauern und ein Lachkrampf der Kategorie 1 wird ihn durchschütteln. Doch dann sieht er zu Mika rüber, der immer blasser und angespannter wirkt. Seine Augen schimmern feucht. Dabei ballt er die Hände zu Fäusten, damit er seine Selbstbeherrschung behält. Ohne jegliche Gefühlsregung starrt er Keno an. Dem bleibt das Lachen im Halse stecken. Schnell packt er Mikas Shirt und zieht ihn mit einem Ruck in seine Arme.

„Verzeih‘ mir“, flüstert er ihm zu. „Ich bin ein blöder oberflächlicher Arsch. Ich hab‘ einfach nicht geblickt, dass dich so ein bisschen … also … so ein Rumgeflachse beleidigt. Ich versprech‘ dir, es mir zu verkneifen, aber … sieh‘ mich nicht so an, ja?“

Dankbar legt Mika seine Arme um ihn. „Okay“, murmelt er erleichtert. Doch seine Stimme gewinnt schnell ihre Festigkeit zurück. „Einen Blow-Job pro gebrochenem Versprechen!“

Keno grinst, während er Mika noch fester an sich drückt. „Du hast also mit John geredet. Wie nett von ihm, dir davon zu erzählen.“

Jetzt lachen sie gemeinsam.

„Oh, er hat mir auch noch erzählt, dass du ganz scharf drauf bist, bei diesem Bestiarium mitzumachen. Das hättest du mir auch gleich sagen können“, grinst Mika maliziös.

„Heyheyhey! Moment mal!“, protestiert Keno lachend und schiebt Mika von sich weg. „Ich hab‘ John lediglich gesagt, dass uns eine kleine Abwechslung bestimmt gut täte.“

Mika strahlt wie ein geschliffener Diamant. „Und?“, hakt er hoffnungsfroh nach. „Machst du mit, wenn wir einen Termin kriegen?“

„Darf ich noch ‚Kleiner‘ zu dir sagen?“

Mika nickt lachend.

„Na, dann … okay, Kleiner!“

Mit einem ‚High Five‘ klatscht Keno Mikas erhobene Hand ab.

„JA!!“, ruft dieser begeistert aus. „Ich muss sofort David anrufen!“ Er dreht sich auf dem Absatz um und will im Laufschritt die Küche verlassen, um sein Handy zu suchen. Doch an der Türe hält Keno ihn zurück.

„Hey, Kleiner!“

Mika dreht sich mit Schwung um. Keno taxiert ihn wie ein Raubtier vor dem Sprung.

„Ja?“, fragt Mika und ist alleine von diesem intensiven Blick schon wieder verunsichert.

„Hast du tatsächlich gedacht, ich würde dich alleine mit Ben da hingehen lassen?“

„Nie im Leben“, erwidert Mika keck und sein sexy Lächeln wäre ein Ölportrait wert.

Bestiarium

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