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Kapitel 2

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Zwei Wochen später ist Mika wieder gesund. Das ist auch gut so, denn er hat eine Feier geplant. Mit glänzenden Augen schweift sein Blick über den festlich geschmückten Gastraum des Café Bohne. Alle Tische wurden umgestellt, um Platz für ein großes Buffet zu schaffen. Uschi hat sich in den vergangenen Tagen mal wieder selbst übertroffen und viele kleine Leckereien vorbereitet, die nun auf silbernen Platten präsentiert werden. Schwere champagnerfarbene Tischdecken aus Damast – mit Ton in Ton bestickten Rändern – verleihen den einfachen Bistrotischen einen edlen Touch. Schlanke silberne Kerzenhalter mit schokobraunen Kerzen setzen festliche Akzente. Hier und da wurden – wie versehentlich – einige Kaffeebohnen verstreut. Mika seufzt zufrieden. Ja, die Gäste können kommen.

Seit einem Jahr führt er ‚sein Café Bohne‘. Durch Mikas freundliche und offenherzige Art hat sich die Zahl der Kundschaft fast verdoppelt. Das ist ein riesiger Erfolg, den Ralf – Eigentümer des Cafés – mit einer fetten Gehaltserhöhung für ihn und Uschi anerkannt hat. Heute wird gefeiert. Die treuesten Stammkunden und viele Freunde feiern mit ihm.

Mütterlich legt Uschi ihren Arm um Mikas Taille und drückt ihn an sich. Doch gleich danach geht sie in Grundstellung. Sie stemmt die Hände wie ein General in die Hüften und lässt ihren prüfenden Blick über die Tische schweifen. Nicht lange und ein zufriedenes Grinsen zeichnet sich auf ihrem Gesicht ab. Sie nickt, was als abschließende Genehmigung interpretiert werden kann. Wie von Geisterhand erscheint eine Sektflöte mit perlendem Inhalt vor ihrem leicht verschwitzten Gesicht.

„Glaub‘ bloß nicht, mir wäre nicht klar, dass mindestens die Hälfte des Erfolgs auf dein Konto geht!“ raunt Mika ihr zu, während er nach einem zweiten Glas greift.

Verlegen setzt seine Köchin zu einer abwehrenden Geste an.

„Na!!!“ ermahnt Mika sie ernst. „Nicht jetzt, Uschi!“

Gerührt blickt die mollige Endvierzigerin zu Mika empor als dieser prostend sein Glas erhebt. Seine blauen Augen versinken in Uschis feuchtem Blick, während er ihr zuflüstert.

„Du bist die Beste! Danke dir!“

Klangvoll stoßen ihre Gläser in festlicher Umgebung an.

„Nichts zu danken, Mika!“, antwortet Uschi nach dem ersten Schluck. „Du weißt wie gerne ich mit dir zusammen arbeite.“

„Und ich mit dir!“ Eine angedeutete höfliche Verbeugung bringt Uschi zum Lachen.

„Lausebengel!“ lautet ihr abschließender Kommentar, bevor auch sie leicht den Kopf senkt und sich mit ihrem Sekt in die Küche verkrümelt. Wie immer hat sie noch unendlich viel zu tun.

Er hat sich toll gemacht und er ist MEIN Junge, denkt sie stolz, während die Küchentüre hinter ihr zu schwingt.

Gedankenverloren nippt Mika an seinem Sekt. Eine kribbelige Nervosität steigt in ihm auf. Der heutige Abend soll noch einen weiteren Zweck erfüllen: endlich mal wieder mit Keno und John gemeinsam feiern. Keno ist ihm in den vergangenen beiden Wochen noch mehr aus dem Weg gegangen. Mika runzelt die Stirn. Was ist nur los mit ihm? Dieser Gedanke verfolgt ihn ständig. Auch John kann ihm keine befriedigende Antwort darauf geben. Außer „Du kennst ihn doch“ oder „Der regt sich schon wieder ab“ steuert John wenige bis gar keine beruhigenden Worte zur Situation bei. Kenos Veränderung verlief schleichend. Zumindest ist es Mika bisher nicht gelungen, sich den auslösenden Moment vor Augen zu führen. Nur eines ist ihm klar: Sein Verhalten wird immer eigenartiger. Er ist unheimlich viel unterwegs und hält es nicht für nötig, sich an- oder abzumelden. Die meiste Zeit verbringt er mit Jackson und ihren beiden Motorrädern. Ab und zu zeigt er sich wohl auch bei Edwina; allerdings nur sporadisch. Das erfuhr Mika vor einigen Tagen, als er Edwina anrief und sich vergewisserte, dass sie und Andy die Feier heute Abend nicht vergessen.

Heute Vormittag noch hatte Keno ihm hoch und heilig versprochen, abends ins Café zu kommen.

„Bring‘ doch Jackson einfach mit“, hatte Mika vorgeschlagen, als er sein Geschirr zur Spüle trug. „Du hast doch erwähnt, dass Luca auf einem Seminar ist. Da langweilt sich der Chaot zu Hause sowieso zu Tode.“

Keno nickte zustimmend, als er sich ein halbes Brötchen in einem Stück in den Mund stopfte.

„Ma feehn“, kam die undeutliche Antwort, während der Teigklumpen von einer Backe in die andere geschoben wurde. Endlich schluckte er und kippte rasch seinen lauwarmen Kaffee hinterher.

„Ihr könntet ja auch …“, setzte Mika erneut an, doch Keno war schon auf den Beinen und eilte in den Flur, um seine Biker-Kombi zu komplettieren. Während er am Reißverschluss seiner Jacke herumfummelte, kam er noch einmal zurück in die Küche.

„Wir wollen da was ausprobier’n“, murmelte er und schloss endgültig die Jacke. „Ich kann dir noch nicht genau sagen, wann wir fertig sind. Mal seh’n. Aber für ein Bierchen wird die Zeit schon reichen.“

Inzwischen hatte Mika seine Tasse ausgespült und wandte sich Keno zu. Dabei stemmte er angepisst die Hände in die Hüften.

„Zu gütig. Ich will dich wirklich nicht von Wichtigerem abhalten. Wenn du keinen Bock hast, dann bleib‘ von mir aus, wo der Pfeffer wächst.“

Enttäuschung fegte über Mika hinweg. Dieser Arsch! Konnte er nicht Jackson Jackson sein lassen und sich zur Abwechslung mal auf ihn konzentrieren?

Zwei große Schritte und Keno drängte sich gegen ihn. Wie auf Kommando wurde Mika heiß – und zwar am ganzen Körper. In der engen Kombi sah sein Großmaul verboten sexy aus. Wie eine lederne muskulöse Wand baute sich sein Liebhaber vor ihm auf.

„Könntest du das noch mal wiederholen?“, knurrte Keno leise. „Ich bin mir nicht sicher, ob du gerade eine freche Bemerkung von dir gegeben hast.“ Drohend kniff er die Augen zusammen, während sich seine rechte Hand um Mikas Kehle legte. Das Leder des Handschuhs knirschte dabei leise.

Mika schluckte nervös und versuchte, dem starren Blick standzuhalten. Tausend Vorwürfe schossen ihm durch den Kopf. Doch er wusste genau, dass sich jede einzelne Rüge wie blödes Kleinmädchen-Gekeife anhören würde. Du kümmerst dich nie um mich … buäääh hallte es in seinen Gedanken und zwar in dem nachäffenden Tonfall, den er an Keno so sehr hasst. Daher beschloss er, sich auf das Wesentlichste zu beschränken.

„Versprich‘ mir, heute Abend zu kommen“, krächzte er und versuchte, vorsichtig seinen Hals aus Kenos zupackender Hand zu winden. Der Griff lockerte sich, doch Kenos Miene blieb ernst. Er drückte sich noch enger an Mika heran.

„Ich hab‘ dich nicht ganz verstanden“, hauchte er und grinste maliziös.

„Bitte …“, keuchte Mika. Ein gehauchter Kuss auf seinen zitternden Lippen ermunterte ihn, weiter zu reden. „Bitte! Komm‘ heute Abend! Versprich‘ es mir!“

„Ich versprech’s“, murmelte Keno, bevor er Mika endgültig verschlang. Eine Minute später ließ er atemlos von seinem Kleinen ab.

„Hoch und heilig?“, hakte Mika nach, als Keno schon wieder halb im Flur stand. Doch dann erschien sein Kopf nochmals in der Türöffnung.

„Übertreib’s nicht, Minimoy“, grinste er hämisch. Und im Wegdrehen fügte er trocken hinzu: „John ist ja schließlich auch noch da“.

Irgendwas stimmt nicht mit ihm. Mika beobachtet seinen perlenden Sekt, während seine Gedanken Kenos Verhalten sezieren wie einen zähen Brocken Fleisch. Warum redet er nicht mit mir … oder wenigstens mit John? Wenn ich ihn frage, was er so macht, krieg‘ ich ein „Bist du meine Mami oder was?“ zur Antwort. Klar! Ich weiß, dass ihm meine Bedenken – okay, meine Angst wegen diesem Motorrad – auf die Eier geht, doch … er fehlt mir. Er ist da und doch wieder nicht. Er verhält sich oberflächlich wie ‘ne kalte Hundeschnauze und ich krieg‘ nicht raus, warum!

Mit einem abschließenden Seufzer stellt Mika sein Glas beiseite. Die ersten Gäste treffen ein.

Heute wird gefeiert! Und zwar mit meinen Freunden und mit meinen beiden Männern. Das wird richtig gut! Mit diesen Gedanken schließt er Gordana und Nerd in seine Arme.

*

Sechs Stunden später steht Mika ziemlich derangiert an der Theke. Seine Wangen glühen vom Alkohol und den vielen angeregten Gesprächen. John liefert sich inzwischen ein Wettsaufen mit Ben. War ja klar! Wenn die beiden Alphatiere aufeinander treffen, dann wird RICHTIG zugelangt. Mit fahrigen Fingern stopft sich Mika das Hemd in die Hose. Das hatte John ihm im Vorbeigehen scherzhaft herausgezupft. Noch bleibt Mikas Grinsen standhaft, doch er weiß selbst, dass es nicht mehr lange dauert, bis er vor Enttäuschung wie eine Erstklässlerin losheult. Es fehlt nur noch der passende Auslöser.

David lässt sich neben ihn auf einen Barhocker sinken und beobachtet seinen besten Freund intensiv dabei, wie er seine Klamotten richtet.

„Wenn du jetzt auch nur EIN Wort sagst, knall‘ ich dir eine, dass du vom Hocker fällst!“ zischt Mika ihm zu.

„Wo steckt er?“ Gnadenlos stellt David die Frage, die sein Freund nicht hören will.

„Ich weiß es nicht!“ presst Mika hervor. Schwer atmend stemmt er die Hände in die Hüften und starrt zu Boden. Jetzt bloß die Fassung bewahren.

„Warum meldet er sich nicht wenigstens?“, bohrt David weiter nach.

Noch leiser: „Ich weiß es nicht!“ Eine vorwitzige Träne fällt unbemerkt zu Boden, doch Mikas Stimme bleibt fest.

„Kommt er denn noch?“

„ICH–WEIß–ES–NICHT“ brüllt Mika zurück und seine Wut brandet empor wie heiße Säure.

David rutscht vom Barhocker, tritt auf seinen Freund zu und zieht ihn fest in seine Arme. Mikas Verzweiflung lässt nichts anderes zu als sich festzuklammern. Hölzern vor Verbitterung dringt Davids Stimme an sein Ohr.

„Er hat sich nicht geändert, dieser Arsch! Er ist immer noch der gleiche egoistische Penner wie früher!“

„Ich weiß!“, murmelt Mika an Daves Hals. Auf einmal ist er schrecklich müde. Zu viel Alkohol, gepaart mit zu viel Freude über den heutigen Abend und dann der aufgestaute Frust über Kenos Fortbleiben lassen seinen Blutdruck in den Keller sacken. Er will weg; einfach nur nach Hause und sich in sein Bett fallen lassen. Mika seufzt. Davids Trost fühlt sich gut an. Einfach sanft in die Arme genommen zu werden und dann das leichte Wiegen. Hin und her. Hin und her.

„Ey!“ brüllt prompt ein gut abgefüllter Ben von der anderen Raumseite herüber. Er und John flegeln sich in stabilen Korbsesseln herum. Mindestens zehn Mal musste Mika Ben erklären, dass auch er hier keine Zigarren rauchen darf. Schließlich schloss dieser das Thema mit einem „Ach, leck‘ mich doch!“ ab und nuckelt seitdem an dem nicht entzündeten Stumpen herum.

Jetzt brüllt der betrunkene Hüne herüber. „Hey Blondie, scheiß drauf! Welcher Idioten-Prinz lässt freiwillig so eine süße Braut wie dich sitzen?“ Eine Frage, die keine sein soll. Natürlich durchschaut er Mikas verzweifelte Umarmung mit David. Bens Betonung lässt keinen Platz für Zweifel.

„Hast du’s immer noch nicht gecheckt?! Schwing lieber deinen Arsch hier rüber und guck echten Männern beim Pokern zu.“ Sein begleitendes Gelächter schallt tief und rau durch den Laden. Als Mika nicht reagiert, richtet er seinen Befehl an David.

„Davey! Komm her, mein Goldstück. Lass das Flittchen in Ruhe und setz‘ dich auf Papas Schoß!“

Dreckiges Lachen und patschende Geräusche seiner flachen Hand verleihen seinem Befehl Nachdruck.

„Komm schon! Da ist genügend Platz.“

Auch John ist bereits reichlich alkoholisiert. Mit glasigem Blick starrt er in Mikas Richtung.

„Sei nicht sauer, Baby“ versucht er Mika halbherzig zu trösten. Seine Aussprache klingt bereits ein wenig schwammig. „Komm her. Ben und ich pokern ein wenig. Strip-Poker.“

Er lehnt sich breit grinsend in dem knarzenden Sessel zurück. “Du und David – ihr zieht euch aus! Na? Ist das ‘ne gute Idee?“ Auffordernd heben sich seine Augenbrauen.

Während er Mika weiter in seinen Armen hält, antwortet David.

„Poker? Zu zweit? Ihr müsst ja schon ganz schön besoffen sein.“

„Wir spielen Heads-Up“, grollt Ben zurück. „Wenn du dich nicht auskennst, solltest du dein freches Mundwerk geschlossen halten. Noch so eine übermütige Bemerkung und du sitzt den Rest des Abends zu meinen Füßen.“

„Wird ein Erlebnis sein, wenn die beiden die Karten mischen“, murmelt David belustigt in Mikas Ohr. „Soll ich dir ein Taxi rufen?“, bietet er nahtlos an.

Mika stemmt sich aus der festen Umarmung seines Freundes. „Nein, Ben hat ja recht. Ich sollte mich zusammen reißen. Außerdem muss ich bleiben, bis alle weg sind.“

„Quatsch!“ widerspricht ihm David. „Hau‘ ruhig ab. Da sind doch nur noch die beiden Großmäuler und der Schwulenstammtisch. Damit werden Uschi und ich schon fertig.“

Er lächelt seinen verzweifelten Freund an, dessen dunkle Ringe unter den Augen ihm fast den Gesichtsausdruck eines Waschbären verleihen. Unwillkürlich legt David Mika seine Hände auf die Wangen. „Geh …“ fordert er leise. Das ‚Kleiner‘ verschluckt er gerade noch rechtzeitig. Mika mag angeschlagen sein, doch irgendwie findet es David nicht passend, ihn mit Kenos Lieblingsspitznamen anzureden. Er schluckt hart vor Rührung.

„Geh‘ ruhig, Mika!“ Davids Daumen streichen über Mikas Wangenknochen. „Na los!“

*

Zuhause fällt Mika auf sein Bett und schläft nur wenige Momente später ein. Der Schlaf erlöst ihn von seiner Enttäuschung und der Unsicherheit, die immer öfter Einzug in seine Gedanken hält. Eigentlich hatte seine Therapie ihm geholfen, mit diesen emotionalen Dingen zurecht zu kommen. Doch Kenos Verhalten wirft ihn aus der Bahn. Mikas letzter Gedanke vor dem Wegdämmern beschäftigt sich damit, seinen Therapeuten mal wieder zu treffen. Ja, die Möglichkeit, sich mit ihm auszutauschen, gibt Mika ein gutes Gefühl.

Eine Stunde später – gegen drei Uhr – plumpst ein schwerer Gegenstand neben Mika auf die Matratze. Wie so oft schreit sein Unterbewusstsein EDWARD und alle Panik-Rezeptoren schalten von Null auf Hundert. Er kann kaum durch die vom Schlaf verklebten Augen blinzeln, schon steht er wie eine Eins neben seinem Bett, ohne recht zu wissen wie er so schnell auf die Beine kam. Licht aus dem Flur schlängelt sich in sein Zimmer. Dadurch erkennt er sofort, was auf sein Bett gefallen ist. Keno … natürlich. Aber er ist keineswegs betrunken wie es früher der Fall war, wenn er mitten in der Nacht nach Hause kam. Stattdessen strahlt er eine enorme Unruhe aus. Nervös fährt er sich ständig durch die Haare. Seine nackten Füße wippen zapplig auf und ab. Und auch sein Grinsen wirkt fahrig.

Bis auf seine enge Biker-Lederhose trägt er keine Klamotten. Die hat er sich wahrscheinlich bereits auf dem Weg in Mikas Zimmer vom Leib gerissen. Mika könnte wetten, dass er nur die Nase aus der Türe stecken müsste, um sich von Kenos gelegter Textilspur zu überzeugen. Doch er verzichtet darauf, denn so langsam verscheucht seine Wut die eben noch alles erfüllende Furcht.

„Spinnst du?“, ranzt Mika den halb nackten Kerl an. Seine sich an die Dunkelheit gewöhnenden Blicke tasten dabei gierig den entblößten Oberkörper ab. Sein tätowierter Namenszug auf Kenos Brustkorb berührt ihn dabei auf vertraut eigentümliche Weise.

Mika stemmt entschlossen die Hände in die Hüften. Er will jetzt nicht nachgiebig sein. Er will sauer sein!!

„Verpiss dich aus meinem Zimmer. Ich schlafe schon. Der Abend war ziemlich anstrengend. Ach … entschuldige. Das kannst du ja nicht wissen. DU warst ja nicht da.“

Mit einem Satz springt Keno aus den zerwühlten Kissen. Er packt Mika grob an den Oberarmen und zieht ihn zu sich.

Seine Lippen zittern leicht, als er sie heftig auf Mikas vor Empörung geöffneten Mund drückt. Sein Speichel schmeckt im ersten Moment bitter. Diese Nebensächlichkeit registriert Mika gerade noch, bevor Keno ihn mit seiner Zunge vergewaltigt und er nicht mehr klar denken kann. Automatisch streichen Mikas Hände über den geliebten Körper. Die Haut ist heiß. Mika stemmt sich kurz ab und starrt in Kenos Gesicht. Er ist blass und strahlt doch eine vibrierende Energie aus, die Mika überrollt. Seine Hände scheinen überall zu sein. Sein Unterleib drängt sich fordernd gegen den anderen. Selbst durch das dicke Leder zeichnet sich Kenos Ständer ab.

„Was ist los mit dir?“, keucht Mika, bevor seine Lippen erneut versiegelt werden.

„Ich muss dich ficken … sofort“, raunt sein Gegenüber, während heiße Hände bereits ungeduldig die lästigen Boxershorts über Mikas Hintern schieben.

„Ich will aber nicht!“ Haha, gute Lüge, Sundberg, ertönt es gehässig in Mikas Kopf.

„… mir egal“ keucht Keno zurück. Er nimmt sich nicht einmal die Zeit, seinem Opfer das Shirt über den Kopf zu ziehen. Ein ruppiger Griff und Mika wird mit nacktem Hintern herumgewirbelt. Ein Schubs und sein Oberkörper landet nicht gerade sanft auf dem Schreibtisch. Speichelfeuchte Finger fahren zwischen seine Backen; dann noch ein leises zippendes Geräusch und schon wird er bestiegen. Keno lässt Dampf ab. Als würden ihm alle Sicherungen durchbrennen, rammt er seinen Schwanz zwischen die schmalen Arschbacken vor sich. Mikas Schreie gehen in dem surrenden Geräusch unter, das Kenos Schädel vollständig ausfüllt. Er muss seinen Energiepegel senken, sonst explodiert ihm der Kopf. Sein blondes Gift ist genau das richtige Ventil. Mit harten Stößen reitet er Mika wie ein wildes Tier. Ich liebe dich … trotzdem, keucht er. Doch nur in Gedanken. Gleichzeitig stößt er den aufheulenden Kerl vor sich, als würde er ihn verachten. Zusätzlich prasseln harte Schläge auf nackte Haut. Laut knallt es durch das verlassene Haus.

Während er sich seinem Höhepunkt nähert, hallt Kenos Stöhnen durch die Dunkelheit. Er ist nicht in der Lage, Worte zu artikulieren. In seinem Kopf wiederholt sich in einer Endlosschleife nur die eine Zahl: Zweihundertfünfzig.

Zweihundertfünfzig … verdammt … Zweihundertfünfzig.

Als er kommt, verzieht sich sein Gesicht zu einer wütenden Maske. Schneller, immer schneller brüllt er im Geiste, während seine Hüften versuchen, den Befehl auszuführen.

Endlich spritzt er ab. Doch sein Höhepunkt stellt eine so kurze Erleichterung dar, dass er seine neuerliche Unruhe bereits spürt, als er über Mikas vorgebeugtem Oberkörper zusammensackt.

Keuchend zieht er sich zurück. Hohes Stöhnen entweicht automatisch seiner schwer pumpenden Brust.

„Wow …“ stößt er schließlich hervor. „Das war geil, Kleiner! Puh …“ Nachdem er seinen schlaffen Schwanz wieder hinter dem Leder seiner Hose verpackt hat, fährt er sich durch die schweißfeuchten Haare. „Fuck“, stößt er noch einmal hervor und lässt sich erneut auf Mikas Bett fallen.

Mit zittrigen Beinen stößt sich Mika von seiner Schreibtischplatte ab. Wenn Keno bei ihm gewesen wäre, hätte ihm diese Vergewaltigungsnummer vielleicht sogar Spaß gemacht. Doch es war, als hätte ihn ein Fremder genommen. Nur zu gut kann Mika beurteilen, wie es sich anfühlt, wenn man herzlos benutzt wird.

„Wo warst du gerade?“, fragt er mit rauer Stimme.

„Wie, wo war ich? Das weißt du doch! Ich war mit Jackson …“

„Nein!“ Mika reibt sich mit seinen Shorts den ausfließenden Samen weg. Wütend starrt er dabei auf den sich vor ihm fläzenden halbnackten Kerl. „Ich will wissen, wo du mit deinen Gedanken warst, als du mich benutzt hast wie einen Mülleimer?“

Genervt verdreht Keno die Augen. „Meine Güte, jetzt stell‘ dich doch nicht so an. Als hätten wir nicht schon oft …“

„Du weißt genau, was ich meine!“ Mikas Stimme ist kalt wie Eis. Und sein Blick durchbohrt Keno gnadenlos.

Der drückt sich auf den Ellbogen ab und blickt stumm zurück. Dann steht er mühsam auf. Seine Bewegungen werden von einem Ächzen begleitet. Als er sich vor Mika aufbaut, starrt dieser ihn immer noch wütend an. Keno kann Mikas Blick nicht standhalten. Die Enttäuschung hinter seiner Wut ist zu offensichtlich. Also stemmt er die Hände in die Hüften und fixiert stattdessen Mikas Schulter. Einige Sekunden später presst er hervor:

„Mann … Mika … Zweihundertfünfzig! Das musst du dir mal vorstellen. Fuck! Das ist wie fliegen. Das ist … einfach der Wahnsinn!“

*

John hält sich schützend die Hände über die Ohren, während er die Ellbogen auf der Tischplatte abstützt.

„Geht das auch was leiser, Mann?“ Gequält hebt er den Blick. „Also, er hat dich gefickt und dabei ‚250‘ gestammelt?“ Selbst das Stirnrunzeln fällt John schwer. Wann wirkt endlich mal diese dämliche Tablette? Wenigstens geht es Ben heute genauso. Hah!

Nervös setzt sich Mika ihm gegenüber an den Tisch.

„Rede ich chinesisch, oder was?! Der ist mit dieser Teufelsmaschine 250 gefahren. Kapierst du das nicht?!“ Unwillkürlich schwillt Mikas Stimme erneut an.

John seufzt. „So’n Quatsch. So schnell fährt selbst unser Irrer nicht.“

Mika springt nervös auf und zapft sich seinen dritten Kaffee. „Hast du ‘ne Ahnung. Wenn der so ein Geschoss unterm Hintern hat, schon. Ich hab’s gegoogelt. Seine Maschine bringt über 300 Kilometer Spitzengeschwindigkeit pro Stunde. Lass dir das mal auf der Zunge zergehen.“

Seine Hand zittert, als er nach der Tasse greift.

„Der fährt sich tot mit dem Teil, John“ murmelt er ängstlich, während er Zucker in das Gebräu schaufelt.

„Und du stirbst den Diabetiker-Tod, wenn du so weiter machst!“, grunzt John zurück.

Genervt legt Mika den Kopf schief. „John“, ermahnt er sanft den verkaterten Kerl.

John winkt ab und beschließt, noch ein Aspirin einzuwerfen. Er kramt in der Küchenschublade und zerrt einen Blister aus der Packung.

„Sobald ich wieder klar denken kann, red‘ ich mit ihm, versprochen!“, murmelt er abwesend vor sich hin, während er sicherheitshalber zwei weitere Tabletten einwirft.

Mika starrt in seinen Kaffee. „Danke dir“, presst er erleichtert hervor.

*

Kurze Zeit später öffnet sich die Haustüre und fällt anschließend mit leisem Klicken wieder ins Schloss. Ein lautes Poltern. Das war der Helm, der auf den Boden knallt. Die schwere Jacke fällt unüberhörbar hinterher. „Aufhängen!!“ zu brüllen hat sich Mika längst abgewöhnt. Keno macht sowieso was er will. Die unförmige Jacke an den Haken zu popeln oder gar an einen Bügel zu hängen … kommt gar nicht in Frage. Jetzt keucht er, weil er sich bücken und die schweren Stiefel ausziehen muss.

Das ging aber schnell, fällt Mika noch auf, als Keno in die Küche humpelt.

Abwehrend hebt er beide Hände. „Nicht aufregen, meine Lieben. Nix passiert. Hab‘ mir nur ein wenig beim Rennen gegen Jacks den Knöchel aufgeschrammt. Wir waren in der Kiesgrube. Und nein … keine Angst … meinem Motorrad ist nichts passiert. Jacks hat mir eine alte …“

Mika richtet sich pfeilschnell auf. „Aufgeschrammt?“, unterbricht er misstrauisch den fröhlich plappernden Heimkehrer. Er senkt den Blick. Eine zerfetzte Socke rahmt den blutigen rechten Fußknöchel wie ein perverser Bilderrahmen ein. Die rechte Ferse hinterlässt bei jedem Schritt einen unübersehbaren Abdruck auf dem Küchenboden.

„Aufgeschrammt?!!“ Das war schon ein wenig lauter. „Du blutest wie ein Schwein!“

Keno winkt lässig ab, setzt sich eine Wasserflasche an den Hals und trinkt mit gierigen Schlucken. Als er absetzt, rülpst er zufrieden. Sein Blick fährt amüsiert über Johns desolate Erscheinung.

„Na? Du bist wohl auch nichts mehr gewohnt, was? Hat Ben dich gestern unter den Tisch gesoffen?“

John verzieht höhnisch den Mund. „Was lässt dich vermuten, dass Ben noch lebt?“, gibt er arrogant zurück. Anschließend grinsen sich beide kurz an.

Mika springt auf und knallt einmal mit der flachen Hand auf die Tischplatte. „Hallo!! Bin ich hier der Einzige, der halbwegs normal ist?“

Keno humpelt an Mika vorbei und steuert sein Zimmer an. Er lässt seinen Geliebten einfach stehen. Wie zur Salzsäule erstarrt, reißt Mika empört Augen und Mund gleichzeitig auf. Fassungslos weist er mit flacher Hand in Kenos Richtung.

„Ist das normal?! Der jagt mit diesem Geisteskranken durch die Kiesgrube und zieht noch nicht mal seine Stiefel an.“ Mikas Empörung steigert sich zur Hysterie. „Was hätte alles passieren können? Ein Wunder, dass sein Fuß noch dran ist!“

Derweil ertönt ein äffendes „Mimimimimi“ aus Kenos Richtung. „Reg‘ dich ab, Bambi. Bring‘ mir lieber was zum Desinfizieren.“

John nähert sich Mika behutsam mit erhobenen Händen.

„Schsch, beruhig‘ dich, ja? Ich rede mit ihm!“, raunt er und erreicht damit wenigstens, dass sich Mika nur noch schwer atmend gegen die Tischplatte lehnt. Die Arme verschränkt er vor der Brust. Eine trotzige und schützende Geste in einem.

Auch John atmet tief durch. Na, dann wollen wir mal, spricht er sich selbst in Gedanken Mut zu. Er hat wirklich keinen Bock auf eine Auseinandersetzung dieser Art. Doch seit sie zu dritt leben, kommt man eben nicht immer um solche Diskussionen herum. Schon gar nicht mit so einem sturen Esel wie Cat. John schreitet zielstrebig Richtung Badezimmer. Mit Desinfektionszeug und Verbandsmaterial bewaffnet betritt er Kenos Zimmer. Der verzieht gerade leidend das Gesicht, als er die Reste der Socke über seinen rechten Fuß schält. John schließt hinter sich die Türe.

Vor seinem Chaoten kniend breitet er ein Handtuch unter seinem Fuß aus.

„Musste das sein?“, knurrt John, ohne nach oben zu blicken. „Was ist los mit dir?“

Cat lässt sich hinterrücks in sein Bettzeug sinken. Mit „Euer Weibergetue geht mir voll auf den Sack!“ hat er alles gesagt. Jetzt hebt John doch seinen Blick.

So, so. Weibergetue, wiederholt er in Gedanken, bevor er das scharf riechende Desinfektionsmittel einfach über den blutigen Knöchel gießt. Ein durchdringender Schrei und Keno sitzt wie eine Eins auf dem Bett.

„Du Arsch! Geht das auch was vorsichtiger?“, mault er lautstark.

„Wer ist jetzt hier das Weib?“, erwidert John ruhig. Er drückt Keno die Flasche in die Hand und steht auf. „Glaubst du, ich mach‘ dir hier die Florence Nightingale und lass mich auch noch blöde anmachen?“, poltert er los. „Du benimmst dich wie ein völlig durchgeknallter Idiot. Bilde dir bloß nicht ein, dass Mika und ich uns das noch lange gefallen lassen.“

„Aaah“, jammert der Held in Leder lauthals. „Was ist das? Salzsäure?“, zischt Keno zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.

John stemmt die Hände in die Hüften. „Irgendein Chlorreiniger!“, grinst er hämisch. „Schön drauf damit. Vor allem auf die Stellen, an denen die Haut in Fetzen hängt.“

Kenos ganzes Gesicht verzieht sich vor Schmerz und Ekel.

„Kannst du das nicht zu Ende bringen? Wenn ich mich jetzt noch die ganze Zeit vornüber beuge, wird mir endgültig schlecht.“

„Oooh, echt?“ heuchelt John gespielt erstaunt zurück. „Weißt du was?“

Mit verzagtem Gesichtsausdruck blickt Keno zu ihm auf. „Was?“, jammert er mitleiderregend.

„Fick dich, Bambi!“, stellt John ruhig fest, dreht sich auf dem Absatz um und verlässt den Raum.

„Fick dich doch selber!“, brüllt Keno ihm hinterher. Bang! Das ist wohl das Desinfektionsmittel, welches da von innen gegen die Türe knallt. „Mika und ich! Mika und ich!“, keift er geifernd hinterher.

„Und glaub bloß nicht, dass Mika die Sauerei wegwischt!“, ruft John ungerührt vom Flur aus. „Dein Zimmer! Das machst du gefälligst selber sauber!“

„Du blöder Wichser!“, schreit Keno, nur um hinterher laut aufzuheulen. „Aauu, verdammt!!“

„Mimimimimi“, äfft John Kenos Gemeinheit von vorhin nach und grinst immer noch, als er die Küche betritt.

„Hast du mit ihm geredet?“, fragt Mika mit besorgtem Gesicht.

„Klar, Süßer!“, beruhigt John ihn. „Dem geht’s schon bald wieder besser.“

„Er hat ganz schön gebrüllt!“, wendet Mika misstrauisch ein.

John fährt ihm zärtlich durch den strubbligen Haarschopf.

„Du kennst ihn doch. Man muss ihn immer erst mal ein wenig schreien lassen.“

Sie lächeln sich an. Wenigstens fühlt sich Johns Kopf schon viel besser an.

„Komm, ich lad‘ dich zu einer Pizza ein!“, fordert er Mika auf. „Ich brauch‘ dringend was Fettiges.“

Mika lacht laut auf. „Es ist erst 11:00 Uhr.“

John schlendert bereits Richtung Haustüre. „Wir finden schon was“, erwidert er fröhlich.

*

Keno starrt auf die Sauerei, die er veranstaltet hat. Glänzend sickert immer noch ein kleines Rinnsal vom Desinfektionszeug am Türblatt herunter, während die am Boden liegende Flasche ihn hämisch an seinen Jähzorn erinnert.

Da ist keine Wut mehr in seinem Blick … nur noch Verzweiflung und Trauer. Sie sind tatsächlich einfach abgehauen. Kein Wunder! Wenn man sich so beschissen benimmt wie ich. Keno stöhnt auf, als er seinen Fuß bewegt. Sie waren bei Jackson zu Hause gewesen. Der bewohnt mit seinem heißgeliebten Luca eine stattliche Villa am Rande von Loewenherz. Die Hälfte einer alten Scheune hat er sich zum Motorrad-Paradies umgebaut. Dort stehen seine zweirädrigen Schätzchen trocken und geschützt. Egal bei welchem Wetter: hier kann man nach Herzenslust herumschrauben. Und das hatten sie auch vor. Deshalb waren direkt zu Beginn ihres Treffens Kenos schwere Motorradstiefel in irgendeine Ecke geflogen und bequemen Sportschuhen gewichen.

Nach einer Stunde begann Jackson von seinen krassen Ausflügen in die nahegelegene Kiesgrube zu erzählen. Wie geil das ist, dort mit einer Motocross-Maschine durchzujagen. Sie hatten sich gegenseitig durch ihr Gerede hochgeputscht, bis Jackson ihm schließlich seine leichte Cross-Maschine vorgeführt hatte. Auch Keno drehte erst einmal eine Runde durch den parkähnlichen Garten. Wow, war das Teil wendig! Natürlich kein Vergleich zu seinem neuen Motorrad, doch ideal, um gewagte Manöver in unwegsamem Gelände zu starten. Die Kiesgrube liegt ja kaum zehn Minuten entfernt. Jacks hatte doch tatsächlich noch ein älteres Duplikat seines leichten Cross-Bikes in einer Ecke des Schuppens stehen. Das Teil zu checken und einen Schluck Sprit einzufüllen war in Minutenschnelle erledigt. Tja, und spätestens ab diesem Moment war von Motorrad-Stiefeln keine Rede mehr.

Keno zieht laut die Luft durch die Zähne. Wie leichtsinnig, wie unglaublich doof muss man als Biker sein, um dermaßen gedankenlos mit seiner Gesundheit umzugehen, faucht er sich selbst in Gedanken an. Sein Knöchel sieht aus wie gescherbeltes Gyros. Er weiß, dass es schlimmer aussieht als es tatsächlich ist, doch jetzt – verdammt nochmal – darf er sich auch noch selber verbinden. Und das ist gar nicht so einfach. Grübelnd runzelt er die Stirn. Wie soll ich denn die enge Lederhose über den Knöchel ziehen? Er beugt sich vor und greift nach unten, um die Dehnbarkeit des Leders zu testen. Verdammt eng.

Keno steht auf und humpelt zu einem kleinen Schubladenschrank in der Ecke seines Zimmers. Aus diesem klaubt er ein Haargummi heraus, um sich erst mal die Haare zurückzubinden. So fallen sie ihm nicht ständig ins Gesicht, wenn er sich bückt.

Ungeduldig will er die Sache schnell über die Bühne bringen. Ruppig zerrt er die Hose über das rechte Bein. Während das Leder über den lädierten Knöchel scherbelt, gibt er Geräusche von sich, die einem Hund ähneln, der sich in ein Stück Stoff verbissen hat und daran zerrt. Schwer atmend setzt er hinterher den blutigen Fuß auf dem Handtuch ab. Gott sei Dank, das hat er schon mal hinter sich. Die Verbandskiste steht immer noch vor seinem Bett. Mit zusammengebissenen Zähnen schneidet er vorsichtig die aufgeschrammten Hautfetzen weg. Salbe drauf, Verband drum – nicht schön, dafür zweckmäßig.

Eine Dusche kommt jetzt wohl nicht in Frage. Ach, auch egal! Stöhnend lässt er sich auf sein Bett sinken. Der Knöchel pocht wie verrückt. Welcher Teufel ihn nur geritten hat, mit Jackson durch diese Kiesgrube zu jagen? Keno starrt Löcher in die Luft. Es scheint der gleiche Teufel zu sein, der ihn nachts mit zweihundertfünfzig Sachen über die Autobahn fegen lässt.

„Das ist nicht fair“, murmelt er mit belegter Stimme. Seine Augen werden feucht. Ich schaff‘ es einfach nicht, mit John anständig zu reden … und mit Mika schon gar nicht. Dabei sollte ich doch gerade das in der Therapie gelernt haben. Und ich weiß doch wohl am besten was passiert, wenn man nicht miteinander redet. Warum schaffe ich das nicht?

Vor seinem geistigen Auge erscheinen diverse Szenen. Und immer bildet deren Mittelpunkt: Mika und John, John und Mika. Wie sie gemeinsam lachen, sich küssen oder in den Arm nehmen; wie sie sich beim Sex verlieren. Mika und John … die beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben. Er liebt sie so sehr. Keno reibt seine Augen an den Schultern trocken.

Wenn ich ihnen sage, was mich so verrückt macht, zerstöre ich alles. Und das will ich auf keinen Fall. Ich muss mich wirklich zusammen reißen. Obwohl ich nicht weiß, wie lange ich das noch aushalte.

Bestiarium

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