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ОглавлениеDIE HUNDERT JAHRE ALTE KATHEDRALE der Unbefleckten Empfängnis war ein Juwel unter den Gotteshäusern mit ihrem spiegelnden schwarz-weißen Schachbrettboden, flankiert von weißen Granitsäulen und überdacht von erhabenen Bögen. Die glänzenden hölzernen Kirchenbänke waren mit Gästen in ihrer feinsten Kleidung besetzt, und Amandas ausladendes Gewand aus Seide und Chiffon raschelte leise, als sie neben ihrem Vater, Jack Yee, den Gang entlang zum Altar schritt.
Ava war denselben Gang dreißig Sekunden zuvor entlanggeschritten, die Augen fest auf den Altar vor sich geheftet. Sie meinte Gewisper und Gemurmel zu hören, aber es waren keine Worte auszumachen. Als sie ihren Platz eingenommen hatte, fiel es ihr schwer, Ruhe zu bewahren. Sie konnte nicht umhin, zur ersten Reihe hinüberzuschauen, wo ihr Vater, Marcus Lee, neben seiner ersten Frau, Elizabeth, saß. Ava hatte die erste Frau ihres Vaters nie zuvor gesehen, geschweige denn kennengelernt, dennoch wusste sie, dass sie es war. Elizabeth Lee starrte Ava an, genau wie die Frauen um sie herum, und Ava wandte rasch den Blick ab.
Wie May Ling angedeutet hatte, war Amandas Entscheidung, Ava zu ihrer Trauzeugin zu machen, sehr umstritten und Gegenstand von Klatsch und Tratsch in Hongkong. Als Tochter einer zweiten Frau wurde Ava offiziell als illegitim betrachtet, und somit war ihre herausragende Rolle bei dieser Hochzeit mehr, als manche Leute ertrugen. Ava hatte das Gerücht vernommen, dass Elizabeths vier Schwestern überlegt hatten, die Hochzeit zu boykottieren. Sie wusste nicht, ob sie es tatsächlich taten, und es war ihr wahrhaftig auch egal. Sie war da, weil Amanda, unterstützt von Jack Yee, auf ihrer Anwesenheit und ihrer Rolle bestanden hatte. Michael hatte sich bereiterklärt, seinem Vater und seiner Mutter die Idee vorzutragen. Marcus Lee hatte keine Meinung dazu geäußert; es war die Reputation seiner Frau, die auf dem Spiel stand, also war es ihre Entscheidung. Zum Entsetzen aller hatte sie sich mit Amandas Wünschen einverstanden erklärt.
Ava schaute nach rechts. Michael und seine Brüder blickten Amanda entgegen. Als sie noch ungefähr fünf Schritte entfernt war, wandte Michael sich um und schaute Ava an. Er hob kaum merklich die Brauen, und dann lächelte er, als wolle er sagen: Wer hätte gedacht, dass dieser Tag kommen würde? Ava erwiderte sein Lächeln und spürte, wie ihre Beklommenheit nachließ.
Die Zeremonie ging glatt über die Bühne, und nachdem die offiziellen Dokumente unterzeichnet waren, schritt die Hochzeitsgesellschaft unter Beifall und Hochrufen den Mittelgang entlang zum Ausgang. Ava hatte sich bei ihrem Halbbruder Peter, Michaels Trauzeugen, untergehakt und hielt den Blick fest geradeaus gerichtet. Als sie die Kirche verließen, trat das Brautpaar unter einen roten Schirm, der symbolisch böse Geister abhalten sollte. Er hatte den zusätzlichen Effekt, die beiden vor den Reiskörnern zu schützen, mit denen die Verwandtschaft und der Rest der Hochzeitsgesellschaft sie bewarfen. Nur dem Konfettiregen entrannen sie nicht.
Dem Brauch entsprechend waren der Bräutigam und sein Gefolge früher am Morgen zu dem Haus in Sha Tin gefahren, um die Braut abzuholen. Michael und Amanda stiegen nun in den Bentley, der die Braut von Sha Tin hierhergebracht hatte; Ava und die übrigen Brautbegleiterinnen stiegen in einen Mercedes, die Begleiter des Bräutigams in einen anderen. Dann fuhren die Wagen im Konvoi zum Grand Hyatt, wo der Empfang stattfand.
Im Hotel suchten Amanda und ihre Damen zunächst ihre aneinandergrenzenden Suiten auf, um sich frischzumachen und umzukleiden. Für ihren Einzug in den Ballsaal und die Teezeremonie würde Amanda ein traditionelles rotes chinesisches Hochzeitskleid tragen. Im Anschluss daran würde sie sich noch mehrmals umziehen. Das Kleid, das sie am frühen Abend tragen wollte, war bereits auf dem Bett ausgebreitet. Das eigentliche Abendkleid und das Cheongsam für später hingen im Schrank. Ava wünschte, sie hätte auch etwas – irgendetwas – zum Umkleiden, aber sie musste weiterhin das lavendelfarbene Kleid tragen.
Die abendlichen Aktivitäten fanden im Großen Ballsaal des Hyatt und dessen angrenzenden Räumlichkeiten statt. Als Amanda und ihre Damen schließlich erschienen, standen Michael, seine Brüder und beide Elternpaare bereits am Eingang beisammen. Michael eilte an Amandas Seite und führte sie in den Ballsaal und auf die Tanzfläche, wo zwei Stühle für die Teezeremonie bereitstanden.
Peter trat zu Ava. »Wir müssen auch hineingehen«, sagte er. Er führte sie zu einem kleinen Tisch rechts von den Stühlen, auf dem die Hotelbediensteten Teetassen und Teekannen bereitgestellt hatten.
»Hast du das schon einmal gemacht?«, fragte Peter.
»Nein, aber ich habe zugesehen.«
»Im Grunde ist es ganz einfach. Unsere Aufgabe ist es, Michael und Amanda fortwährend mit frischem Tee zu versorgen.«
»Ich glaube, das schaffe ich.«
Am Rande der Tanzfläche hatte sich bereits eine Gästeschar versammelt. Jack Yee und seine Frau traten herbei und nahmen auf den Stühlen Platz. Peter schenkte zwei Tassen Tee ein, gab eine davon Ava, und dann gingen sie gemeinsam zu Michael und Amanda hinüber, die direkt vor den beiden Stühlen standen. Sie nahmen die beiden Tassen Tee von Ava und Peter entgegen und wandten sich dann zu Amandas Eltern um. Sie knieten nieder, beugten die Köpfe und hielten die Teetassen hoch. Die Yees nahmen die Tassen entgegen und tranken von dem Tee. Dann beugten sie sich mit breitem Lächeln auf den Gesichtern vor. Jack Yee legte Michaels Hand auf Amandas, sagte leise etwas und reichte ihnen dann einen roten Umschlag. Ava wusste, dass dies der erste von Hunderten von roten Umschlägen – oder Taschen – war, die das Paar an diesem Abend bekommen würde, aber sie bezweifelte, dass einer der anderen annähernd so viel Geld enthielt wie dieser erste.
Die Teezeremonie war die traditionelle Art, auf die Amanda und Michael ihren älteren Verwandten und den engsten Freundinnen und Freunden der Familie ihren Respekt erwiesen. Es gab eine feste Reihenfolge. Auf die Eltern der Braut folgten die Eltern des Bräutigams, und dann würden die übrigen Verwandten, angefangen bei den Ältesten, auf den Stühlen Platz nehmen.
Marcus und seine erste Frau betraten die Tanzfläche. Als sie auf die Stühle zugingen, empfand Ava Unbehagen beim Anblick ihres Vaters mit einer Frau, die nicht ihre Mutter war. Es war eine Sache zu wissen, dass Elizabeth Lee existierte; eine andere war es, sie am Arm ihres Vaters zu sehen.
Und dann war da Elizabeths äußere Erscheinung. Sie trug ein knöchellanges Cheongsam aus gold-grünem Brokat mit einem offenen Stehkragen, der einen langen, schlanken Hals zeigte, der mit einem grünen Jadegeschmeide geschmückt war, das zu den tropfenförmigen Ohrringen passte. Das Cheongsam hatte lange ausgestellte Ärmel, die bis über die Hände reichten. Das Kleid war an einer Seite von der Fessel bis zum Knie geschlitzt und ließ eine schlanke Wade sehen. Ein Cheongsam, fand Ava immer, war ein schwierig zu tragendes Kleidungsstück. Es betonte jedweden körperlichen Makel und gereichte weder zu dünnen noch molligen Frauen zum Vorteil. An Elizabeth Lee sah es perfekt aus.
Ava wusste, dass Elizabeth um die Sechzig war, aber es überraschte sie zu sehen, dass ihr Haar nahezu weiß war. Wohlhabende Chinesinnen beugten sich normalerweise nicht so einfach der Natur. Elizabeths Haar, modisch kurzgeschnitten, umrahmte ein schmales feingezeichnetes Gesicht. Sie war ungefähr eins fünfundsechzig groß, schätzte Ava, und reichte ihrem Mann auf ihren Absätzen bis knapp über die Schulter. Sie hatte einen wundervollen Gang, langsam, beinahe gemächlich, und ganz gewiss elegant. Sie bewegt sich wie Maggie Cheung, dachte Ava, und war selbst überrascht von dem Vergleich. Ihre eigene Mutter wurde oft mit dem Hongkonger Filmstar verglichen, und einige Jahre zuvor hatte Onkel, als er von ihrem Vater und seinen Frauen sprach, gemeint, Markus scheine einen bestimmten Typ Frau zu bevorzugen und suche sich nur immer eine neue.
Auf ihrem Weg zu den Stühlen kamen Marcus und Elizabeth an Peter und Ava vorbei. Elizabeth lächelte Peter zu, als sie und Marcus Platz nahmen, und dann warf sie aus ihren dunkelbraunen Augen einen kurzen Blick auf Ava, der nicht im Mindesten unfreundlich war. Ava hielt den Blick abgewandt, als sie mit der Tasse Tee vortrat. Die Lees tranken von ihrem Tee, gaben Braut und Bräutigam den einen oder anderen Ratschlag mit auf den Weg und überreichten ihren roten Umschlag.
In der nächsten halben Stunde nahm eine Parade von Tanten und Onkeln, Freundinnen und Freunden ihren Weg zu den beiden Stühlen. Ava kannte niemanden von ihnen. Peter nannte ihr diejenigen, die mit der Familie Lee verbunden waren, einschließlich der vier Schwestern seiner Mutter und ihres Bruders. Die Schwestern warfen Ava mörderische Blicke zu, als sie sich ihnen mit dem Tee näherte, und wandten sich ab, als Ava sie Amanda zum Weiterreichen gab.
Nachdem die zweite seiner Tanten Ava brüskiert hatte, sagte Peter: »Ich entschuldige mich für meine Tanten. Sie fanden, es sei respektlos meiner Mutter gegenüber, dass du überhaupt zu der Hochzeit eingeladen warst, und als sie hörten, dass du auch noch die Trauzeugin sein würdest – nun, es war sehr unschön. Es stand sogar zu Debatte, dass sie nicht teilnehmen würden.«
»Das Gerücht habe ich gehört.«
»Ich bin froh, dass sie doch noch Vernunft angenommen haben.«
Ava sah keinen Grund, darauf etwas zu erwidern.
»Du musst jedoch zugeben, dass es aus ihrer Sicht eine etwas ungewöhnliche Situation ist«, fuhr er fort.
»Ich bin nicht als die illegitime Tochter unseres Vaters hier. Ich bin hier als Amandas Freundin.«
»Ich wollte dich nicht verletzen«, sagte er rasch.
Ava schaute ihm ins Gesicht und entdeckte keine Spur von Bosheit. »Das hast du nicht.«
Das Ende der Teezeremonie war das Zeichen für Amanda, nun ihr rotes Gewand anzulegen. Als Ava und sie gemeinsam den Ballsaal verließen, um in die Suite zurückzukehren, spürte Ava die Blicke der Tanten auf sich. Sie kannte kaum jemand von den Gästen. Hongkong war nicht ihr Zuhause, und weder ihre Mutter noch Onkel verkehrten in den Kreisen, die den Ballsaal bevölkerten. Die einzigen Menschen, die Ava, abgesehen von der Hochzeitsgesellschaft, kannte, waren Simon To, Michaels Geschäftspartner, seine Frau Jessie sowie May Ling und Changxing Wong. Plötzlich fiel Ava auf, dass sie May Ling seit ihrer Begegnung vor der Hochzeitszeremonie noch nicht wieder gesehen hatte.
»Hast du May Ling irgendwo gesehen?«, fragte sie Amanda.
»Nein«, antwortete Amanda abwesend, während sie ihr Make-up auffrischte.
Als sie zum Großen Ballsaal zurückkehrten, war der Geräuschpegel gestiegen und der Raum vollständig gefüllt.
Sie suchten sich ihren Weg zur Brauttafel und ließen sich zu einem Festmahl nieder, dessen Zusammenstellung stundenlange Debatten erfordert hatte. Es würde Marcus Lee an die siebenhundert US-Dollar pro Person kosten – also insgesamt etliche hunderttausend Dollar. Und zwar allein für das Essen. Ava hatte keine Ahnung, welche Kosten noch für die französischen Rot- und Weißweine hinzukommen würden, die ihnen kredenzt wurden, oder für die Bar, an der nur die exklusivsten Spirituosen ausgeschenkt wurden. Die Hochzeitsgäste erwarteten allerdings auch nichts Geringeres. Sie gehörten zu Hongkongs Elite, und es verstand sich, dass Marcus Lee es nicht riskieren würde, anlässlich der Hochzeit seines ältesten Sohnes sein Gesicht zu verlieren.
Im Gegensatz zu den meisten westlichen Hochzeitsgepflogenheiten waren es in diesem Fall die Eltern des Bräutigams, die die Kosten für die Hochzeit trugen. Ava wusste von Amanda, dass Jack Yee, ebenfalls sehr wohlhabend, Marcus angeboten hatte, die Hälfte der Kosten zu übernehmen. Sie hatte keine Ahnung, zu welcher Einigung die beiden Männer gelangt waren. Das Schild an der Tür des Ballsaals hieß die Gäste im Namen beider Familien, der Lees und der Yees, willkommen, und die Platzkarten auf den Tischen kündeten ebenfalls von der Verbindung beider Familien. Ava vermutete, dass Jack die Mitgift seiner Tochter erhöht und einige der vorhochzeitlichen Veranstaltungen bezahlt hatte, während Marcus für alles andere aufkam.
Die Männer trugen allesamt Designer-Anzüge, die nicht unter zweitausend Dollar gekostet hatten. Manche waren maßgefertigt von Jay Kos in New York oder H. Huntsman in London, und die Krawatten waren nicht weniger exklusiv – allein an einem Tisch sah Ava Krawatten von Gucci, Fendi, Hermès und Armani.
Doch wie gut die Männer auch gekleidet sein mochten, es waren die Frauen in ihrer Begleitung, die sich maximal herausgeputzt hatten. Sie trugen ein vielfältiges Spektrum an luxuriösen Roben und Platingeschmeiden mit Diamanten, Smaragden, Rubinen und Jadesteinen von leuchtendem Grün bis Weiß und allen Farbnuancen dazwischen. Niemand war bescheiden gekleidet. Sie alle besaßen Geld – oder vielmehr ihre Gatten –, und sie hatten keine Scheu, das zu zeigen. Es waren alles erste Ehefrauen, zumeist in fortgeschrittenem Alter, wie es den Eltern Yee und Lee entsprach, aber anders als Elizabeth Lee machte keine der Frauen Zugeständnisse an ihr Alter.
Auf dem Weg zum Bankett waren Ava und Amanda an Jamie und David Lee, Michaels jüngeren Brüdern, vorbeigekommen, die an zwei Tischen mit Fotos von dem Brautpaar standen. Auf jedem Tisch befand sich ein von einem weißen Seidentuch bedecktes Kistchen, in das die eintretenden Gäste einen roten Umschlag gleiten ließen. Amanda schätzte, dass das Paar vielleicht an die fünf Millionen Hongkong Dollar geschenkt bekam – es würde auf jeden Fall genug sein für einen finanziell soliden Start ihres Ehelebens.
Ava und Amanda nahmen ihre Plätze an dem Tisch in der Mitte ein, der sich direkt am Rande der Tanzfläche befand. Die übrigen Tische erstreckten sich rechts und links davon. Der nächste Tisch zu ihrer Linken wurde von der Familie Yee eingenommen, der zu ihrer Rechten von den Lees: Marcus, Elizabeth und deren Schwestern mit ihren Gatten sowie deren Bruder mit seiner Frau. Die Schwestern hatten ihre Augen auf das Kopfende des Tisches gerichtet – auf Ava. Sie versuchte sie zu ignorieren, doch ihr Unbehagen wuchs. Ava suchte den Saal nach freundlicheren Gesichtern ab, aber ihre Aufmerksamkeit glitt immer wieder zu den Lees und den herüberstarrenden Tanten zurück. Sie möchten mich tot sehen, dachte Ava.
Ava senkte den Kopf und versuchte, sie aus ihren Gedanken auszusperren. Als sie wieder aufblickte, sah sie, dass Elizabeth mit ihnen sprach und auf das Kopfende des Brauttisches wies. Dann stand Elizabeth auf und betrat die Tanzfläche. Sie bewegte sich mit der gleichen gemessenen Anmut wie bei der Teezeremonie, und wieder war Ava beeindruckt von ihrer Eleganz. In der Mitte der Tanzfläche blieb Elizabeth stehen und blickte in die Runde, dann drehte sie sich um und ging direkt auf Ava zu.
Im Saal kehrte Stille ein. Ava meinte ihren Herzschlag zu vernehmen.
Etwa zehn Meter vor ihrem Tisch blieb Elizabeth stehen und sagte dann mit erhobener Stimme: »Ava, würdest du bitte herkommen.«
Ava spürte, wie Amanda sich versteifte, und hörte Michael sagen: »Mutter …«
Sie schob ihren Stuhl zurück und erhob sich. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Marcus sich gleichfalls anschickte aufzustehen. Sie blickte ihn an und schüttelte den Kopf.
Es waren etliche Schritte vom Kopfende des Tisches bis zur Tanzfläche. Ava legte sie langsam zurück und versuchte, gelassen zu wirken, auch wenn sie nichts als äußerste Peinlichkeit verspürte. Als sie die Tanzfläche betrat und sich Elizabeth Lee näherte, erhob sich Gemurmel und Gewisper.
»Ava«, sagte die ältere Frau, hob ihre Arme auf Taillenhöhe, die Hände geöffnet, die Handflächen nach oben gewandt. Ava erstarrte. Elizabeth trat auf sie zu und ergriff ihre Hände. »Ich möchte mich für das Benehmen meiner Schwestern entschuldigen«, sagte sie.
Ava errötete und brachte kein Wort heraus.
»Keine von ihnen versteht, was du für die gesamte Familie Lee getan hast.« Die ältere Frau wich ein Stück zurück und neigte den Kopf zur Seite. »Michael hat mir erzählt, dass du hübsch bist, und ausnahmsweise hat er untertrieben. Du bist eine atemberaubend schöne junge Frau – für meinen Geschmack vielleicht ein bisschen zu sehr wie dein Vater, aber das können wir nicht ändern«, sagte sie und lächelte.
»Sie sind sehr liebenswürdig.«
»Nun, Ava, wir werden keine Freundinnen werden – dafür bin ich zu altmodisch. Aber ich freue mich, dass du mit Amanda und Michael befreundet bist, und vielleicht erstreckt sich das auch auf den einen oder anderen meiner übrigen Söhne.«
»Danke.«
»Und wenn du das nächste Mal mit deiner Mutter sprichst, richte ihr bitte aus, ich finde, dass sie eine absolut wunderbare Tochter hat, und ich gratuliere ihr, dass sie das so gut hinbekommen hat.«
»Das werde ich ihr ausrichten.«
Elizabeth beugte sich vor und flüsterte Ava ins Ohr: »Warum umarmst du mich nicht, solange die Aufmerksamkeit aller auf uns gerichtet ist?«
Ava beugte sich vor. Sie nahmen einander in die Arme; keine von beiden griff fest zu – die Geste allein zählte.