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Als ich mich nach 54 Tagen entschloss, das Lager des Sultans zu verlassen, machte er mir 700 Silberdinare und einen Zobelpelzmantel im Wert von hundert Dinaren zum Geschenk. Ich hatte ihn in Anbetracht der Kälte darum gebeten. Auch gab er mir zwei Pferde und zwei Kamele. Als ich aufbrach, ritt er gerade zur Jagd aus. Es war ein bitterkalter Tag. Ich brachte kaum ein Wort heraus, doch er verstand mein Unbehagen bei solcher Kälte, lächelte und reichte mir zum Abschied die Hand.

Samarkand, wohin wir dann gelangten, ist eine der größten und schönsten Städte. An den Ufern des Flusses gebaut, ist ihre Pracht geradezu unübertroffen. In den Obstgärten, wo die Bewohner nach dem Gebet spazieren gehen, stehen Bänke und Sitzplätze zum Ausruhen bereit. Die wunderbaren Paläste früherer Zeiten und andere bedeutende Bauten stehen nicht mehr; ebenso wie ein Großteil der Stadt sind ihre Ausmaße nur noch aus den Ruinen heraus zu erkennen. Anstelle einer Stadtmauer befinden sich dort Gärten. Die Bevölkerung von Samarkand ist gegenüber dem Fremden äußerst zuvorkommend.

Die Stadt Tirmidh, unser nächstes Ziel, ist ein sehr großer Ort mit schönen Gebäuden und Basaren, von Kanälen durchzogen und mit vielen Gärten ausgestattet. Hier wachsen besonders Früchte, vornehmlich herrlich duftende Quitten. Die Bewohner von Tirmidh waschen in den Badehäusern ihre Köpfe mit Milch. Zu diesem Zweck hat der Eigentümer eines Badehauses stets große gefüllte Milchbehälter bereitstehen. Jeder, der ein solches Haus betritt, schöpft sich Milch mit einem kleinen Gefäß und wäscht sich den Kopf. Das Haar wird dadurch frisch und glänzend. Die Inder verwenden stattdessen Sesamöl, was das Wachstum ihrer Haare fördert, sodass sie mächtige Bärte tragen. Das alte Tirmidh hatte am Ufer des Jaihun (Amu-Darja) gelegen. Nachdem es durch Dschingis Khan zerstört worden war, wurde die neue Stadt etwa zwei Meilen vom Fluss entfernt angelegt.


Flussfahrt eines arabischen Segelbootes

(Al-Hariri, 13. Jahrhundert)

Auf der anderen Seite des Flusses betraten wir das Land Chorasan und durchquerten eineinhalb Tage lang eine unbewohnte Wüste, bis wir zur Stadt Balkh kamen. Sie ist völlig zerstört und menschenleer. Dabei erweckt sie gerade durch die Solidität ihrer Anlage einen bewohnten Eindruck, zumal das äußere Bild ihrer Moscheen und Schulen mit Inschriften auf den Gebäuden und Malereien aus Lapislazuli erhalten geblieben ist.

Ein die Geschichte sehr gut kennender Gelehrter erzählte mir, dass die Moschee von Balkh von einer Frau gebaut worden war, deren Gatte, Daud Ibn Ali, für die Abbasidenkalifen als Gouverneur diese Stadt und ihren Bezirk verwaltete. Eines Tages erfasste den Kalifen großer Zorn über einige Widerstände unter der Bevölkerung, sodass er einen Bevollmächtigten entsandte, der das Volk strafen und von ihm erhöhte Abgaben eintreiben sollte. Nach seiner Ankunft in Balkh begaben sich die Frauen mit ihren Kindern zur Erbauerin der Moschee und flehten sie an, ihnen in ihrer Lage zu helfen.

Da ließ sie dem Emir, der die Steuern eintreiben sollte, ihr eigenes Gewand, das mit Gold und Edelsteinen bestickt war und einen höheren Wert als die Steuer hatte, schicken. Der Bote überbrachte dazu die Nachricht: »Bringe dieses Kleid dem Kalifen. Ich gebe es anstatt der Steuer für das Volk von Balkh, das so arm ist.« Der Emir reiste daraufhin zum Kalifen, legte ihm das Kleidungsstück vor und erzählte die Geschichte. Da erfasste den Herrscher der Gläubigen große Scham und er rief aus: »Soll denn eine Frau großherziger sein als wir?« Er befahl, jegliche Strafe für die Bewohner des Gebietes sofort einzustellen und keine Abgaben zu verlangen.

Der Emir kehrte nach Balkh zurück, begab sich zur Frau des Gouverneurs und berichtete ihr, indem er das Gewand zurückgab, was der Kalif gesagt und angeordnet hatte. Da antwortete sie ihm: »Lagen die Augen des Kalifen auf diesem Kleid?« – »Ja«, erwiderte er. – »Gut«, meinte sie, »so werde ich dieses Gewand nicht mehr tragen, da auf ihm das Auge eines Mannes ruhte, der nicht mit mir verwandt ist.« Sie befahl, das Kleid zu verkaufen, und baute mit dem Erlös die Moschee, das Hospiz und eine Unterkunft für Gläubige, die heute noch bewohnt wird. Als diese Gebäude errichtet waren, stellte man fest, dass noch ein Drittel des Geldes übrig war. Sie ordnete an, diese Summe unter einer der Säulen in der Moschee zu vergraben und erst dann ans Tageslicht zu holen, wenn das Gold dringend gebraucht würde. Von dieser Geschichte hörte dann Dschingis Khan, der daraufhin alle Säulen niederreißen ließ, um an den Schatz zu gelangen. Als ein Drittel zerstört war und man nichts gefunden hatte, ließ er den Rest stehen.

Außerhalb von Balkh liegt ein Grabmal, in dem Ukkasha Ibn Mihsan aus dem Stamm der Asad begraben ist. Er war ein Gefährte des Propheten – Gott segne ihn und schenke ihm Frieden – und kam ins Paradies, ohne auf den Tag des Gerichts warten zu müssen. Darüber befindet sich ein ausgezeichnetes Hospiz, in dem wir untergebracht waren. Am Rand eines Teiches steht ein weit ausladender Walnussbaum, in dessen Schatten man sich im Sommer erholen kann.

Der Scheich dieser Unterkunft ist Al-Hajj Khurd, ein ehrenwerter Mann, der mit uns umherritt und uns die sehenswerten Plätze der Stadt zeigte. Dazu gehörte auch das Grabmal des Propheten Hizkil (Ezechiel) – Friede sei mit ihm –, über dem sich eine schöne Kuppel wölbt. Wir besuchten außerdem noch eine Reihe von Gräbern heiliger Männer, an die ich mich nicht mehr erinnern kann. Auch am Haus des Ibrahim Ibn Adham – Gott segne ihn – hielten wir uns auf, einem großen und sehr auffällig angelegten Gebäude aus weißen Steinen. Es wurde als Lagerhaus für das Getreide benutzt, das auf den dem Hospiz gehörenden Feldern geerntet worden war. Zu seinem Schutz war der Bau fest verriegelt, sodass wir ihn nicht betreten konnten. Er liegt in unmittelbarer Nachbarschaft der Hauptmoschee.

Über Berge und durch Schnee

Der elende Dschingis Khan verwüstete die Stadt und zertrümmerte ein Drittel ihrer Moscheen, weil man ihm erzählt hatte, dass unter einer Säule ein Schatz verborgen sei.

Sieben Tage lang durchquerten wir die Berge von Quhistan, mit ihren zahlreichen Dörfern, Gebirgsflüssen, Laubbäumen, vornehmlich Feigen, und Herbergen, die von frommen Männern bewohnt werden, deren Dienste Gott, dem Allerhöchsten, gewidmet sind.

Mit Harat (Herat) lernten wir die größte bewohnte Stadt Chorasans kennen. Sie gehört zu den vier größten des Landes, Balkh und Merw, den beiden zerstörten, und Harat und Maisabur, den bewohnten.

Ein Ort mittlerer Größe war Al-Jam (heute Turbat-i Shah). Da hier viele Maulbeerbäume wachsen, produziert man besonders Seidenwaren. Nächste Station war Tus, eine der berühmtesten Städte von Chorasan, die Heimat des gefeierten Imams Abu Hamid al-Ghazali – Gott sei ihm gnädig! Hier befindet sich auch sein Grabmal. Dann gelangten wir nach Meshed, einer großen und bedeutenden Stadt mit Obstplantagen, Bewässerungsanlagen und Mühlen. Sie weist ein bemerkenswertes Heiligtum auf, das in einem Hospiz von einer mächtigen Kuppel überragt wird. Dazu gehören noch eine Schule und eine Moschee. Diese Gebäude sind von eleganter Konstruktion.

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