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Kapitel 7 BABY WÄCHST HERAN

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Unser Mädchen wuchs was es nur konnte. Unzählige ihrer kleinen und großen Malheures hatten wir immer wieder beseitigt. Allmählich wurden die Verfehlungen seltener. Baby begriff langsam, dass sie wohl die Einzige im Rudel sein sollte, die nicht in der Stube ihre Bedürfnisse verrichten durfte. Seltsam, diese Menschen! Aber bitte, wenn wir uns doch so darüber freuten, wie sie draußen bei Wind und Wetter etwas fallen ließ, dann wollte sie mal lieber kein Spielverderber sein. Fortan streckte sich Nala an der Wand zu ihrer am Schlüsselbrett hängenden Hundeleine hoch und kratzte ein bißchen dort herum. Das musste uns als Zeichen genügen. Na bitte, geht doch! Sowas Raffiniertes aber auch, denn jetzt hatte sie uns im Griff. Wann immer Baby Lust auf Freiluft bekam, meldete sie sich artig. Ganz egal, ob sie mal musste oder nicht. Es konnte auch einfach etwas Langeweile sein. Das wussten wir nicht immer so genau. Also lieber den Hund hinauslassen. Und doch hatten wir sie irgendwann durchschaut. Mit der Zeit kennt man seinen Hund, ähnlich wie man seine Kinder einschätzt. Das ist halt das Wunderbare. Zwei völlig verschiedene Wesen - Mensch und Hund – verstehen sich bis zu einem gewissen Maß. Wir sind ein Team geworden. Sofern wir bereit sind, die Welt aus der Sicht des Hundes zu betrachten, gewinnen wir wichtige Eindrücke und Erkenntnisse, die das Zusammenleben erleichtern. Klappt nicht immer, aber der Versuch lohnt sich. Wer seinen vierbeinigen Freund gut beobachtet, wird feststellen, dass ein Hund nicht nur instinktgeleitet handelt. Vermutlich ist unsere sich ständig verändernde Welt mit daran schuld, dass unsere tierischen Gefährten ihre Fähigkeiten den Anforderungen des Lebens anpassen. Sie scheinen mitzudenken.

Tina zum Beispiel, unser damaliger Urlaubsgasthund, hat es fertiggebracht, ihr Geschäft auf einer Menschentoilette zu verrichten. Welcher Zusammenhang ist ihr dabei klargeworden? Was ging in diesem Hundegehirn vor? Sicher ist es auch nicht der Instinkt, der Hunde verschmust, albern oder durchtrieben sein lässt. Ich kann falsch liegen, aber mir kommt es vor, als ob Hunde menschlich anmutende Eigenheiten annehmen können. Vielleicht durch Beobachten ihres Menschenrudels oder weil es ihnen nützlich erscheint. Unser Hundemädchen hat so einigen Unsinn ersonnen, der einem Kleinkind zur Ehre gereicht hätte. Eine Episode, die ich erinnere, geht wie folgt. In unserem Wohnzimmer befand sich, neben zahlreichem anderen Musikzubehör, ein Notenständer. Da dieser bedauerlicherweise zum Umfallen neigte, hatten wir das Teil mit einem Lexikon am Boden beschwert. Alte Bücher haben für Hundenasen einen intensiven Geruch. Halten sie ihrem Superschnüffler mal ein ehrwürdiges, antikes Druckwerk vor die Nase. Eine echte Duftgranate,- bedenken Sie, wer das Buch schon alles angefasst haben mag und wo es überall gelegen hat. Jedenfalls fand Nala diese olle Schwarte unwiderstehlich. Sie schnüffelte gründlich und knabberte dann das Buch an. Das mussten wir leider aus erzieherischen Gründen unverzüglich verbieten. Womit für uns der Fall erledigt schien. Superschnüffler wagte einen kühnen zweiten Versuch – wieder 'NEIN'! 'Kann doch nicht wahr sein-was legt ihr mir das Ding vor die Nase, wenn's nicht für mich ist?' Ein Weilchen passierte nichts. Dann lief dieses winzige Wesen zu seinem Spielzeugkörbchen, nahm sich den erstbesten angelutschten Kauknochen heraus und legte ihn ------ direkt neben dem besagten Lexikon ab. Wir beobachteten das Geschehen aus dem Augenwinkel. Und nun? Baby leckte ein wenig den Knochen ab und konnte nun ganz unauffällig einen Zentimeter weiterrutschen, um mit Genuss das Buch anzukauen. Wir waren platt über soviel Raffinesse und Unverfrorenheit. Der kleine Racker hatte uns gelinkt.

Manchmal ist es schon schade, ein Spielverderber sein zu müssen. Wir konnten diesen Vorfall nicht durchgehen lassen, obwohl wir unseren Spaß daran hatten, wie sich der Hund an seinem Erfolg freute. Im Übrigen widerholte sich das Spiel am folgenden Tag. Die Süße wollte halt sicher gehen, ob wir uns nicht doch überreden lassen würden. Wenn man allerdings nicht gerne einen pelzigen Haustyrannen an seiner Seite haben möchte, müssen gewisse Grenzen einfach sein. Was bei jungen Hunden noch recht niedlich wirkt, kann bei ausgewachsenen, selbstbewussten Mitbewohnern störend sein, und, in dem Fall, die hauseigene Bibliothek unerwünscht dezimieren.

Derlei Unfug geschah am Anfang natürlich täglich. Der Entdeckungsdrang von Nala kannte nahezu keine Grenzen. In unsere Herberge kam grundsätzlich und immer schon nur gutes Möbelholz: Pinie, gebürstet und gewachst, massive Kiefernmöbel, Rattan usw. Dafür wurde lieber ein Schrank weniger angeschafft, aber robust und für die Ewigkeit. Schließlich hatte das Mobiliar allerhand auszuhalten, von unachtsamen Besuchern bis Bobbycar-Ralleys und nun eben auch einen Miniforscher im Pelz. Gegen Raubtierzähne ist allerdings das beste Holz machtlos. Darum folgte auf die ersten Knabberangriffe auf Tischbeine und Schrankkanten wieder ein ernster Verweis. Dann waren da noch die Teppichfransen, welche dringend von Hundezähnen gekürzt gehörten; ach ja, und auf jeden Fall sollte man doch mindestens einmal ausprobiert haben, was sich aus der Erde im größten Blumentopf so alles ausgraben lässt. Leider fanden sich darin nur ein paar langweilige Wurzeln, die der dazugehörigen Palme danach aber doch zu fehlen schienen. Sie schwächelte sichtbar. Ein Hundekind hat ja so viel zu tun. Denken wir mal an den Mülleimer, der nach Möglichkeit fachkundig von vier Pfoten kontrolliert werden sollte. Die Überraschung im Gesicht der menschlichen Mitbewohner ist einfach unbezahlbar. Und dann wird es für den kleinen Hund erst richtig lustig. Wenn nämlich die halbe Familie auf dem Boden herumkriecht, um die unappetitlichen, bereits entsorgt geglaubten Abfallbestandteile wieder einzusammeln. Sagte ich schon, dass dieses Vergehen auf die Verbotsliste ganz oben geschrieben wurde? Dagegen sind unter das Bett verschleppte Socken und Schlüpfer völlig harmlos, ja fast schon normal. Manche Socke verschwand allerdings spurlos, der Besitzer sucht sie heute noch. Verschiedene Marotten können Sie ihrem Hund jedoch einfach nicht austreiben, da helfen hundert Verbote nicht. Nala ließ es sich nicht nehmen, herumliegende Papiertaschentücher oder heruntergefallene Servietten sorgsam und mit größter Befriedigung zu schreddern. Sobald das Objekt nur noch aus 500 einzelnen Atomen bestand, interessierte es sie nicht mehr. Dadurch wurden wir von ihr zur Ordnung erzogen. Wir bemühten uns, nichts derartiges herumliegen zu lassen. Am Stück weggeräumt geht halt schneller, als den Staubsauger aus der Ecke zu holen und einen halben Hausputz zu starten. Trotzdem freute ich mich sehr, dass unser tierischer Schredder nie die Rolle mit dem Toilettenpapier zum Spielen entdeckte.

Nala Die wahre Geschichte eines Hundemädchens

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