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Kapitel 9 WILDE SPIELE

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Unsere Nala besaß ein großes sprachliches Repertoire. In Spielsituationen kam das sehr zum Ausdruck. Bei Zerr– und Kampfspielen wurde sie lautmalerisch zur Bestie. Es wurde geknurrt mit steigender Lautstärke. Ihre Kehle grollte, sie fletschte gefährlich die Zähne, der Blick glich einem Plüsch-Zombie. Jedes ihrer Spieltiere erlitt grässliche Qualen durch achtfaches Totschütteln. Dieser kleine Hund entwickelte erstaunliche Kräfte beim ruckartigen Ziehen an Hundehandtüchern, Kauseilen und leider auch an ihrem Lieblingsspieltier. Wir nannten ihn Baldo, nach einem Plüschhund aus einer Bilderbuchgeschichte. Baldo bekam tatsächlich vor allen anderen Spielzeugen immer den Vorzug. Es war ein Weihnachtsgeschenk zum ersten Weihnachtsfest, als Nala etwa 4 Monate alt war. Baldo hat sie durchs Leben begleitet. Bald schon sah dieses geliebte Plüschvieh sehr durchgespielt aus. Der Hals wurde immer länger, Löcher taten sich auf, die Füllung drohte heraus zu fallen. Da half nur eins: Reparieren! Ungezählte Male musste Baldos Leben gerettet werden. Während ich dasaß und dem armen Kerl das Fell wieder zusammen nähte, beobachtete Nala den Vorgang mißtrauisch. Zwischendurch bellte sie und versuchte, ihren Liebling von meinem Schoß zu stibitzen. Nach der Fertigstellung war die Freude groß. Ein wildes Spiel folgte dem spannenden Warten. Mit der Zeit bestand Baldo mehr aus Stopfgarn als aus Plüsch. Aber das tat der Spielfreude keinen Abbruch. Allerdings schien ihr immer bewusst zu sein, dass alles nur Übung, nur ein Spiel war. Nichts wirkte tatsächlich aggressiv. Ein Wort genügte, um sie auszubremsen.

Überhaupt steckte in der kleinen Fellprinzessin viel Übermut. Ich hatte noch nie einen Hund gesehen, der Gegenstände derart kraftvoll werfen konnte. Nala nahm einen Kauknochen ins Maul und schleuderte ihn durchs ganze Wohnzimmer. Dann rannte sie hinterher und schmiss das Ding mit Schwung hinter den Fernseher. Großes Gekläff, wenn nicht jemand unverzüglich in die Ecke kroch um ihr ihren Besitz zurückzubringen. Bei einer dieser Gelegenheiten suchte Julius so gründlich hinter der Lautsprecherbox, dass er in seinem Eifer mit dem Kopf die Ecke derselben erwischte. Ein Loch im Kopf war die Folge. Der Doktor in der Notfallambulanz hatte sowieso gerade nichts anderes zu tun. Der Taxifahrer auch nicht. Der ungeputzte Flur, das schmutzige Geschirr und die Wäsche, die ich eben im Begriff war, aufzuhängen, mussten sich noch ein Weilchen gedulden. Pech nur für Nala. Sie hatte zwar den Sonderausflug irgendwie mitverursacht, musste aber dennoch zu Hause bleiben.

Üblicherweise gestalteten sich die Knochenspiele so: Nala suchte aus ihrem Fundus ein geeignetes Objekt heraus, stellte sich herausfordernd vor uns hin und bellte. Das hieß: 'Hey, du Depp, ich kann wohl davon ausgehen, dass du diesen Knochen (Baldo, Socken, irgendwas) unbedingt haben willst? Dann hol'ihn dir, los jag' mich!' Deutlicher ging's nicht. Jeder Idiot verstand diesen Wink. Die Jagd konnte beginnen. Der Hund amüsierte sich grenzenlos, wie wir abwechselnd hinter Puppi herrannten, links um den Tisch herum, rechts herum, durch die ganze Stube. Sie immer eine Schwanzlänge voraus. Oder Nala blieb mit Knochen vor unseren Füßen liegen und wir mussten vorgeben, ihr den Knochen entreißen zu wollen. Dabei schwoll das Knurren zu einer bedrohlichen Lautstärke an, die einem Wolf zur Ehre gereicht hätte. Befanden sich hundeungeübte Besucher in unserer Gegenwart, gab es besorgte Nachfragen, den Ernst der Lage betreffend. Wir versicherten, dass der Hund 'sie noch alle hat' und wir Herr der Lage seien. So verrückt es manchmal gewirkt haben muss, die Gäste sind stets gerne wieder gekommen. Welch eine Gaudi! Besonders unsere Besucher-Kinder konnten sich nicht satt sehen an solchem Unsinn. Jeder wollte gern einmal mitspielen und dem albernen Hund seine Spielzeug-Beute streitig machen. Leider war Nala öfter mal unkooperativ. Sie spielte nicht mit jedem Kind. Eine geheime Auswahl wurde vorgenommen. Daher konnte jeder stolz sein, dem sie ihre Gunst erwies.

Nala Die wahre Geschichte eines Hundemädchens

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