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Limasol.

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Dieser Ort hat hübsche Häuser, deren einige sogar mit schiefen Dächern versehen sind, und den europäischen gleichen. Hier sah ich seit meiner Abreise von Konstantinopel wieder das erste Fuhrwerk, aber freilich keine Kutsche, sondern nur einen hölzernen Karren auf zwei Rädern, der nur zum Transport von Waaren, Steinen und Erde bestimmt ist. Die Umgebung Limasol's ist äußerst öde, beinahe wie zu Larnaca, nur liegen die Gebirge viel näher.

Wir blieben da von Früh bis in die Nacht, und nun erst erfuhr ich, daß die Eigenthümer des Schiffes nicht so sehr der Lebensmittel wegen gelandet hatten, sondern hauptsächlich um Weine zu fassen, und Reisende zu suchen; von letztern bekamen sie indessen nicht den geringsten Zuwachs. Der Wein ist sehr wohlfeil, ich kaufte eine Flasche, die ungefähr drei Seitel ziemlich guten Cyperwein enthielt, um einen Piaster.

Als wir wieder flott waren, ließ sich der Kapitän neuerdings verlauten, daß er zu Damiette landen wolle. Da verging mir aber alle Geduld, ich nannte ihn einen Betrüger, und bestand darauf, daß außer Alexandrien nirgends gelandet werde, widrigenfalls ich ihn vor Gericht belangen würde und sollte es mich einige hundert Piaster kosten. Dieß wirkte doch soviel, daß er mir sein Wort gab, nirgends mehr anzuhalten, und — o Wunder — er hielt es auch wirklich.

Noch eine Begebenheit trug sich auf dieser Reise zu, die darum interessant ist, weil man aus ihr den Heldenmuth der Griechen entnehmen kann.

Am 5. August, ungefähr um die Mittagszeit entdeckte unsere Mannschaft in der Ferne einen Zweimaster, welcher plötzlich, als er unser Fahrzeug ansichtig wurde, einige Segel einzog, seinen Lauf änderte und auf uns zusegelte. Nun war dies Schiff, nach Aller Meinung, nichts Anderes als ein Pirat, denn warum sollte es seinen Lauf ändern? Warum gerade auf uns Jagd machen? Sonderbar war diese Erscheinung wohl, aber so bewährten Seehelden müssen ja schon allerlei Fälle vorgekommen seyn, so daß sie nicht gleich das Ärgste zu fürchten brauchen, besonders da doch, so viel ich weiß, den Piraten das Handwerk so ziemlich gelegt worden ist, und man von solchen Fällen wenigstens in diesen Gegenden gar nichts hört.

Bei dieser Scene wäre Hogarth an seinem Platze gewesen, um die Leidenschaften der Furcht und Feigheit auf den Gesichtern zu studiren. Es war merkwürdig zu sehen, wie die armen Kapitäns von einem Ende des Schiffes zum andern flogen, wie man uns Reisende in die Mitte zusammendrängte, wo wir uns setzen und stillschweigen mußten, wie der Kapitän wieder von uns wegeilte, dort und da hinrannte, Zeichen und Winke gab, und wie die todtblassen Matrosen trostlos und händeringend nachhumpelten. Wahrlich, wer dieß nicht selbst gesehen hat, muß es für Übertreibung halten. Was möchten die griechischen Helden der Vorzeit sagen, wenn ihnen solch ein Blick auf ihre würdigen Nachfolger gegönnt wäre!!! —

Statt sich zu rüsten und Vorkehrungen zu treffen, gab das einen Wirrwar sonder gleichen. Als uns nun unter diesen verhängnißvollen Umständen das gefürchtete Piratenschiff auf Schußweite nahe gekommen — was war die Ursache seiner Annäherung? Ein zerbrochener Kompaß. — Nun ward die ganze Scene, wie durch einen Zauberschlag einer wohlthätigen Fee, umgewandelt. Die Kapitäns warfen sich in ihr voriges Ansehen, die Matrosen umarmten sich und sprangen wie die Kinder, wir armen Reisenden wurden unserer Haft entlassen und durften an der freundschaftlichen Unterhandlung der beiderseitigen Heldenbesatzung Theil nehmen.

Der verunglückte Kapitän bat unsern tapfern Führer um Auskunft, auf welcher Straße wir uns befänden, und als er hörte, daß wir nach Alexandrien segelten, so ersuchte er den Schiffspatron, des Nachts eine Laterne auf dem hintern Mastbaume anzuhängen, welche seinem Schiffe als Leitstern dienen könne.

Auf der ganzen langen Reise sahen wir außer Cypern kein Land. Selbst die Nähe von Damiette erriethen wir nur durch die veränderte Farbe des Meeres; so weit unser Blick reichte, war die schöne dunkelblaue Woge in die Farbe des gelbbräunlichen Nils übergegangen. Hieraus konnte ich schon auf die Größe und Reichhaltigkeit jenes Stromes schließen, der in dieser Jahreszeit besonders anwächst und bereits über zwei Monate im Steigen war.

7. August 1842.

Um 8 Uhr früh gelangten wir glücklich in die Rhede von

Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke

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