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Abreise von Alexandrien.

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7. September 1842.

Um acht Uhr Morgens begab ich mich an Bord des französischen Packet-Dampfbootes „Eurotas", eines wunderschönen großen Schiffes von 160 Pferdekraft. Um neun Uhr wurden die Anker gelichtet.

Das Wetter war höchst ungünstig. Es regnete zwar nicht, allein wir hatten beständig Gegenwinde uno meist hohes Meer. Dieß war auch Ursache, daß wir die Insel Candia erst am Abende des dritten Tages erblickten, um vierundzwanzig Stunden später als bei günstiger Witterung.

Zwei Frauen, die von Alexandrien die Fahrt bis Syra mitmachten, wurden so heftig von der Seekrankheit ergriffen, daß sie gleich in den ersten Stunden nach der Abfahrt verschwanden und nicht eher zum Vorschein kamen, als bis in Syra gelandet wurde. Eine höchst bequeme Einrichtung auf dem französischen Schiffe ist die Anwesenheit einer Dienerin, welche in solchen Fällen wirklich äußerst nothwendig wird. Gott Lob! ich hatte von der Seekrankheit nicht leicht etwas zu befürchten. Da mußte es schon gar arg stürmen, so wie z. B. auf dem schwarzen Meere, bis meine Natur erschüttert wurde, und selbst dann war ich gleich wieder hergestellt. Ich lebte während der ganzen Fahrt, selbst bei Sturm und Wetter, stets auf dem Verdecke, so daß mir bei Tage auch nicht das kleinste Inselchen entging.

Am 10. September 1842 spät Abends entdeckten wir die Insel Candia (Kreta), am andern Morgen kamen wir ihr ziemlich nahe. Wir sahen aber nichts, als unfruchtbare, kahle Berge, der höchste darunter, mein Namensträger „Ida", sah ebenfalls nicht reizender aus, als die übrigen. Rechts erblickten wir die Insel Scarpanto. Wir ließen sie bald hinter uns, eben so die Inseln der Brüder und noch mehrere andere, darunter manche kleine unbewohnte Eilande und einzeln stehende pittoreske Felsen-Kolosse, die hoch und majestätisch über das Meer ragten. Später kamen wir an den Inseln Santorin und Anaph vorüber.

Letztere ist besonders schön. Im Vordergrunde derselben liegt ein Dorf am Fuße eines hohen Berges, auf dessen felsiger Spitze ein Kirchlein steht. Auf der einen Seite, dem Meere zu, fällt dieser Felsenberg so senkrecht ab, als ob er mit einer Säge geschnitten wäre.

Seit wir Candia erblickt hatten, waren wir nicht mehr in's hohe Meer gekommen. Kaum verschwand uns die eine Insel, so zeigte sich schon wieder eine andere.

Am 11. September 1842.

Morgens zwischen 3 und 4 Uhr erreichten wir Syra. Wegen der schrecklichen Gegenwinde, welche uns beinahe auf der ganzen Fahrt nicht verlassen hatten, waren wir um einen Tag später angekommen, und blieben dafür statt anderthalb Tage nur einen halben Tag. Uns Weiterreisenden war dieß sehr gleichgiltig, denn ans Land durften wir ohnehin nicht, weil wir aus Egypten kamen. Die hier Landenden wurden in die Quarantaine expedirt.

Syra hat einen schönen Hafen. Vom Bord aus übersieht man die ganze Stadt und deren Umgebung. Gleich vom Fuße des Gestades erhebt sich ein spitziger, ganz isolirt stehender Berg, auf dessen Gipfel eine Kirche sammt Kloster ruht, der Sitz des Bischofs. Die Stadt zieht sich gleich mehreren Kränzen rund um den Berg, bis beinahe an die kirchlichen Gebäude. Der Hintergrund bietet ein trauriges Bild — ein kahles Gebirge. Der Leuchtthurm steht auf einer kleinen Insel; die Quarantaine, die von außen recht freundlich aussieht, liegt von Syra etwas entfernt, am Meeresufer.

Es war gerade ein Sonntag, als wir hier anlangten, und da Syra zu Griechenland gehört, so hörte ich hier, wie am Libanon, Glockengeläute, welches mich abermals mit unnennbarer Wehmuth erfüllte. Weiß man doch die Heimath nie so zu schätzen, als wenn man einsam und allein, nur auf Fremde angewiesen, so weit von seinem väterlichen Boden entfernt ist.

Gerne hätte ich hier einen kleinen Abstecher nach Athen gemacht, denn die Entfernung beträgt höchstens zwölf Stunden, allein ich hätte hier wieder Quarantaine halten müssen, und wenn ich dann Griechenland verlassen hätte, vielleicht irgend wo anders zum drittenmale, das wäre mir zu viel gewesen; daher zog ich es vor, in die Quarantaine nach Malta zu gehen, wo es mit einem Male abgethan war.

Noch denselben Tag um 2 Uhr gingen wir wieder unter Segel. Ich blieb auch heute, wie an den folgenden Tagen so lange als möglich auf dem Verdecke, und achtete weder Sturm noch Wind, um eine Insel nach der andern an mir vorüberziehen zu lassen. Eine erschien und verschwand, nur um einer andern wieder Platz zu machen. Auch einzelne Felspartien erhoben sich gigantisch aus dem Meeresgrunde und mischten sich in dieß wechselnde Panorama.

Wir sahen rechts in weiter Ferne Paros und Antiparos, links die bedeutendern Inseln Chermia, und kamen endlich ganz nahe an Cervo (Hirscheninsel) vorüber, welche sich besonders durch die schönen Formen ihrer Gebirge auszeichnet. Ebenfalls ganz abgesondert, wie in Syra, steht da ein spitziger, einzeln stehender Berg, um welchen sich rund herum bis zur Spitze ein Städtchen windet.

12. September 1842.

Als ich mich heute Morgens mit der Sonne zugleich auf dem Verdecke einfand, hatten wir rechts das Festland Morea im Angesicht, — eine große Ebene, auf welcher mehrere Ortschaften zerstreut liegen; den Hintergrund bilden kahle Gebirge. Von Morea weg schifften wir wieder auf hohem Meere.

Der heutige Tag hätte für uns bald ein trauriges Ende nehmen können. Ich saß wie gewöhnlich auf dem Verdecke, als plötzlich auf dem Schiffe eine ungewöhnliche Bewegung unter den Matrosen und deren Vorgesetzten entstand, und selbst der Kommandant schnell herbeieilte. Ich wagte jedoch Niemanden zu fragen, was vorgefallen sei, denn so höflich die Franzosen sonst auch sind, eben so anmaßend und stolz benehmen sie sich auf den Packet-Dampfbooten.

Ich blieb also ruhig auf meinem Plätzchen, und begnügte mich, jede Bewegung der Offiziere und der Mannschaft zu beobachten. Mehrere stiegen in das Kohlenmagazin und kamen ganz erhitzt, von der Kohle schwarz gefärbt und von Wasser triefend zurück. Endlich flog ein Schiffsjunge an mir vorüber und ich fragte ihn, was vorgefallen wäre? Er sagte mir ganz leise, im Kohlenmagazin sei Feuer ausgekommen. Nun wußte ich die Gefahr, in welcher wir schwebten, und — konnte nichts thun, als erwarten, was das Schicksal mit uns beschlossen habe. Das größte Glück bei diesem Unglücke war, daß es sich bei Tag ereignete, und daß es der Maschinist gleich entdeckte. Das ganze Magazin wurde durch doppelte Pumpen unter Wasser gesetzt, und das Feuer glücklich gelöscht. Die Reisenden erfuhren gar nichts von der Gefahr, die ihnen gedroht hatte, sie saßen oder schliefen alle in den Kajüten; kein Matrose durfte dieses Unglücks erwähnen, und auch mich bat der Schiffsjunge, ihn nicht zu verrathen. Wir hatten drei Zentner Pulver am Bord.

14. September 1842.

Erst heute gegen Abend sahen wir wieder Land, und zwar das Ziel unserer Reise,

Malta, und um 7 Uhr lagen wir im Hafen von Lavalette vor Anker.

Auf der ganzen Reise von Alexandrien bis Malta war uns der Wind sehr ungünstig gewesen, das Meer war oft so unruhig, daß man ohne Hülfe eines Matrosen nicht über das Verdeck gehen konnte.

Von Alexandrien über Syra nach Malta sind 950 Seemeilen. Wir waren 8 Tage unter Weges, und landeten nur in Syra. Die Hitze war ziemlich erträglich, sie erreichte höchst selten 23 — 29 Grad R.

Die Insel Malta nimmt sich gut aus, sie hat keine Gebirge und besteht nur aus Felsen und Hügeln.

Die Stadt Lavalette ist mit dreifachen Festungswerken umgeben, die sich stufenweise den Hügel hinauf ziehen, auf welchen die eigentliche Stadt liegt; sie hat große, schöne Häuser, alle aus Stein gebaut.

15. September 1842.

Heute Morgens um 8 Uhr wurden wir ausgeschifft und in die Quarantaine, in dem herrlichen Gebäude der Johanniter, abgeliefert.

Dieses Schloß steht auf einem Felsenhügel, und bietet die Aussicht über die ganze, zwei Stunden lange Insel, bis gegen Civita vechia. Wir fanden hier lauter reinliche Zimmer, und bekamen augenblicklich Möbel, Bettzeug u.s.w. von der Anstalt zu sehr billigen Preisen. Der Wirth sandte gleich jedem Ankömmlinge den Speise-Tarif für Frühstück und Mittagskost, man kann sich nach Belieben wählen, und wird mit der Bezahlung nicht überhalten. Die Quardiane sind sehr dienstfertig, aufmerksam, sprechen fast alle etwas italienisch, und besorgen täglich genau den Auftrag, den man ihnen gibt. Das Gebäude für die Abgesperrten liegt auf dem großen Plateau des Hügels. Zu beiden Seiten sind zwei große Flügel erbaut, einen Stock hoch, in welchem sich die Zimmer befinden, deren jedes einen abgesonderten Eingang hat. In der Mitte quer über den Hof befindet sich das Gasthaus, unweit davon die Kirche; aber weder das Eine noch die Andere darf von den Ankömmlingen betreten werden. Die verlangten Speisen und Getränke werden dem Quardian gereicht, der sie an Ort und Stelle befördert. Die Kirche bleibt gänzlich geschlossen. Den Vordergrund bildet eine breite, schöne Terrasse, auf der man spazieren gehen kann, und von welcher man eine große Fernsicht über das Meer, die Stadt Lavalette und die ganze Insel hat. Auf dieser Terrasse, so wie auf den Festungswällen hinter den Gebäuden, kann man genugsam herumspazieren. Der Hof ist sehr geräumig, und Jedermann darf sich bis zur Mitte desselben, wo eine Statue steht, frei bewegen. Bis 10 Uhr Abends kann man da überall frei berumspazieren, dann erst wird man auf sein Zimmer gewiesen und eingeschlossen. Die Wächter haben ihre Wohnungen ganz abgesondert.

Die ganze Anstalt ist so ordentlich und zweckmäßig eingerichtet, daß man gar nicht ahnet, in einem Gefängnisse zu sitzen. Ach, wie viel wohler befand ich mich hier, als in der Kontumaz zu Alexandrien! —

Kommt Jemand auf Besuch, dann ist man nicht durch Gitter und Gräben von ihm geschieden, sondern steht frei im Hofe, höchstens zwei Schritte von einander entfernt. Die Fenster sind nicht vergittert, Kleider und Wäsche wurden wohl auch auf Stellen gehangen und gelüftet, doch weder wir, noch unsere Effekten wurden ausgeräuchert. Ich würde wirklich die 18 Tage, welche ich dableiben mußte, recht vergnügt zugebracht haben, wenn es nur für meine fernere Reise nicht so spät geworden wäre. Ich wollte noch den Ätna besteigen, und war bis 2. Oktober hier festgebannt!

1. Oktober 1842.

Der Quarantaine-Arzt besichtigte uns ganz leicht und gab uns die Absolution für den morgigen Tag. Darum ging es diesen Abend recht lärmend zu. Die bald befreiten Gefangenen sangen bei Wein und Musik oder tanzten im Hofe, die Wächter jubelten mit, und Alles war fröhlich und heiter bis tief in die Nacht hinein.

2. Oktober 1842.

Morgens um 7 Uhr wurden wir der Haft entlassen; da ging es eben so zu, wie in Alexandrien; Alles drängte herein, sich der Fremden zu bemächtigen. Man muß hier nicht minder auf seiner Hut seyn, als in Egypten unter den Arabern, und Überfahrt, Trägerlohn u.s.w. zuvor genau aushandeln, sonst sind die Leute unverschämt in ihren Forderungen.

Ich hatte schon einige Tage vor dem Austritte mit einem Wirthe für Kost, Wohnung und Übersiedlung unterhandelt. Dieser kam also heute und holte mich mit Sack und Pack ab. Wir fuhren über den Arm des Meeres, welcher das Fort Manuel von der Stadt Lavalette trennt.

Vom Ufer führt eine Treppe in die Stadt durch die dreifachen, immer höher gelegenen Festungswerke. Auf jeder Abtheilung sind Gassen und Häuser angebracht. Die eigentliche Stadt liegt ganz in der Höhe; man muß daher viel Berg auf und Berg ab steigen, jedoch nicht halb so hoch und beschwerlich, wie in Konstantinopel. Die Gassen sind breit und sehr schön gepflastert, die Häuser groß, gut und schön gebaut; statt der Dächer haben sie Terrassen, auf welchen oft ganze Blumengärtchen angelegt sind, die ihnen ein sehr liebliches Ansehen geben.

Mein Wirth gab mir ein winziges Zimmerchen und eben so winzige Mahlzeiten, — des Morgens und Abends Milchkaffee, und des Mittags drei Gerichte — für all' dieses bezahlte ich aber auch nicht mehr, als täglich 15 Schilling, oder 45 kr. C.M.

Nachdem ich meine Effekten geordnet hatte, eilte ich gleich in die nächste Kirche, Gott für den wunderbaren Schutz zu danken, den er mir auf dieser gefahr- und beschwerdevollen Reise so sichtlich hatte angedeihen lassen. Die erste Kirche, welche ich in Lavalette betrat, war dem h. Augustinus geweiht. Ich fand sie überaus schön; seit ich Wien verließ, sah ich keine so nette und regelmäßige Kirche. Hierauf ging ich in die Johanniter-Kirche, deren Pracht und Zierlichkeit mich sehr überraschte. Sie ist sehr groß, der Fußboden ganz mit Epitaphien von den schönsten Marmorarten belegt, worunter die Ritter ruhen. Die Decke enthält sehr schöne Fresken. An den Seitenwänden sind von oben bis unten Arabesken, Blätter und Blumen in Sandstein ausgehauen.

Alles ist reich vergoldet und macht einen eigenen imposanten Eindruck. Die Seitenkapellen enthalten schöne Monumente, meist von weißem, ein einziges von schwarzem Marmor. Es sind Denkmäler für die ausgezeichnetsten Maltheser-Ritter. Am Ende der Kirche rechts ist die sogenannte rosenfarbige Kapelle. Sie ist mit schwerem rothen Seidenstoffe tapeziert, wodurch alle Gegenstände in Rosaschimmer erglänzen. Ein hohes, masives silbernes Gitter umgibt den Altar. Von den Gemälden sind nur zwei hübsch; das Hauptaltarblatt und ein Christus am Kreuze. Die Säulen an den Altären sind von Marmor. An beiden Seiten des Hochaltars befinden sich ungewöhnlich hohe Thronhimmel von schönem rothen Sammt, mit Goldborten; sie reichen beinahe bis an die Wölbung der Kuppel.

Auf der Insel Malta fängt schon der in den Kirchen störende Gebrauch mit dem Stühle geben und forttragen an, wie es in ganz Italien Sitte ist. Der Meßner macht es sich in diesen Ländern auch so bequem, daß er, vom Evangelium bis zur Wandlung, und nach dieser bis an das Ende der Messe, an der Seite des Altars sitzt.

Die Neigung zum geistlichen Stande scheint hier, wie in Italien, vorherrschend zu seyn. Man könnte beinahe sagen, jeder fünfzehnte Mensch, dem man begegnet, ist oder wird ein Geistlicher. Kinder von zehn bis zwölf Jahren laufen schon in langem, schwarzem Talar und dreieckigem Hute herum.

Die Straßen sind schön und rein gehalten, besonders jene, welche die Stadt durchschneidet; in manchen wird sogar aufgespritzt. Die Auslagskästchen an den Kaufmannsläden enthalten die ausgesuchtesten Waaren — kurz, überall sieht man schon, daß man auf europäischem Boden wandelt.

Wenn man hier die Fachini mit ihren bis an die Achsel hängenden, dunkeln, gewirkten Hauben oder den runden Strohhüten, mit ihren kurzen Jacken und bequemen Beinkleidern, der rothen Binde um die Mitte, und dem lebhaften, freien Blicke sieht, und dabei an die armen Fellahs in Egypten denkt. — Beide sind Menschen, beide treiben dasselbe Handwerk, und Letztere leben noch dazu auf einem viel fruchtbareren Boden, wie Erstere, so möchte man wohlversucht werden, an der väterlichen Regierung Mehemed Ali's zu zweifeln.

Der Pallast des Gouverneurs, ein sehr großes viereckiges Gebäude, steht auf einem herrlichen Platze, neben dem Bibliotheks-Gebäude; — diesem gegenüber die Hauptwache, die mit Säulen geziert eine schöne Fasade bildet. Die Kaffeehäuser sind hier ziemlich groß, sehr rein und zierlich eingerichtet, besonders jenes auf dem Hauptplatze, welches Abends immer herrlich erleuchtet wird.

Frauen und Mädchen erscheinen schwarz gekleidet, sie werfen nämlich, wenn sie ausgehen, einen schwarzen, sehr weiten und faltenreichen Rock über ihre Hauskleider, und darüber eine Art Mantille, die Kopf, Brust und Arme bedeckt. Das Gesicht ist frei, ich sah recht liebliche Mienen aus der schwarzen Drappirung hervor lächeln. Die Reichen tragen diese Überkleider von Seidenstoffen, die Armen von Merino oder noch billigeren Wollenzeugen.

Es war gerade Sonntag, als ich das erste Mal Lavalette betrat. Da gab es in allen Straßen, in allen Kirchen eine Masse von Menschen; alle waren recht gut, sauber und anständig gekleidet. Bettler sah ich nur wenige, und selbst diese waren nicht so verlumpt und ekelerregend, wie es sonst überall der Fall ist.

Das Militär ist das schönste, was ich je sah, lauter ausgezeichnet große, schöne Männer, meistens Schottländer. Ihre Uniformirung ist sehr geschmackvoll. Ein Regiment hatte hellrothe Spencer und weißleinene Beinkleider; das andere schwarze Spencer, schwarze Epaulettes, schwarze Wehrgehänge, kurz alles schwarz, bis auf die Hosen, welche ebenfalls von weißer Leinwand waren.

Hier wird bei weitem mehr gefahren, als geritten. Die Kutschen sind so originell, wie man sie nicht leicht wo finden wird. Sie bestehen meistens aus einem großen, alten, viersitzigen ganz gedeckten Rumpelkasten, welcher zwischen zwei ungeheuern Rädern hängt und von einem Pferde in der Gabel gezogen wird. Der Kutscher läuft meist nebenher.

3. Oktober 1842.

Heute fuhr ich, seit meiner Abreise von Wien, (also seit 6½ Monat) zum ersten Male wieder in einem Wagen, und zwar nach Civita vechia, um diese älteste Stadt Malta's, und in ihr die schöne und berühmte Peter- und Paulskirche zu sehen. Ich durchschnitt bei dieser Gelegenheit die ganze Länge der Insel, und sah also das Innere derselben.

Sie wird nach allen Richtungen von den herrlichsten Straßen durchzogen, und besteht aus lauter kleinen Erhöhungen. Überall sieht man schöne, mitunter so große Dörfer, daß ich sie für recht niedliche Städtchen hielt. Auf den Anhöhen stehen meistens hübsche und bedeutende Kirchen. Obwohl das ganze Eiland aus Felsen und Sandsteinen besteht, so sieht man doch eine ziemlich üppige Vegetation. Allenthalben wachsen Feigen-, Citronen-, Orangenbäume, und Baumwollpflanzungen sind so häufig, wie bei uns Kartoffelfelder. Die Stämme dieser Pflanzen, sammt den Blättern, waren nicht höher wie Kartoffelstauden, auch (hier wenigstens) ganz wie diese angebaut. Man sagte mir, sie seyen nur dieses Jahr, der großen Trockenheit wegen, so niedrig geblieben, sonst werden sie wohl um einen Schuh höher.

Das Bauernvolk fand ich überall sehr gut gekleidet, ihre Häuser geräumig und hübsch gebaut — alle von Stein und mit Terrassen statt der Dächer versehen.

Civita vechia ist eine Stadt mit prächtigen Häusern und sehr eleganten Landwohnungen. Viele Städter ziehen aus Lavalette über den Sommer hieher, in die höchstgelegene Gegend der Insel.

Die Peter- und Paulskirche ist groß und im Innern ziemlich einfach; der Boden nur mit Steinplatten gepflastert, die Wände bis an die Gesimse weiß übertüncht, dann aber mit vielen Arabesken verziert und reich vergoldet. Hinter dem Altare befindet sich ein schönes Gemälde: ein Sturm auf dem Meere. Die Aussicht vom Klostersaale ist wunderschön; man überschaut beinahe die ganze Insel, und drüber hinaus verliert sich der Blick in dem unermeßlichen Meeresspiegel.

Gleich neben der Kirche steht eine Kapelle, unter welcher sich die Grotte des heil. Paulus befindet, die in zwei Abtheilungen getheilt ist; in der ersten trifft man eine herrliche Statue des heil. Paulus, von weißem Marmor, in der zweiten war das Gefängniß dieses Heiligen.

Unweit dieser Kapelle, am Ende der Stadt, sind die Katakomben, welche jenen zu Rom, Neapel u.s.w. gleichen.

Auf der Rückfahrt machten wir den kleinen Umweg nach dem herrlichen Sommerpallaste und Garten des Gouverneurs.

Zur ganzen Exkursion brauchten wir etwa 7 Stunden.

Die Hitze wechselte während meines Aufenthaltes auf Malta (15. Sept. bis 4. Okt.) von 20 bis 25 Grad R. (in der Sonne).

Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke

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