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Prolog

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Der Platz vor der Schule quoll über von Jugendlichen. Eben noch hatte er leer und still vor ihm gelegen, dann aber hatte die Flucht aus den Klassenzimmern eingesetzt und die Schüler verloren keine Zeit, endlich ins Freie zu kommen und den eigentlichen Tag zu starten. Das hektische Stimmengewirr um ihn herum war wie ein ständiges Sausen in seinen Ohren, nur unterbrochen von schrillem Gelächter der Mädchen und den nassforschen Brunftschreien der Jungen.

Er blickte sich um, und plötzlich sah er sie. Sie war da. Endlich.

In seinem Magen fiel etwas in die Tiefe. Er hatte sie lange nicht mehr gesehen, obwohl er ihr Gesicht jeder zeit vor sich aufsteigen lassen konnte. Trotzdem war er überrascht, wie sehr sie sich verändert hatte. Ihr Haar war länger, die Statur kräftiger. Aber die entscheidende Veränderung hatte im Gesicht stattgefunden. Sie war reifer geworden, schöner, aber auch anders. Von der Verletzlichkeit war nichts übrig geblieben. Dies hier war eine junge Frau, selbstsicher, auf eine seltsam entspannte Art kontrolliert, fast kalt.

Sie sprach mit einem anderen Mädchen, das er nicht kannte. Ihre Gesten waren knapp, ihre Worte schienen ihr Gegenüber direkt zu treffen. Dann sah sie plötzlich in seine Richtung. Er wandte sich sofort ab und herrschte ein paar Elfjährige an, die neben ihm standen und Späße machten. Als er zurückblickte, war sie verschwunden, so schnell wie sie nach all der Zeit wieder aufgetaucht war.

Ein feiner Schmerz durchzog ihn von der Brust bis in die Tiefen seines Körpers. Ein irrsinniges Gefühl. Nach Monaten der Einsamkeit musste sie nur wieder in seinem Blickfeld auftauchen und sofort konnte er sie spüren.

So wie damals, als sie sich verabschiedet hatten.

Kalter Zorn

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