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Kiran blickte von seinem Schreibtisch auf, den er die letzten Minuten unverwandt angestarrt hatte. Die Uhr zeigte halb neun. Unglaublich. Es waren bereits gefühlte Stunden vergangen, und doch war er erst vor knapp zwanzig Minuten ins Büro gekommen. Wenigstens begann das Dröhnen in seinem Kopf langsam zu verschwinden.

Erstaunlich, wie man in Trance aufstehen, duschen, sich anziehen und zur Arbeit fahren konnte, nur um dann festzustellen, dass man so gut wie keinen Alkohol abgebaut hatte. Kiran, der wegen seines Berufs als Fallanalytiker und Psychologe nur in Maßen Alkohol trank, erkannte aufs Neue, warum er solche Abstürze bislang erfolgreich gemieden hatte. Keine Kontrolle, keine Klarheit. Vor allem jetzt nicht, da sich dieser verdammte Nebel nur aufreizend langsam klärte. Dann schlug ein Hammer auf seinen Rücken.

»Morgen, Kiran! Alles im Lot?«

Bolko hatte ihm fröhlich auf die Schulter gehauen. Seine Kollegen grinsten ihn wissend an. Enzo sah aus, als käme er frisch aus der Sauna, Bolko konnte man ohnehin nie ansehen, was er nachts getrieben hatte, und in Alenkas Augen lag immer noch dieses Strahlen.

Sie hatten bis in den frühen Morgen im Lloyd’s gefeiert. Kiran war sonst kein Mensch für spontane Trinkgelage, aber Alenkas Beförderung musste natürlich begossen werden. Kurz vor Dienstschluss war Birte Halbach, die Chefin der Abteilung, in den Raum getreten und hatte die frohe Nachricht verkündet.

Alenka Motte und Enzo Moretti waren als Ermittler dazugestoßen, als das Team mit der Aufklärung eines tödlichen Attentats auf einen Großindustriellen betraut worden war. Teamleiter Bolko Blohm und sein Co-Leiter Kiran Mendelsohn hatten schnell erkannt, dass nicht nur der gut vernetzte und hervorragend ausgebildete Moretti, sondern auch die junge Kommissarin Motte mit ihren unschlagbaren IT-Kenntnissen diese Gruppe perfekt ergänzten. In einem politisch brisanten Fall, in dem auch noch die russische Mafia mitgemischt hatte, waren ihre Fähigkeiten von großem Nutzen gewesen. Nach dem Ermittlungserfolg hatte das BKA Halbachs Empfehlung entsprochen und das gesamte Team fest im Bereich Internationale Koordination verankert.

Nachdem Kiran und Bolko in ihrem Abschlussbericht besonders Alenkas Arbeit hervorgehoben hatten, war sie nun zur Oberkommissarin ernannt worden. Ziemlich früh, aber völlig zu Recht, wie Bolko meinte.

Bisher hatte das Team nach Abschluss seines ersten großen Falls nur kleinere internationale Delikte bearbeitet, in erster Linie Wirtschaftsvergehen deutscher Staatsbürger im Ausland. Kiran war diese Routine sehr entgegengekommen. Es gab den Mitglieder des Teams die Gelegenheit, sich besser kennenzulernen, Ermittlungsabläufe, Techniken und vor allem mögliche Krisensituationen zu besprechen.

Kiran öffnete gerade den Mund, um auf Bolkos Frage zu antworten, als eine weitere Detonation seinen Schädel erschütterte. Durch die Tür kam Birte Halbach, offenbar ebenso fit wie die anderen, und lud mit Fanfarenstimme zur sofortigen Besprechung.

Der umsichtige Enzo hatte für alle frischen Kaffee gebraut, den er im Besprechungsraum servierte. Kiran, der beim Eintreten in den von grellem Sonnenlicht durchfluteten Raum beinahe erblindet wäre, hatte einen mehrfachen Espresso vorgesetzt bekommen.

»Guten Morgen, die Herren und die Dame. Ich hoffe, Sie sind erholt von unserer kleinen Feier gestern.« Sie blickte in die Runde und fuhr fort. »Ich habe eben einen Anruf aus NordrheinWestfalen bekommen. In ei ner Waldhütte bei Xanten hat gestern eine Art Ritualmord stattgefunden. Das Opfer ist eine amerikanische Austauschschülerin. Professionelle Tatausführung. Die Sache sieht ziemlich übel aus. Wie in solchen Situationen üblich, müssen sich unsere Behörden mit dem FBI koordinieren, daher sind jetzt wir für den Fall zuständig.«

»Warum ermittelt das LKA nicht selbst? Dort gibt es doch auch eine internationale Abteilung«, fragte Bolko. »Eigentlich ja, aber die Polizei Wesel hat vom LKA Düsseldorf keine besonders schnelle Hilfe bekommen, die haben gerade mit dieser südeuropäischen Bande dort zu tun. Sie wurden dann an das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste verwiesen und die haben sich direkt an uns gewandt. Absolut korrekt, wenn man die Nationalität des Opfers bedenkt. Ich habe vorhin das FBI kontaktiert und werde gleich um halb zehn mit dem zuständigen Kollegen sprechen, sobald die ihm Bescheid gegeben haben.«

Kiran wurde bei diesen letzten Worten etwas wacher. Das FBI. Nach all den Jahren war es jetzt also soweit.

Obwohl er es hatte kommen sehen, versetzte ihm die Gewissheit einen Stich. Er atmete tief durch. Versuchte sich zu konzentrieren. Birte Halbach hatte inzwischen weitergesprochen.

»Wir haben bislang keine Hinweise auf den Täter. Kaum Spuren, keine DNS, keine Zeugen. Wir wissen noch nicht mal, wie er das Opfer dorthin bekommen hat. Immerhin haben die Kollegen aus Düsseldorf ein paar Leute aus der kriminaltechnischen Untersuchung vorbeigeschickt, die haben alles aufgenommen was zu finden war, und das war nicht viel. Die Tat war offenbar geplant und in ihrer Ausführung mehr als nur sadistisch. Soviel ist laut dem ersten Leichenbefund schon klar. Wie es aussieht, ist das Mädchen nackt auf einen Stuhl gefesselt und gefoltert worden. Danach wurde der Hals durchgeschnitten. Also – irgendwelche Ideen bevor wir aufbrechen?«

Bolko nickte. »Bei einem derart brutalen und inszenierten Mord sind Hintergrund und Hinweise rund um das Opfer aufschlussreicher als bei üblichen Fällen. Aber da sie Amerikanerin ist, wird das wohl nicht ganz einfach werden.« Er blickte zu seinem Partner.

Kiran hob den Kopf. Ein bisschen zu schnell. Keine gute Idee.

»Ich weiß nicht, wir sollten das sehr behutsam angehen. Normalerweise sind solche ritualisierten Morde typisch für Serientäter. Bei einer Einzeltat ist eine solche Tat vielleicht auch individuell auf das Opfer abgestimmt.« Er wandte sich an Birte Halbach: »Was wissen wir über die Schülerin?«

Halbach sah in ihre Unterlagen. »Ihre Name ist Patricia Masterson, siebzehn Jahre alt, vor gerade mal drei Wochen aus den USA für einen einjährigen Aufenthalt angekommen. Alles, was ich bislang habe, ist die Adresse der deutschen Gastfamilie und die ihrer leiblichen Familie in Richmond, Virginia.«

Kiran sah aus dem Fenster. Richmond, gleich um die Ecke vom Hauptquartier des FBI. Man würde dort sicher leichter ermitteln können, da der Ort nur eine Autostunde entfernt von Quantico lag. Vielleicht würde es nun tatsächlich zu einem Wiedersehen kommen.

Halbach schaute in die Runde, aber niemand schien weitere Fragen zu haben.

»Gut, dann gehen wir ’s an. Enzo und Alenka, ich will alle bisherigen Erkenntnisse aus NRW auf unserem Server haben. Kontaktieren Sie die Polizeikräfte vor Ort. Der Tatort muss gesichert und komplett begehbar sein, wenn Sie nachher dort eintreffen. Bolko, Sie organisieren den Trip aufs Land. Kiran, Sie kommen mit mir in mein Büro. Ich möchte, das Sie selber hören, was der FBI Mensch zu sagen hat.«

In Halbachs Büro war der PC bereits auf Konferenz geschaltet, aber noch rührte sich nichts im Netz.

»Tja, das gibt dann wohl ein Wiedersehen mit Ihren amerikanischen Freunden. Ist das der erste Kontakt seit Ihrer Zeit dort?« Wie üblich verlor Birte Halbach keine Zeit, um die entscheidende Frage zu stellen.

»Nein, in den letzten Jahren kamen immer wieder ein paar Anfragen zu Ermittlungen. Ganz normal, nichts Besonderes.«

»Und jetzt das. Was meinen Sie, werden die uns helfen oder gleich die Ermittlung übernehmen wollen?«

Kiran schüttelte den Kopf. Weniger Schmerzen, herrlich. Enzo war ein Kaffeemagier.

»Glaube ich nicht. Man ist beim FBI etwas entspannter geworden, was solche Fälle angeht. Wenn das Opfer nicht mit jemandem aus Politik, Top-Management, Militär oder den Geheimdiensten verwandt ist, werden die uns in Ruhe machen lassen. Sie werden aber verlangen, dass man ständig in Kontakt bleibt.«

Wie aufs Stichwort signalisierte der PC einen Videoanruf. Auf dem Schirm erschien der amerikanische Kontaktbeamte. Seine Krawatte saß perfekt, auch sonst sah der Mann aus, wie frisch aus dem Ei gepellt. Er stellte sich als Special Agent in Charge John Henderson vor.

»Guten Morgen, Miss Halbach. Vielen Dank für Ihre schnelle Kontaktaufnahme, wir wissen das sehr zu schätzen. Ich habe die Sache überprüft und kann Ihnen jetzt in der Nacht nicht viel mehr geben als die Daten der Familie und das, was von Seiten der Schule über das Mädchen bekannt ist. Die Familie ist mit keinem unserer Dienste liiert. Bislang ist das eine Tat gegen eine zivile Person, wenn auch kaum alltäglich. Keine schöne Angelegenheit, das alles.«

Kiran erkannte die Mischung aus Jargon und Höflichkeitsfloskeln, die den FBIBeamten während der Ausbildung eingebläut wurde. Vor seiner Zeit in den USA hatte er das für einen Spleen amerikanischer Drehbuchschreiber gehalten, aber in den Büros dort sprachen tatsächlich alle so, vor allem in der Zentrale in Quantico.

»Kein Problem, Mr. Henderson«, antwortete Birte Halbach in fast akzentfreiem Englisch. »Wir sind gerade da bei, das Team an den Tatort zu schicken. Sie werden von dort mit Ihnen Kontakt aufnehmen und Ihnen sämtliche Details zukommen lassen. Ich nehme an, wir werden erst am Nachmittag erfahren, wer sich bei Ihnen um diese Sache kümmern wird?«

Der Special Agent wirkte etwas irritiert. »Ähm, ja. Mein Vorgesetzter wird sich mit Ihnen in etwa drei Stunden in Verbindung setzen.«

»Mr. Henderson, wie verfahren Sie in solchen Fällen? Wollen wir vorerst per Video kommunizieren oder schicken Sie Beamte zu uns?«, fragte Halbach und sandte ihr strahlendstes Lächeln durch die Leitung.

»Früher wäre es so gelaufen. Aber inzwischen hat die Sparpolitik auch das FBI erfasst. Wenn wir keine sprach lichen oder technischen Probleme haben, wird man sich gerne auf Sie und Ihr Team verlassen, Miss Halbach.«

»Hervorragend, ich habe hier meinen Co-Ermittlungsleiter bei mir, Kiran Mendelsohn. Er hat die Ausbildung bei Ihnen in Quantico absolviert und wird Ihr Hauptansprechpartner sein.«

»Hi, Mr. Mendelsohn. Freut mich, dass wir einen Mann mit Ihrem Hintergrund im Team haben. Ich melde mich dann bei Ihnen und werde die Verbindung zu unserem Section Chief herstellen. Sagen wir um zwölf Uhr Ihrer Zeit?«

Kiran stimmte zu, Henderson verabschiedete sich, drückte einen Knopf am Terminal, und das Bild wurde schwarz.

»Kurz und knapp«, meinte Halbach. »Er hat nicht auffällig reagiert auf die Nachricht, dass Sie mit im Spiel sind. Was meinen Sie, könnten die Ärger machen wegen Ihrer Sache damals?«

Kiran zuckte mit den Schultern. »Das glaube ich nicht. Selbst wenn der Vorfall seinerzeit weite Kreise gezogen hat, juristisch ist die Sache geklärt worden. Das Ganze wurde als Ausbildungsunfall deklariert, was es auch war. Ich habe auch meinen dortigen Rang als Special Agent nicht verloren, sondern bin vollständig entlastet worden. Irgendwo wird man immer auf Zurückhaltung oder Ressentiments stoßen, aber niemand wird mich of fen ablehnen, da bin ich mir sicher. Und ich habe ja auch noch viele Freunde dort.«

Zur Mittagsstunde saß Kiran allein im Büro am Medien terminal der Computerzentrale, eine Wand vollgestellt mit modernster Technik, in deren Mitte ein riesiger Bild schirm hing. Bolko war zusammen mit den anderen bereits nach Xanten aufgebrochen, um sich in der Polizeiwache vor Ort einzurichten und schnellstmöglich den Tatort zu untersuchen. Birte Halbach, die vorerst in Berlin bleiben würde, hatte einen Kollegen vom Flugdienst Tegel aktiviert, mit dessen Hilfe sie umgehend nach Düsseldorf geflogen waren. Kiran würde nachkommen und hatte dazu von Bolko, nicht ohne ernste Ermahnungen und diverse Anweisungen, die Schlüssel zu dessen fahrbarem Heiligtum, einem alten Jaguar XJS, überreicht bekommen.

Pünktlich um zwölf ertönte das Signal, und die Videokonferenz wurde aufgebaut. Kiran erkannte das Gesicht sofort. Bradley Greenberg, heute einer der führenden Köpfe und Section Chief in der Machtzentrale des FBI, zu Kirans Zeit Leiter der Ausbildungsabteilung. Greenberg war, wie Kirans Mentor beim BKA, Horst Roellinghoff, auch, ein Veteran der Zielfahndung auf internationalem Gebiet. Er kannte alle Tricks und Besonderheiten jeder Mentalität und war einer der gefürchtetsten Verhörspezialisten in Quantico. Greenberg war es gewesen, der Kiran nach der Katastrophe während der praktischen Abschlussprüfung drei Tage lang auseinandergenommen hatte. Dann hatte er ihn vollständig rehabilitiert, nur um sogleich seine Heimreise in die Wege zu leiten.

»Kiran. Lange nicht gesehen. Ich hab Interessantes über dein Comeback gehört. Und ich sehe, die Jahre sind gut zu dir gewesen. Du hast dich kein bisschen verändert. Meditation scheint wohl doch jung zu halten.«

Kiran betrachtete Greenberg, der mit seinem buschigen, grauen Bart wie ein gutmütiger Weihnachtsmann aussah. Aber genau das war der Fehler, den jeder beging. Hinter dem wohlwollend verschmitzten Grinsen verbarg sich ein messerscharfer Verstand und eine kompromisslose Entschlossenheit. Kiran war sich bis heute nicht sicher, ob Greenberg ihn damals wirklich hatte schützen oder nur schnellstmöglich loswerden wollen. Auf einen Kommentar oder eine Reaktion hatte er seinerzeit vergebens gehofft. Händedruck und Augenkontakt beim Abschied waren kurz und unverbindlich gewesen.

»Hi, Mr. Greenberg. So sieht man sich wieder.«

»Früher oder später musste es wohl so kommen«, sagte Greenberg und deutete ein Lächeln an. »Konnte ja nicht ewig gehen mit deiner Askese. Wie ist dir der Zusammenstoß mit der russischen Seite bekommen?«

»Ganz gut. Unser Mann hat ein nur ein halbes Dutzend Leute umgelegt, bevor wir ihn schnappen konnten. Hätte schlimmer kommen können.«

»Der gleiche Sarkasmus wie damals«, sagte Greenberg schmunzelnd. »Aber kommen wir zur Sache. Ich will dir nicht verschweigen, dass ein paar Leute Bedenken an gemeldet haben, als sie von deiner Mitwirkung hörten. Allerdings waren einige von denen damals noch nicht mal hier. Zwei aber sind aus der Gegenfraktion von damals. Also Kiran, sag mir, dass du mit unseren Leuten hier klarkommst.«

»Ich bin kein Anfänger mehr, und ich kenne diese Sorte Karrieristen inzwischen in und auswendig. Wir ziehen unser Ding durch, wenn nötig zusammen vor Ort, mit wem auch immer. Alles nach Vorschrift und mit allem technischen Reporting, exakt so, wie es die Obrigkeit sehen will. Ich verschwende nur wenig Gedanken an den Vorfall damals, schon gar nicht bei der Arbeit.«

Greenberg lächelte, auch wenn das Zwinkern in seinen Augen verriet, dass er Kiran die Sorglosigkeit auf keinen Fall abnahm.

»Dann wäre das ja klar. Ich habe den Bericht deiner Assistentin gesehen. Wirklich üble Sache. Hier wären bereits alle Verhaltensforscher mitsamt ihrer Studenten am Tatort. Bislang sind die aber ruhig. Du kennst das ja, alles jenseits des Großen Teiches könnte genauso gut auf dem Mond passiert sein.«

Kiran nickte. Das war eines der wenigen Klischees, die wirklich stimmten. Einer seiner Ausbilder in Quantico hatte einmal gescherzt, dass die USA einen Ort außer halb Nordamerikas frühestens dann kartographierten, wenn dort ein Amerikaner in die Luft flog.

»Ich habe bereits einen Kontaktbeamten für dich ein gesetzt, er sitzt gerade am VICAP und wertet eure Indizien aus. Man kann nie wissen. Vielleicht gab’s hier mal einen vergleichbaren Fall.«

»Sehr gut. Ein paar Ideen könnten uns sicher helfen. Wann meinen Sie ist der Kollege soweit?«

»Er wird noch ein bisschen brauchen. Du kannst inzwischen zu Deinem Tatort fahren. Ist ja um die Ecke bei euch. Deine Nummer hat er schon. Ich habe Rollins mit der Sache betraut.«

Greenberg verzog keine Miene, als er den Namen nannte. Stephen Rollins. Kirans bester Freund während der Ausbildung und der stärkste Rückhalt, den man sich in einer Krise wünschen konnte. Sie hatten nach Kirans Abreise aus den USA noch eine Weile Kontakt gehalten, auch nach Kirans einjährigem Klosteraufenthalt in Japan. Aber dann waren die Telefonanrufe seltener geworden. Das Letzte, was er von Stephen gehört oder gesehen hatte, war eine belanglose Kurznachricht im Netz gewesen, und das mochte auch schon gut ein Jahr her sein.

Greenberg gab noch ein paar Namen und Daten durch, man sprach gegenseitige Einladungen aus, dann beendeten sie das Gespräch.

Kiran lehnte sich zurück und dachte nach. Ihm war klar, dass diese Zusammenarbeit mit dem FBI bei manchen Kollegen und vielleicht auch Freunden alte Wunden aufreißen würde. Das war nicht zu ändern. Es hatte Jahre gebraucht, bis seine eigenen Wunden verheilt waren. Trotzdem machte ihm die Situation keine Angst. Im Gegenteil. Er war gespannt, der Ursache allen Übels direkt wiederzubegegnen. Der Kreis schloss sich. Endlich.

Kiran stand auf, nahm seine gepackte Tasche und ver ließ den Raum.

Kalter Zorn

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