Читать книгу Urlaub mit Herz und Handschellen - Ilona Hoffmann - Страница 10

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Tobias trällerte vergnügt unter der Dusche. Der heiße Dampf breitete sich wie Nebel im ganzen Bad aus. Er war bester Laune. Heute sollte die große Reise mit Lea beginnen. Seit zwei Monaten kannten sie sich jetzt schon und waren gute Freunde geworden. So oft es ging verbrachten sie jede freie Minute zusammen. Themen für gute Gespräche schienen ihnen nicht aus zu gehen. Doch das berühmte Kribbeln im Bauch hatte sich bei beiden nicht eingestellt. Sie hatten auch schon ein Wochenende in der Blockhütte am Ammersee verbracht. Tobias hatte auch seinen Bruder eingeladen, damit er endlich Lea kennen lernen sollte, doch in letzter Sekunde hatten sich japanische Geschäftspartner angesagt und Marco war das ganze Wochenende unabkömmlich gewesen. Danach hatte sich keine Gelegenheit mehr für ein Treffen geboten. Zum Schluss noch eine Abkühlung und dann noch rasieren. Kaum hatte er die Dusche abgestellt, hörte er ein lautes Hämmern an der Haustür. Noch ein bisschen fester und die Tür fällt mir ins Wohnzimmer, dachte er. Klitschnass und nur mit einem Badetuch um die Hüften öffnete er die Tür. Marco stürmte herein. Mit einem total verstörten Gesichtsausdruck ließ er sich in einen Sessel fallen.

„Ich habe die Beweise.“ rief er triumphierend.

Tobias stellte sich vor ihn und trocknete sich Stirn runzelnd die Haare.

„Was für Beweise?“

Tobias schlug wieder den Weg ins Bad ein.

„Ich habe sie belauscht, Robert und Conny. Stell dir vor, sie haben Geld über die Firmenkonten gewaschen.“

Marco war schwer getroffen.

„Ich werde zur Polizei gehen und das saubere Pärchen auffliegen lassen.“

Marco konnte sich kaum beruhigen, er sprang von der Couch auf und lief rastlos auf und ab. Wie immer, wenn er nervös war fuhr er sich mit beiden Händen durchs Haar. Tobias hatte seinem Bruder vom Bad aus zugehört und kam nun wieder ins Wohnzimmer. Plötzlich schrie Marco wie von Sinnen auf.

„Ich werde sie umbringen, alle beide. Ins Gefängnis werde ich sie bringen. Hochgehen lass ich das saubere Pärchen. Dieser dreckige Hund mit seiner hinterhältigen Schlampe. Der Stick muss sofort zur Polizei.“

Tobias erkannte seinen Bruder nicht wieder. Der Schlag war aber auch zu heftig gewesen. Zwei Menschen, die ihm nahe standen, hatten ihn aufs Übelste hintergangen. Er konnte einfach nicht glauben, das Conny, die langjährige Sekretärin mit Robert zusammen Geld gewaschen hatte. Sie war quasi von Anfang an beim Aufbau der Firma dabei gewesen. Marco ging an die Bar, schenkte sich einen doppelten Whisky ein und kippte ihn in einem Zug runter. Hörbar rang er nach Luft, lief rot an und musste im gleichen Moment heftig husten. Der Whisky begann eine wohlige Wärme in seinem Magen zu hinterlassen. Langsam konnte er wieder klar denken. Resigniert starrte er aus dem Fenster.

„Ich kann nicht zur Polizei gehen, ohne den Verschlüsselungscode habe ich keine Beweise, außerdem stehen sie bereits vor meiner Tür.

Die glauben mir doch kein Wort. Robert wird garantiert Himmel und Hölle in Bewegung setzen den Stick wieder in seinen Besitz zu bekommen. Ich muss erst mal raus aus Berlin und nachdenken. Wie komm ich an die Daten von Roberts Bürocomputer und wie kann ich die beiden überführen?“

Tobias war hin und her gerissen. Er wollte unbedingt seinem Bruder helfen, aber in einer Stunden war er auch mit Lea verabredet.

“Marco, alter Junge, ich würde dir ja gern helfen, aber in einer Stunde muss ich im Café am Brandenburger Tor sein. Lea und ich wollen heute unseren Urlaub starten.“ Er wirkte etwas zerknirscht.Marco sah ihn entgeistert an. Augenblicklich fing er sich wieder. Natürlich, klar, das hatte er ja ganz vergessen. Mit einem Schlag sah er sich allein gegen den Rest der Welt. Niedergeschlagen setzte er sich auf die Couch und stützte den Kopf in beide Hände.

„Ich würde dich ja gern mitnehmen, aber du verstehst doch, dass das nicht geht. Geh zur Polizei, die werden die Wahrheit schon rauskriegen. Einen besseren Vorschlag habe ich nicht. Tut mir leid.“

Tobias wandte sich ab und ging ins Schlafzimmer um sich an zu ziehen. Erst jetzt fiel Marco die fertig gepackte Reisetasche auf, die neben der Tür stand. Er hätte später nicht mehr sagen können, welchen Teufel ihn geritten hatte, als er sich die Tasche seines Bruders schnappte und zur Tür heraus rannte. Völlig kopflos stürzte er die Straße runter, stieg in das nächstbeste Taxi das am Straßenrand stand und war auf dem Weg ins Café zu Lea.



Urlaub mit Herz und Handschellen

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