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Prolog

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Sie haben Lea entführt.“ hämmerte es in Marcos Kopf.

Die nackte Angst um sie stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er liebte sie, das wusste er jetzt ganz genau. Er hatte es schon immer gewusst. Mit aller Kraft hatte er sich dagegen gewehrt, doch am Ende hatte er diesen Kampf verloren. Es fehlte etwas in seinem Leben, wenn Lea nicht bei ihm war. In ihrer Gegenwart fühlte er sich stark, frei und glücklich. Sie war die Frau, mit der er den restlichen Weg des Lebens gehen wollte. Seit fast drei Wochen lebten sie auf engstem Raum zusammen und nie hatte es ein böses Wort gegeben. Beide respektierten die Stärken und Schwächen des anderen und ihre Liebesnächte waren voller Ekstase und vollkommener Hingabe. Mit aller Kraft trat er das Gaspedal durch und verfolgte den klapprigen VW Bus vor ihm. Der war jetzt von der Straße abgebogen und in einen Feldweg gefahren. Wie wild schlingerte der alte Kasten über die Schotterpiste. Kalle hielt krampfhaft das Lenkrad fest, seine Handknöchel traten weiß hervor. Über sein angespanntes Gesicht rann der Schweiß in Strömen. Stickig und schwül lastete die Hitze auf jedem einzelnen. Durch die geöffneten Fenster wirbelte dichter Staub in den Innenraum und behinderte Kalles Sicht. Kudde hatte alle Mühe sich auf seinem Sitz zu halten.


Ab und zu schaute er nach hinten. Lea und Shiva kauerten im Rückteil des Busses und versuchten verzweifelt Halt zu finden. Marco war jetzt dicht aufgefahren, doch es blieb ihm nichts anderes übrig als immer wieder auf die Bremse zu treten, wenn er nicht hinten auffahren wollte. In regelmäßigen Abständen lenkte er das Wohnmobil nach links um zu sehen, ob er den alten Kasten überholen konnte. Keine Chance, dachte er, so ein Mist. Auf beiden Seiten wuchsen dichte Sträucher, die ihn am Überholen hinderten. Hinter der Entführung, da war er sich ganz sicher, konnte nur Robert und Xenia stecken. Vor Wut war Marco rot angelaufen und seine Augen funkelten gefährlich. Plötzlich fiel sein Blick auf die Tankuhr. Die Nadel fiel bedrohlich in den roten Bereich. Wenn ich die beiden erwische, schlag ich sie windelweich, schwor er sich im Stillen.

Las uns anhalten und sie freilaassen.“

Mit der einen Hand hielt Kudde sich am Haltegurt über der Beifahrertür fest und die andere umklammerte krampfhaft den Sitz.

Dafür ist es jetzt zu spät.“ konterte Kalle.

Lea nutzte die Chance sich nach vorne zu den beiden Gestalten fallen zu lassen. Mit beiden Händen hielt sie sich mit aller Kraft am Rücksitz von Kalle fest. Ihr Herz jubelte auf, als sie Marco bemerkte, der sie nach einigen Kilometern gefunden hatte. Als Kalle und Kudde ebenfalls den Wohnwagen bemerkt hatten, hatte Kalle das Gaspedal voll durchgedrückt.


Seit ihr verrückt geworden? Was soll das werden, wenn’s fertig ist?“

Rasende Wut hatte sie erfasst. Nur mit Mühe konnte sie sich auf den Beinen halten. In ihrem Kopf schien ein Vorschlaghammer zu rotieren. Im Hintergrund miaute Shiva kläglich auf. Verzweifelt versuchte sie Halt zu finden, ständig wurde sie kreuz und quer durch den Bus geschleudert. Lea drehte sich um, den helfenden Blick auf Shiva gerichtet. Mit der Kraft der puren Verzweiflung hielt sich die kleine schwarze Katze nun mit ihren Krallen an der Gardine des Rückfensters fest. Kalle konnte im letzten Augenblick das Hindernis, das plötzlich vor ihm auftauchte, gerade noch rechtzeitig erkennen und trat voll auf die Bremse. Shiva wurde Richtung Führerhaus geschleudert, an ihren Krallen hing die Gardine, in die sie sich verfangen hatte. Sie rutschte über den Campingtisch und hinterließ mit ihren Krallen eine tiefe Kratzspur. Unsanft landete sie mit einer Drehung in der Luft auf ihren vier Pfoten, um dann ungebremst, die Gardine im Schlepptau, mit einem Sprung zielgenau auf Kuddes Hinterkopf zu landen. Fauchend fuhr sie ihre Krallen aus und hielt sich krampfhaft an Kuddes Stirn fest. Die Augen angstvoll aufgerissen, starrte sie aus dem Fenster, in abwartender Haltung, was da wohl noch auf sie zu kam. Ihr kleines Herz schlug ihr bis zum Hals. Kudde, dessen Schrammen von der letzten Begegnung mit Shiva noch nicht richtig verheilt waren, stieß vor


Schmerzen einen markerschütternden Schrei aus. Vor Schreck trat Kalle das Gaspedal voll durch, so dass Shiva, um nicht nach unten zu rutschen, ihre Krallen noch tiefer in Kuddes Fleisch bohrte. Kudde, der sich weiterhin festhalten musste um nicht wie ein Gummiball durch das Fahrerhaus geschleudert zu werden, sah Kalle mit weitaufgerissenen Augen angstvoll an und schrie lautstark um Hilfe. Doch Kalle hatte selber alle Hände voll zu tun. Mit Entsetzen nahm er die kleine Anhöhe wahr, die quer über den Feldweg verlief. „Festhalten!“

Seine Warnung bewegten Kudde und Lea dazu nach vorne aus dem Fenster zu schauen. Mit ungläubigen Augen sahen sie das Hindernis direkt auf sich zukommen. Alle drei stießen einen markerschütternden Schrei aus, als das alte Vehikel wie ein Geschoss abhob und schwerelos durch die Luft segelte....

Urlaub mit Herz und Handschellen

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