Читать книгу Urlaub mit Herz und Handschellen - Ilona Hoffmann - Страница 11

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Lea saß ungeduldig zu Hause auf der Couch und knetete nervös ihre Hände. Ihre beste Freundin Sylvie lief aufgeregt hin und her. Seit Wochen versuchte sie Lea die Idee, ohne Handy, in einem Wohnmobil, quer durch Deutschland zu reisen, auszureden. Alle Bedenken, die sie vorbrachte, halfen nicht. Wenn Lea sich mal was in den Kopf gesetzt hatte, konnte selbst der Teufel es ihr nicht mehr austreiben. So viel Dickköpfigkeit war Sylvie noch nicht untergekommen.

„Jetzt überleg doch mal, was alles passieren kann und dann kannst du noch nicht mal telefonieren.“ wagte sie einen letzten Versuch. Euer Vorhaben, ohne Handy und Laptop, sechs Wochen durch die Wildnis zu reisen, grenzt an Wahnsinn. Überleg es dir doch noch mal.“

Über das flehende Gesicht ihrer Freundin musste Lea jetzt doch lachen. Trotzdem erwiderte sie mit fester Stimme.

„Nein.“

Lea schaute ihre Freundin fest an.

„Ich will Urlaub machen und nicht laufend am Handy oder am Telefon hängen. Früher ging es ja auch ohne technischen Schnickschnack. Wie abhängig man doch von diesen manchmal nerv tötenden kleinen Biestern geworden ist. Nein, und noch mal nein. Basta. Und wenn wir jetzt nicht fahren, werde ich mir eine Droschke bestellen.“

Sie verstand ja die Sorgen, die ihre beste Freundin sich machte, aber Tobias und sie hatten es nun mal beschlossen.

Sylvie seufzte hörbar auf und gab sich geschlagen. Im Stillen musste sie Lea sogar recht geben.

Sylvie hatte das Wohnmobil gestern in einer Tiefgarage untergestellt, um Lea die Suche nach einem geeigneten Parkplatz mitten in der Stadt zu ersparen. Lea angelte sich ihr Handgepäck und verließ mit Sylvie, die den Katzenkorb mit Shiva trug, den Raum. Während Sylvie zügig das Auto auf die Landstraße lenkte, ließ Lea gedankenverloren die Landschaft an sich vorüberziehen. Obwohl es sehr heiß im Wagen war, fröstelte sie leicht. Wie würde die Reise wohl für sie enden?


*


Marco war innerlich immer noch völlig aufgewühlt. Seine Gedanken überschlugen sich. Du musst dich jetzt auf das Treffen mit Lea vorbereiten, versuchte er sich zu beruhigen. Zum Glück hatte Tobias ihm fast alles über Lea erzählt, auch seine Treffen mit Lea hatte er mit viel Gespür zum Detail lebhaft ausgeschmückt. Marco war es, als wäre er dabei gewesen und würde Lea genauso gut kennen wie Tobias. Er hatte es sehr bedauert, die Einladung seines Bruders zum Ammersee hat absagen müssen. Sehr gerne hätte er Lea kennen gelernt. Tobias hatte nicht unerwähnt gelassen das Lea und er gute

Freunde geworden waren, nicht mehr. Lea wusste das Tobias einen Bruder hatte, doch das sie Zwillinge waren, hatte er Lea verschwiegen. Seit Jahren bestand diese Abmachung nicht gleich heraus zu posaunen, das sie Zwillinge waren. Diese kleine Überraschung auf den Gesichtern der anderen amüsierte sie immer wieder aufs Neue. Er hatte sich in letzter Zeit öfters dabei ertappt, wie ihm das Bild von Lea vor seinem inneren Auge auftauchte. Es waren ihre sehnsuchtsvollen Augen, die ihm nicht mehr aus dem Sinn gingen. Und doch zeigten ihre Gesichtszüge Entschlossenheit und ihr Lächeln wirkte weich und sinnlich. An seinen Bruder wollte er jetzt lieber gar nicht denken. Der würde ganz bestimmt stinksauer auf ihn sein. Es war aber nun nicht mehr zu ändern. Er raffte sich auf und der Straße nach zu urteilen, die sie gerade entlang fuhren, mussten sie gleich am Brandenburger Tor sein.

„Macht zwölf Euro.“

Der Taxifahrer lehnte sich gelangweilt zurück. Marco drückte ihm einen Zwanziger in die Hand und verließ fluchtartig das Taxi.

„Der Rest ist für Sie.“ murmelte er beim Aussteigen.

Völlig perplex schaute der Taxifahrer ihm nach und schüttelte verständnislos den Kopf. Lea stand unschlüssig vor dem Café. Plötzlich gab sich einen Ruck und ging hinein. Da es fast drei Uhr war, waren die Tische fast alle besetzt. In einer kleinen Nische hinten rechts befand sich noch ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Lea steuerte ihn an und setzte sich. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihr das Tobias jeden Moment kommen musste. Und dann sah sie ihn. Suchend stand er in der Tür, eine Reisetasche in der Hand und schaute sich um. Lea winkt ihm zu und Marco kam lächelnd auf sie zu.

„Hallo Lea.“

Seine Augen strahlten sie an. Herzhaft nahm er sie bei den Schultern und begrüßte sie mit einem freundschaftlichen Kuss auf die Wange. Leas Herz setzte für einen Moment aus. Ihr Blick verlor sich in seinen türkisgrünen Augen. Ihr Magen krampfte sich für den Bruchteil einer Sekunde zusammen. Verwirrt über ihre Gefühle lief sie Puder Rot an. So viele Male war sie mit Tobias zusammen gewesen und hatte nie mehr als Sympathie für ihn empfunden. Wie konnte es nur sein, das sie auf einmal so reagierte? Doch Marco ließ ihr keine Zeit zum Nachdenken.

Marco alias Tobias nahm Platz, winkte die Bedienung zu sich und bestellte sich einen Espresso.

„Darf ich dir auch noch etwas mitbestellen?“

Marco sah Lea fragend an.

„Ja, gerne, ein Glas stilles Wasser, bitte.“

Sie musste jetzt unbedingt etwas kaltes trinken, denn ihr Kehle war wie ausgedörrt. Wir haben stilles Wasser nur in 0,5 Liter Flaschen.“ erklärte die Bedienung beiläufig und räumte dabei Leas leere Kaffeetasse auf ihr Tablett.

„Ja, natürlich, das ist in Ordnung.“

Lea spielte nervös mit der Serviette in ihrer Hand. Noch nie hatte sie Probleme gehabt mit Tobias zu reden, doch heute fühlte sie sich irgendwie befangen. Sie brachte lediglich ein dämliches Grinsen zustande. Sie ärgerte sich maßlos doch sie konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen. Marco erging es ähnlich.

Ihre blaugrünen Augen irritierten ihn, in ihnen schimmerten kleine braune Pünktchen Sie schienen wie kleine Irrwische auf einem See hin und her zu tanzen.

„Du warst beim Friseur.“ bemerkte Lea.

„Das kürzere Haar steht dir gut.“

„Danke.“ lächelte Marco zurück. „wie ich sehe hast du die Bluse von unserer ersten Begegnung an. Sie steht dir besonders gut.“

Endlich kam die Bedienung mit dem bestellten Kaffee und dem Wasser. Lea stieß im Stillen ein Dankgebet zum Himmel.

„Darf ich gleich kassieren, ich habe nämlich gleich Feierabend?“ flötete das Mädchen in Richtung Marco und schenkte ihm ein provozierendes Lächeln.

„Ja, natürlich.“

Marco nahm sein Portemonnaie aus seiner Hosentasche und erkundigte sich nach dem Preis.In keiner Weise ging er auf das fast schon unverschämte Verhalten der Bedienung ein.

„Macht sieben Euro zwanzig zusammen.“

Marco legte einen zehn Euroschein auf den Tisch.

„Stimmt so.“

Er nickte der Bedienung kurz zu und kam dann sofort wieder zum Gespräch mit Lea zurück. Diese hatte der Szene leicht belustigt zu geschaut und langsam nahm ihre Nervosität ab. Sie trank einen großen Schluck Wasser und wagte nun ihrerseits

einen Anlauf zu einem Gespräch.

„Wie viele Wochen hast du dir denn jetzt Zeit nehmen können?“

Marco, der nun ebenfalls wieder seine gewohnte Ruhe wieder gewonnen hatte, runzelte die Stirn. Vier Wochen wären mit meiner Arbeit zu vereinbaren, d.h. wenn du es so lange mit mir aushalten kannst.“

Er lächelte verschmitzt und Leas Herz klopfte schon wieder etwas schneller. Was war nur los. So direkt kannte sie Tobias gar nicht. Jetzt wo es Ernst wurde mit ihrer Reise schien er viel forscher geworden zu sein. Doch Lea gefiel das und

nahm sich vor dieses Spiel mit zu spielen.

„Dann würde ich vorschlagen, wir brechen auf.“

„Kein Einwand von meiner Seite her.“

Marco hob lächelnd die Hände.

Beide standen auf und verließen gutgelaunt das Café.




Urlaub mit Herz und Handschellen

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