Читать книгу Bei Ostwind hörten wir die Leute schreien - Immo Opfermann - Страница 6

Vorwort Wer sich auch noch 2019 in Deutschland mit der Geschichte des Nationalsozialismus und der Kultur des Erinnerns widmet, bekommt unweigerlich zu hören, ob man nicht endlich auf positive Dinge in der deutschen Geschichte blicken dürfe, ob nicht schon alles hinreichend erforscht, gesagt, wiederholt worden und es Zeit sei, den Blick nicht zurück, sondern nach vorn zu richten. Was dieses Buch betrifft, so beschreibt sein Inhalt nur einen kleinen Ausschnitt innerhalb des geschichtlichen Geschehens, geografisch und zeitlich, aber auch hinsichtlich der überschaubaren Zahl der Opfer: 18 namentlich bekannte Männer wurden im „Schwarzen Lager“ Dormettingen ermordet, ungefähr 60 Männer und Frauen, deren Namen nicht alle bekannt sind, kamen – teilweise nach unvorstellbarer Folter – mit dem Leben, jedoch schwer traumatisiert, davon. Mit den großen NS-Lagern verglichen, scheint dieses eine Quantité négligeable in den Augen mancher zu sein, die nach Zahlen aufrechnen, zumal die Opfer Vertreter des gerade untergegangenen Regimes waren. Gerade darum haben diese ein Recht darauf, einem Konglomerat von Gerüchten, Halbwissen, Heucheleien, Verschleierungen und Ausschmückungen entrissen zu werden, die sich immer noch um die Ereignisse ranken. Es gibt noch Zeitzeugen, die sich erinnern, und es gibt Familien und deren Nachkommen, von denen manche immer noch herb tragen an jenen Verbrechen, die dort begangen wurden. Denn gerade für sie, die selbst über Jahre nach Antworten gesucht haben mögen, gibt es viel Widersprüchliches und Undurchschaubares. Ziel dieses Buches ist es, mithilfe von belastbaren Quellen und dem Vergleich vieler einzelner Zeugenworte, schriftlicher wie mündlicher, Zusammenhänge aufzudecken, neue Kenntnisse über das Lager zu vermitteln, Ereignisse einander zuzuordnen, zu ergänzen, Missverständnisse auszuräumen und damit auf bis heute quälende Fragen von Angehörigen antworten zu können.

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Bei Ostwind hörten wir die Leute schreien

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