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«Bar Gelt»
ОглавлениеSebastian lebte die Ideale der damaligen Kaufleute: Er war sparsam, asketisch und rational. Das lässt sich zumindest aus dem Grundsatz lesen, den er einst notierte:
Kauff um bar Glt in, wo mglich.
Gib so wenig Ding uss, als du kanst.
Züch fleissig die Schulden ein.
Wartt niemand über dz Zil.
Es ist alle Zeitt besser, du handlist
mit deinem Glt, dan dz enthlenti Glt nit jedem gůt thůt.40
Nimm keine Kredite auf.
Gib so wenig aus, wie du kannst.
Treibe die Schulden fleissig ein.
Sei sparsam und schiesse nicht übers Ziel hinaus.
Investiere das Geld, das du verdient hast.
Mit diesen Leitsätzen orientierte sich Sebastian an einer Arbeitsethik, die sich aus dem Protestantismus speiste. 300 Jahre später wird der Soziologe Max Weber Sparsamkeit, Genügsamkeit, Disziplin und Fleiss als die geistigen Triebfedern des Kapitalismus definieren.
Sebastian hatte Erfolg mit seinem Rezept. Das Geschäft, das er mit seinem Bruder betrieb, lief gut. Jedes Jahr steigerte die Handelsfirma der «Herren K.» ihr Vermögen um 1000 bis 3000 Gulden. Als die Brüder 1646 ihre geschäftlichen Tätigkeiten auseinanderdividierten, bekam nach der Teilung jeder 23 000 Gulden. Und als Sebastian 1651 starb, hinterliess er ein Vermögen von 32 000 Gulden.41 Damit gehörte er zu den wohlhabenden, aber bei Weitem nicht zu den betuchtesten Bürgern der Stadt. Die reichsten Familien besassen mindestens drei Mal grössere Vermögen. Schon allein wegen der Zinsen wuchs ein Kapital dieser Grössenordnung jährlich um die Hälfte.42