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2014 – Rub’al Khali, Oase Wahi – Don’t shoot the messenger

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Hanif schlüpfte in Rayans Zelt. Er konnte es noch immer nicht fassen! Dass dieser verfluchte Händler sich von einem Weib hatte bequatschen lassen. Er hatte keine Ahnung, wie er dem Scheich dies beibringen sollte, ohne dass dieser sie alle zu Tode prügeln lassen würde.

„Was ist los? Ich habe doch gesagt, dass ich nicht gestört werden will?!“ Rayans Stimme klang gereizt, er war sichtlich schlecht gelaunt.

Kein Wunder angesichts der Tatsache, dass er Pläne für einen Angriff machte. Die Informationen, die ihnen der Attentäter Ashraf schließlich verraten hatte, deuteten auf eine Verschwörung eines der kleineren Fürsten hin. Sein Name war Khalid Raisuli und er lebte in einer Oase etwa drei Tagesritte nördlich von Alessia. Die Tarmanen mussten auf den Anschlag antworten, sonst verlor ihr Scheich sein Gesicht.

Er hasste all diese Politik, aber sie gehörte zum Spiel dazu. Daher versuchte er einen Weg zu finden, um möglichst wenige Männer beim Angriff zu verlieren. Keine leichte Aufgabe.

Und er war noch immer wütend, dass dieser - Allah sei Dank - erfolglose Anschlag auf sein Leben seinem Freund Ibrahim das Leben gekostet hatte. Er würde ihn vermissen.

Schon der technische Defekt seines Learjets war ein schlechtes Omen gewesen. Und überhaupt diese Rückreise zurück nach Alessia zu Pferde. Mit dem Jet wäre er so viel schneller gewesen. Doch hatte er sich mit Hanif und den Reitern vor Dubai verabredet, denn Hanif hatte in seinem Namen einem der Beduinenfürsten ein Pferd aus seiner Zucht in Zarifa gebracht. Ein überaus wertvolles Geschenk zur Geburt seines ersten Sohnes. Nachdem der Rückweg nahe an Dubai vorbei führte, hatten sie ausgemacht, sich dort zu treffen und gemeinsam den Weg nach Zarifa zurückzureiten.

„Verzeiht die Störung Herr, ich habe eine Angelegenheit, über die Ihr unbedingt Bescheid wissen müsst.“

Rayan horchte auf. Er hatte Hanif in den letzten 13 Jahren sehr gut kennen und schätzen gelernt und wusste, wenn dieser es so dringend machte, gab es Ärger.

Diese Aussicht trug nicht dazu bei, seine Stimmung zu heben. Im Gegenteil, er verspürte ein Brodeln von Wut in sich, wie schon lange nicht mehr.

„Sprich!“, fuhr er daher Hanif an.

Hanif atmete tief durch. Er kannte seinen Herrn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass dieser in einer gefährlichen Stimmung war. Mit Galgenhumor dachte er: „Wie sagt man so schön? Don’t shoot the messenger?“, und er hoffte inständig, dass er Rayan würde beruhigen können. Vielleicht erheiterte ihn die ganze Geschichte ja? Doch Hanif wusste genau, dass dies nicht sehr wahrscheinlich war.

Und so erzählte er in wenigen Sätzen, dass die Frau hier sei, die ihm das Leben gerettet hatte. Dass sie einen Händler, mit dem sie in Dubai Geschäfte machten, einem ihrer Verbündeten, dazu gebracht hatte, sie hierher zu begleiten. Das Problem war, dass die Karawane morgen weiterziehen würde, tiefer in die Wüste hinein. Alleine zurück konnten die beiden natürlich auch nicht.

Als er geendet hatte, war es still, beide Männer schwiegen.

Da Rayan eine Lampe entzündet hatte, um im Dunkel des Zeltes genügend Licht für seine Planungen zu haben, war es hell genug, dass Hanif erkennen konnte, dass der Scheich blass geworden war. Seine Augen waren so dunkel geworden, dass sie fast schwarz erschienen.

Hanif kannte diese Anzeichen und wusste, dass Rayan jetzt gefährlich war. Verdammt!

„Wo ist dieser Händler jetzt?“, fragte er kaum hörbar. „In meinem Zelt“, antwortete Hanif.

„Jassim!“ herrschte der Scheich und eine halbe Sekunde später erschien einer der beiden Leibwächter, die vor dem Zelt Wache hielten. „Hol mir diesen Hatem aus Hanifs Zelt!“ - Jassim verneigte sich: „Ja Herr.“

„Ich werde dem Kerl eine Abreibung verpassen, die er nie mehr vergisst!“ knirschte der Scheich mit den Zähnen.

„Jassim – Halt! Warte!“, rief Hanif verzweifelt. Er brauchte Zeit, um Rayan zu beruhigen.

Während er dies sagte, hatte er sich in Richtung Zeltausgang umgedreht. Jassim versteifte sich, er war es nicht gewohnt unterschiedliche Anweisungen zu bekommen.

Normalerweise war Hanif sein oberster Befehlshaber und selbst wenn der Scheich da war, ließ er die meisten Anweisungen via Hanif ausgeben. Doch wenn er selbst eine gab, war diese sofort und ohne zu fragen zu erledigen.

Und als sich Hanif umdrehte, merkte er, dass er einen fatalen Fehler begangen hatte.

Ganz leise sagte Rayan. „Jassim, würdest du bitte draußen warten?“, und ohne ein weiteres Wort verschwand dieser aus dem Zelt.

Sein Gesicht verriet, dass er froh war, nicht an Hanifs Stelle zu sein.

Rayan - Sohn der Wüste

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