Читать книгу Und in fünf Jahren schreib ich Buchkritiken - Inga Lüders - Страница 11

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WIE SCHWER IST GERMANISTIK?

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Eine Frage, die wohl jeden beschäftigt, bevor er sich einer neuen Herausforderung stellt, ist: Kann ich das schaffen? Sicher ist, dass ein Germanistikstudium machbar ist, schließlich schaffen jedes Jahr viele Tausend Studenten ihren Abschluss. Gleichzeitig will ich nicht verheimlichen, dass etwa jeder dritte Studienanfänger das Handtuch wirft. Aber woran liegt das? Ist Germanistik wirklich so schwer?

Was sind die größten Schwierigkeiten, die höchsten Hürden, die man nehmen muss, um als fertiger Germanist erhobenen Hauptes die Uni zu verlassen?

Die größte Herausforderung ist wahrscheinlich die Bewältigung des wahnsinnig hohen Lesepensums. Nicht nur Geschichten und Gedichte, sondern auch wissenschaftliche Texte müssen tonnenweise in die Studentengehirne befördert werden.

Sinnentnehmendes Lesen ist die Kompetenz, ohne die wir einpacken können, Konzentrationsfähigkeit der Stoff, aus dem Germanistengehirne gemacht sind.

Wir brauchen Selbstbewusstsein, Interesse und Freude an der deutschen Sprache und Literatur und wir brauchen zum Glück längst nicht so viel Vorwissen, wie es scheint. Dennoch liegt der Fokus hier auf Vor-wissen. Am Ende des Studiums wird sich das Wissen über germanistische Inhalte hoffentlich vergrößert haben – wie die Leber von Harald Juhnke – und das geht nur – auch Harald wusste es – durch Input. Für den sind wir hauptsächlich selbst verantwortlich. Vieles muss in unsere Köpfe hinein und sich dort verankern. Wir müssen lesen (Literatur), lesen (Theorie) und noch mehr lesen (noch mehr Literatur und Theorie). Wir werden keine Experimente und kaum Exkursionen machen, sondern mit dem Kopf arbeiten, bis er raucht. Wir müssen Texte in derart geschwollenem Intellektuellendeutsch lesen, dass Adorno ins Ohrenschlackern geraten wäre, und das auch noch unter Zeitdruck, denn jede Woche steht eine Menge Lesestoff an. Für die meisten Veranstaltungen müssen wir einen Text pro Woche lesen, der durchschnittlich (nicht höchstens, sondern durch-schnitt-lich) gut und gern fünfzig Seiten Kampfgewicht hat. So wird beispielsweise bei einem Lessing-Seminar der Sinn der Sache sein, dass jede Woche ein anderes seiner Werke besprochen wird, das logischerweise vorher gelesen werden muss (und da hilft kein Stöhnen und Jammern, das interessiert den Professor nämlich nicht und das ist auch gar nicht sein Zuständigkeitsbereich, denn uns hat ja niemand gezwungen, Germanistik zu studieren).

Und in fünf Jahren schreib ich Buchkritiken

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