Читать книгу Und in fünf Jahren schreib ich Buchkritiken - Inga Lüders - Страница 13

Jeder Germanist liest drei dicke Schinken pro Woche und mag sogar Effi Briest .

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Alle, die gern lesen, erfüllen auf jeden Fall schon mal die allerwichtigste Voraussetzung. Nicht jeder muss ein Bücherwurm oder eine Leseratte sein und nicht, wen oder was wir bisher gelesen haben, ist von entscheidender Bedeutung, sondern die Bereitschaft, augenblicklich mit dem Lesen anzufangen. Schließlich müssen wir bis zum Studienbeginn ja noch an die zwei Millionen Werke lesen, von den Merseburger Zaubersprüchen und der Bibel bis hin zu den Romanen Christian Krachts. Nein, keine Angst, das ist zum Glück völliger Quatsch! Die Vorstellung, es gäbe einen Haufen von Büchern, die man gelesen haben muss, ist schlichtweg falsch. Wir müssen nicht alles mögen und wir müssen weiß Gott auch nicht alles kennen, was scheinbar alle anderen kennen, dafür gibt es einfach viel zu viel.

Irgendwann habe ich unter Schweiß und Tränen das Œuvre Heinrich von Kleists durchgearbeitet und als ich fertig war, stellte ich im Kleist-Seminar fest, dass außer mir und dem ­Professor niemand wusste, wer Penthesilea ist. Vorher war ich doch immer die einzige Doofe, oder etwa doch nicht? Das gilt zwar jetzt nicht mehr für Kleist, dafür redeten beim Mittagessen in der Mensa plötzlich alle von schwarzer Milch! Zum Glück fragte ich nach und fand Folgendes heraus: Paul Celan ist ein jüdischer Dichter. Sein Gedicht Todesfuge fängt so an: »Schwarze Milch der Frühe«. Es ist nicht lang und die fünf Kommilitonen, die sich so angeregt in das Gespräch einbrachten, besuchten das Seminar zur jüdisch-deutschen Lyrik und nicht wie ich das zu Kleist. Als der Professor neulich mit Hegel anfing und eine Handvoll Kommilitonen dankbar einstieg, stellte sich kurz danach heraus, dass die drei Schlaumeier Philosophie im Nebenfach studieren. Alle anderen Studenten waren genauso ahnungslos wie ich und fühlten sich furchtbar ungebildet.

Und in fünf Jahren schreib ich Buchkritiken

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