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Telefonitis

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Ich wähle mir den rechten Zeigefinger wund und versuche verzweifelt, daheim anzurufen. Aber die Leitung ist immer besetzt. Seit Corinna Erfahrung in Liebeskummer hat, gilt sie in ihren Kreisen als Kapazität auf diesem Gebiet und hat den Status einer »Fragen Sie Frau Irene«. Und das alles über mein Telefon. Das hört sich dann so an.

Freundin: »Corinna, was soll ich bloß machen? Dirk hat schon seit zwei Tagen nichts mehr von sich hören lassen. Ich bin ja so unglücklich!«

Corinna: »Rühr dich bloß nicht. Männer muss man zappeln lassen.«

Freundin: »Aber wenn ich doch ohne ihn so unglücklich bin?«

Corinna: »Trotzdem. Er muss zuerst!«

Freundin: »Du hast gut reden. Komm du mal in meine Lage.«

Corinna: »Kann ich gar nicht.«

Freundin: »Wieso nicht?«

Corinna: »Weil ich Jungs doof finde.«

Freundin: »Und wenn es ihm nun völlig schnuppe ist, ob ich was von mir hören lasse oder nicht?«

Corinna: »Na und? Dann macht er sich eben nichts aus dir.«

Freundin, den Tränen nahe: »Glaubst du wirklich?«

Corinna, langsam ungehalten: »Mann, du hast vielleicht Probleme!«

Freundin: »Glaubst du, er hat was mit Susanne?«

Corinna, unwirsch: »Weiß ich nicht.«

Freundin: »Du bist doch ihre Freundin.«

Corinna: »Na und?«

Freundin: »Kannst du nicht mal mit ihr darüber reden?«

Corinna: »Na gut. Wenn du unbedingt willst.«

Freundin: »Ich bin ganz sicher. Sie geht mit ihm.«

Corinna: »Ja, wenn du sicher bist, brauch ich doch nicht mit ihr zu reden.«

Freundin: »Ich überlege gerade, ob ich ihn mal anrufe.«

Corinna: »Warum? Ich würde das nicht machen.«

Freundin: »Aber er hat noch ’n Buch von mir.«

Corinna: »Meinetwegen. Dann ruf ihn an, aber frag nur nach deinem Buch.«

Freundin: »Soll ich nicht durchblicken lassen, dass ich weiß, dass er mit Susanne geht?«

Corinna: »Bist du verrückt? Dann merkt er doch gleich, dass du eifersüchtig bist. Du sollst ihn doch zappeln lassen!«

Freundin, zögernd: »Ja, schon. Aber wenn ich ihn doch liebe?«

Corinna: »Mensch, jetzt fang nicht wieder von vorn an!«

Freundin, resignierend: »Na schön. Ich denk mal drüber nach.«

Corinna: »Mach das. Tschüs!«

Und so weiter und so fort. Da soll einer nicht verrückt werden, wenn er versucht, eine dringende Nachricht durchzugeben, und es ist pausenlos besetzt.

Endlich ist die Leitung frei.

»Ja, bitte?«, sagt meine Tochter höflich.

»Bist du wahnsinnig«, brülle ich aufgebracht durchs Telefon, »seit gut einer Stunde versuche ich, dich zu erreichen, und du dauertelefonierst mal wieder. Dabei muss ich dich ganz dringend sprechen!«

»Wieso?«, fragt Corinna ungerührt. »Haste auch Probleme mit ’nem Mann?«

Haste Töne

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