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Mittagsschläfchen

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Mäxchen kommt, und ich stelle fest: Er ist mal wieder ganz schön gewachsen, und seine sprachlichen Fähigkeiten haben sich enorm verbessert. So ist ein

Lipperläfchen – das Mittagsschläfchen,

der Meckering – ein Schmetterling,

ein Oktopus – der Autobus,

der Pingelin – ein Pinguin,

das Hundekacki – natürlich das Hundekacki, so ein tolles Wort!,

ein Buffbabong – der Luftballon,

der Nusskacker – ein Nussknacker,

ein Tifftoff – Onkel Christoph,

und das Tifftofftind – das liebe Christuskind,

wobei er alle diese Wörter liebt und ausgiebig Gebrauch davon macht, bis auf das Lipperläfchen, das erwähnt er selten, muss ich doch verstehen, oder?!

Na gut … »Die Omi muss noch schnell einen Reisebericht für die Zeitung fertig schreiben, also spiel schön, aber bitte nicht so laut«, sage ich und schiebe ihn aus dem Bereich des Computers. Mäxchen nickt verständnisvoll und verschwindet auf Zehenspitzen durch die Tür des Arbeitszimmers. Frieda und Anton, die beiden Dackel, folgen ihm stehenden Fußes bzw. Pfoten, sozusagen Kralle auf Ferse. Ich habe gerade den Computer mit zehn Wörtern gefüttert, da höre ich es aus der Küche klatschen, plätschern und jaulen. Mäxchen reicht bereits bis an den Kühlschrankgriff. Alle drei stehen wie begossene Pudel, pardon, Dackel, da, voller »Appelsaft.« Ich räume auf, wische die Küche und stelle Kind und Hunde unter die Dusche. Mäxchen kreischt: »Aaaber kein Lipperläfchen!« Frieda quietscht hysterisch, und Anton zeigt mir die Zähne, als ich auch noch mit dem Föhn erscheine. Dann setze ich Mäxchen in sein Kinderstühlchen und drücke ihm einen Vanillejoghurt und einen Löffel in die Hand.

»Nun iss mal schön, aber bitte, bitte, leise.« Die Dackel hocken sich rechts und links neben den Knaben.

Ich schreibe bereits drei Sätze in absoluter Ruhe, da fällt mir mit Schrecken auf: Wieso habe ich drei Sätze in völliger Ruhe schreiben können? Was macht Mäxchen? Und warum sind die Dackel so still? Ich stürze ins Wohnzimmer. Da sitzt der Junge ganz gelassen und löffelt seinen Joghurt, ein Löffelchen für Mäxchen, ein Löffelchen für Anton, ein Löffelchen für Mäxchen, ein Löffelchen für Frieda, ein Löffelchen für … Ich entreiße ihnen die Speise und ernte dreifache Empörung.

»Nun ist aber Schluss, ab mit dir in dein Reisebettchen!«

Mäxchen macht auf einmal keine Schwierigkeiten mehr, nur der Bagger muss mit, die Betonmischmaschine und das Müllauto. Ich hebe ihn ins Reisebett, das bis vor kurzem noch eine nicht zu überwindende Festung war, auf deren Sicherheit wir uns ruhigen Herzens verlassen konnten. Nun klettert er wieder heraus, will mir zeigen, wie er allein hineinsteigt. Durch viel Heckmeck dehnt er die ganze Chose auf mindes- tens fünfzehn Minuten aus. Mir brennt der Reisebericht unter den Nägeln, doch mein Enkel sagt: »Du mich nich nerven!«

Ich hole den Großvater aus seinem Konstruktionsbüro im Souterrain. »Jetzt lass du dir mal was einfallen!«

Er grinst: »Einem Architekten darf nichts einfallen.« Kommt aber bereitwillig mit nach oben. »Alles eine Frage der konsequenten Erziehung«, sagt er und klemmt sich das Kerlchen unter den Arm. Sie verschwinden im Schlafzimmer im Omi-und-Felix-Bett. Mäxchen legt sich brav hin und lässt sich zudecken. »Nun sing mir eine Geschichte«, fordert er Felix auf. Der legt sich neben ihn und beginnt das Flugzeuglied: »Wer soll alles mitkommen?«

»Nur Mäxchen und Felix.«

»Sonst keiner?«

»Nee, nur wir Männer!«

Also fahren die beiden mit der Citybahn zum Flughafen. Dort besteigen sie ein Flugzeug nach Berlin, wo sie nach der Ankunft mit einem kleinen grünen Flitzer bis zu einem Fluss reisen, auf dem ein weißes Schiff ankert, tucker-tucker-tucker! Sie klettern über eine Strickleiter an Bord und finden einen reich gedeckten Geburtstagstisch. Bevor sie sich den köstlichen Speisen widmen können, setzt sich das Schiff in Bewegung und fährt weiter, tucker-tucker-tucker.

»Nich tucker-tucker-tucker«, unterbricht Mäxchen Felix’ Singsang schläfrig, »ich will nach Hause.«

»Aber warum denn?«

»Wir haben Frieda und Anton vergessen.« Max zieht sich seine Socken aus. Den rechten braucht er, um sich endgültig in den Schlaf zu nuckeln, den linken bietet er Felix zum selben Zwecke an. Um fünf Uhr schläft er endlich. Um sieben komme ich von der Post zurück, da schlafen die beiden immer noch. Na, das kann ja eine heitere Nacht werden!

Als meine Tochter ihren Sohn am nächsten Nachmittag abholt, sage ich anklagend: »Und ihr wart so unkomplizierte Kinder!«

Meine Tochter lacht: »Ach, Mami, denk doch mal nach. Dabei habe ich doch irgendwo gelesen, je älter man wird, desto besser wird das Langzeitgedächtnis.«

»Siehste«, sage ich triumphierend, »bei mir nicht. Bin eben noch nicht alt genug dafür!«

Hilfe, ich werde Großmutter!

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