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Ferien bei der Omi

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Mäxchen packt schon seit Tagen, er packt seinen Bärchenrucksack, seinen Bauklötzchenkoffer, einen Pappkarton und sein Arztköfferchen. Er packt ein, packt aus, kann sich nicht entschließen. Am liebsten würde er das ganze Kinderzimmer mitnehmen. Seine Mutter sagt: »Das geht nicht, such dir aus, womit du am liebsten spielst.«

Also, der gesamte Fuhrpark muss mit, Müllauto, Containerwagen, Kipper, elektrischer Bauwagen, der so tolle Quietschgeräusche macht, dass die Omi und die Dackel ganz schnell mit den Nerven auf dem Hund sein werden. Egal, schließlich muss der Junge für später üben; denn sein Berufswunsch ist Müllmann oder Bauarbeiter, ach ja, und noch der große Bus, Busfahrer wäre eventuell auch eine Alternative. Sein Leopard Pünktchen und die Wasserpistole müssen mit.

»Wozu brauchst du denn die Pistole bei der Omi?« Die Mutter ist Pazifistin und hat grundsätzlich was gegen Waffen, auch wenn sie nur Wasser ausspucken. »Kannst du mir das mal sagen, bitte schön?«

Mäxchen sagt es ihr: »Wegen der Spitzbuben, die piken nämlich.«

»Woher hast du denn den Blödsinn?«

»Von der Oma Lisbeth.«

Oma Lisbeth ist Felix’ Mutter. Sie hat das Wort Spitzbuben nur mal beiläufig erwähnt, dass die piken, ist ihr auch neu.

»Ich knall ihnen ab«, sagt Mäxchen.

»Du knallst niemanden ab«, sagt die Mutter energisch.

»Dann spritz ich ihnen bloß nass.«

»Aber nur im Freien«, gibt sich die Mutter geschlagen.

Klar doch, wozu hat die Omi denn so einen schönen, großen Garten.

Es ist also so weit, meine Tochter wird in zwei Tagen mit ihrer Freundin nach Thailand düsen, während Mäxchen in dieser Zeit Ferien bei uns macht.

Wir holen unseren Enkel mit dem großen Auto ab und nehmen die Dackel mit, damit dem Kleinen der Abschied von der Mami nicht so schwer fällt. Doch der nimmt fröhlich in seinem Kindersitz Platz, wird von den Hunden stürmisch mit schlappernden Zungenküssen begrüßt, während Felix Möbeltransporteur spielt und ich schließlich alle Hände voll zu tun habe, dass Frieda und Anton ihren Max nicht wie ein wild gewordener Greifvogel sein Junges gegen die eigene Mutter verteidigen. »Haltet endlich den Rand«, versuche ich die Köter zu übertönen. Herr im Himmel, ein Greifvogel hätte wenigstens den Vorteil, die Sache lautlos zu erledigen! Das kann ja heiter werden, meine Nerven liegen jetzt schon blank.

»Krieg ich noch ein Küsschen?« Meine Tochter beugt sich zu ihrem Sohn in den Wagen.

»Nee«, sagt der, »hab doch schon tschüss gesagt. Kannstu ruhig gehen.« Geknickt bleibt meine Tochter zurück und winkt uns nach, bis wir um die Ecke biegen.

Kaum rollen wir über die Autobahn, holt Mäxchen sein batteriegeladenes Polizeiauto hervor und fährt den Dackeln damit über die Rücken. »Tatütata, tatütata, hier kommt die Pollezei. Alles auf die Seite fahren, bitte, sonst wir machen einen Umfall, tatütata, tatütata!«

»Oh Gott«, beschwöre ich Felix, »fahr bloß nicht so schnell.«

»Wie denn?«, lacht der amüsiert, »so mit der Pollezei im Nacken!«

Irgendwann wird es dem alten Anton zu bunt, und er wechselt auf meinen Schoß über. Er überlässt Frieda den Gesetzeshütern, schließlich ist sie mindestens sechs Jahre jünger als er.

»Sind wir bald da?«, fragt Mäxchen, und das in der nächsten halben Stunde alle fünf Minuten. Langeweile ist schon was Schlimmes!

Und dann erreichen wir die Ausfahrt und rollen unter der großen Autobahnbrücke hindurch.

»Da bin ich wieder!«, jubelt Mäxchen durchs geöffnete Fenster den Bäumen, Wiesen, grasenden Kühen und Häusern zu, und es wird mir eigentlich zum ersten Mal so richtig warm ums Großmutterherz.

»Hab ein wenig Geduld mit dir«, sagt Felix, offenbar des Gedankenlesens mächtig, »niemand wird als Großmutter geboren. Schließlich wurde Rom auch nicht an einem Tag erbaut.«

Hilfe, ich werde Großmutter!

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