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3.3.1 Identität als Kombination von Exploration und Commitment

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Auf der Basis der Identitätstheorie von Erikson entwickelten sich zahlreiche Ansätze zur empirischen Überprüfung, von denen der von Marcia der bekannteste ist. Zentral für seinen Ansatz sind die beiden Komponenten Exploration (in verschiedenen Identitätsbereichen) und Commitment (Festlegung in Richtung auf eine bestimmte Identitätsfacette in diesen Bereichen). Wie In Kapitel 2 ( Kap. 2) ausgeführt, sind dies tatsächlich auch in den meisten theoretischen Konzeptionen, die nach Erikson entstanden, die beiden wichtigsten Komponenten.

Wie in Kapitel 2 ( Kap. 2) beschrieben, unterscheidet die Statusdiagnostik nach Marcia (1966) vier verschiedene Identitätsstatus, die sich aus verschiedenen Mischungsverhältnissen von Exploration und Commitment ergeben, die Achieved Identity (erarbeitete Identität), Foreclosure (übernommene Identität), das Moratorium sowie eine diffuse Identität. Die später noch zu schildernde Meta-Analyse von Kroger et al. (2010) fand bei den 18-Jährigen erst bei 17 % eine erarbeitete Identität; ein erheblich größerer Prozentsatz befindet sich im Moratorium oder einem diffusen Stadium der Identität. Das Foreclosure-Stadium war nicht sehr häufig vertreten, weil es eine frühe Festlegung erfordert, wie sie beispielsweise bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen mit körperlichen Erkrankungen notwendig wird. In meinen eigenen Studien fand ich folgende Verteilung im Alter von 24 Jahren: Während 36 % der gesunden jungen Erwachsenen das Foreclosure-Stadium erreicht hatten, waren es bei an Diabetes erkrankten 51 % (Seiffge-Krenke, 2010). Dies unterstreicht, wie sehr Kontextbedingungen und persönliche Fähigkeiten und Möglichkeiten Einfluss auf das nehmen, was an Identitätsentwicklung möglich ist. Dieser Aspekt wird vor allem in den Kapiteln 9 ( Kap. 9) und 10 ( Kap. 10) aufgegriffen.

Wie bereits dargestellt, betrifft ein wichtiger Aspekt in Marcias Taxonomie die große Bedeutung explorativer Prozesse für eine gelingende Identitätsentwicklung. In seinen ersten Arbeiten sprach Marcia davon, dass zum Erreichen einer erarbeiteten Identität erst eine Moratoriumssequenz durchlaufen werden muss, und verwies damit ähnlich wie Erikson und andere analytische Autoren auf die große Bedeutung regressiver Phänomene für eine gelingende Identitätsentwicklung. Jugendliche befinden sich dieser Konzeption zufolge noch in einem sehr frühen Stadium der Identitätsentwicklung, wo eine Festlegung eher nicht erwartet wird, sondern noch viel im Fluss ist.

In den letzten Jahren ist deutlich geworden, dass Weiterentwicklungen und speziell Differenzierungen des Explorationskonzepts vorzunehmen sind. Heutige Identitätskonzeptionen unterscheiden daher zwischen Exploration in die Tiefe und Breite – wobei die Exploration in die Breite neu ist – und dem Commitment, d. h. der Verpflichtung zu einem Identitätsentwurf. Zusätzlich wurde eine ruminative Komponente gefunden, ein Auf-der Stelle-Treten (Luyckxs et al., 2008a), wobei die Identitätsentwicklung im Bereich Beruf und Partnerschaft gleich langsam voranschreitet (Luyckxs, Seiffge-Krenke et al., 2014). Bemerkenswert sind Befunde, dass das diffuse Stadium weiter untergliedert wurde bei jungen Erwachsenen, in troubled and carefree diffusion (Luyckxs, Seiffge-Krenke et al., 2014), also jungen Leuten, die noch eine diffuse Identität haben, was sie aber nicht weiter stört, und solchen, die darunter leiden.

Die Jugendlichen und ihre Suche nach dem neuen Ich

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