Читать книгу Die Beichte - Roland Benito-Krimi 4 - Inger Gammelgaard Madsen - Страница 13
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Nach seinem Auftritt im Fernsehen am vorhergehenden Abend hatte Roland bereits mit dem Besuch eines verärgerten Vizepolizeidirektors mit zorngeschwellter Brust gerechnet.
»Was zum Teufel geht hier vor, Roland? Wieso ermittelst du im Fall eines jungen Mannes, der einfach bloß über Nacht nicht heimgekommen ist? Ist das nicht etwas zu früh? Meines Wissens wurde seine Leiche schließlich noch nicht gefunden, oder?« Kurt Olsen sah aus, als würde er den letzten Satz sofort wieder bereuen. Vielleicht erinnerte er sich daran, dass Salvatore noch nicht allzu lange unter der Erde lag. »Findest du nicht, wir sollten erst einmal eine Leiche haben, bevor sich die Abteilung Mord in den Fall einmischt?«
Roland sah keinen anderen Ausweg, als einen Fehler einzuräumen, aber zugleich auch auf seine Bedenken aufmerksam zu machen. »Darüber habe ich nicht nachgedacht, doch an dieser Sache ist etwas faul. Überhaupt an der ganzen Familie. Wir haben die Großmutter noch mal verhört, den Vormund des Jungen, sie spricht von einer Strafe Gottes für etwas, was ihr Sohn in der Vergangenheit getan hat. Warum hat er Selbstmord begangen? Und dazu ausgerechnet einen Kirchturm gewählt?«
Kurt Olsen setzte sich müde auf Rolands Schreibtischkante. »Sie hat Alzheimer, Roland.«
»Trotzdem, dieser Selbstmord wurde nicht gründlich genug untersucht.«
»Da gab es nichts zu untersuchen. Deshalb! Der Mann hat sich das Leben genommen. Seine Tochter war verschwunden, die Frau tot, sein Leben seither sicher ein einziges Elend. Ich glaube sogar, ich hätte das Gleiche gemacht, wenn Eve das Zeitliche gesegnet hätte. Und du garantiert auch, wenn es Irene gewesen wäre.«
»Sprich nicht über so was!« Roland schenkte sich ein Glas Mineralwasser aus einer Halbliterflasche Pellegrino ein, die er aus Italien mitgebracht hatte. Es sollte den Geschmack des schlechten Kaffees aus seinem Mund vertreiben.
»Nein, nein, ich versteh schon; aber wenn sich der Kriminalkommissar im Fernsehen vor aller Öffentlichkeit als Leiter der Ermittlungen hinstellt, denken nun mal alle gleich, es ginge um Mord.«
»Ich habe nie behauptet, die Ermittlungen zu leiten. Ich habe lediglich an die Leute appelliert, sich mit Informationen an uns zu wenden. Und glaubst du wirklich, die Leute in ihren Wohnzimmern wissen, wer ich bin, und legen es so aus, dass es sich um einen Mordfall handelt?«
»Nicht die Durchschnittsbürger, nein. Dafür bist du sicher zu selten im Fernsehen, du willst ja am liebsten gar nicht dort auftreten – normalerweise. Aber die Presse legt es natürlich so aus. Ich werde von Journalisten regelrecht bombardiert. Sind nach deiner – Einlage – schon irgendwelche Rückmeldungen eingetroffen?«
»Ein paar, aber keine von Bedeutung. Eine Frau will ihn gegen Mitternacht in der Innenstadt in der Straße für die Busse gesehen haben, eine andere behauptet, er habe zur gleichen Zeit mit ihr zusammen im Nachtbus nach Viby gesessen. Wieder andere haben ihn im Zug nach Skanderborg gesehen. Das Übliche.«
Kurt Olsen stand auf. »Diese Informationen leitest du dem zuständigen Beamten weiter, und dann widmest du dich wieder deinem eigenen Kram. Okay?«
Roland nickte. Wie waren wohl die Ermittlungen der italienischen Polizei nach Salvatores Verschwinden abgelaufen? Hätten sie ihn etwas früher gefunden, wäre er nicht ermordet worden.
Sobald Kurt Olsen gegangen war, zog Roland die Aufsatzhefte aus der Schublade. Es war etwas faul an dem Ganzen. Und was könnte an Tobias Abrahamsens Aufsätzen denn für die Polizei interessant sein, wie es sein Lehrer offensichtlich meinte? Hatte sein Verschwinden wirklich etwas mit dem Selbstmord seines Vaters zu tun? Roland schenkte sich noch ein Glas Wasser ein und fing an zu lesen.