Читать книгу Freundinnen und der Segelmord - Ingrid Magellan - Страница 6
4: Gepardenlogik
ОглавлениеEs war Freitag Nachmittag. Für Rufus Vogl, 38 Jahre alter Kriminalhauptkommissar des Morddezernats in Cap Mondrian, hatte das Wochende bereits begonnen. Er freute sich auf einen bequemen Relaxtag in seiner Wohnung. Gerade hatte er sich eine Kanne mit schwarzem Tee, Darjeeling First Flush, seine Lieblingssorte, aufgegossen. Inzwischen trug er seinen bevorzugten Freizeitdress : Einen himmelblauen Baumwollpyjama. Die Stofffarbe kontrastierte vorteilhaft mit seinem dunkel gebräunten Teint, dem Braun seiner Augen und den schwarzen Haaren, in denen bereits graue Strähnen hervorblitzten. Mit anderen Worten, Rufus sah ziemlich attraktiv aus.
Elegant bewegte er seinen 1.80 m großen, schlanken Körper durch die beiden Räume seiner Wohnung. Sie befand sich in einem blau angestrichenen Haus , in der Nähe des Dezernats, in der Tulpengasse. Rufus war in einem Mix aus Erbstücken seiner Familie, Billigmöbeln schwedischer Herkunft und Designklassikern aus Italien eingerichtet. Am liebsten hielt er sich in dem blau gestrichenen Schlafzimmer mit dem Atelierfenster auf. In der Mitte des Zimmers thronte ein 2 m breites Boxspringbett, voluminös gebaut mit zwei übereinander liegenden Matratzen. Es war die teuerste Investition in der Wohnungseinrichtung seit langem. Das Bett hatte mehrere Monatsgehälter gekostet. Für Rufus ein sich lohnender Luxus, denn er entspannte wunderbar auf seinem Polsterlager. Gegenüber dem Bett an der Wand befand sich der Flachbildschirm.
Gerade hatte es sich Rufus bequem gemacht. Er lag waagerecht ausgestreckt auf der gelben Leinendecke, trank Tee aus kleinen weißen Tassen und schaute an die Decke. Es war an der Zeit wieder einmal seinem liebsten Zeitvertreib nachzugehen. Er beabsichtigte sich das Video über das Leben eines Geparden in der Savanne anzusehen. Denn er mochte Tierfilme. Er drückte auf den Knopf.Einige Sekunden später lief die Raubkatze über den Bildschirm.
Er bewunderte die elastischen und eleganten Bewegungen mit denen die Wildkatze herumstreifte. Wenn sie schneller lief und das Tempo steigerte, setzte sie zu Sprüngen an. Ihr Körper flog langgestreckt wie ein Pfeil durch die Luft. Das gelbliche Fell mit den charakteristisch schwarzen Punkten glänzte im Sonnenlicht. Rufus beobachtete den Geparden, wie er langsamer wurde und schließlich unter einem Baum stehen blieb. Der Platz gefiel ihm. Er legte sich genau in die Mitte des Schattens, den der Baum warf. Der Gepard hob seinen majestätischen, runden Kopf. Er blickte ihm direkt in die Augen. An dieser Stelle hielt Rufus das Video an. Er wollte einmal feststellen, ob die Wildkatze mit ihm plaudern würde. So ein Dialog von Mann zu Mann. Es war eine männliche Wildkatze. Ein Versuch war es wert. Rufus hatte Glück, der Gepard hatte Lust dazu:
Rufus = R
Gepard = G
G: >Du suchst ein Gespräch mit mir. Nur Mut, lege los.<
R: >Wie geht es dir? Warst du heute schon auf der Jagd?<
G:>Ja. Ich bin durch die Büsche gehetzt, aber meine Beute diese junge Antilope entkam mir. Eine beschämende Aktion für mich. Das passiert mir, dem schnellsten Landsäugetier der Erde. Ich kann 120 km pro Stunde laufen. Ich bin eine Kleinkatze und laufe schneller als die Großkatzen Löwe, Leopard und Tiger.<
R:>Mach dir nichts daraus. Rückschläge gehören zum Leben. Morgen taucht hinter dem nächsten Busch wieder ein Beutetier auf. Dann kannst du Ehrgeiz zeigen<.
G: Schnurrt. >Was ist mit dir? Bist du auch auf der Jagd?< Schnurrt wieder, etwas lauter. Geparden schnurren beim Ein- und Ausatmen.
Rufus war ganz glücklich, daß der Gepard auf ihn reagierte. Er goß sich eine weitere Tasse Tee ein.
R: >Ich mag Tee, für dich ist das wohl nichts. Ja, ich jage auch, wie du. Ich bin sozusagen ein professioneller Jäger. Ich bin hinter Verbrechern her. Bald geht es aufs Neue los. Ich gehe es im Job jedoch gerne langsam an, lasse die Dinge am Anfang der Ermittlungen in einem großen Rahmen laufen. So umkreist man den Verdächtigen in einem weiten Radius . Ich lasse meine Mitarbeiter gerne alleine machen. Es gibt auch Hetze, am Ende, wenn der Verbrecher entlarvt wird. Andererseits liebe ich die Geschwindigkeit wie du. Ich mag meinen alten roten Kombi gerne ausreizen, schnell fahren, dann fliegen die Bäume an der Straßenseite wie Schatten vorbei. Die Schnelligkeit gibt mir das Gefühl frei zu sein. Die Kollegen von der Verkehrskontrolle warnen mich immer vor Radarfallen. Ich möchte in der Savanne sein, mit dir umherjagen.<
G: >Stelle dir das nicht so einfach vor. Für uns Kleinkatzen ist der Lebensraum mit der Zeit immer kleiner geworden. Sehr viel Weideland und Jagdgebiet haben wir verloren. Es wurde als Agrarfläche für euch Menschen umgenutzt. Wo wir den Menschen näher kommen, werden wir gnadenlos gejagt und getötet. Heute gibt es von uns noch 12 000 Tiere. Die meisten von uns leben in den Schutzgebieten von Namibia. Früher jagten wir vom Mittelmeer bis hinunter nach Südafrika.Wir bevorzugen Savannen als Lebensraum, mögen keine Wüste und keinen Regenwald. Ich jage übrigens tagsüber, wie du, wenn ich Hunger habe.<
R: > Interessant, was du über dich erzählt hast. Du wirst doch wegen deines schönen Fells mit den markanten Punkten darauf gejagt? Für die Exotik im Wohnzimmer.<
G: Schnurrt zornig. >Ja, du triffst mich ins Herz. Mein Fell war in früheren Zeiten eine begehrte Jagdtrophäe.<
R: >Und wir Menschen haben dich früher gezähmt, soviel ich weiß.<
Rufus schüttelte das Kissen auf, legte seinen Kopf genau in die Mitte, damit er sich besser auf den Geparden konzentrieren konnte. Ihm wurde bewußt, daß es hier um eine intensive Zwiesprache ging.
G: >Ja, allerdings. Eine Geschichte haben wir auch. Wir sind leicht zu zähmen. Ihr Menschen habt uns bei der Hirschjagd als Jagdhelfer eingesetzt. Erst mußten wir das Wild zu Tode hetzten, dann griffen die Jäger ein. Das war schrecklich, denn wir hetzen nur, wenn wir Hunger haben und nicht zum Spaß.<
R: >Das sind abartige Erlebnisse, von denen du mir erzählst. Wir Menschen sind grausam mit dir umgegangen. Auch wenn du es nicht verstehst, ich bin auch abartig. Ich brauche jetzt etwas Süßes. Wir Menschen essen in unmöglichsten Momenten. Ich habe einfach Lust auf Schokoladengeschmack.< Rufus stand auf und holte sich aus dem Küchenschrank eine Tafel Zartbitterschokolade. Er riß die Verpackung auf , brach sich ein Stück der Süßigkeit ab, das er in den Mund steckte und mit Genuß lutschte. Anschließend nahm er den Geparden wieder ins Visier, indem er sich erneut auf dem Bett langmachte.
G: Schnurrt, schnurrt immer lauter. >Wenn wir Tiere schon Trophäen sind, bist du auch eine? Ich denke besonders an Frauen. Betrachten sie dich als eine?<
R: >Du meinst meine Rolle als Mann?<
G: >Ja, bist du nicht ein Frauenliebling? Ein Mann, der von den Frauen wegen seines begehrenswerten Äußeren gemocht und gejagt wird?<
R: >Daß ich gejagt werde, das finde ich gut. Es gefällt mir, etwas eitel bin ich schon.<
G:->Du willst gejagt werden. Du strengst dich also nicht an, eine Frau zu erobern?<
R: >Eine Frau erobern, das klingt nach Mittelalter. Warum darf ich für Frauen keine Jagdbeute sein. Es gefällt mir, wenn mich eine Frau anspricht und sich um mich bemüht. Und wenn du es genau wissen willst, ich mag es, wenn mir Frauen Komplimente machen. Es ist für mich eine tolle Bestätigung als Mann.<
G: >Du bist ein bequemer Langweiler. Im Job langsam unterwegs, nur mit dem Auto schnell, bei Frauen zurückhaltend. Ich kann mir nicht vorstellen, daß du alle Frauen damit begeisterst. Hast du denn keinen Jagdinstinkt?<
R: Schnaubt, er verschluckt sich an einem Bissen Schokolade. Es folgt ein Hustenanfall, der in lautes Lachen übergeht.
>Bei dir brauche ich Humor. Natürlich mag ich Frauen, aber nicht jede. Ich freue mich, wenn mich eine sexy Figur – ich meine Frau- ansieht.Eine Frau erobern, das ist immer so anstrengend. Ich bin etwas schüchtern Frauen gegenüber. Ich finde es toll, wie es meine Freundin Tea Sommerda macht. Sie ruft mich an, und manchmal kocht sie mir ohne große Worte mein augenblickliches Lieblingsessen, wie Radicchiorisotto, und dann Kalbsschnitzel mit Salbei. Ein Dessert gibt es bei einer Kochspezialistin wie Tea selbstverständlich auch. Ihre Apfeltartlets sind Genuß pur. Ich finde die gemeinsamen Abendessen toll. Hinterher schaut mir Tea in die Augen, nimmt meine Hand, anschließend verschwinden wir beide im Schlafzimmer. Perfekt. Auch habe ich nichts dagegen, wenn sie die Planung für ein Wochenende übernimmt. Das ist dann richtig gut durchorganisiert. Besser kann ich es nicht.< Rufus hörte auf zu reden. Über sein Gefühlsleben mit Tea hatte er nie so intensiv nachgedacht.
Der Gepard stand auf, streckte seinen Rücken der Länge nach, machte zwei Schritte nach vorne und ließ sich mit einem Satz fallen. Er schaute Rufus wieder direkt in die Augen, Es war ein nachdenklicher, durchdringender Blick.
G: >Was du erzählst, begeistert bin ich darüber nicht. Klingt eher als ob du eine Köchin brauchst, die nebenbei die Wochenendplanung erledigt. Aber brauchst du eine Frau?<
R: >Vielleicht nimmst du es mit Humor? Was ist gegen eine Frau einzuwenden, die kochen kann? Essen ist etwas sehr Sinnliches. Du stellst mich als unmännlich hin. Ich lasse es zu, daß Tea eine aktive Rolle übernimmt.<
G: >Langweiler, Langweiler.< Das Tier rollt sich zur Seite, scheint sich sichtlich wohlzufühlen.
R: Nicht ganz so entspannt. >Tea mag eben Langweiler, stell dir vor. Ich mache nicht auf harten Typ, bin auch kein Lederjackendreitagebartkommissar. Ich mag meine modischen italienischen Jacken. Meine Schuhe sind immer geputzt, Sneakers finde ich,passen auf den Sportplatz und nicht in die Stadt. Es liegt sicher am Alter. Tea ist etwas älter als ich. Sie ruht in sich, sie ist selbstsicher. Sie weiß, was sie will. <
G:>Und was machst du in dieser Beziehung?<
R:>Hoffentlich keine blöde Figur. Natürlich bemühe ich mich um unsere Erotik; das mache ich gerne, Teas Wünsche bin ich immer bereit zu erfüllen.<
G: >Du bemühst dich. Das klingt nach Sozialdienst, nach einer großherzigen Tat von dir. Von Leidenschaft und Herz-Schmerz ist da nicht die Rede.<
R: >Mein Seelenleben mag ich nicht auf dem Seziertisch sehen. Du übertreibst einmal wieder. Ich finde Tea sexy. Wir haben viele Gemeinsamkeiten. Ich überrasche sie mit Konzertkarten, Musik hören wir dauernd. Sonntags machen wir gern einen langen Spaziergang am See entlang zum Yachthafen, mit der frischen Brise um unsere Nasen und den Blick ins Weite auf den See gerichtet. Das tut uns beiden gut. Gelebter Alltag eben!<
G: >Und deine Beziehung zu Tea, wie umschreibst du sie? Als nüchternen Fall, wie der analysierende Kommissar im Morddezernat die Mordfälle oder eher romantisch wie der sentimentale Mann beim Seespaziergang?<
R: >Aber wirklich, das ist doch kein Fall! Tea und ich wir begegnen uns auf vielfältigste Weise. Soll ich jetzt Sterne vergeben für die Beziehung, nach dem Motto 3 Sterne für super, 2 Sterne für mittelmäßig und 1 Stern für lau?<
G: >Wie empfindest du denn dein Privatleben? Was ist es für dich?<
R: >Das Beisammensein mit Tea ist gemütlich und unkompliziert. Sie beschwert sich auch nicht, wenn ich in einem kniffligen Fall stecke. Dann ist Tage lang keine Zeit für sie vorhanden.<
G: >Um es auf einen Punkt zu bringen. Sie stellt keine Forderungen an dich.< Die Raubkatze war inzwischen aufgestanden und schob den Kopf nach vorne. Sie spannte ihren Rücken an, um sich sogleich mit einem Satz nach vorne hinzusetzen, den Kopf stolz in die Luft gestreckt. Der Schwanz schweifte auf dem Boden entlang. Schnurrte. Schnurrte.
R: >Das ist Gepardenlogik. Blödsinnig, auch wenn es dir weh tut. Tea nimmt einfach mehr Rücksicht auf mich als es eine jüngere Frau täte. Sie hat größeres Verständnis für einen Mann. Sie benötigt selbst auch Zeit, um ihre eigenen Interessen zu leben.<
G:>Was bist du für sie, wenn du ehrlich bist?<
R: Antwortet schnell, zu schnell. Es fällt ihm sofort auf. >Der Sonntagabendliebhaber mit Aufstiegschancen zum Freund.<
G: >Tolle Aussichten! Das nennt sich Karriere in deinem Liebesleben. Ist das wirklich nach deinem Geschmack hinsichtlich einer erfüllten und prickelnden Partnerschaft?<
R: Ist nachdenklich geworden. >Es ist eine Basis. Und überhaupt. Ich kann mein Liebesleben eben nicht so gut beschreiben. Die Begegnungen mit Tea sind vielfarbig, einmal sind sie gemütlich, einmal aufregend, einmal spannend, einmal langweilig, einmal total schweigsam. Ich wünsche mir eine intensive Partnerschaft.<
Rufus setzt sich bei diesen Worten ganz aufrecht auf sein Bett, als ob er ihnen ein besonderes Gewicht verleihen möchte.
G: >Intensive Partnerschaft. Meinst du das tatsächlich?<
Das Schnurren wird immer lauter.
R: >Intensive Partnerschaft, so wie ich es sagte.<
G: >Das heißt, du trägst jeden Tag den Abfall zur Tonne?<
R: Lacht laut. >Stimmt so. Mache ich aber nur im Jackett mit Hose und nicht im Jogginganzug. Ein Minimum an Stil muß sein.<
Der Gepard schüttelte seinen Kopf. Er schnurrte wieder lauter.
G: >Was gefällt dir nicht an der Tea-Rufus-Liebe? Sprich es aus.<
R: >Die Finanzen sind ein Problem oder werden eins. Tea ist als Kochbuchautorin sehr erfolgreich. Ihre Bücher sind Bestseller. Sie ist Großverdienerin. Ich dagegen habe nur mein Beamtengehalt als kleiner Kommissar, immerhin mit Pensionsanspruch. Ich muß manchmal sparen, während Tea mehr finanziellen Spielraum hat. Einladen lasse ich mich von ihr nur ungern. Des Geldes wegen gestritten haben wir aber noch nicht.<
G: >Meine Güte, seid ihr Menschen kompliziert. Wir laufen los, suchen uns ein Weibchen und los geht es mit der Liebe.<
R: >Ich bin doch kein Urzeitmensch. Auf Wildwest mit Eroberungsstrategien habe ich keine Lust.<
G: Schnurrt. Schaut eindringlich auf Rufus. >Vielleicht solltest du dir überlegen, wo du in zwei Jahren sein willst. Mit Tea oder ohne Tea? Was sagt dein Herz?<
R: >Ich weiß es nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob die Zuneigung zu Tea reicht für eine langfristige Mann-Frau-Aktion. Bis heute habe ich sie nicht zu mir nach Hause eingeladen. Mein neues Bett ist noch jungfräulich, die Matratzen haben noch keine Sexkapriolen mit einer Frau erlebt. Wie gefällt dir mein neues Bett und mein Schlafzimmer?<
G: >Du siehst ziemlich einsam und verloren aus auf dem großen Bett. Nackt unter dem Pyjama. Schaust du auch Pornos, spielst du deine eigenen Spiele?<
R: >Das reicht. Jetzt wird es aber delikat. Dazu sage ich nichts.<
Für Rufus war die Innenschau auf sein Privatleben längst überfällig. Daß er sich einmal Gedanken zu seinem Verhältnis zu Tea machen mußte, war ihm seit langem klar. Allmählich stellte er sich auch die Frage, warum er nicht fest liiert war? Hatte er Angst vor Frauen? War er etwa bindungsscheu? War es mit Tea überhaupt Liebe? Ziemlich viele Fragen auf einmal.
G: >Du wirst immer nachdenklicher. Hat dich mein Beziehungscheck an deiner Liebe zu Tea aufgeschreckt?<
R:>Du bist spitzfindig und anstrengend!<
G:>Hast du ein Geheimnis? Würdest du es mir verraten?< Schnurrt wieder, wie es Geparden tun.
R: Er schaute als ob er aus einem tiefen Traum erwacht wäre.
>Da kann ich ganz offen sein. Mein Geheimnis, das bist du. Ich werde niemandem anvertrauen, daß ich meine Gedanken mit einem Geparden teile. Sie sind absolut vertraulich. Und was ich vergessen habe, dir zu sagen. Im Morddezernat nennt man mich die Raubkatze. Ich soll auf meinen langen Beinen die Treppe in geschmeidigen, fließenden Bewegungen herauf- und herunterlaufen.<
G: Schnurrt. >Du machst mir Konkurrenz?<
R:>Wird mir wohl kaum gelingen. Eine Frage habe ich noch. Können Geparden Menschen von weither riechen?<
G: Die Katze hob wieder den Kopf. Sie lauschte in den Raum hinein. >Ich höre extrem gut. Und Menschen riechen?< Der Gepard drehte den Kopf zur Seite, stellte sich langsam auf, dehnte seinen sehnigen Rumpf und tastete sich mit seinen Beinen in vorsichtigen Schritten nach vorne. Schnurrt.
>Du riechst ziemlich komisch. Undefinierbar nach vermoostem Wald. Einfach stickig, Müll. Du solltest das Aftershave wechseln. Sexy Fehlanzeige. Am Duftsignal mußt du noch arbeiten.<
Er drehte seinen Körper. Rufus sah das Tier nur noch von hinten. Sein Schwanz pendelte in der Luft. Das ist wohl sein Abschiedsgruß, erkannte Rufus. Der Gepard verschwandt hinter dem Baumstamm. Weg war er.
Der Gedankenaustausch mit seinem Freund , dem Geparden, war beendet. Rufus stellte das Video aus. Die Konfrontation mit seinen Gefühlen hatte ihn reichlich müde gemacht. Sie hatte länger gedauert als er vorgesehen hatte. Oberflächlich ist der Gepard nicht.Er nimmt sein Seelenleben ganz mächtig auseinander. Rufus seufzte mehrmals intensiv auf.
Inzwischen krampfte sich sein Magen zusammen. Er hatte regelrecht Magenschmerzen. Das Frühstück war heute seine einzige Mahlzeit gewesen. Das mußte er sofort ändern. Er rutschte vom Bett, schlich sich in die kleine Küche, wo er die Dachluke öffnete. Er brauchte dringend frische Luft. Tief atmete er die kühle Brise ein, die vom Azursee über die Stadt wehte. Auf eine langwierige Kocherei hatte er keine Lust. Penne mit Tomaten, das macht nicht viel Umstände, dachte er. Deshalb setzte er Nudelwasser im hohen Topf auf, ohne Salz zu vergessen. Sonst schmecken die Teigwaren fade, hatte ihm zumindest Tea gesagt. Die Soße stand fertig gekocht vom Vortag im Kühlschrank. Er hatte sie selbst zubereitet, mit viel Peperoncino scharf abgewürzt; den Geschmack mit Rosmarin abgerundet. Er nutzte die Kochzeit, um mit seinem Assistenten Fabian Alt im Morddezernat zu telefonieren. Fabian Alt hatte Bereitschaft.
>Hallo Fabian, wie geht es? Gibt es etwas Dringendes<, fragte Rufus. >Chef, es ist alles ruhig, wie es der See ist, jetzt nach der Regatta>.
>Ist mir sehr angenehm. Heute gab es die Regatta, das habe ich völlig vergessen. Sollte sich etwas Wichtiges ereignen, rufst du mich an<, entgegnete Rufus. >Ist in Ordnung, Chef. Schönes Wochenende<, beeilte sich Fabian Alt wichtigtuerisch zu antworten.
Endlich konnte er die Nudeln herunterschlingen, denn zu mehr war er bei dem Heißhunger nicht fähig. Rufus mischte die gegarten Penne mit der inzwischen heißen Tomatensoße. Dann holte er den frischen Parmesan aus dem Kühlschrank. Mit der Käsereibe raspelte er sich Käsespäne auf seine Nudelportion. Gerade wollte er den ersten Gabelbissen in den Mund schieben, als sein Handy klingelte. Er legte die Gabel schwungvoll auf den Teller und checkte den Anruf. Er kam von Tea.