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Als ich morgens aufwachte und die Gardine unseres Panoramafensters zurückschob, fuhr unser Luxusliner gerade in den Hafen von Rio de Janeiro ein. Es war kurz vor Weihnachten, Sommer in Brasilien, es regnete. Und da stand er, der Zuckerhut, unverändert seit unserer Abreise aus Rio vor 35 Jahren und schaute auf das herankommende Schiff. Ob dieser Regen heute wohl noch aufhörte? Wir wollten nach Copacabana, wollten sehen, was sich in den Jahrzehnten verändert hatte. Was war das für eine abenteuerliche Abreise gewesen!

Der Regen hörte nicht auf. Wir stapften die Rua Santa Clara hinauf bis zu dem Haus, in dem wir gewohnt hatten. Es hatte sich kaum etwas verändert. Ein paar Geschäfte gab es nicht mehr, ein paar neue Restaurants hatten sich angesiedelt. Der Bürgersteig war verkleinert durch einen stabilen Metallzaun vor den Hauseingängen, ein Zeichen, dass die Kriminalität zugenommen hat. Als wir vor „unserem Haus“ standen und die Stockwerke abzählten, um festzustellen, wo wir damals wohnten, kam gleich ein schwarzer Preisboxer aus der Tür und fragte, was wir da machten.

Das größte Wunder war die kleine alte portugiesische Villa zwischen den Hochhäusern. Es gab sie noch. Sie hatte trotzig den Spekulationen widerstanden und wird jetzt bewohnt von der Hare Krishna-Sekte, die es mit bunten Fähnchen und Spruchbändern verzierte. Ich war begeistert. Leider war der Anblick an der Avenida Atlantica nicht so erfreulich. Die Bucht von Copacabana wurde bis auf den letzten Meter zugebaut. Damals konnten wir die Promenade entlang laufen, immer mit Blick auf den Zuckerhut. Der ist nun - verdeckt durch die Hochhäuser - nicht mehr zu sehen. Der berühmte Strand von Copacabana war wegen des Regens menschenleer..... und sauber. Es gibt jetzt Papierkörbe, ich bezweifle jedoch, dass ein Brasilianer seinen Müll zu einem Papierkorb bringt.

Wer nach langem Flug in Rio eintaucht in die heiße schwüle Luft, stellt fest, dass die Körperfunktionen in den Sparmodus schalten. Die Glieder werden schwer, Bewegungen und Hirnfunktion werden langsamer. Ein Brasilianer, der hier in diesem Klima zur Welt kommt, wird erst gar nicht mit sich in Konflikt geraten über die Frage, ob er seinen Müll in den Papierkorb bringen soll oder nicht. Er lässt ihn da, wo er entsteht, am Strand neben dem Badetuch.

Damals in Südamerika.

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