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SPIELPLATZ

Der Stadtteil Copacabana gehört zu den bevorzugten Wohngegenden Rios. Die modernen Appartement-Häuser, die immer mehr die gemütlichen alten portugiesischen Villen verdrängen, werden von Porteiros in Uniform bewacht, die darauf achten, dass kein Unberufener das Gebäude betritt, dennRaubüberfälle gibt es täglich in Rio. Außerdem reinigen diese Porteiros das zum Haus gehörende Stück Bürgersteig, jedenfalls dann, wenn die Ergebnisse der brasilianischen Hundeliebe Passanten veranlassen, sich in Sprüngen fortzubewegen. Außer Hunde lieben die Brasilianer Kinder, ihre eigenen und ohne Unterschied auch die anderer Leute. Eine kinderfreundliche Stadtverwaltung hat dafür gesorgt, dass es überall in den vornehmeren Wohngegenden hübsche Spielplätze für die niedlichen Kleinen gibt.

Unser Spielplatz liegt besonders schön. Auch bei heißem Wetter weht angenehm eine frische Brise. Besserer Leute Kinder werden von schwarzen Dienstmädchen zum Spielen gebracht. Die ganz Kleinen sitzen auf dem Boden und krabbeln im Sand. Aber auch besserer Leute Hunde gehen hier „Gassi“. Sie laufen zwischen den Kindern herum, heben ein Bein oder zeigen, wie gut ihre Verdauung funktioniert. Oft muss man Slalom laufen, um diesen Produkten auszuweichen, und der Duft, den meine kleine Tochter verströmt, kommt nicht immer aus ihrem Höschen.

Brasilianer haben ein gebrochenes Verhältnis zum Umweltschutz. Kinder werden der Einfachheit halber dort abgehalten, wo sie gerade spielen, und so kommt die Pipi der Kleinen zu der der Hunde. Wenn ein paar Rangen auf die Bäume steigen, um es von oben herabregnen zu lassen, empfinden das alle als eine Mordsgaudi. Um die aus Zement gegossene Spieleisenbahn macht man am besten einen großen Boden. Der Eisverkäufer, der gerade aus der Lokomotive kriecht und sich die Hose zuknöpft, wird zwar vom Polizisten lässig ermahnt, zeigt aber nicht unbedingt die Miene eines Büßers. Zum Glück wird auch unser Spielplatz regelmäßig gefegt, und der häufige tropische Regen mache alles wieder gut.

Anders sieht es in den Favelas, den Elendsvierteln aus. Auf engstem Raum leben die Menschen in erbärmlichen Behausungen, kaum größer als Hundehütten. Keine Kanalisation, keine sanitären Einrichtungen. Der Abfall wird vor die Tür gekippt und von Schweinen nach Fressbarem durchwühlt. Niemand fegt hier, und auf den angrenzenden bestialisch stinkenden Müllhalden spielen Kinder und Ratten.

Die Mutter, die neben dem Müll am Straßenrand sitzt und ihr Baby im Arm wiegt, liebt ihr Kind sicherlich nicht weniger als die Mütter von Copacabana ihre Kinder lieben, und sicherlich möchte sie es vor der Meningitis bewahren, die seit langem in den Favelas umgeht. Es wird zwar immer wieder über diese Epidemie berichtet, aber niemand regt sich sonderlich darüber auf.

„Eure Säuglingssterblichkeit beträgt mehr als 50 %“.

„Sim, aber weißt du, diese Schwarzen habe keine Hygiene.“

Ja, die Hygiene. Baden sollte man lieber nicht im Meer wegen der Abwässer, die hineingeleitet werden.

„Wenn demnächst der Emissario fertig ist, wird es besser“.

Eine neue, große Abwasserleitung wird alle Abwässer sammeln und weit hinaus ins Meer leiten, auf dass sie draußen verteilt werden. Der Emissario wurde fertig. Er endet dort, wo das Meer einen Wirbel bildet und alles, was man ihm anvertraut hat, postwendend an den Strand zurückschickt.

Die Brasilianer lachten. Es ist sowieso besser, Mitglied in einem Club zu werden.

„Dort kannst du im swimming pool baden. Das ist hygienischer. Jeder braucht ein ärztliches Attest. Wegen Fußpilz, weiß du. – Ah, wenn du keine Bescheinigung hast, ist nicht schlimm“.

In Copacabana und dem vornehmen Ipanema sind die Kinder trotzdem gesund. Liebevoll werden wie von den Empregadas herausgeputzt. Die Schwester unserer schwarzen Nadire hat 13 Kinder geboren. Zwei davon leben noch.

Damals in Südamerika.

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