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COPACABANA

Der Strand von Copacabana ist der schönste der Welt. So haben ihn Dichter besungen, so sehen ihn die Brasilianer, und so erleben ihn unzählige Besucher.

An diesem wunderschönen großen breiten Sandstrand gibt es weder Toiletten – die würden den Blick von der Avenida auf das Meer stören – noch Papierkörbe, was übrigens eine Fehlinvestition wäre, denn ein guter Brasilianer benutzt so etwas höchstens, um darin Feuer anzuzünden. Wenn sich die Sonne am Nachmittag hinter den Hochhäusern verkriecht, die braunen Tangamädchen buntgekleidet nach Hause schlendern und nur noch die unermüdlichen Fußballspieler auf dem schweren Sandboden für die nächst Weltmeisterschaft trainieren, sieht der Strand von Copacabana nicht mehr so aus, dass ihn Dichter besingen würden. Hunderte von bunten Pappbechern, Bierdosen, Sonnenölflaschen – hin und wieder ein Paar ausgediente Schuhe – liegen herum und erzählen die Geschichte eines warmen Tages.

Spätestens am nächsten Morgen ziehen sie auf, die Männer vom Strandkehrdienst, die „ligeros“: schwarzes Gesicht, Kleidung grell-orange, manchmal eine ausgefranste Wollmütze verwegen bis zu den Augenbrauen herabgezogen. In breiter Front durchkämmen sie den Sand. Vorweg einige, die den Müll portionsweise zu Häufchen zusammenharken. Nicht sehr sorgfältig. Was soll’s auch. Danach paarweise mit großen Drahtkörben die Häufchenaufsammler, auch nicht sehr sorgfältig. Der Wind verteilt den Rest.

Zwanzig Männer zähle ich. Sie haben es nicht besonders eilig. Bei einem Häufchen angekommen, bückt sich immer nur einer von ihnen, um den Unrat aufzusammeln, während der andere ihn beaufsichtig. Es scheint hier eine strenge Hierarchie zu herrschen.

Das träge in der Sonne dahindösende deutsche Gehirn beginnt plötzlich zu denken: Was könnte die Stadt Rio an Kosten sparen, wenn überall Papierkörbe aufgestellt und auch benutzt würden? Aber dann wären ja diese 20 Männer arbeitslos. Es sind ungelernte Kräfte, größtenteils Analphabeten, die das vom Staat festgesetzt Mindestgehalt beziehen mit einer Kaufkraft, die etwa 200 DM

entspricht. Es reicht zu Feijoada, dem brasilianischen Nationalgericht aus Reis mit schwarzen Bohnen. Also, ein positiver Aspekt?Der Strand ist frisch gesäubert. Wohin mit meiner Bananenschale? In den Sand damit, denn in jedem von uns steckt ein Brasilianer. Und im übrigen: Mein Beitrag zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.

Damals in Südamerika.

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