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WINDELN

Ein anderes Problem war nicht so leicht zu lösen. Es gab in Rio keine Wegwerfwindeln für unsere noch nicht ganz „stubenreine“ Tochter. Die aus Deutschland eingeflogenen Vorräte waren bald aufgebraucht. Ich musste also Stoffwindeln benutzen, die dann gewaschen werden mussten. Eine Waschmaschine gab es in unserer Wohnung nicht. Die wäre auch nicht geeignet gewesen, denn das Stromnetz in Rio war so

schwach, dass man die Wäsche in der Maschine nur kalt waschen konnte. So kaufte ich mir einen Zinkeimer, in dem ich die Windeln auf dem Gasherd kochte. Nach dem Abkühlen wurden Sie dann von unserer Empregada per Hand gewaschen. Ich schrieb einer ehemaligen Kollegin und mein Mann seiner Personalabteilung, wer immer nach Rio käme, möge Windeln mitbringen. Das funktionierte sogar. Die Angestellten von zwei Weltkonzernen schleppten Windeln über den Ozean heran. Das gab immer ein großes Gelächter.

Mein Mann, der nur mit einem Touristenvisum ausgestattet war, musste nach sechs Monaten das Land verlassen, um dann erneut einzureisen. Er nahm Urlaub, und wir flogen nach Buenos Aires. Auf dem schwarzen Markt tauschten wir zu unglaublich günstigen Kursen die Landeswährung ein und konnten dann nach Herzenslust einkaufen. Die Frage, die mich am meisten interessierte war:

„Gibt es hier Windeln“?

„Aber selbstverständlich gibt es hier Windeln“.

Wir fielen also in die nächste Apotheke ein und kauften alles auf, was am Lager war. Der Apotheker machte das Geschäft seines Lebens. Er packte alles in eine Klarsichtfolie und verklebte und verschnürte das Paket. Damit zogen wir ins Hotel, von dort zum Flughafen, flogen nach Iguacu zu den Wasserfällen, ins Hotel, mit einer Busgesellschaft über den Fluss auf die brasilianische Seite, kurzer Abstecher nach Paraguay, zum brasilianische Flughafen Iguacu, von dort nach Rio, ins Taxi und nach Hause. Kaum hatte sich das Taxi in Bewegung gesetzt, begrüßten uns im ganzen Stadtgebiet riesige Tafeln, auf denen für die neueste Produktion brasilianischer Windeln geworben wurde.

Jedenfalls haben wir in Argentinien und Brasilien überall Gelächter ausgelöst. Am Flughafen von Iguacu warteten wir darauf, in die Maschine einsteigen zu dürfen, als der Gepäckwagen vorbeifuhr mit Koffern, auf denen ein riesiges Paket Windeln hin und her schaukelte. Das brachte uns in Kontakt mit Dorothee, einer kanadischen Musiklehrerin, über die ich noch berichten werde. Wir verabredeten, uns in drei Tagen in Bahia wieder zu sehen, was wider Erwarten sogar klappte.

Damals in Südamerika.

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