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8.

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Nach dem leckeren Frühstück fuhren die beiden ins Präsidium. Georg stellte Informationen über den Abgeordneten Bernhard Meyer zusammen, die Leo nun ausführlich studierte. Demnach war der Abgeordnete Bernhard Meyer 58 Jahre alt, verheiratet, und hatte drei erwachsene Kinder. Auf den Fotos lachte ihm ein korpulenter Mann entgegen, der neben den anderen Personen auf den Fotos durch seine stattliche Erscheinung und der Körpergröße von fast zwei Metern herausragte. Er trug das blonde, kurze Haar gescheitelt. Trotz seines Doppelkinns und den dicken Backen hatte er einen energischen Gesichtsausdruck. Bernhard Meyer hatte einen beeindruckenden Lebenslauf. Er hatte sich aus ärmlichen Verhältnissen aus eigener Kraft hochgearbeitet, was er auch immer wieder und bei jeder Gelegenheit gerne erzählte und was bei seinen Wählern auch gut ankam. Neben seiner kaufmännischen Ausbildung machte er das Abitur nach. Er studierte Politikwissenschaft und Geschichte und schloss mit einer Traumnote ab; das Abschlusszeugnis ließ Meyer gerne in Zeitungen abdrucken. Er wurde schon während seiner Studienzeit, die er selbst finanzieren musste, Mitglied der demokratischen Partei. Nicht zuletzt durch sein Talent, Menschen zu beeindrucken und mitzureißen stieg er stetig die Karriereleiter nach oben, bis er schließlich zu einem sehr angesehenen Bundestagsabgeordneten wurde. Leo war sich sicher, dass Meyer noch nicht am Ziel seiner Wünsche angekommen war.

Gegen 14.30 Uhr betraten Leo und Georg das imposante, sehr moderne Bürogebäude, das schon von weitem wahnsinnig teuer und luxuriös aussah. Es war eines dieser modernen Bürogebäude, in denen nur die wichtigsten und einflussreichsten Personen ein Büro besaßen. Wenn man hier ein Büro sein Eigen nennen konnte, hatte man es wirklich geschafft. Der mit glänzendem Marmor ausgestattete Eingangsbereich war riesig und an jeder Ecke stand ein bewaffneter Mann eines privaten Sicherheitsdienstes.

Leo und Georg mussten die Sicherheitsschleuse passieren und wurden dann von einem Wachmann in den achten Stock begleitet, nachdem die Ausweise der beiden über einen Scanner geschoben und für gut befunden wurden. Natürlich mussten sie ihre Waffen abgeben, was besonders Leo sauer aufstieß. War dieser private Sicherheitsdienst dazu überhaupt berechtigt?

„Jetzt mach schon, Leo. Schließlich liegt das Hausrecht auf Seiten des Dr. Meyer.“

Sie betraten das Vorzimmer des Abgeordneten, in dem sich ebenfalls zwei Wachleute befanden, von denen sie nochmals überprüft wurden. Die beiden mussten sich noch einige Zeit gedulden, bis sie Punkt 15.00 Uhr das Büro betreten durften.

Das Büro war riesig und komplett mit teurem Holz vertäfelt, die Einbauschränke waren raffiniert in die Wand eingelassen. Auf dem dunklen Marmorboden lag vor dem Schreibtisch ein bunter orientalischer Teppich, der mit Sicherheit sehr teuer war. Leo machte einen großen Bogen darum, denn seine Cowboystiefel waren meist schmutzig und er wollte auf keinen Fall das teure Stück berühren. Georg hingegen trat absichtlich darauf. Bernhard Meyer saß hinter einem ausladenden Schreibtisch, der sehr ordentlich und übersichtlich war. Sie begrüßten sich und gingen hinüber zu der schwarzen Ledergarnitur, die so groß war, dass bequem zwanzig Leute Platz fanden. Bernhard Meyer bot den beiden Platz an und setzte sich selbst in einen Sessel ihnen gegenüber.

„Nun bin ich aber gespannt, was Sie von mir wollen. Das muss ja enorm wichtig sein, wenn Sie extra von Ulm kommen, um mit mir zu sprechen,“ begann Meyer mit einer tiefen, klaren Stimme. Leo musste zugeben, dass der Abgeordnete in natura noch beeindruckender war als auf den Fotos.

„Wir haben einen toten jungen Mann und ein vermisstes junges Mädchen.“

Meyer zog die Augenbrauen hoch und sah Leo an. „Und Sie meinen, ich hätte etwas damit zu tun? Sollte ich meine Anwälte einschalten?“

„Ob Sie etwas damit zu tun haben, weiß ich nicht. Sicher ist, dass Sie und die beiden jungen Leute zum Zeitpunkt deren Verschwindens am gleichen Ort waren, und zwar auf Sylt Mitte Juni dieses Jahres.“

Meyers Gesichtszüge entspannten sich. „Ich verstehe. Sie möchten wissen, ob ich die beiden kenne und ob ich etwas gesehen habe.“

Leo zeigte ihm die Fotos der beiden, die Meyer sehr genau ansah.

„Nein, tut mir leid, da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Ich gehöre zu den Menschen, die sich Gesichter gut merken können. Sie können sicher sein, dass ich mich an die beiden erinnern würde, wenn ich ihnen schon einmal begegnet wäre.“

„Was haben Sie auf Sylt gemacht, Herr Meyer?“, wollte Georg Obermaier wissen und Leo bemerkte, dass der Abgeordnete ihn dabei nicht ansah.

„Die korrekte Anrede ist Dr. Meyer. Ich habe Urlaub gemacht. Ich habe einen anstrengenden Wahlkampf vor mir und nutze jede Gelegenheit, mich zu entspannen,“ sagte er an Leo gewandt. „Ich war allein. Außer mir war lediglich die Crew an Bord, die aus sieben Personen besteht. Es waren keine Gäste und auch keine Mitglieder der Familie an Bord. Ich bin auch nicht an Land und somit konnte ich mit keinem anderen Menschen in Kontakt treten. Sie fragen sich sicher, warum ich dann auf Sylt vor Anker ging?“

Tatsächlich wollte Leo gerade das fragen, aber Meyer kam ihm zuvor.

„Ursprünglich wollte ich an Land, habe es mir aber anders überlegt. Ich fühlte mich nicht wohl und habe mich lieber hingelegt.“

Der Abgeordnete stand auf, ging zu seinem Schreibtisch und überreichte Leo einen Zettel.

„Hier ist die Liste meiner Crew-Mitglieder. Wenn Sie keine weiteren Fragen haben, würde ich mich gerne wieder meiner Arbeit zuwenden. Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen konnte und Sie den weiten Weg von Ulm umsonst auf sich genommen haben.“

Sie verabschiedeten sich und Leo bemerkte, dass er Georg zwar die Hand gab, ihn aber keines Blickes würdigte. Sie verließen das Gebäude und Leo machte sich erst einmal Luft.

„Dieser arrogante Sack. Eins ist sicher: Dr. Meyer hat Dreck am Stecken! Der wusste genau, was wir von ihm wollten und hat sich seine Aussage schon zurecht gelegt. Die gespielte Überraschung hätte ich ihm fast abgenommen, aber nur fast. Er war mir auch zu gut vorbereitet. Meyer zog die Liste seiner Crew-Mitglieder einfach so aus dem Hut, die lag doch nicht zufällig auf seinem Tisch.“

„Ganz deiner Meinung. Entweder er weiß was, oder er steckt mittendrin.“

„Gut. Dann werden wir es diesem schmierigen Typen zeigen, machen wir uns an die Arbeit. Ich glaube, dass ich noch länger deine Gastfreundschaft in Anspruch nehmen muss, ich bleibe noch.“

Georg und Leo waren aus dem gleichen Holz geschnitzt und ihr Interesse war geweckt. Beide mussten nun unbedingt herausfinden, was der feine Herr Politiker mit ihrem Fall zu tun hatte. Leo informierte seinen Vorgesetzten Zeitler. Er war nicht gerade begeistert, auf Leo verzichten zu müssen. Zeitler sah eigentlich keinen Sinn darin, den Aufenthalt in Köln zu verlängern, überließ aber Leo die Entscheidung.

Der Heinrich-Plan

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