Читать книгу Der Heinrich-Plan - Irene Dorfner - Страница 14
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ОглавлениеDie Befragungen der Crew-Mitglieder des Abgeordneten ergab überhaupt nichts, das hatten die beiden erwartet. Die Aussagen glichen sich dermaßen, dass es sehr unwahrscheinlich war, dass sie nicht abgesprochen waren.
„Wir haben noch eine Chance,“ sagte Leo, während sie in einem Café saßen.
„Ich denke, ich weiß, was du meinst,“ erwiderte Georg. „Die anderen Boote?“
„Genau. Meyer hatte behauptet, außer seiner Crew wäre er allein an Bord gewesen. Wenn wir die anderen Bootsbesitzer fragen, ob sie noch weitere Personen gesehen haben? Schließlich ist der Abgeordnete bekannt wie ein bunter Hund. Und wenn ich mir das Foto seiner Yacht anschaue, die ist auch mehr als auffällig.“
„Das machen wir, das ist unsere einzige Chance.“
Leos Handy klingelte, es war Anna.
„Ich habe eben mit Tim Mahler gesprochen, um mit ihm nochmals seine Aussage durchzugehen. Wir hatten doch der Polizei Passau das Foto von Nadine Siebert zukommen lassen mit der Bitte, dass Albert Steinberger den drei Freunden und auch Herrn von Kellberg das Foto zeigt. Das ist jetzt schon vier Tage her. Ich habe nachgehakt und dabei herausgefunden, dass Steinberger den Jungs das Foto noch nicht gezeigt hat. Ich habe Tim Mahler das Foto per E-Mail zugesandt und er sagte, dass ihm das Mädchen bekannt vorkommt. Sie war mit Maximilian am Strand, er ist sich ganz sicher. Außerdem hat er sich daran erinnert, dass er auch einen Mann am Strand gesehen hat. Er kommt morgen her und wir versuchen, ein brauchbares Phantombild des Mannes zu erstellen. Er hat ihn zwar nur von weitem, nur im Dunkeln und nicht von vorn gesehen, aber besser als nichts.“ Leo spürte, dass Anna sehr verärgert war.
„Das gibt es doch nicht. Was ist denn mit Steinberger los? Dafür muss es eine simple Erklärung geben. Vielleicht ist das Foto nicht angekommen.“
„Doch, ist es. Das habe ich auch vermutet und habe mit der zuständigen Mitarbeiterin in Passau gesprochen. Sie kann sich genau daran erinnern, dass das Foto vor vier Tagen eingegangen ist. Und sie hat es persönlich an Albert Steinberger übergeben.“
Leo war stinksauer. Was war da los?
„Hat Tim gesagt, wie der Mann ungefähr ausgesehen hat?“
„Er hat ihn, wie gesagt, nicht genau gesehen. Er hat ihn mir nur ganz grob beschrieben: Etwas älter, so circa 50 Jahre, normale Statur, normal groß – so seine bisherige Schilderung. Sehr viel mehr wird wohl nicht dabei rauskommen, aber wir versuchen es trotzdem.“
Zumindest konnte es der Beschreibung nach nicht der Abgeordnete Meyer sein. Oder doch? Schließlich hatte Tim den Mann nicht genau erkennen können.
„Warten wir ab, vielleicht haben wir Glück und er erinnert sich noch an ein wichtiges Detail. Ich wollte dich eben anrufen, Anna, ich habe auch etwas für dich. Der Kölner Kollege Obermaier und ich haben heute den Abgeordneten Meyer befragt und wir haben das Gefühl, dass er uns etwas verheimlicht. Er hat behauptet, er wäre nur mit seinen sieben Crew-Mitgliedern an Bord gewesen. Jetzt wollen wir die anderen Bootsinhaber nochmals befragen, ob Meyer wirklich allein war, oder ob jemand noch andere Personen auf dem Boot gesehen hat. Ich habe mich entschieden, noch ein paar Tage hier zu bleiben, mit Zeitler habe ich das schon abgesprochen. Schick bitte die Aussage per Fax an das Büro von Georg Obermaier nach Köln…“
Georg unterbrach Leo.
„Das mit dem Fax in mein Büro ist viel zu umständlich. Sag ihr, sie soll die Unterlagen an meine E-Mail-Adresse schicken.“ Er nannte ihm die Adresse, die er an Anna weitergab.
„Schick die Unterlagen per E-Mail an Obermaiers Adresse. Gibt es sonst noch was Neues?“
„Nein, sonst nichts. Ich habe Julius Bernrieder, Benjamin Aschenbrenner und die Eheleute von Kellberg nicht erreicht und somit keine E-Mail-Adressen, um ihnen das Foto zu übermitteln. Ich habe heute per Post ein Foto von Nadine Siebert mit einem Kurzbrief weggeschickt, auf Steinberger verlasse ich mich nicht mehr.“
„Ich habe Frau von Kellberg das Foto bereits gezeigt und es ihr überlassen, aber doppelt genäht hält besser. Das hast du gut gemacht. Und jetzt ärgere dich nicht mehr, es gibt bestimmt eine simple Erklärung für Steinbergers Nachlässigkeit. Und es tut mir leid, dass ich dich mit dem ganzen Schriftkram alleine lasse.“
„Für Steinbergers Nachlässigkeit gibt es keine Entschuldigung. Und mach dir wegen mir keine Sorgen, ich komme schon zurecht.“ Leo wusste, dass er sich auf Anna verlassen konnte und war stolz darauf, solch eine Kollegin zu haben. Das war nicht selbstverständlich.
Kurze Zeit später waren die Unterlagen übermittelt. Nachdem die beiden die Aussagen gelesen hatten und darin keinen Hinweis auf das Boot des Abgeordneten fanden, machte Georg eine Liste mit Namen, Adressen und Telefonnummern der Bootsinhaber. Die beiden telefonierten bis spät in die Nacht mit den betreffenden Personen. Sie hatten kein Glück: Niemand hatte irgendwelche Besucher auf Meyers Boot gesehen.
Leo hatte inzwischen bereits mehrfach versucht, Albert Steinberger in Passau zu erreichen, jedoch ohne Erfolg. Leo war stinksauer. Vielleicht wären sie jetzt schon einige Schritte weiter, wenn Steinberger das Foto von Nadine Siebert eher gezeigt hätte. Bevor er zu Bett ging, versuchte er abermals, Steinberger zu erreichen. Nichts. Der würde morgen was von ihm zu hören bekommen.