Читать книгу Der Heinrich-Plan - Irene Dorfner - Страница 16
11.
ОглавлениеMit Hilfe Zeitlers bekamen Leo und Georg am nächsten Tag einen Termin beim Abgeordneten Meyer, der um 9.00 Uhr angesetzt war.
„Meyer war nicht glücklich darüber, abermals von der Polizei belästigt zu werden,“ sagte Zeitler eine Stunde später. „Machen Sie sich darauf gefasst, dass die Unterhaltung mit ihm kein Zuckerschlecken wird. Ich kenne solche Typen.“
Die Fahrt nach Köln verlief mehr recht als schlecht. Wegen der vielen Baustellen waren sie eine gefühlte Ewigkeit unterwegs. In Köln kamen sie sehr spät an und nur durch Georgs Beziehungen zu einem guten Griechen bekamen sie etwas zu essen. Natürlich übernachtete Leo wieder bei Georg.
Als Leo und Georg am nächsten Morgen um Punkt 9.00 Uhr in das Büro Bernhard Meyers vorgelassen wurden, sahen sie zu ihrem Erstaunen, dass zwei berühmte Anwälte, die Leo aus den Medien kannte, in der Sitzgruppe saßen und offensichtlich zur Befragung zugezogen wurden. Bernhard Meyer war auch bei Weitem nicht mehr so freundlich wie bei ihrem letzten Besuch.
„Jetzt bin ich aber gespannt, was Sie noch von mir wollen, Herr Schwartz. Ich dachte, wir hätten alles besprochen,“ sagte er ärgerlich und blickte demonstrativ auf seine teure Uhr. „Ich bin ein vielbeschäftigter Mann und sehe diese Befragungen als reine Zeitverschwendung an.“
„Sie hatten bei unserem letzten Besuch ausgesagt, dass Sie in der Nacht des 14. Juni vor Sylt alleine auf Ihrem Boot waren. Natürlich abgesehen von der Crew, die aus sieben Personen besteht. Ist das so richtig?“
Bernhard Meyer sah zu seinen Anwälten, die beide kaum merklich mit arroganter Miene nickten.
„Ja Herr Schwartz, genau so war es auch. Ich war mit meiner Crew allein an Bord. War das alles? Deshalb belästigen Sie mich erneut? Das ist doch nicht zu fassen!“
„Nicht ganz Herr Meyer,“ fuhr jetzt Georg fort und Leo freute sich innerlich, dass der Abgeordnete jetzt gezwungen war, mit Georg zu reden.
„Wir haben einen Zeugen, der glaubhaft ausgesagt hat, dass außer Ihrer Crew noch weitere Personen bei Ihnen an Bord waren.“
„Dann irrt sich dieser Mann,“ sagte Meyer zu Leo gewandt. „Ich denke, wir können hier abbrechen. Sie stehlen mir mit dieser albernen Fragerei meine Zeit.“ Meyer wurde für einen Moment unsicher.
„So einfach geht das leider nicht, Herr Meyer,“ fuhr Georg fort. „Wir haben die glaubhafte Aussage eines Zeugen und die ist nicht so einfach vom Tisch zu wischen. Als Verfechter von Recht und Gesetz werden Sie sicher verstehen, dass wir jeder Spur nachgehen müssen.“
Der Abgeordnete sah zu seinen Anwälten, die wieder leicht mit dem Kopf nickten.
„Nein, ich bestehe darauf,“ schrie er jetzt und bekam einen roten Kopf, „ich war alleine an Bord und damit basta. Ihr Zeuge ist ein Lügner. Oder wollen Sie etwa meine Aussage in Frage stellen?“
„Wir müssen darauf bestehen, dass wir eine glaubhafte Aussage haben, die Ihrer Aussage widerspricht. Da Sie auf Ihrer Aussage beharren, müssen wir die Befragung mit einer Gegenüberstellung auf dem Polizeipräsidium fortführen,“ sagte Georg und dem Abgeordneten Meyer blieb der Mund offen stehen.
„Du kleiner Bastard,“ schrie Bernhard Meyer ungehalten und die Anwälte stöhnten laut auf. Sie versuchten erfolglos, ihren Mandanten zu bremsen. Meyer war wütend und in diesem Zustand war es unmöglich, ihn zurückzuhalten. „Was erlaubst du dir eigentlich?“, fuhr Meyer fort und kam Georg nun bedrohlich nahe, wobei sein knallroter Kopf zu platzen drohte. „Du stellst meine Aussage in Frage und möchtest eine Gegenüberstellung? Mit mir? Du Missgeburt nimmst jetzt deinen Negerfreund und verpisst dich ganz schnell. Haben wir uns verstanden? Und wage es ja nicht, hier noch einmal aufzutauchen!“
Ohne ein weiteres Wort standen Leo und Georg auf und verließen irritiert über diesen Wutausbruch ohne einen weiteren Gruß das Büro.
„Wie geht es dir, Georg? Es tut mir sehr leid, was passiert ist,“ sagte Leo, als sie zum Wagen gingen.
„Du musst dich nicht entschuldigen, du hast keine Schuld daran. Es gibt immer wieder Menschen, die in ihrer Entwicklung stehen geblieben sind. Das macht mir nichts aus. Zumindest haben wir den Abgeordneten jetzt am Arsch und nun muss er uns sagen, wer mit ihm an Bord war.“ Georg grinste zufrieden.
„Und wie willst du das anstellen? Die Anwälte werden alles bestreiten und ich als Zeuge werde gegen den Abgeordneten nicht ausreichen.“
„Ja, das ist mir klar,“ sagte Georg und zog triumphierend ein Diktiergerät aus der inneren Jackentasche. „Aber damit haben wir ihn.“ Er spulte zurück und sie konnten sich noch einmal den Wutausbruch des Herrn Abgeordneten anhören.
Am Abend wählte Leo die Nummer eines der Anwälte Meyers.
„Hier Leo Schwartz, Polizei Ulm, guten Abend. Wir haben uns heute beim Abgeordneten Meyer kennengelernt. Die Befragung ist, nun sagen wir es mal vorsichtig, unschön ausgegangen. Ich möchte Sie bitten, Ihrem Mandanten mitzuteilen, dass wir ihn morgen früh um Punkt 9.00 Uhr im Polizeipräsidium Köln Zimmer 12 sehen möchten. Würden Sie das Ihrem Mandanten mitteilen? Selbstverständlich dürfen Sie ihn gerne begleiten.“
Der Anwalt lachte gequält. Es war klar, dass der Wutausbruch seines Mandanten ein Nachspiel haben würde.
„Ich glaube nicht, dass Sie irgendwelche Forderungen stellen können. Selbst nach dem, was heute passiert ist. Mein Mandant, mein Kollege und ich werden alles abstreiten. Es hat nichts gegeben.“
Leo drückte auf PLAY des Diktiergerätes, hielt es an die Hörmuschel und ließ das ganze Band abspielen.
„Ich glaube, ich kann sehr wohl Forderungen stellen. Oder wollen Sie wirklich riskieren, dass das Band in die Öffentlichkeit gelangt? Ich bin mir sicher, dass es Leute gibt, die ganz scharf darauf sind. Stehen nächstes Jahr nicht Wahlen an?“
„Gut, Sie haben gewonnen und bestimmen die Spielregeln. Ich werde mit meinem Mandanten sprechen. Wir werden morgen um 9.00 Uhr bei Ihnen sein, Sie können sich darauf verlassen.“
Leo und Georg amüsierten sich köstlich über die günstige Wendung. Georg hatte genau den richtigen Riecher gehabt. Beide hofften darauf, dass sie durch die Befragung Meyers einen Schritt weiterkommen, denn sie hatten keinen blassen Schimmer, was das alles sollte. Sie hatten es zwischenzeitlich mit zwei Leichen zu tun: Maximilian von Kellberg und Tim Mahler. Nadine Siebert wurde vermisst. Sie hatten beide die Befürchtung, dass sie bislang nur an der Oberfläche gekratzt hatten. Wer wusste, was sie noch alles erfahren und aufdecken würden.