Читать книгу Brimborium...oder was das Herz nicht erträgt - Irina Riederle - Страница 13

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FALLING SLOWLY

Manche Veränderungen, die geschehen schleichend. Ohne, dass du davon überhaupt eine Ahnung hast, krempeln sie dein Leben um. Durchziehen deinen Körper wie ein Geschwür. Und wenn du dann endlich das Bewusstsein dafür entwickelst, ist es schon zu spät und du befindest dich in diesem Strudel aus Altem und Neuem. Bist irgendwo zwischen verlieren und finden gefangen. Zwischen Abschied und Neuanfang.

Auch wenn es dich verwirrt und du dir ein bisschen durchgerüttelt vorkommst, das sind die guten Arten der Veränderung. Die, in die du langsam hineinwachsen kannst und die dir immer noch einen Funken Kontrolle überlassen. Die, in denen du langsam aber sicher fällst. Langsam. Sicher. Die gefährlichen Veränderungen sind die, die über Nacht geschehen. Du gehst als jemand ins Bett, den es am Morgen schon nicht mehr geben wird. Meistens passiert das durch irgendwelche äußeren Einflüsse. Du warst eine dieser schnellen, unbeherrschbaren Veränderungen in meinem Leben. Ich hatte keine Chance mitzubestimmen.

Du warst da und ich war plötzlich der Mensch, der ich immer sein wollte. War clever und selbstbewusst, witzig und tiefgründig. Du warst da und ich war mir sicher, das ist jetzt das Happy End, von dem wir alle immer träumen. Ich bin nicht langsam gefallen. Nicht sicher gelandet. Auf dem Weg nach unten traf mich erst der Schlag der Erkenntnis und dann auch noch die bittere Realität, das Wissen darüber, dass auch die besten Dinge enden. Ich falle immer noch. Zu schnell. Ich befinde mich in einem Strudel und weiß nicht mehr wo oben oder unten ist. Wo der Anfang und das Ende. Links oder rechts. Das spielt alles überhaupt keine Rolle mehr.

Weil ich meine Rolle in dieser Geschichte ohnehin nicht finden kann. Ich möchte nicht mehr das Mädchen sein, das verzweifelt auf deine Rückkehr wartet. Ich möchte nicht hier stehen und dich vermissen, Tag aus; Tag ein. Ich möchte nicht wütend auf mich selber sein und die Fehler alle bei mir suchen. Ich will mich nicht mehr in Arbeit stürzen um die Stimmen in meinem Kopf wenigstens für eine Sekunde zum Schweigen zu bringen. Ich möchte hier nicht jede Nacht wachliegen und in meine Bettlaken schreien wie sehr du mir fehlst und wie unbeschreiblich diese Gefühle für dich sind. Ich will nicht mehr die sein, die ich war, bevor ich dich getroffen habe aber ich will auch auf keinen Fall meinen jetzigen Zustand behalten. Und so paradox es klingt, ich möchte auch niemand anderes werden. Ich falle einfach immer weiter.

Ich falle immer noch. Falle. Falle. Falle. Nicht langsam, nicht sicher. Ich rase mit Überschallgeschwindigkeit dem Boden entgegen und erwarte jede Sekunde den Aufprall. Und zur selben Zeit warte ich darauf, dass du dieses sinkende Boot doch noch nach Hause lotst. Ehe es in Flammen aufgeht. Bevor ich es in Brand stecke, weil ich dieses ewige Fallen nicht mehr ertragen kann. Nicht in dieser Geschwindigkeit.

Ich bin bereit, wenn du es bist. Schick mir ein Zeichen und ich werde antworten. Versprochen. Sehr wahrscheinlich fallen wir dann beide, aber wenigstens nicht allein und mit Sicherheit langsamer. Traust du dich?

Brimborium...oder was das Herz nicht erträgt

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