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Die Gefühle der Engel

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«Es sind nicht bloß die Dinge,

die wir lernen, die Erkenntnisse,

sondern es sind die Wesen der

höheren Hierarchien selber,

die uns helfen, wenn wir von ihnen

wissen.»5

Rudolf Steiner

Unser Selbsterleben wird für uns, als heutige Menschen, in einem ausgeprägten Maße von unseren Gefühlen gebildet. Wir identifizieren uns ganz unmittelbar mit dem, was wir empfinden. Dabei ist es uns nicht bewusst, dass Gefühle, geistig betrachtet, ‹Wesenheiten› sind, mit welchen sich unser Herzensbereich verbindet. Freude und Hoffnung, Trauer oder Angst sind nicht einfach ‹Stimmungen› im Sinne von ‹fluktuierenden Energien›, die durch uns hindurchströmen, sondern sie sind jeweils ganz konkrete astrale oder geistige Wesen, die wir in uns ‹einlassen›, die zeitweise in unserem Seelenraum wohnen und dort wirken. Noch haben wir kaum gelernt, uns von der Identifikation mit diesen Seelenkräften, die wir ‹Gefühle› nennen, zu lösen und sie als etwas zu betrachten, was nicht wir selbst sind.

Diesen Bereich unserer Gefühle und Empfindungen erleben wir ganz unmittelbar mit unserem Herzen verbunden. Das Herz als das zentrale Organ unseres Mensch-Seins bildet unseren intimsten Innenraum; zugleich vermittelt es zwischen unserem Denken und Wollen, und ist gleichermaßen Tor sowohl zur Außenwelt hin als auch zum eigenen Innenleben. Es ist ein sich in Entwicklung befindendes Sinnesorgan, welches durch ‹erlebte Erkenntnis› immer mehr in eine bewusste Beziehung mit der geistigen Wirklichkeit treten wird.

Ganz in diese Überlegungen vertieft, tausche ich mich mit meinen zwei Lehrerengeln darüber aus. Dabei frage ich sie:

«Habt ihr ‹Gefühle› so wie wir, oder wie sind eure Gefühle?›

Als ich diese Frage stelle, senkt einer der beiden Engel sein Haupt. Zunächst verstehe ich nicht, was das bedeuten soll. Ich schaue länger hin und begreife auf einmal, dass so ein Engel aussieht, wenn er traurig ist. Ich frage ihn:

«Bist du traurig? Oder willst du mir nur zeigen, wie Traurigkeit bei einem Engel aussieht?»

Da hebt der Engel den Kopf und lächelt sofort. Der andere Engel spricht:

«Auch wir haben Gefühle. Aber sie überwältigen uns nicht wie euch. Sie sind für uns nur innere Gesten, die man uns unmittelbar ansieht.»

«Könnt ihr mir das bitte genauer erklären?»

«Beispielsweise bei ‹Erfüllung›, was für uns gleichbedeutend mit ‹Gottes-Schau› ist, singen wir. Das ist unser Ausdruck dafür.»

«Was macht ihr bei Freude?»

«Wir strahlen stärker und dehnen uns ein wenig aus. Für euch wirkt es so, als ob wir einen halben Schritt nach vorne gehen würden, aber wir dehnen uns einfach aus.»

Ich frage weiter:

«Wir empfinden unsere Gefühle in unseren Herzen. Wie ist das bei euch? Was empfindet ihr in euren Herzen?»

«Weltgeschehnisse! Sie haben ihr Echo in unseren Herzen. Unser Herz pulsiert mit der gesamten Welt mit, es schlägt mit dem Weltgeschehen – sowohl mit dem himmlischen als auch mit dem irdischen, da beide zusammengehören. Dadurch sind wir mit allem verbunden, tragen alles in uns, ‹wissen› alles – im Sinne von ‹miterleben›.»

«Wie schön! Aber bitte noch mal zurück zu den Gefühlen, erklärt mir das genauer.»

«Gefühle sind für uns der Nachklang des Weltgeschehens vor dem Hintergrund des Göttlichen. Wie das Weltgeschehen mit dem Göttlichen übereinstimmt oder davon abweicht, das bildet unsere Gefühle. Von daher sind es keine ‹persönlichen› Gefühle, wie ihr sie als Menschen habt, sondern ‹Weltengefühle›: ein gemeinsames Empfinden vor dem Weltengrund.»

«Was für ein Unterschied! Und die einzelnen Empfindungsqualitäten, wie sind diese bei euch? Kennt ihr so etwas wie Sorge?»

«Anspannung, Sorge ist die Diskrepanz zwischen Verlauf und Möglichkeit einer Situation.»

«Was ist Trauer für euch?»

«Trauer ist das Bedauern von nicht genutzten Möglichkeiten seitens der irdischen Welt.»

«Verzweiflung – kennt ihr das?»

«Ja und nein. Wir ‹zweifeln› nicht, wir sind nie ‹ohne Aussicht›, nie ohne Blick auf das Lichte, so wie ihr. Aber wir kennen das Gefühl von Ohnmacht, zum Beispiel am Karfreitag gegenüber dem stattfindenden geistigen Geschehen – und das fühlt sich in etwa so an wie Verzweiflung bei euch.»

«Wie ist es mit der Hingabe?»

«Da gehen wir unmittelbar auf die Knie.»

«Und Verehrung?»

«Auch da gehen wir unmittelbar auf die Knie, nur verbeugen wir uns da zusätzlich.»

«Seid ihr auch mal ärgerlich?»

«Nein, das ist zu astralisch und zu persönlich für uns. Aber das scharfe Empfinden für Ungerechtigkeit, das kann wie ein Schwert sein.»

«Wie kämpft ihr?»

«Mit Liebe.»

«Wie geht das?»

«Mit Liebe für das Höchste Göttliche. Wir tragen die Liebe nach vorne, wir tragen sie vor uns her, wir tragen sie durch Weltenräume und nähern uns so den ‹anderen Wesen›. Wir tragen die Allliebe zu ihnen hin.»

«Aber die Michaeliten kämpfen. Wie machen sie das?»

«Sie haben Lichtschwerter. Damit verletzt man niemanden. Man durchschneidet nur die Dunkelheit.»

«Was passiert da?»

«Wenn Licht die Dunkelheit durchschneidet, hat die Dunkelheit die Möglichkeit, sich an das eigene ursprüngliche Licht, aus dem sie kommt, zu erinnern. Man durchschneidet kurz die Verbindung der Dunkelheit mit dem Dunklen, und man nimmt so dem Dunklen einen Teil seiner Macht ab.»

«Wie schön! – Noch einmal zur Freude: Was ist, wenn ihr Freude empfindet?»

«Wenn wir uns mit und über einen Menschen freuen, dann ‹umarmen› wir ihn, das bedeutet, wir umhüllen ihn. Untereinander ‹strahlen› wir gemeinsam, da umarmen wir uns nicht – nur wenn wir Engel von Liebenden sind.»

«Wenn wir Menschen uns begegnen, fragen wir den anderen nach seinem Befinden. Bei jeder Begrüßung fragen wir ihn, wie es ihm geht. Warum eigentlich?»

«Damit ihr den anderen ‹empfinden› könnt. Ihr könnt dies nicht mehr unmittelbar erleben, wisst aber noch unbewusst, dass darin, also im ‹gegenseitigen Empfinden›, Begegnung stattfindet: ‹Wenn ich schon nicht empfinden kann, wie der andere empfindet, dann kann ich es zumindest noch wissen, indem ich es erfrage.› – So in etwa könnte man es sagen. Natürlich ist dies bei euch zu einer Floskel geworden, und trotzdem ist darin noch der Zugang zu einem Begegnungsraum enthalten, und das wissen eure Seelen.»

«Wie ist das bei euch Engeln?»

«Bei uns ist das anders. Unser ‹Befinden› ist nicht so sehr persönlicher Art wie bei euch. Wir empfinden größere Zusammenhänge als zu uns gehörig, besser gesagt: uns als zu ihnen gehörig. Wir erleben größere ‹Wellen› von energetischem Geschehen, die das Sein und Werden weben. Wir sind mit weiteren Bezügen verwoben als zum Beispiel mit nur einer sich uns stellenden Aufgabensituation. Und diesen Bezügen passen wir uns an, daran und darin wirken wir. Dabei haben wir ein stärkeres Zusammengehörigkeitsempfinden innerhalb der geistigen Ströme, zu denen wir gehören: Erzengelstrom, höhere hierarchische Einflüsse, der jeweilige Bezug zu einem der Trinitarischen Aspekte, dem wir primär dienen, das Zusammenwirken mit bestimmten, in gleicher Weise wirkenden Engeln – all dies gehört zu uns als unser eigenes Selbstempfinden. Von daher könntet ihr nicht so unmittelbar begreifen, wie es einem Engel wirklich ‹geht›, wenn er sein Selbsterleben in einem bestimmten Moment eurer Zeit darstellen würde.»

«Wenn ihr in all diesen Zusammenhängen so anders seid als wir, habt ihr dann auch ganz andere ‹Herzen› als wir? Wie sind eure Herzen?»

«Ja, schau.»

Die Engel zeigen mir in ihrer Gestalt ein wundersames Gebilde aus Licht, wie ein mehrdimensionales, labyrinthisches Organ. Auf den ersten Blick ähnelt es einer hochkomplexen Lichtstadt in Miniatur. Ich schaue noch länger und noch genauer hin und erkenne die atemberaubend schöne Struktur eines spiralförmigen Strudels aus unzähligen, lebendig leuchtenden und strahlenden Lichtern. Es ist ein regelrechtes Wunder! Doch was ist das? Der eine Engel erklärt:

«Es ist reine Energie, aber ganz lebendig.»

«Ist das so etwas wie eine kleine Sonne in euch?»

«Nein, keine Sonne. Ihr Menschen habt eine kleine Sonne im Herzen. Bei uns … ist es eine kleine Galaxie!»

Ich muss gestehen, dieser Moment war und ist mir aus allen Engelbegegnungen als einer der eindrücklichsten und überwältigendsten geblieben: ein Engelherz geschaut zu haben. Das Menschenherz ist also eine geistige Sonne, das Engelherz eine geistige Galaxie – welch gewaltig großer Unterschied zwischen uns Menschen und dieser uns allernächsten Hierarchie besteht! Und wenn wir uns bewusst machen, dass diese Wesen uns dienen …

Engelstunden

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