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Die Sprache der Engel
ОглавлениеWie können die Engel
zum Menschen sprechen?
Wenn wir nur zum Guten
das Schweigen brechen.
Herbert Hahn
Die ‹Sprache› der Engel ist nicht unsere Sprache. Unser Austausch mit ihnen findet auf der Ebene der Inspiration statt, das bedeutet, sie offenbaren uns ihr Wesenhaftes, indem sie sich durch uns selbst ausdrücken. Sie teilen sich so mit, dass wir sie durch unsere eigenen ‹Wahrnehmungsfilter›, also durch unsere persönlichen Empfindungs- und Gedankenstrukturen, durch unsere eigenen Begriffsbildungen, vernehmen können. Durch die Beschaffenheit unseres Wesens ‹übersetzen› wir die aufgenommenen Inhalte anhand derjenigen Vorstellungen und Begriffe, die uns selbst eigen sind. So ist die Kommunikation zwischen Mensch und Engel stets von der individuellen ‹Färbung› des jeweiligen Menschenwesens geprägt.
Obwohl Engel in unterschiedlichen Wirkungsströmungen stehen, die eine eigene Charakteristik, einen eigenen ‹Duktus› haben, so haben sie nicht ein bestimmtes ‹geistiges Vokabular› wie wir Menschen. Sie nehmen die geistige Wirklichkeit unmittelbar wahr. Wir dagegen nähern uns dem Geistigen mit unserem Bewusstsein nur an. Dabei ‹verhelfen› wir uns mit unterschiedlichen Weltanschauungskonzepten, die sich im Laufe der Menschheitsentwicklung verändern und weiter entfalten. Diese Anschauungsweisen konzentrieren sich auf bestimmte Teilaspekte des Geistigen und stützen sich jeweils auf bestimmte Vorstellungen und Begriffsbildungen. Ein Buddhist zum Beispiel hat andere spirituelle Termini als ein durch den Katholizismus geprägter Mensch, ein Hinduist pflegt einen anderen geistigen Wortschatz als ein mit der Anthroposophie verbundener Mensch. Wenn also im Gespräch mit einem Engel etwa der Begriff ‹Geistselbst› fällt, so drückt sich darin nicht die weltanschauliche Charakteristik des Engels aus. Dies ist lediglich ein Hinweis dafür, dass dieser Ausdruck Teil der Denk- und Vorstellungsstrukur des sich im Gespräch befindenden Menschen ist. Rudolf Steiner macht darauf aufmerksam, dass ‹Begriffe› in der geistigen Welt nicht die Berechtigung haben, die sie im Irdischen haben: «Es kann nicht oft genug betont werden, dass wir die Begriffe, die mit Recht für die sinnliche Welt Gültigkeit haben, nicht mit hinübernehmen in die geistige Welt, dort könnten sie uns gefährlich werden.»6
Engel denken und sprechen also nicht in Begriffen, überhaupt ist ihr Wesen in diesen Zusammenhängen ganz anders geartet, als wir es sind. Unser menschliches Denken zum Beispiel verläuft in der Zeit. Um einen Gedankengang aufbauen zu können, müssen wir einen schrittweisen Verlauf von Gedankensuche, Gedankenfindung, Gedankenbildung vollziehen. Bei den Engeln ist es nicht so, sie können einen kompletten Gedankenbau auf einmal, also ganz unmittebar, erfassen. Ähnlich einem instinkthaften Wahrnehmen und Begreifen «haben diese dhyanischen Wesenheiten oder Angeloi unmittelbares geistiges Denken, unmittelbares geistiges Vorstellen. Durch dieses instinktive Vorstellungs-Innenleben sind sie wesentlich anders geartet als die Menschen. (…) Sie müssen einen ätherischen Leib benutzen, weil ein menschlicher Leib und ein menschliches Gehirn die Gedanken nur in der Zeit vermitteln, während diese Wesenheiten nicht die Gedanken in der Zeit ausbilden, sondern gleichsam wie von selbst die ihnen zukommende Weisheit in sich aufblitzen fühlen. Sie können unmöglich in dem Sinne Falsches denken wie der Mensch. Ihr Gedankenablauf ist eine unmittelbare Inspiration.»7
Durch diese anders geartete Weise des Denkens und Erfassens haben die Engel auch eine ganz andere Art des gegenseitigen Austauschs. Ihre Sprache besteht, ähnlich dem Denken, nicht aus einer Aneinanderreihung von Begriffen oder aus einem Aufbau von sich bildenden Zusammenhängen, sondern ist ein ganz direktes ‹wissendes Erleben›, ein unmittelbarer ‹Transfer von Erkennen› im Verhältnis zu einem anderen Wesen.
Ich frage meine Lehrerengel dazu:
«Wie sprecht ihr miteinander, wie ist bei euch das, was wir ‹Kommunikation› nennen? Könnt ihr mir das vielleicht zeigen oder erklären?»
«Ja, schaue genau hin.»
Ich sehe, wie die zwei Engel sich voreinander hinstellen und sich gegenseitig, vom Brustraum ausgehend, ‹etwas› hin- und herschicken. Es ist eine reine ‹Energie›, wie Wellen von Informationen, die gleichzeitig von dem einen zum anderen ausströmen. Mir wird bewusst, dass ich dabei gar nichts ‹höre›; die Engel ‹sagen› auch gar nichts, und trotzdem merke ich, dass da ein klarer, fließender, umfassender Austausch zwischen ihnen stattfindet. Sie schicken eigentlich nur ‹Impulse›, ‹Absichten› hin und her, diese enthalten Informationen, Wissen, Austausch. Dadurch entsteht und besteht bereits ein ganz unmittelbares und vollständiges gegenseitiges Verstehen. Ganz erstaunt frage ich sie:
«Wie macht ihr das, wie geschieht das?»
«Schaue noch genauer hin.»
Das tue ich und kann dann wie in Zeitlupe beobachten, wie das Herz des einen Engels, welches als goldenes, lebendiges Gebilde erscheint, einen Impuls, eine Lichtwelle in Richtung des anderen Engels schickt. Dessen Herz und Wesen schwingt sofort mit, und seine Reaktion darauf bildet eine neue goldene Welle, die als Antwort zurückschwingt. In dieser Gleichzeitigkeit des Geschehens, wenn man überhaupt hier von ‹Zeit› sprechen kann, können unendlich viele ‹Informationen› ausgetauscht werden. Eine Welle kann unbegrenzte Mitteilungen in sich bergen beziehungsweise Inhalte übermitteln.
Ich frage die Engel, ob sie dabei denken oder fühlen. Sie antworten:
«Denken und Fühlen und Wollen sind bei uns viel mehr eine Einheit als bei euch. Sie sind eins und doch nicht ganz. Bei uns ist alles mit unserem Herzen verbunden, und das Herz ist mit dem Kosmos verbunden. So können wir alle mit dem Kosmos mitschwingen und dadurch mit jedem anderen Engel – auch mit anderen Wesenheiten, doch untereinander ist es für uns am selbstverständlichsten.»
«Und was konkret ist das, was in ‹Wellen› zwischen euch schwingt?»
«Weltsubstanz.»
«Was ist das genau?»
«Weltenwille. Das ist Väterliche Geistsubstanz, Urschöpfungssubstanz des Vatergottes.»
«Verzeiht mir, ich kann es noch nicht ganz begreifen.»
«Das ist Substanz des ‹Miteinander-Seins›. Alles ist ‹Miteinander-Sein› im Vater, auch wenn ihr es nicht merkt. Alles kann miteinander schwingen – oder gegeneinander, je nachdem, welchen Grundimpuls man in sich trägt.»
«Wie ist das zwischen den Hierarchien?»
«Ähnlich, nur die Höheren haben ganz andere Schwingungskräfte. Da kann der Kosmos beben. Daneben sind wir Engel sehr, sehr klein und schwingen wie Schmetterlinge im Vergleich zu den Adlern der Lüfte. Sie sind Giganten, eine Schwingung von ihnen kann den halben Kosmos bewegen.»
«Wow!»
«Ja, wir sagen zwar nicht ‹wow›, aber auch wir empfinden die gleiche Ehrfurcht und Demut davor wie ihr. Nur bewusster und unmittelbarer, viel direkter.»
«Macht ihr das auch mit den Menschen so in der ‹Kommunikation›? Also ‹schwingt› ihr da auch mit uns so?»
«Ja und nein. Ja, weil wir ständig Schwingungen und Impulse zu euch hinschicken. Nein, weil wir differenzierter Impulse schicken: jeweils in das Denken, Fühlen und Wollen der Menschen. Ihr braucht das so, sonst könntet ihr nicht ‹aufnehmen›. Wir schwingen ‹nach unten› zu euch hin, das bedeutet in gröberen und direkteren Schwingungen. Ihr könnt das noch sehr wenig wahrnehmen, von daher versuchen wir, es so gut wie möglich an eure Möglichkeiten anzupassen.»
«Wie ist es bei Kindern?»
«Sie sind noch sehr offen dafür, da müssen wir noch kaum ‹Trennung› zwischen den Bereichen des Denkens, Fühlens und Wollens durchführen. Kinder nehmen noch mit dem ganzen Wesen wahr und sind selbst noch kaum ‹unterteilt› wie ihr.»
«Wie können wir eure Impulse noch besser auf- und wahrnehmen?»
«Eure Herzen ständig öffnen, wie einen ‹Kanal› öffnen.»
«Darf ich hierzu noch etwas anderes fragen?»
«Frage.»
«Habt ihr eine eigene ‹Welt›, so wie wir die Erdenwelt haben?»
«Ja, unsere Welten sind anders als eure.»
«Und ‹wo› sind diese eure Welten?»
«Im gleichen Kosmos, aber ‹anderswo›. Nicht auf der Erde. Wir haben eine eigene Welt.»
«Wie ist eure Welt?»
«Unsere Welt besteht aus Frieden, Licht und Liebe. Alles, was hier ist, ist aus diesen Substanzqualitäten heraus gewebt. Wir grenzen an die Reiche anderer Hierarchien an, können uns dort eingebettet erleben, zugleich aber auch ein Bewusstsein für unseren eigenen Bereich haben. Es gibt keine ‹Grenzen›, nur Übergänge zwischen den Lichtwelten. Wir sind gleichzeitig verbunden mit allem und können doch auch für uns sein. Das ist unser ‹Zuhause› auf dieser Entwicklungsstufe; und doch wissen wir, dass es nur eine Welt des Durchgangs ist.»
«Wie meint ihr das?»
«Wir bleiben hier nicht, unsere Welten wandeln sich auch, nur dass wir einen weiteren Blick haben als ihr. Und dadurch halten wir nicht an Zuständen fest wie ihr. Für euch ist die Erde, beziehungsweise euer Bewusstsein von ihr, ein recht fester ‹Zustand›, der sich nur unendlich langsam wandelt; und das auch nur mehr in eurem Bewusstsein als in eurem Erleben. Wir sind beweglicher im Blick und im Erleben.»
«Doch wie könnt ihr uns so gut verstehen in all unserem Sein, wenn eure Welten so anders sind als unsere, wenn eure Art der Verständigung so anders ist als unsere?»
«Das Engelgeschlecht und das Menschengeschlecht sind sich so nah wie Eltern ihren Kindern, wie Ammen ihren Zöglingen, wie Lehrmeister ihren Schülern. Unser Bestreben ist es, euch zu befähigen, zu einer Reife zu kommen, die eure Wesen zu eigenständigen, bewussten Gestaltern eurer Welten macht. Wir sind in der Einheit verbunden. In der Einheit vereint sich alles – das kannst du aber nur erleben. Euer Bewusstsein lebt in einer Welt des Getrennt-Seins. Allein schon in eurem Denken bist du bereits ein Gegenüber und somit nicht in der Einheit. Vieles ist euch noch nicht so möglich wie uns, später wird aber auch euch das anders möglich sein.»
«Was können wir dafür tun, damit es anders wird?»
«Ihr könnt immer mehr lernen, mit euren Herzen zu leben und zu üben. Eure Herzen können ‹denken› und ‹fühlen›, sie können ‹sehen› und ‹verstehen›. Sie können das Eins-Sein erleben lernen. Das ist die Sprache aller geistiger Wesen.»
Immer und immer wieder sprechen die Engel unser Herz an und machen uns auf die lebendige Wirklichkeit und auf die Bedeutung dieses zentralen geistigen Organs aufmerksam. In allem, was sie erklärend darstellen, bedienen sie sich aufschlussreicher Vergleiche. Ihnen ist ein sehr bildhafter, schöner und lebendiger Ausdruck, eine zum Teil fast schon poetische Sprache eigen. Es geht ihnen niemals darum, dass wir etwas nur verstandesmäßig begreifen, sondern dass wir mit unseren Herzen erkennen, dass unser gesamtes Wesen angesprochen und berührt wird von dem, was sie uns vermitteln:
«Wenn jemand mit uns in seinem Herzen lebt, spüren es die anderen Menschen um ihn, auch wenn sie es nicht ‹wissen›. Ihre Seelen ‹sehen› das mit Seelenaugen und erinnern sich an den Himmel. Euer Herzorgan vernimmt uns, hört uns und kriegt Mut, lebendig zu pulsieren und sich wieder aus seiner Erstarrung herauszutrauen. Schenket eurem Herzen ‹Weite› und ‹Leben›; es wird dann wieder lieben und sich geistig öffnen können.»