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ENGEL, WER SEID IHR?

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«Aber in dem Augenblicke,

wo das Bewusstsein aufwacht

und imaginativ wird,

erfüllt sich diese ganze Sinneswelt,

oder besser gesagt sogar,

sie verwandelt sich

in eine Welt webender Bilder.

Diese Welt webender Bilder,

sie zeigt sogleich

in sich eingewoben die Welt der

Angeloi, der Engel.»1

Rudolf Steiner

In der Rangordnung der himmlischen Wesen, die sich aus dem Schoße der Trinität entfalten, bilden die Engel die neunte Hierarchie. Neun Chöre in jeweils drei Gruppierungen gestalten die geistigen Entwicklungsstufen zwischen der Göttlichen Dreifaltigkeit und der Erdenwelt der Menschen. Alle Himmelschöre, aus dem göttlichen Schöpfungsprinzip geboren, zugleich aus dem Wirken der jeweils Höheren ‹herausgesetzt›, lassen unterschiedliche Prinzipien des Werdens walten. Sie vertreten unterschiedliche Stufen geistiger Bewusstheit und somit geistigen Daseins.

Die Engelhierarchie gab es bereits vor der Schöpfung des Menschen, sie vollzog und vollzieht auch weiterhin Schritte eines eigenen Entwicklungsgangs. Die Menschheit folgt ihr in einem sie selbst charakterisierenden Reifezyklus, bei dem sie zugleich von allen höheren Hierarchien durchdrungen und getragen wird.

In dieser überaus weisheitsvoll gewebten kosmischen Architektur sind die Engel die den Menschen am nächsten stehende Wesensordnung. Sie auf der einen Seite und die Elementarwesen auf der anderen Seite sind unsere nächsten Gefährten und Helfer. Innig mit unserer Welt verbunden sind auch die Verstorbenen und die Ungeborenen, doch diese bilden keine für sich selbst stehende Hierarchie. Sie sind Menschenwesen, nur eben in einem nicht inkarnierten Zustand; sie sind ‹wir selbst›, nur auf der ‹anderen Seite›. Wenn wir also die Menschheit in all ihren Entwicklungsstadien als eine Gesamtheit denken, so sind die unmittelbar an sie angrenzenden Hierarchien die Engel auf der geistig-himmlischen Ebene und die Elementarwesen auf der geistig-irdischen Ebene.

Auch wenn die neun Himmelschöre eine ‹hierarchisch› gegliederte Struktur haben, so bedeutet das nicht, dass die Engel als neunte Hierarchie lediglich der darüberstehenden Stufe der Erzengel dienen. Sie sind allen Hierarchien hingegeben und haben teilweise einen unmittelbaren Bezug zu viel höheren Sphären. Es gibt beispielsweise ‹Engel des Christus›, also solche, die direkt dem Christus dienen, ‹Engel der Himmelsmutter›, ‹Engel des Vatergottes›, also Engel, die direkt einem bestimmten Aspekt der Trinität unterstehen. Durch ihr eigenes Sein repräsentieren sie einen bestimmten geistigen Zusammenhang, wirken ganz in seinem Sinne und vermitteln zwischen ihm und den anderen Seinsebenen. Wenn wir uns zum Beispiel in einem innigen Gebet an das Wesen des Christus wenden, dann erscheinen ganz unmittelbar um uns herum Engel, die dem Christus dienen. Wenn wir existenzielle Fragen in Bezug auf Leben und Tod stellen, und das in einer zutiefst aufrichtigen, demutsvollen Haltung tun, dann kann, in einem Gnadenmoment, ein Engel des Vatergottes vor uns aufleuchten. Die Hierarchien der Himmelswesen stellen demnach nicht eine rigide lineare Struktur dar, sondern bilden Welten gegenseitiger Durchdringung, die wie ein lebendiges Wasser sich in harmonischer Bewegung fließend bedingen. Ein Wesen wirkt stets durch das andere hindurch, eine Realität bildet sich durch eine andere ab, jede der anderen dienend, sich gegenseitig offenbarend und darstellend. Und so ist es auch mit den Engeln: Sie sind den höheren, sie lenkenden Hierarchien hingegeben, und zugleich dienen sie auch uns, denn auch wir sind Teil dieser Geisteswelten, die in einer weisheitsvoll abgestimmten Wechselbeziehung zueinander stehen.

Das Sein und Wirken der Engel ist also stets eingebettet in ihren Zusammenklang mit der höheren geistigen Welt. Sie agieren aus einem inneren Licht heraus, welches kosmischer Natur ist und zugleich ihre eigene Seinssubstanz bildet. Sie selbst konstituieren gesamte Welten selbstloser, unmittelbarer Hingabe, die von geistigem Licht und von Himmelsliebe durchwoben sind. Ihre Verbundenheit mit der Erdenwelt ist Bestandteil dieser kosmischen Gesamtkomposition; zugleich stellt sie eine selbst auferlegte Hinwendung zu uns dar. Die Anteilnahme der Engel und ihr von Liebe getragenes Wirken uns gegenüber ist bedingungslos. Weisheit, Liebe und Licht sind ihre Wirkungsprinzipien und zugleich auch die realen Schöpfungssubstanzen allen Seins. So entsprechen die Engel ganz dem Strom der reinen, ewigen Wirklichkeit und umschließen uns als Menschheit in diesem mannigfaltigen, wunderbaren Schöpfungsgebilde.

Wenn wir die Engel selbst fragen, wer sie sind, dann können wir, als Fragment, folgende Antwort vernehmen:

«Unsere Hierarchie ist die Hierarchie des Weisheitslichtes, von Liebe durchdrungen sind unsere Wesen. Unsere Welten leuchten in allen Farben der himmlischen Harmonien. Liebe, Licht und Weisheit, im Eins-Sein des Vatergottes verbunden, bilden das Schöpfungsprinzip dieses Kosmos. Dieses Schöpfungsprinzip der Einheit entfaltet sich als Heilige Dreiheit, die sich dann selbst in manigfaltige Aspekte und Entwicklungsstufen ergießt. All diesen Stufen des Himmlischen dienen wir ganz aus unserer Wesenhaftigkeit heraus, die erhabenen Impulse der Höheren durch uns selbst euch weiter vermittelnd. Auch sind wir diejenigen, die eure Impulse den Höheren, dem Kosmos übermitteln. Vermittler sind wir also – doch nicht nur: Substanz aus unserer Substanz haben wir geopfert, damit ihr, Menschheit, zu dem gelangen könnt, was ihr ‹die Menschenwürde› nennt. Ja, eines Tages wird sie eure sein. Bis dahin jedoch pflegen wir sie euch, tropfenweise, liebend, ein. Mit ihr, durch sie gelangt ihr zu den Christus-Kräften, die eure Iche Seiner würdig werden lassen. Geschenkt wird euch vom Kosmos euer ganzes Sein, und wir vertrauen darauf, mit Christus uns vorausschreitend, dass auch ihr selbst Geschenk einst werdet: Ihr könnt die Erde, durch euch selbst erlöst, den Himmeln übergeben. So schließt sich dann ein Ring des Seins, den ihr, mit uns und allen Himmlischen, aus eurer selbst errungenen Freiheit neu gebildet habt.

Wir sind mit euch auf diesem langen Weg des Werdens. Wir tragen euch, und segnen euch, und hören niemals auf, euch wahr und licht zu lieben. – So sei es, bis ans Ende der Zeiten.»

Die Verbindung der Engel zu uns Menschen ist eine besondere, denn sie lassen durch sich selbst den Himmel in uns gegenwärtig sein. Sie vermitteln die Wirkungen aller Hierarchien, und zwar in spezifischer Weise für jeden einzelnen Menschen. Sie durchweben unsere Wesensglieder, stützen uns in unserer geistigen Aufrichtekraft, durch die unser Menschenwesen mit der Zeit zu seiner wahrhaftigen Würde gelangen kann. Dadurch ‹erheben› sie uns ein Stück weit und befähigen uns, nicht nur Erdenmenschen, sondern zugleich auch Himmelswesen zu sein.

Der Blick der Engel ist stets auf das Gute gerichtet, auf das Zukunftspotenzial eines jeden von uns und auf die Entwicklungschancen eines jeglichen Geschehens. Sie begleiten uns in immerwährender Treue, impulsieren und durchlichten uns. Zugleich lassen sie uns Menschen ganz frei. Entsprechend dem Charakteristikum aller lichten geistigen Wesen greifen sie niemals in unseren freien Willen ein. Sie dienen uns voller Vertrauen in die sich entwickelnde Kraft der menschlichen Freiheit – doch stets nur im Rahmen derjenigen Gegebenheiten, die wir selbst bilden.

Es gibt natürlich auch dunkle oder gleißend helle Engelgestalten, die nicht unsere Freiheit achten – diese sind Boten ganz anderer Kräfte. Solche Kategorien von Wesen werden ‹Widersacher› genannt. Sie bieten dem fließenden Lebensfluss der kosmischen Harmonien Widerstand und bilden somit Gegenpole zu den lichten Welten der sich gemäß der geistigen Ordnung entwickelnden Hierarchien. Diese Mächte suggerieren dem Menschen Ziele einer Selbstwerdung, die ihn vom mittigen Pfad zwischen Himmel und Erde abbringen wollen. Sie stehen ihm nicht selbstlos und freilassend zur Verfügung, sondern wickeln ihn gerne ein in Täuschung und Macht. Durch Verführung und Anziehung, durch Überhöhung oder Erniedrigung versuchen sie, ihn in die Extreme des Daseins zu locken. Ihr Spiel ist gekonnt in Szene gesetzt und taktisch exzellent gestaltet. – Doch wenn wir ganz genau hinschauen, stellen wir fest, dass auch diese Wesen nicht gegen unsere Entwicklung, sondern, lediglich in einer ganz anderen Weise, für unsere Menschwerdung arbeiten. Ihre Bestimmung ist es, uns kunstvoll Aufgaben zu stellen, um uns zu schulen und uns zu prüfen. Gerade sie sind diejenigen, die den Reifegrad unseres Menschseins veranschaulichen und uns die Möglichkeit geben, unser Bewusstsein weiter auszuformen.

Am innigsten mit dem Menschenwesen verbunden sind hier die sogenannten Doppelgänger, die ‹Schattenengel›. Ähnlich den Schutzengeln wachen und agieren sie beständig an unserer Seite. So wie der Schutzengel unser Licht trägt, tragen diese Gestalten unsere Dunkelheiten. Doch auch sie sind Teil unseres eigenen Wachstums, auch sie sind uns treu ergebene Entwicklungsbegleiter: durch Hürden, die sie uns stellen, durch dunkle Kräfte, die sie sich für uns ‹einverleiben›. Sie hüten unser eigenes Unerlöstes und halten es uns durch Spiegelbilder und Entsprechungen vor. – So rufen uns Licht und Schatten dazu auf, Verantwortung für die Gestaltung des eigenen Menschenwesens und somit der gesamten Erde zu übernehmen.

Wenn wir den Blick erneut auf die lichtvoll sich entfaltenden Hierarchien wenden, erkennen wir, dass sie Strukturen bilden, die sich in vielfältigen Strömungen des Geistigen offenbaren. Durch jeweils eigene Impulse bringen sie die Reifungsprozesse der Erdentwicklung voran. Diese Strömungen werden von Erzengeln geleitet, welche gesamte ‹Schulen› von Wesenheiten dirigieren. Jeder Erzengel hat also seine ‹Schule›, die am Bau unserer Welt wirkt. Es gibt Erzengel, die das Göttliche der Himmel vertreten, wie auch Erzengel, die das Göttliche der Erde vertreten. Die vielen Erzengel der Erde haben die Aufgabe, den Leib der Erde zu bilden und ihn als Inkarnationsort für den Menschen zu gestalten. Die ausführenden Organe dieser Erzengel sind die Natur- und Landschaftsengel, die wiederum die Elementarwesenreiche dirigieren. Die unvergleichliche Schönheit unseres Planeten ist das gemeinsame Werk dieser Wesenheiten, die das Göttliche durch den Erdenleib hindurch offenbaren.

Die Erzengel, die das Himmlische vertreten, sind ebenfalls zahlreich. Von ihnen kennen wir vorwiegend die großen Haupterzengel, die sogenannten planetarischen Erzengel. Diese haben unterschiedliche Ausprägungen und Aufgabenschwerpunkte. Dadurch ergänzen sie sich und sind, als Gesamtheit, dem Christus-Wesen als Sonnenzentrum, als Herz unseres planetarischen Systems hingegeben. Auch sie bilden jeweils ‹Schulen› von Wesenheiten, bestehend aus Engeln und Menschen, die in ihrem Sinne an der Erdentwicklung arbeiten. Manche dieser Erzengelschulen haben die Aufgabe, das Geisteslicht auf die Erde hinunter zu bringen. Andere wiederum wirken dafür, dass die Erde sich wieder ins Geisteslicht erhebt. Einige haben die Aufgabe, sich der Dunkelheit zu stellen und zu kämpfen. Bei anderen wiederum geht es darum, das Geisteslicht unter den Menschen zu vermehren. Es sind also jeweils unterschiedliche, ganz charakteristische und sich gegenseitig ergänzende ‹Gesten› im Tun dieser Erzengelschulen. Die übergeordnete Führung der Erzengel wechselt sich in größeren Zeitrhythmen untereinander ab und prägt der Erdentwicklung die entsprechende Gebärde, die Ausrichtung des leitenden Wesens ein. Zugleich wirken die anderen Erzengel durch ihren Einfluss beständig weiter und ermöglichen auf diese Weise ein gemeinsames Ganzes.

Alle Engel, die unter der Führung dieser Erzengel stehen, agieren im Dienste der Trinität. In einer ganz besonderen Weise sind sie voller Hingabe und Liebe dem Wesen des Christus hingegeben. Sie alle arbeiten, entsprechend ihren jeweiligen Aufgabenbereichen, in Seinem Sinne an der Durchchristung der Welt:

«Wir dienen Christus in der seienden, tätigen, alles durchlebenden Liebe für die Welt. Er ist die Sonne als geistiger Ursprung. Aus Ihm, durch Ihn, für Ihn, in Seinem Dienste handeln wir alle weiß-golden-durchwobenen Wesen. Alle!»

Die Engel haben in ihrer eigenen Wesensentwicklung ihre ‹Menschheitsstufe› lange vor uns durchgemacht. Ganz eigene Erfahrungen haben sie geprägt, andere Ziele verfolgte ihr Werden. Doch, als die uns am nächsten stehende Hierarchie, verstehen sie uns, wie auch den Schmerz unserer Selbstwerdung, und stehen uns darin bei:

«Mensch und Engel sind in diesem Erdenzyklus in einer besonderen Weise miteinander verbunden. Nie war das ‹Mensch-Sein›, also die Etappe der Menschenstufe, so nah am Abgrund der Dunkelheit wie jetzt bei euch. Das ist der Preis für die Freiheit, die ihr euch zu erringen habt. Der Himmel schaut auf diese Entwicklung mit großer Geistesgegenwart, alle Hierarchien wissen um die Bedeutung dieses Geschehens. Alle wünschen der Menschheit das Gelingen, das Bewältigen dieser großen Hürde. Und wir alle, groß bis klein, wirken mit euch daran.

Wir Engel sind diejenigen, die unmittelbar über euch stehen: Mit euch gehen wir jeden dieser Schritte am Abgrund. Wir halten euch und reichen euch rettend die Hand, wie ein Freund den anderen festhält, wenn er im Gebirge ausrutscht und droht abzustürzen. Die Landschaften eurer Seelenwege sind steil, wie hohe, scharfe Klippen. Ihr lauft fast blind, wie Bergsteiger in der finsteren Nacht, und entgeht oft nur knapp den lauernden Gefahren. Wir schützen euch, hüten jeden eurer Schritte, lenken eure Blicke zum nächsten Lichtstrahl, zur nächsten sicheren Stelle.

Den Wanderweg geht ihr stets Hand in Hand mit uns, wir sind euch stets Gefährten, und manchmal Träger eurer Lasten. Wir leuchten euch voraus, bereiten euch den Pfad, besänftigen Natur- und Schicksalsmächte, damit ihr weiterlaufen könnt, damit die wilden Tiere in der Finsternis euch nicht ergreifen und vernichten können. Wir glauben unabdingbar an euer inneres Wesen, wissen darum, wie mühsam, schmerzhaft, schwierig diese Wege sind.

Als wir in unserem Zyklus ‹Menschen-Bewusstsein› hatten, waren unsere Hürden ganz andere. Nie kannten wir die Finsternis wie ihr, nie hätten wir uns selbst vernichten können. Und doch fühlen wir euren Schmerz tief mit, ‹Prüfung› ist uns noch nah genug als Seins-Empfinden. So sehr wünschen wir euch das Licht, die Überwindung alles dessen, was euch vom lichten Himmel trennt. Und wir erfüllen uns von neuem immer wieder mit Liebe, Hoffnung, Zuversicht, und senden diese an euch weiter, damit der Stern der Zukunft für euch leuchten kann.

Wir lieben euch, ihr Menschenkinder, wie man nur lieben kann in diesem Kosmos! Von Gott dem Vater, von der Himmelsmutter, vom Sohn sind wir zu euch hinabgesandt und tragen Ihre Liebe weiter, durch alle Zeiten, Räume, Weiten, zu euch, ihr Menschenkinder, die ihr die Brücke bilden sollt zwischen Vergangenem und Künftigem der Schöpfung. Ihr seid der Schlüssel dieser Welt, mit euch beginnt die Zukunft! Mit euch weint alles Höhere Sein – mit euch erstrahlt die Sonn' von morgen! So sei es! Segen mit euch, Kinder dieser Welt!»

Engelstunden

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