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Kapitel 6 Der Gefangene

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Am Abend sperrte mich Caro wieder in die Abstellkammer. Das Zimmer kam mir jetzt viel größer vor. Klar, ich war ja auch kleiner. Ich drehte mich auf der Matratze im Kreis, bis ich herausgefunden hatte, wie ich meine Pfoten zum Schlafen einklappen musste. Trotzdem schlief ich schlecht, denn ich hatte die ganze Nacht Angst, pinkeln zu müssen.

Am nächsten Morgen trug mich Caro bis zur ersten Stufe der steilen Treppe. Kopfüber begann ich den Abstieg. Stufe für Stufe. Auf der drittletzten Stufe blieb ich mit den Krallen hängen und fiel hinunter. Unten angekommen, sprang ich erstaunlich schnell wieder auf und sortierte meine vier Pfoten. Nix passiert! Abgerollt wie ein Stuntman! Jetzt schnell hinaus zu meiner Gartentoilette und gleich zu den Rosenbüschen!

Am zweiten Tag stolperte ich nicht mehr, und am dritten Tag sauste ich die Treppenstufen so schnell hinunter, wie ich es auf zwei Menschenbeinen niemals gekonnt hätte. Nach oben ging es sogar noch leichter: Auf vier Beinen konnte man viel besser das Gleichgewicht halten.

Ich musste keinen Tisch decken und kein Zimmer aufräumen. Wenn ich müde war, rollte ich mich einfach irgendwo zusammen. Den Cola-Geschmack vergaß ich bald, denn es gab viele leckere Sorten Katzenfutter: Hühnchen in Sahnesoße mochte ich am liebsten, oder Thunfisch. Ich brauchte keine Zähne zu putzen, durfte ohne Messer und Gabel essen, pinkelte einfach in den Garten und musste nicht duschen. Allerdings war diese Katzenwäsche mit der Zunge ganz schön anstrengend. Aber ich konnte mich mit der Hinterpfote am Ohr kratzen. Versucht das mal! Das hätte nicht einmal mein eingebildeter Sportlehrer gekonnt, der immer sagte ‚Klaus, du bist so beweglich wie ein Betonklotz‘.

Überhaupt war ich jetzt sehr sportlich: Zuerst sprang ich an den Stamm des Kastanienbaumes und klammerte mich fest. Beim ersten Mal wusste ich nicht weiter und ließ einfach los! Ich plumpste zurück ins Gras, landete aber weich auf meinen Pfoten. Bald konnte ich meine Krallen fest genug in der Rinde einhaken und mich hochziehen. Als ich ganz oben in die Baumkrone geklettert war, sah ich, dass die Mauer, die um den Garten ging, zu weit vom Baum weg war. Also begann ich, laut zu miauen. Einmal sah ich von meinem Baum den dicken Kater aus Caros Küche auf der Straße sitzen. Er winkte mir und ich sage euch, er grinste richtig fies! Ja, Katzen können schadenfroh grinsen. Machen sie aber nur, wenn grad´ kein Mensch in der Nähe ist, der ihnen den Napf füllt.

Letzte Nacht entdeckte ich was Tolles: Ich blätterte in den Katzenbüchern, die in meiner Abstellkammer lagen und verstand jedes Wort! Ich konnte also noch immer lesen. Ja, sogar mit der Pfote umblättern, ohne die Seite zu zerreißen. So lernte ich viel über Katzen und ihr Leben. Warum sollte ich mir überhaupt Sorgen machen? Meine Eltern würden bald zurückkommen und dann würde meine Mutter dieser Mac Bleistein den Kopf abreißen und mein Vater die Polizei rufen. Und die würden Caro zwingen, mich zurückzuverwandeln!

Aber vorher musste ich Fotos von mir und dem ganzen karierten Zeug machen. Sicher käme ich ins Fernsehen. Ich wäre dann der coolste in der Klasse, und Olaf würde platzen vor Neid.

ABER … wenn das alles so passiert wäre, hätte ihr von einem karierten Kater-Jungen im Fernsehen oder Internet gehört … und, habt ihr?

NEIN – denn auch dieses Mal kam alles ganz anders als von mir geplant.

Klaus Kariert

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