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Kapitel 2 Caro-Line Mac Bleistein
ОглавлениеBevor ich weitererzähle, müsst ihr unsere neue Nachbarin kennenlernen:
Caro-Line Mac Bleistein zog in der Ulkweilerstraße Nr. 7 ein.
Sie war uralt. Mindestens fünfzig! Außerdem sehr groß und klapperdürr. Sie hatte eine spitze Nase und einen dünnen, schmalen Mund, der immer verkniffen wie ein Strich zwischen den Lippen verschwand. Ihr Haar war grau, genau wie ihre Augen. Sie ging kaum aus dem Haus und redete mit niemandem. Ihre Nachbarn hielten sie für seltsam.
Für alle, die immer alles genau wissen wollen:
Eigentlich dachten alle, dass sie verrückt, durchgeknallt und ‚gaga‘ ist.
Aber ‚seltsam‘ klingt höflicher.
Ihr wollt wissen, warum sie Caro-Line Mac Bleistein für seltsam hielten? Ganz einfach: Sie liebte alles Karierte.
Aber das aller-aller-seltsamste war, dass sie karierte Dinge besaß, die normalerweise nicht kariert waren. Wie sie das schaffte, wusste keiner.
Da war zum Beispiel die Sache mit dem karierten Nudelsalat.
Als Caro-Line Mac Bleistein einzog, luden die Nachbarn sie zu einer ‚Willkommen-in-der-Ulkweiler-Straße‘-Party ein.
Meine Mutter war auch dort und erzählte später, dass Caro einen Nudelsalat mitgebracht hatte. Einen karierten Nudelsalat. Und einen Käsekuchen. Aber der hatte einfach nicht kariert werden wollen, wie Caro allen erzählte.
Natürlich läutete nach der Party ständig jemand an ihrer Haustür und wollte das Rezept für karierten Nudelsalat wissen.
Für alle, die immer alles genau wissen wollen:
Dazu braucht man kein Rezept, sondern vor allem karierte Nudeln.
Dann kam die Sache mit der karierten Mülltonne. So eine karierte Mülltonne vor dem Haus sieht viel schicker aus als so ein langweilig-graues Ding. Deshalb wollten auch alle Nachbarn eine haben.
Was es noch alles an karierten Dingen in Caros Haus gab, wusste niemand. Nach der Sache mit den Mülltonnen baute die Mac Bleistein eine Alarmanlage unter dem Fußabstreifer ein. Der Briefträger unserer Straße sprang vor Schreck jedes Mal hoch in die Luft, wenn er die Post in Caros Briefkasten steckte. Der war natürlich auch kariert. Der Briefkasten, nicht der Briefträger.
Sogar in der Schule wurde über Caro geredet. Als Olaf herausfand, dass ich ganz in der Nähe wohnte, wollte er, dass ich bei der Mac Bleistein einbreche und etwas stehle.
Glaubt mir, ich hätte niemals was gestohlen. Ich wollte nur Fotos machen, damit Olaf mich in Ruhe ließ. Aber ich hatte Pech. An jedem Fenster hingen vier dicke Schlösser, die nicht zu knacken waren. Ich holte einen Hammer, aber der machte so viel Lärm, dass die Nachbarn die Polizei alarmierten. Zum Glück war ich schnell und konnte nach Hause laufen, ohne dass mich jemand sah.
Olaf musste einsehen, dass es unmöglich war, in Caros Haus zu kommen. Doch ich kann euch verraten – und ein bisschen im Voraus muss man bei einer Geschichte verraten, damit sie spannend bleibt: Ich schaffte es, in Caros Haus zu kommen!
Noch besser: Sie öffnete mir sogar freiwillig die Tür!