Читать книгу Klaus Kariert - Iris Welling - Страница 13
Kapitel 8 Abschied
ОглавлениеIch kauerte auf der Fensterbank in Caros Küche, als meine Mutter vorbeikam. Ihre Augen waren rot vom Weinen. Mit beiden Vorderpfoten trommelte ich gegen die Scheibe. Sie blieb stehen und sah mich an. Aber sie sah nur einen blau-grün-karierten Kater und schüttelte den Kopf, was wohl heißen sollte: ‚Jetzt ist die verrückte Bleistein vollkommen übergeschnappt‘. Schon wurde ich vom Fenster weggerissen.
„Mach‘ dir keine Hoffnung, Flohpelz“, kicherte Caro hämisch, „sie hat sicher gedacht, jetzt ist die verrückte Bleistein vollkommen übergeschnappt!“
Stimmt ja auch, dachte ich, und verzog mich in den Garten, um an die Rosenbüsche zu pinkeln. Das konnte ich jetzt schon richtig gut.
Für alle, die immer alles genau wissen wollen:
Was jetzt kommt, hatte ich zwar nicht hören können. Meine Eltern haben es mir später erzählt. Um die Geschichte weiter zu verstehen, müsste ihr es jetzt schon wissen.
Roland und Cordula saßen an diesem Abend in der Küche vor ihrem Abendbrot, und wie immer stand ein dritter Teller auf meinem Platz. Beide achteten nicht darauf, was sie aßen. Appetit hatten sie längst keinen mehr, und sie tranken, weil man trinken muss, um nicht zu verdursten, und sie aßen, weil man essen muss, um nicht zu verhungern.
Stumm saßen sie da. Zu Anfang hatten sie noch jeden Abend bis tief in die Nacht überlegt, was sie tun könnten, um mich zu finden, aber jetzt sprachen sie kaum ein Wort miteinander. Doch an diesem Abend legte meine Mutter plötzlich die Gabel weg und stand auf, als wolle sie eine Rede halten.
„Roland, ich habe heute eine karierte Katze gesehen. Sie saß am Küchenfenster der Mac Bleistein. Die Katze hat mir zugewinkt und ihre Augen … das waren Klaus‘ Augen. Genauso hat er mich immer angesehen!“
Mein Vater stand ebenfalls auf, legte den Arm um meine Mutter und führte sie ins Wohnzimmer. Dort saß er neben ihr und weinte mit ihr zusammen, so wie sie es jeden Abend und jeden Morgen taten, seitdem ich verschwunden war. Doch an diesem Abend beschloss mein Vater, dass er gleich am nächsten Morgen diesen neuen Chef anrufen würde, um ihm zu sagen, dass er bei ihm arbeiten wollte. Und Cordula würde er für eine Woche zu ihren Eltern bringen … weg von hier.