Читать книгу America´s next Magician - Isabel Kritzer - Страница 13

Flügel

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Von meiner Wut beherrscht, starrte ich nach oben. Fixierte die Frau, die mich verraten hatte. Das Gefühl des Hasses auf die Situation, das mich auf einmal überkam, war unglaublich intensiv und es schwoll immer weiter an; wurde von mehr geschürt als nur von Enttäuschung, bloßem Zorn oder Rachegelüsten. Es wurde von der vorhergegangenen Hilflosigkeit geprägt und der noch immer andauernden Fassungslosigkeit, die ich nicht abzuschütteln vermochte.

Der Verrat an sich war eine vergangene Handlung, aber meine Mutter würde nun immer das Ebenbild dessen sein, die Inkarnation ihres Verrats, den sie an mir begangen hatte. Das, was sie mir angetan hatte – im Bruchteil eines Satzes –, war zu einem eigenen und vor allem eigenartigen Gefühl in mir geworden.

Ich hatte sie geliebt, hatte mich um sie gesorgt, hatte alles getan, was sie von mir gewollt hatte, inklusive die ihrer Meinung nach angemessene Kleidung zu tragen, die mir zuwider gewesen war und nicht zu vergessen die Teilnahme an der Regentschaftswahl.

Ich hatte für sie gekämpft! Und sie hatte mich die ganze Zeit über gelenkt. Wohin hatte uns das geführt – wohin würde es uns noch führen? In die gegenseitige Zerstörung?! Die Bitterkeit in mir, das Gefühl des Verlorenseins – würden sie je wieder schwinden? Würde ich je wieder irgendwem vertrauen können? Jemanden vorbehaltlos lieben können?

Ich hatte so viel verloren und die Leere, die dies zurückgelassen hatte, schmerzte in meinem Innersten schlimmer, als es jede physische Wunde meines Körpers je vermocht hätte. Misstrauen gegen alles und jeden war längst in mein Herz gekrochen – schon während der Wahl. Nun richtete es sich auch gegen all diejenigen, denen ich zuvor noch Vertrauen entgegengebracht hatte. Gegen den kleinen Kreis meiner Freunde und Familie, der nun noch mehr zusammenschrumpfte, weil ich keine Familie mehr hatte.

Wie oft hatte ich während der Wahl gedacht: »Das muss doch jetzt endlich vorbei sein!« Doch es war stets anders gekommen, als ich es mir gewünscht hatte. Aber es musste endlich vorbei sein! Und heute würde es das auch.

Ein krächzendes Lachen entwich meiner Kehle auf die Erkenntnis hin, dass ich mein Schicksal in der Hand hatte, nun stark genug war. Die Zeit des Handelns war gekommen, wenn ich sie besiegen wollte. Und das wollte ich mehr als alles andere!

Rayns Körper zuckte in der Luft über dem Platz. Weißer Schaum hatte sich vor seinem Mund gebildet, weil Spucke aufschäumte. Seine Gesichtsfarbe wirkte auf die Entfernung weiß wie Kreide. Gelbe Blitze sprangen über die letzten Funken des blauen Leuchtens, das seinen Körper immer schwächer glühen ließ. Der magische Faden zwischen ihm und meiner Mutter existierte nicht mehr.

Was immer Lanahaa da oben mit ihm machte, er wirkte wie von einer unsichtbaren Hand – ich nahm an, dem Wind – in der Luft gehalten, während sie ihn folterte. Und es würde noch absurder werden, bevor es besser werden würde, dessen war ich mir gewiss.

Meine Haut leuchtete inzwischen so hell, dass es mich blendete. Ich hatte keine Ahnung, was mein Körper da tat, aber ich fühlte die anwachsende, fast riesige Magiequelle in mir, von der ich immer vermutet hatte, dass jeder Magician sie in sich tragen musste.

Ich hatte die Begabungen aller vier Elemente. Ich hatte gesehen, was sich mit meiner Vorstellungskraft schaffen ließ. Nun würde ich sie gegen meine Mutter einsetzen.

Mein glühender Hass gegen ihren Pragmatismus.

Feuer gegen Eis.

Möge die Stärkere gewinnen!

Ich presste die Lippen aufeinander. Meine Kiefer knirschten leise, als Zahnreihe auf Zahnreihe traf. Meine Augenbrauen senkten sich, meine Nasenflügel erzitterten.

Rayn hing wie eine Vodoopuppe in der Luft. Je länger ich hinsah, desto weniger war ich Herrin meiner Sinne. Die Ablehnung hatte mich in ihrem Würgegriff und meine Sicht verschwamm vor Wut. Dann spürte ich einen Windzug an meinen Ohren, drehte unversehens den Kopf … und begriff, dass ich zu meiner Sphinxsicht nun auch Flügel hatte. Ich stockte in der Bewegung.

ICH HATTE FLÜGEL!

Wieder einmal – allerdings zum ersten Mal, während ich noch immer in meinem Menschenkörper steckte.

Ganz von allein hob ich die Hände an, verdrängte alles außer den runden Kuppen meiner Finger. Und sah prompt, wie die leuchtenden Spitzen in Flammen aufgingen.

Ich steckte jedes Quäntchen Energie, das ich in mir zu fassen bekam, in das Feuer. Nährte es, bis es eine tödliche Hitze erreicht hatte.

Als ich meinen Blick fokussierte, verließ mich der geballte Schwall Kraft. Kurz blinzelte ich, rang um Gleichgewicht aufgrund des Rückstoßes. Nachdem ich wieder sicher stand, war die Anspannung jedoch nicht mit aus meinen Knochen gewichen und das Ergebnis meiner Bemühung auch nicht das gewünschte. Statt dass ich Feuer bis zu Lanahaa geschickt hatte, war die Flammensäule wohl trotz meiner wiedererlangten Kraft in der Luft vor mir verpufft.

Allerdings befand sich Rayn im unkontrollierten Sturzflug; vielleicht weil Lanahaa auf mich aufmerksam geworden war und ihn losgelassen hatte.

Fieberhaft begann mein Geist zu arbeiten. Er sah nicht gerade lebendig aus – genau wie Ivan zuvor. Noch wenige Sekunden, dann würde sein Körper am Boden zerbersten, sagte mir mein Verstand. Er würde sich nicht selbst retten können. Ich hatte Flügel, aber ich war noch nie geflogen. Konnte ich es?

Das war der Punkt, ab dem ich jegliche Gedanken sein ließ und nur noch reagierte. Ich ging leicht in die Hocke, wie ich es zuvor bei Rayn gesehen hatte, registrierte Ivans noch immer bewusstlose Gestalt, die unverändert neben mir auf dem Marmor lag, dann stieß ich mich mit aller Entschlossenheit vom Boden ab.

Meine Flügel entfalteten sich in der Luft von ganz allein zu ihrer vollen Spannweite und ich katapultierte meinen Körper mit großen Flügelschlägen in Richtung der Mitte des Platzes. Meine Bewegungen waren noch unbeholfen, aber es fühlte sich natürlich an und dort vermutete ich, dass sich Rayns Körper in den Boden rammen würde – wenn ich es nicht verhinderte.

Ich flog und flog.

Einige Herzschläge später war ich auf der anvisierten Position, nutzte intuitiv meine Beine als Luftwiderstand und drehte mich damit, wie mit einem Steuerruder, von der Bauchlage in die Senkrechte, um einen besseren Blick auf den Himmel zu erhaschen.

Während Rayn noch immer wie ein Stein fiel, hatte Lanahaa sich neu geordnet. Sie strebte ihrem Wolkenthron entgegen, formte bereits neue gelbe Energiekugeln und zielte damit …

Schwebend verfolgte ich mit den Augen deren Kurs … auf die Bühne!

Ich fauchte unmutig.

Noch hatte ich Zeit, etwas dagegen zu unternehmen und dort gab es keine Unbeteiligten, die sie töten würde. Dafür aber vier Magicians, von denen inzwischen drei die bunten Kugeln, die den Schild hielten, vom Himmel zu holen versuchten.

Zweiauge hatte sich der weißen Kugel zugewandt. Milchige Nebelschwaden verbanden ihn mit ihr und ich hatte das Gefühl, dass sie bereits schwächer leuchtete als zuvor. Er richtete etwas aus, das wertete ich als gutes Zeichen.

Ungeduldig justierte ich meine Haltung, sank zu Boden und stellte mich breitbeinig hin, um Rayns Körper aufzufangen. Ich hatte zu viel Angst davor, ihn in der Luft zu verfehlen, hoffte nur, dass er uns nicht beide durch die Geschwindigkeit seines Falls in die Erde rammen würde.

Tief einatmend streckte ich die Arme aus.

3 – 2 – …

Die Wucht seines Aufpralls war ernorm. Mein Kehlkopf wurde von seinem Ellenbogen getroffen und ich würgte augenblicklich. Tränen­flüssigkeit schoss mir in die Augen und machte mich blind, doch ich ließ ihn nicht los. Umschloss seinen großen Körper störrisch mit meinen Armen und begann meine Flügel zu bewegen, um uns zu stabilisieren.

Sekunden später hatte ich alles einigermaßen unter Kontrolle. Wir schwebten nun circa zwanzig Zentimeter über dem Boden. Rayns Körper fühlte sich seltsam steif an. Angst keimte in mir auf. Vorsichtig schüttelte ich ihn. »Rayn!« Meine Stimme klang piepsig. Er bewegte sich nicht. »Rayn!«

Hatte sie ihn etwa …?

»Rayn!« Mein panischer Schrei gellte über den Platz. Er sollte ihn hören. Er sollte aufwachen! Jetzt.

Doch es passierte nichts.

Meine Kehle war wie zugeschnürt, als sich mein furchtbarer Verdacht erhärtete. Unglaublich schnell, fast in Zeitraffertempo flog ich mit Rayns starrem Körper in den Armen los, in Richtung der Bühne und zu Ivans Gestalt. Ich musste vor den Energiekugeln ankommen. Musste ihrer beider Leibe beschützen.

Rayns zusätzliches Gewicht zwang mich bereits nach drei Flügel­schlägen die Geschwindigkeit zu reduzieren. Eine einzelne Träne bahnte sich ihren Weg zwischen meinen Wimpern hindurch, rann über meine Wange.

Mein Vater wollte mich töten.

Meine Mutter wollte meine Freunde töten.

Und alle wollten meine Mutter töten.

Wenn jeder sein Ziel erreichen würde und das ein Ausblick auf meine Zukunft war, wollte ich in dieser Zukunft nicht leben. Wobei ich dann, genau betrachtet, sowieso nicht mehr leben würde. Und falls das, was meine Mutter da oben bot, ihr großer Masterplan war, hätte sie mich besser gleich von Sinessa flambieren lassen sollen.

Je näher ich der Bühne kam, desto wütender wurde ich wieder. Die Anstrengung und die ungewohnten Muskelbewegungen auf meinem Rücken taten das ihre, um jedes bisschen emotionaler Lethargie abzuschütteln und meine ganze Konzentration zu fordern.

Der wieder aufflammende Hass löste die Angst in mir voll­kommen ab und übernahm das Ruder. Dieses Mal hieß ich ihn willkommen. Ich würde ihn schüren, bis er so groß war, dass er die Kraft in mir noch weiter befeuerte.

Da meinte ich ein Zucken an meinen Armen zu spüren. Schnell sah ich nach unten, brachte Rayns Oberkörper in eine aufrechte Lage. Fast waren wir bei der Bühne angelangt. Nur noch wenige Flügelschläge, dann hatten wir es geschafft.

Dann konnte ich ihn zu Ivan legen.

Schmerz riss mein Herz für eine Nanosekunde entzwei, als ich mir vorstellte, wie ihre leblosen Körper nebeneinander auf dem weißen Marmor liegen würden. Wie aufgebahrt. Schnell verbot ich mir die aufkeimende Traurigkeit. Und siehe da, da war er wieder: Hass, mein bekannter Hass! Oh, brenne hell!

Meine Flügelschläge wurden ausgreifender, als die Dunkelheit in mir wuchs. Ich wollte endlich ankommen. Sah den Schmutz der Arena noch immer auf Rayns Wangen. Hatte er wirklich gezuckt oder hatte ich es mir eingebildet? Ich brachte meine Nase näher an seine. Befand sich das, was Rayn ausmachte, noch in diesem Körper? Ein leichter Luftzug von seinen Lippen ließ mich zurückzucken.

Er atmete! Oh, Rovenna sei Dank! Er atmete!

Schon ragte die Bühne vor uns auf. Ich manövrierte uns, noch immer in sonniger Glückseligkeit, zum vorderen Rand der Marmorfläche, als eine der gelben Energiekugeln, deren schnelles Näher­kommen ich bisher – soweit möglich – ignoriert hatte, neben uns einschlug.

Ich konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen und Ivan hatte ich noch längst nicht erreicht. Meine Fokussierung auf Rayn war ein Fehler gewesen.

Funken stoben auf und bohrten sich wie glühende Drahtenden in die ungeschützte Haut meiner rechten Hand. Das schrille Kreischen, das mir entwich, klang wie das eines verwundeten Tieres. Oder das einer zornigen Sphinx, erinnerte mich mein Unterbewusstsein. Der Schmerz war schlimm, noch schlimmer war allerdings die Tatsache, dass mir Rayn entglitt, als ich verspätet die Hand aus der Gefahrenzone riss.

Sein Körper schlug auf dem Steinboden auf, bevor ich realisierte, was geschah. Das Geräusch, das sein Kopf dabei machte, war kein schönes. Und mein Gedächtnis spielte es mir wie ein defekter MP3-Player sofort wieder und wieder vor.

Knack.

Knack.

Knack.

Knack.

Ich kehrte völlig irrational dem Energiekugelhagel den Rücken zu, landete und kniete mich sorgenvoll neben Rayns Körper. Die Vernunft hatte mich verlassen. Der Schock war größer als mein Überlebenstrieb. »Nein!«, presste ich gequält hervor, während es um mich gelb aufleuchtete. Ich zog seinen Kopf zu mir hoch und bettete ihn auf meine Knie. Völlig überrschend zeigte mir dabei der Luftstrom aus Rayns Nase, dass er noch lebte.

Oh Rovenna, hab alle Geister selig!

Rayn lebte.

Aber Ivan! Wie ging es Ivan?

Mein Geist schlug gleichzeitig mit meinem Herz Alarm, als mein Verstand wieder klar zu werden begann. Die Schuld drückte mich augenblicklich nieder. Ivans reglose Gestalt, lag sie noch immer auf dem Marmor, wie ich sie zurückgelassen hatte?

Ich drehte suchend den Kopf.

Der gelbe Hagel war vorerst vorüber. Überall im Boden um Rayn und mich klafften nun kleinere und größere Krater, in denen letzte Reste von Energie schwelten. An der Stelle, an der Ivans Körper gelegen hatte, war ein besonders großer Krater. Von ihm war weit und breit nichts zu sehen. Gar nichts. Kein Arm, kein Bein.

Ich nahm an, dass sich in dem Krater der Überrest dessen befand, was einst sein Körper gewesen war …

Mein Magen sackte ins Bodenlose, während ich die ausgebreiteten Flügel um Rayn und mich schloss – die Welt mit all ihrer Grausamkeit einfach ausschloss. »Nein«, flüsterte ich noch einmal leiser, als es dunkel um uns wurde. Nach außen hin mochte ich weiter im Licht der vier Gilden strahlen, hier drinnen, in der selbst geschaffenen Höhle, war es so trostlos wie in meiner Seele.

Dunkel. Still. Verletzt.

Zärtlich strich ich Rayn die Haare aus dem Gesicht. Mit zitternden Fingerspitzen untersuchte ich danach die Platzwunde, die er sich durch meine Unachtsamkeit beim Sturz eingehandelt hatte. Solange er nicht bei Bewusstsein war, konnte ich nicht sagen, was alles gebrochen und verletzt war, wie es ihm wirklich ging. Das Einzige, was ich konnte, war, zu kontrollieren, ob er weiterhin atmete. Da wir von Lanahaas Schild umgeben waren, konnte ich ihn nirgendwo anders hin-, in Sicherheit bringen. Er war alles, was ich noch hatte. Ich würde ihn so gut es ging schützen. Wenn nötig mit meinem Leben.

Als ich die rechte Hand hob, um sie Rayn unter die Nase zu halten, merkte ich erst, dass ich dort blutete. Ich hatte gar nicht realisiert, wie sehr die magischen Energiefunken meine Haut zerfetzt hatten. Die natürlichen Mechanismen, die meinen Körper normalerweise längst hätten Alarm schlagen lassen, waren offensichtlich vom Feuerwerk in meinen Synapsen außer Kraft gesetzt worden.

Ivan war tot – der Gedanke übertönte alles in mir, selbst meine Angst um Rayn. Für einen Augenblick starrte ich auf die Eintritts­stellen der Funken, die stark bluteten. Sollte die Energie nicht alles verödet und verbrannt haben? Was waren das für gelbe Magiekugeln? Die Gewalt da draußen, sie überstieg meinen Horizont.

Ich wiegte mich mit Rayn auf den Knien vor und zurück. Ließ den Tränen, die sich bereits in meinen Augenwinkeln gesammelt hatten, freien Lauf.

Nach Minuten beruhigte ich mich ein wenig. Was jetzt?, fragte ich mich unwillkürlich. Ich konnte nicht ewig hier sitzen und mich wie ein kleines Kind verstecken, während ich so tat, als würde mich niemand sehen und mich alle sahen. Wo war mein Mut hin? Wo waren meine Wut und der Wille zu kämpfen hin? Weg. Weg. So wie Ivan.

Neue Tränen stiegen in mir auf.

Plötzlich krümmte sich Rayns Körper. Ein leises Wimmern kam ihm über die Lippen und er bewegte sich.

»Rayn?«, flüsterte ich hoffnungsvoll, nahe seinem Ohr. »Kannst du mich hören?« Ich hielt den Atem an, wagte mich nicht zu regen und hoffte. Hoffte so sehr, dass wenigstens Rayn überleben würde.

Sein Brustkorb hob sich. Er hustete, zog gierig Luft durch den Mund in seine Lunge. Hustete wieder, während ich ihn reglos beobachtete. Noch immer ganz so, als könnte eine Bewegung von mir das Wunder seines Erwachens rückgängig machen.

Ein undefinierbarer Laut entwich seinen Lippen.

»Ich bin da«, murmelte ich beruhigend. »Ich bin da.« Und senkte mein Ohr näher zu seinem Mund.

»Mhuuhhmm … ssss … mhhmm«, hörte ich nur.

»Was, Rayn, was?« Aufregung ergriff mich, prickelte in meiner Luftröhre empor bis zu meiner Stirnhöhle.

Er atmete schwer ein. Setzte neu an. »Muusss … ttt … raauu.«

Ich verkniff mir ein nervöses Seufzen. War bei seinem Sprachzentrum im Kopf oder den Stimmbändern im Hals irgendwas verletzt worden? Ich hoffte es nicht.

Jetzt strich sein Atem nur noch schwach über meine Hand.

Dann hörte ich ein weiteres Husten, das stärker wurde und schließlich seinen kompletten Körper schüttelte. Verzweifelt hielt ich ihn fest, umklammerte seine Glieder mit meinen.

Das klang gar nicht gut.

Mir war, als würde ich alles, was Rayn ausmachte, während seines Anfalls mit meinen beiden Händen zusammenhalten. Als wären diese das Einzige, was ihn davon abhielt, in Einzelteile zu zerfallen. Und wäre mein Herz nicht bereits zersplittert, so wäre es das jetzt, da ich seine Qualen miterlebte.

Qualen, für die nur eine Person verantwortlich war, erinnerte ich mich und suchte in mir nach dem Hass für ebenjene. Nach dieser wunderbar mächtigen Emotion, die mich schon ein Stück weit über mich selbst hatte hinauswachsen lassen.

»Du.« Pause.

Hoffnungsvoll blickte ich Rayn in die kaum geöffneten, umflorten Augen. Sein Bewusstsein war da und doch nicht wirklich da.

»Musst«, quetschte er jetzt rau hervor. Dann atmete er überraschend tief ein. Sein Brustkorb weitete sich besorgniserregend. »Da.« Er keuchte laut.

Vor Schmerz? Vor Anstrengung? Was musste ich wo?!

»Raus.« Damit sackte er in sich zusammen. Seine Lider schlossen sich. Seine Atmung ging unregelmäßig.

Starb er?

Ich begann zu hyperventilieren.

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