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Highway to Spreewald

Schon nach kurzer Zeit mit Hartmann im Auto fühlte sich Linn, als läge bereits ein Wochenende voller qualvoller PR-Termine hinter ihr. Hatte sie zu Beginn der Autofahrt noch die Hoffnung gehegt, für ein paar Stunden die Augen schließen zu können, war ihr ziemlich schnell klar geworden, dass Hartmann ganz andere Pläne verfolgte: Er wollte die Fahrt für eine umfassende Manöverkritik nutzen.

»Ich habe das Probekapitel von Ihrem neuen Krimi gelesen, Frau Kegel. Ehrlich: Sie müssen wegkommen von diesen ewigen literarischen Anspielungen. Ich hatte eigentlich die Hoffnung, dass das jetzt endlich mal bei Ihnen durch ist. Bei Schöner morden hat das ja noch funktioniert. Aber schon da waren einige Leute vom Ende irritiert. Verschiedene literarische Ebenen machen eine Geschichte einfach kompliziert. Allein, dass Sie ihre Hauptfigur diesmal Josie K. nennen wollen. Warum dann nicht gleich Gregorette Samsa? Sie schreien geradezu: Seht her, ich habe Kafka gelesen!«

»Ich schreibe eben die Bücher, die ich selbst gerne lesen würde«, erwiderte Linn einsilbig.

»Ha! Dächte ich als Verleger so, wäre der Verlag schon längst pleite. Je komplexer ein Buch, desto kleiner die Zielgruppe. Und bei Krimis ist Komplexität der Todesstoß. Schon dieses Label ›feministischer Kicher-Krimi‹ ist echt schwierig. Aber gut, da haben wir als Verlag ja noch mitgemacht. Wenn ein Buch so beworben wird, greifen die Leute danach, weil sie zur Abwechslung mal eine kleine Mördergeschichte mit ein bisschen Frauenpower lesen wollen. Halt was Lockeres für Zwischendrin. Sie aber, Sie machen mit Ihren Anspielungen alles so schwer, so kompliziert. Damit überladen Sie die Geschichte und ersticken jedes Lesevergnügen. Warum muss ich denn als Leser immer alles hinterfragen?«

»Sie sollten mir verdammt nochmal dankbar sein, dass ich die Regeln des Krimi-Genres um ein paar Möglichkeiten erweitert habe – und Sie sollten aufhören, meine Leserinnen zu unterschätzen. Die sind nämlich klug und humorvoll!«

»Ja, genau Frau Kegel: Leserinnen! Wir wollen aber auch Leser erreichen. Bücher, die für Männer nicht interessant sind, gelten als Nischenprodukte – und werden darum im Feuilleton zu Recht ignoriert.«

»Jetzt hören Sie mal: Schöner morden ist ein Bestseller geworden!«, schnaubte Linn.

»Ja und nein«, erwiderte Hartmann. »Ja: Das Buch hat sich sehr gut verkauft. Nein: Es wurde kein einziges Mal in einem der wichtigen Feuilletons besprochen. Dass Ihr Buch dennoch bekannt geworden ist, verdanken Sie allein dieser feministischen Bubble im Internet. Aber ehrlich: Die ist für uns als Verlag uninteressant.«

»Na, dann sollten Sie vielleicht anfangen, umzudenken, Hartmann! Das Feuilleton bespricht meine Bücher nicht, weil in den wichtigsten Redaktionen Männer entscheiden, vor allem Bücher von Männern zu besprechen. Dass die feministische Presse das anders macht und Bücher von Frauen bespricht, zeigt doch viel eher, wie wenig Bücher von Frauen in den Kulturteilen der anderen Medien vorkommen. Und Schöner morden ist das beste Beispiel, dass Bücher von Frauen auch ein Erfolg werden können – selbst wenn sie intertextuelle Bezüge haben.«

»Nehmen Sie sich doch dann zumindest mal ein Vorbild an Ihrer Kollegin Loretta Coppelia: Die zeigt bei Taugenixen, wie es funktioniert: eine unterhaltsame, aber stringente Geschichte – und ab und zu ein paar Anspielungen auf lebende Personen.« Hartmann hätte vor lauter Schwärmerei am Kamener Kreuz fast den Abzweig auf die A2 verpasst. Er konnte gerade noch die Spur wechseln.

»Hören Sie mir auf mit dieser Trulla und achten Sie lieber auf den Verkehr!« Linn verzog das Gesicht. Loretta Coppelia stand wie sie bei Hartmann unter Vertrag und gehörte zu ihren ärgsten Konkurrentinnen. In Schöner morden hatte Linn Loretta Coppelia kurzerhand zu einer ihrer Krimifiguren gemacht – und dafür hatte die sich mit einer fiesen Persiflage an ihr gerächt und den Spieß umgedreht: In Coppelias Taugenixen hieß die Hauptfigur Linn Kegel und war eine Krimiautorin aus der Schweiz. Was für eine Frechheit!

»Oho, Sie wissen schon, dass Sie sich da auf ganz schön dünnem Eis bewegen, wenn Sie so über Ihre Konkurrentin sprechen! Coppelia hat genau das gleiche Recht wie Sie, aus einer lebenden Vorlage eine Romanfigur zu machen. Und ehrlich gesagt: So umgänglich, sympathisch und gekämmt wie in Taugenixen habe ich Sie im echten Leben noch nicht erlebt. Man merkt, dass Loretta Coppelia Sie im wahren Leben noch nie getroffen hat.« Hartmann lachte laut und dreckig.

»Und dabei soll es mal schön bleiben! Die Schnepfe soll bloß aufpassen, dass sie mir nie begegnet.«

»Tjaha«, gluckste Hartmann da. »Das merken Sie sich mal, wenn Sie und Loretta sich heute Abend treffen.«

»Was?«, rief Linn. »Die Coppelia ist dieses Wochenende auch dabei? Spinnen Sie jetzt komplett?«

Das war der Moment, als Hartmann das Steuer ziemlich abrupt herumgerissen hatte und auf einen Autobahnrastplatz gefahren war. Er hatte geparkt, den Motor ausgeschaltet und sich ihr direkt zugewendet. »Sagen Sie mal«, fragte er sie mit ernstem Blick. »Kann es sein, dass Sie sich überhaupt nicht auf dieses Wochenende vorbereitet haben? Haben Sie das Memo nicht gelesen? Ich meine: Verschlafen ist das Eine – aber zumindest die Teilnehmerliste hätten Sie sich vorher ansehen können.«

Linn rutschte unruhig auf ihrem Sitz herum. Hartmann traf mit seinem Vorwurf durchaus ins Schwarze. Sie hatte das Memo des Verlags irgendwo beiseitegelegt und nie einen Blick hineingeworfen.

»Ich dachte immer, die erste Aufgabe einer Autorin ist es, Bücher zu schreiben – und nicht irgendwelche Einladungsflyer zu lesen«, versuchte sie sich in schwachen Ausflüchten. Doch eigentlich ärgerte sich Linn ziemlich über sich. Es war nämlich überhaupt nicht so, dass sie nicht genügend Zeit gehabt hätte, sich vorzubereiten. Mit ihrem neuen Krimi kam sie nicht richtig voran, ihr fehlte noch die zündende Idee. Sie hatte es nur einfach wieder völlig verdrängt, sich mit dem Wochenende zu befassen. Genauso wie sie es wieder und wieder verdrängte, ihre Wohnung aufzuräumen.

»Wer kommt denn alles?«, fragte sie und gab sich alle Mühe, ihrer Stimme einen saloppen Ton zu geben.

Hartmann atmete tief ein und aus. »Na gut, Frau Kegel. Dann fangen wir doch mal ganz von vorne an: Die Veranstaltung heißt Feuilleton meets Book Artists …«

»Nicht Ihr Ernst? Wer hat sich denn diesen affigen Titel einfallen lassen?«, platzte es aus Linn heraus, doch Hartmann ließ sich nicht beirren. »Die Idee dahinter ist, einige der wichtigsten und einflussreichsten Kritiker ein ganzes Wochenende mit vier unserer wichtigsten Leute zusammenzubringen: Loretta Coppelia, Giovanni Faber, Waltraud Dampf und …«

»Mit mir.« Linn musste zugeben: Dass Jo Hartmann sie zu seinen wichtigsten Autorinnen zählte, schmeichelte ihr. Warum hatte er ihr das in all den Jahren der Zusammenarbeit nie gesagt? Vielleicht würde sie an diesem Wochenende plötzlich ganz andere Facetten ihres Verlegers entdecken und alles würde doch nicht so schrecklich werden, wie sie befürchtete.

»Ja, Sie. Aber nur, weil Martin Walshof nicht kann.«

Und schon war Linns Illusion zerplatzt. »Pfff …«

Hartmann überhörte auch diesen Kommentar und fuhr einfach fort: »Ja, der Arme leidet schon seit Wochen unter einem eingewachsenen Fußnagel. Muss ganz furchtbar sein, er kann kaum mehr gehen, so entzündet ist der Zeh.«

»Na toll.«

»Ja, darum sind Sie jetzt dabei. Zumal Sie, wie vorhin besprochen, dringend ein bisschen Präsenz im Feuilleton brauchen könnten. Die Bücher Ihrer Kollegen kennen Sie aber hoffentlich.«

Da Linn nur mit den Schultern zuckte, stöhnte Hartmann laut auf und fuhr mit seinen Erklärungen fort: »Unser Verlagsprogramm könnten Sie auch ruhig mal lesen, Frau Kegel. Es macht nicht den besten Eindruck, wenn Sie so gar keine Ahnung davon haben, wen wir außer Ihnen sonst noch so im Programm haben. Also: Waltraud Dampf ist Philosophieprofessorin aus Freiburg und hat diese bemerkenswerte mehrbändige Geschichte der Philosophie veröffentlicht, in der sie völlig unerwartete Denkmuster aufzeigt. Das Spannungsfeld zwischen Individuum und Kollektiv – von der Antike bis zum Nationalsozialismus, immer mit klarem Fokus auf den Penis als gesellschaftsprägendes Kulturgut. Ein brillantes Werk!«

Linn, die gerade einen großen Schluck aus ihrer Wasserflasche genommen hatte, verschluckte sich: »Unerwartete Denkmuster? Wussten Sie nicht, dass wir im Patriarchat leben?«

Um Hartmanns Mundwinkel zuckte es. »Na ja. Man muss das aber nicht dauernd betonen. Welche Rolle der Penis in all diesen Epochen hatte, war mir jedenfalls so noch nicht klar.«

»Beneidenswert«, seufzte Linn, doch Hartmann sprach einfach weiter.

»Giovanni Faber wiederum wird am Wochenende sein neues Buch Neue Triebe, starker Ast vorstellen. Das sollten Sie übrigens dringend lesen. Ich wette mit Ihnen, in wenigen Wochen führt dieser Titel alle Bestseller-Listen, er trifft damit einfach einen Nerv. Es geht um einen Mann in den besten Jahren, der sich in eine Siebzehnjährige verliebt und mit ihr ein Jahr lang die Ostküste der USA bereist. Ein wunderbar poetisches Buch.«

»Muss das Kind nicht in die Schule?«

»Ach, die Frau Kegel. Nie um einen Spruch verlegen!«, lachte Hartmann Linns gar nicht witzig gemeinte Erwiderung weg. »Und dann noch Loretta Coppelia! Die hat in den letzten Monaten so viel geschrieben, dass wir sie gleich mit mehreren Büchern vorstellen: Taugenixen und Jakob und der Engel, ein Roman über einen Kirchenmaler, dem im Wald ein Engel erscheint und den Befehl erteilt, die Offenbarung des Johannes zu malen, also die Apokalypse – mit allem Drum und Dran.«

»Das klingt ja zumindest eigenwillig.«

»Womit wir beim Thema wären: bei Ihnen. Sie sprechen einfach nur über Schöner morden, da kommt ja jetzt die Taschenbuchausgabe. Erzählen Sie bloß nicht, dass wir auch noch dieses Sachbuch über das Frauenwahlrecht gemacht haben – das interessiert eh niemanden vom Feuilleton.«

»Wie bitte? Das ist der feministische Debattenbeitrag zur europäischen Demokratiegeschichte! Und es zeigt meine Vielseitigkeit! Abgesehen davon: Vielleicht wollen die Zeitungen über so etwas gar nicht berichten? Frauenrechte gelten immer noch als lästig, also behandelt man sie erst gar nicht. Und das im 21. Jahrhundert!«

»Ach, nun lassen Sie die Kirche mal im Dorf, Frau Kegel. Es war eine Fehlentscheidung des Verlags, damit müssen wir leben. Noch nicht mal eintausend Exemplare haben wir verkauft, der absolute Ladenhüter – daran sehen Sie ja, wie wichtig das Buch war. Selbst die ganzen Feministinnen, die solche Bücher immer einfordern, kaufen sie am Ende nicht. Oder noch schlimmer: Sie leihen sich die Bücher untereinander aus, sodass der Verlag überhaupt nichts davon hat. Für uns ein glattes Minusgeschäft.«

»Trotzdem ist das Thema wichtig.«

Hartmann knurrte verärgert. »Sie, Frau Kegel, sprechen an diesem Wochenende über Schöner morden und über ihren neuen Krimi. Sonst über gar nichts. Aber lassen Sie alles Intertextuelle weg. Bleiben Sie einfach beim Plot.«

Na, das wird dann ein kurzes Gespräch, dachte Linn – denn auch wenn sie Hartmann ein erstes Probekapitel zugeschickt hatte: Vom Plot ihres neuen Krimis hatte sie bislang noch keinen Schimmer.

»Und wer ist von der Presse dabei?«, fragte sie, um abzulenken.

»Oh, wir haben zehn Anmeldungen! Da kommt die Crème de la Crème. Die Idee ist aber auch einfach wirklich gut – und der Verlag lässt sich das Wochenende ja auch richtig was kosten. Uns steht das ganze Tagungshotel zur Verfügung. Wir haben Zusagen von der Faz bis zur Süddeutschen. Darum ist es wirklich wichtig, dass Sie sich ein paar Stunden zusammenreißen. Für den Verlag ist das eine Riesenchance. Tun Sie einfach so, als wären Sie ein freundlicher, netter Mensch.«

»Wie bitte? Ich bin freundlich und nett – halt nur nicht zu Menschen. Und nicht ohne Grund.«

Hartmann verzog das Gesicht. »Sie wissen, was ich meine: Beantworten Sie die Fragen der Presse einfach, ohne gleich alles zu problematisieren. Und lächeln Sie auch hin und wieder.«

Linn knabberte an ihren Fingernägeln. So weit war es schon gekommen, dachte sie.

»Und warum treffen wir uns im Spreewald und nicht im Ber­gischen?«

»Das war die Idee von Giovanni Faber: Sein Buch endet im Spreewald. Nach einem Jahr on the road an der Ostküste entschließt sich sein Held, in der Stille des Spreewaldes endlich die Oper zu komponieren, die er all die Jahre schon in seinem Kopf gehört hat, und sich von der jungen Frau zu trennen.«

»Ach, war sie ihm mit achtzehn dann doch zu alt?«

»Jetzt hören Sie doch mal auf mit diesen Sprüchen. Genau das meine ich, wenn ich sage, Sie sollen nett und freundlich sein. Es geht hier um Literatur! Übrigens vermisse ich einen Titelvorschlag für den neuen Krimi. Haben Sie da schon Ideen?«

Linn zuckte abermals mit den Schultern. Was sollte sie auf diese Frage antworten, wo ihr Verleger doch offensichtlich nicht ein­mal die erste Leseprobe mochte? Eigentlich hatte sie sich vorgestellt, mit dem neuen Buch eine neue Krimireihe zu beginnen. Mit einem ungleichen Ermittlerinnen-Duo. Keine von beiden sollte aus Polizeikreisen kommen, das fand sie inzwischen zu abgelutscht. Ihre Idee waren zwei Frauen aus zwei völlig unterschiedlichen Bereichen: die eine Radiomoderatorin, die andere Bäckerin – oder so ähnlich. So genau wusste sie das noch nicht. Die beiden könnten auf der Neusser Straße in Köln, wo die Bäckerin ihren Laden hat, zusammentreffen. Die Moderatorin will vielleicht ein Interview über Brotsorten im Kölner Norden machen – doch just an dem Tag wird der Konditor von gegenüber ermordet. Der Verdacht fällt auf die beiden Hauptfiguren, die sich nun zusammentun, um den Mord aufzuklären. Ein Fall, bei dem sie gleich auch noch gegen einen Haufen Bürokratie anzukämpfen hätten, beim WDR, wo die Moderatorin arbeitet, genauso wie im Bezirksamt und zusätzlich bei der Polizei. Genau darum hatte sie die Hauptfigur auch in Anlehnung an Kafkas Prozess Josie K. genannt. Aber wenn sie so darüber nachdachte, kam ihr die Geschichte nun reichlich überkonstruiert vor.

»Na los. Sagen Sie schon! Wie lautet ihr Arbeitstitel?«

»Damentorte«, murmelte Linn.

»Hä?«

»Mein Arbeitstitel lautet Damentorte«, wiederholte sie.

Von Hartmann war darauf nichts als ein Kopfschütteln gekommen. Dann hatte er den Motor gestartet und war weitergefahren. Erst mehrere Minuten später hatte er nochmals mit dem Kopf geschüttelt und »Na, darüber sprechen wir dann noch« gesagt. »Und diesmal achten Sie bitte drauf, dass Ihr Mord möglichst früh im Buch passiert. Leser mögen es nicht, wenn die erste Leiche erst im letzten Drittel auftaucht. Das ist das Krimi-Einmaleins. Und das haben Sie gefälligst einzuhalten!«

Linn verdrehte die Augen und stöhnte laut auf. Nein, ihr Verleger verstand sie nicht wirklich.

Es wurde schon dämmrig, als sie endlich an Berlin vorbei waren und auf der A13 in Richtung Spreewald fuhren.

»Dass es im Osten so viel früher dunkel wird, ist schon verrückt. Wir haben doch gerade mal Ende September«, raunte Hartmann. Spätestens seit Magdeburg lag ein deutlich genervter Ton in seiner Stimme. Da hatte nämlich sein Handy geklingelt.

»Oh, wie schade, lieber Herr Rüsübümf«, hatte Hartmann gesäuselt, für Linn war der Name nur ein Geräusch geblieben. »Das tut mir wirklich leid. Aber ich verstehe natürlich, dass Sie nicht kommen können, wenn Sie am Wochenende in der Politikredaktion einspringen müssen. Wir lassen Ihnen die Infos dann nächste Woche per Mail zukommen.«

»Verdammt!«, hatte er anschließend gebrüllt, gar nicht mehr säuselnd. »Jetzt sagt doch tatsächlich diese blöde dpa ab. Ein Artikel von denen ist Gold wert – die werden immerhin direkt von allen kleinen Tageszeitungen abgedruckt.«

Von da an schien er jede Lust am Autofahren verloren zu haben. »Die Fahrt nimmt ja überhaupt kein Ende!« Ungeduldig trommelte er auf dem Lenkrad herum.

Normalerweise hätte Linn jetzt schlagfertig geantwortet: »Ja, es schleppt sich« – denn der Ort, wo sie hinmussten, hieß Schlepzig. Doch auch ihr war nicht mehr nach schlagfertigen Antworten. Sie wollte endlich ankommen und aus diesem Auto raus. Stattdessen fragte sie: »Wann gibt’s denn heute Abend was zu essen?« Die Matschbanane war längst verdaut, genauso wie die Butterkekse, die sie sich am Rasthof Börde gekauft hatte, als sie mal eine Pinkelpause einlegten.

»Ab acht. Mal schauen, wer dann von der Runde schon alles da ist. Heute ist ja eher ein lockeres Get together, ernst wird’s dann morgen.«

Linn blickte versonnen aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft. Was würde sie darum geben, wenn dieses Wochen­ende schon vorbei wäre.

Gretchens Rache

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