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Operation „Trappenjagd“ – der deutsche Angriff auf Kertsch

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Die Operation „Trappenjagd“ beginnt am 8. Mai um 3 Uhr 30. Eine Batterie der Sturmgeschützabteilung 1976 soll zusammen mit dem II.Bataillon/Infanterieregiment 121 der 50. Division den Durchbruch erzwingen. Kurzes, aber heftiges Artillerie- und Werferfeuer leitet den Angriff ein. Im Dämmerlicht des frühen Morgens rasselt das Batterieführer-Geschütz auf eine Minensperre. Zwei der Sprengladungen detonieren unter dem Kampfwagen. Als der Chef vom fahruntüchtigen Sturmgeschütz klettert, kommt eine Handgranate geflogen. Die Explosion reißt dem Batterieführer das linke Bein am Oberschenkel ab. Als der Unteroffizier Drohne ausbootet, knallt eine Panzerabwehrkanone (Pak). Die rasante Granate zischt dem Deutschen in den Rücken. Für ihn kommt jede Hilfe zu spät. Aber den schwerverwundeten Chef will der Unterwachtmeister Burde unbedingt aus dem Feuer tragen. Da trifft ihn das glühende Eisen eines Granatsplitters. Der messerscharfe Zacken reißt seinen Unterleib auf. Schließlich knallt noch ein Panzerbüchsentreffer aus nächster Nähe. Das Geschoss durchschlägt die Panzerung des Kampfwagens. Dabei werden der Wachtmeister Reydt tödlich und der Gefreite Andree, der als Fahrer fungiert, am Arm verwundet. Das kleine, schlimme Schicksal einer Sturmgeschützbesatzung gleich zu Beginn der Großoffensive. Dennoch wird bis zum Abend das Tagesziel der Batterie, die Höhe 63,8, genommen.

Der Unteroffizier Josef Wimmer7 von der 50. Infanteriedivision berichtet über das gefürchtete deutsche Nebelwerferfeuer: „Allein schon die psychologische Wirkung dieser so grässlich heulenden Geschosse muss für den Gegener schrecklich gewesen sein. Die Einschläge liegen gut, und der Erdboden bebte unter unserer Brust.“

Mit dem ersten Artilleriefeuerschlag stürmen der gebürtige Oberschlesier und seine Kameraden von der 3. Kompanie/Pionier-Bataillon 71 Richtung Niemandsland, um der nachfolgenden Infanterie Gassen durch Stacheldrahtverhaue und andere Sperren zu sprengen. Inmitten des Schlachtenlärms sieht Wimmer „zwischen den aufspritzenden Erdfontänen plötzlich in nicht allzu weiter Entfernung einen Russen, der mit seinem Gewehr in meine Richtung zielte – und schoss. Fast gleichzeitig spürte ich einen stechenden Schmerz im rechten Oberarm.“ Der Pionier-Unteroffzier hat Glück im Unglück, es ist nur ein „Durchschuss“. Auf Fortune und Wagemut baut auch der Oberbefehlshaber der 11. Armee seinen Schlachtplan zur Eroberung Kertschs auf.

Um den Hauptstoß im Süden der Parpatsch-Stellung nicht rein frontal zu führen, hat Manstein eine besondere Überraschung ausgeheckt. Ein Bataillon des Infanterieregiments 436 der bayerischen 132. Division fährt mit Sturmbooten vom Schwarzen Meer her in den Panzergraben. Mit diesem Manöver haben die Verteidiger nicht gerechnet! Die taktische Überraschung glückt vollkommen.

Am nächsten Tag rollt die 22. Panzerdivision in die geschlagene Bresche. Schwerer als der Feinwiderstand macht den Angreifern ein Gewitter zu schaffen. Doch der Durchbruch gelingt. Die 44. Armee wird geworfen. In der Folge schwenken die motorisierten Verbände nach Norden, in den Rücken der Verteidiger, dem Dauerregen und morastigen Gelände zum Trotz. Damit sind zehn Sowjetdivisionen eingeschlossen. Bereits am 21. Mai hat die 11. Armee, nicht zuletzt dank überlegener Führung und totaler Luftherrschaft, die Schlacht gewonnen. Wenigen gegnerischen Einheiten gelingt die Flucht auf dem Seeweg über die Straße von Kertsch. Aber der leuchtende Sieg Mansteins wirft auch dunkle Schatten, nicht nur auf dem Schlachtfeld. Noch während der Kampfhandlungen um die Stadt Kertsch im Osten der Halbinsel rückt ein Teilkommando der Einsatzgruppe D ein, um die Juden zu ermorden. Die SS „nahm sofort die Arbeit auf“, heißt es in einem Bericht.

Auf dem Schlachtfeld ist das blutige Handwerk indes getan. Die Bilanz fällt eindeutig aus: Fast 170.000 Rotarmisten geraten in Gefangenschaft, rund 28.000 bezahlen die Fehler ihrer Vorgesetzten mit dem Leben. Der Verteidigung ermangelte es nicht zuletzt an Tiefe. Nach dem Durchbruch der Deutschen fehlten den Russen befestigte rückwärtige Stellungen, auf die sich die ausmanövrierten Truppen hätten absetzen, wieder Front machen und festbeißen können. Im offenen Steppengelände der Halbinsel, die kaum natürliche Hindernisse bietet, waren Koslows Armeen dagegen den schweren Schlägen des VIII. Fliegerkorps mehr oder minder schutzlos ausgeliefert. So gelang Manstein mit zahlenmäßig bescheidenen schnellen Verbänden, der 22. Panzerdivision und einer motorisierten Vorausabteilung unter Oberst Groddeck, die erfolgreiche Verfolgung und schließlich Überflügelung des Gegners. Das XXX. Armeekorps gewann das Wettrennen auf die Hafenstadt Kertsch und verhinderte ein „russisches Dünkirchen“.

Daneben büßen die Sowjets 258 Panzer und 1.133 Geschütze ein. Von Januar bis April verliert Generalleutnant Koswlows Krimfront 352.000 Mann. Nur Schukows Westfront erleidet in dieser Zeitspanne höhere Verluste. Für Koslow hat das Fiasko auf Kertsch auch persönliche Folgen. Er wird zum Generalmajor degradiert.

Über die Verluste der siegreichen 11. Armee kursieren widersprüchliche Angaben. Sie reichen von 600 bis zu den 7.588 (!) Gefallenen, die das werk „Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg“8 ausweist. Sollte letztgenannte Zahl tatsächlich stimmen, erscheint es umso bemerkenswerter, dass die Divisionen der 11. Armee nur zweieinhalb Wochen nach diesem fürchterlichen Aderlass schon wieder gegen Sewastopol antreten! Wahrscheinlicher sind allerdings Gesamtverluste in Höhe zwischen 7.000 und 8.000 Mann, also inklusive der Verwundeten. Diese wohl berechtigte Annahme stützt auch Feldmarschall Bock, seinerzeit Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd. Sein Kriegstagebuch weist einen „blutigen Gesamtverlust“ von „rund 7000 Mann“ aus, also Gefallene plus Verwundete. Fest steht, dass Manstein die erste Runde im Kampf um die Krim klar gewonnen hat. Ein bemerkenswerter Triumph, den die 11. Armee in nicht einmal zwei Wochen erringen konnte.

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