Читать книгу Die wichtigsten Ideen im Texas Hold'em Poker - Ivo Donev, Hans-Jürgen Gasser - Страница 13
Оглавление3. Spielertypen
3.1. Tighte Spieler
Tighte Spieler können in drei Kategorien aufgeteilt werden:
1. TAG – tight aggressive Spieler
2. Nit – tight passive Spieler
3. Rock – sehr tighte Spieler
Tight Aggressive Spieler (TAG)
Bevor computergenerierte Berechnungsprogramme aufgekommen sind, war diese Spielweise populär. Bei diesem Spielstil spielt man nur gute Hände aggressiv, d.h. es wird gefoldet oder geraist. Dadurch vermeidet man es, in schwierige Situationen zu kommen. Dieser Spielstil ist für Spieler mit wenig Erfahrung sehr empfehlenswert. Vor zirka 10 bis 20 Jahren war dieser Stil sehr populär. Heutzutage haben die Game Theory Optimal, kurz GTO1, Computerprogramme gezeigt, dass dieser Spielstil auf Dauer nicht erfolgreich ist. Ein Beispiel: Früher war das Handranking viel wichtiger, als darauf zu achten, ob die Karten suited sind. Q-10s haben Tight Aggressive Spieler in früher Position immer gefoldet. Heute werden große Suited Karten standardmäßig geraist, auch in früher Position. Tight Aggressive Spieler sind heute oft ältere Spieler von der alten Schule. Ihr Nachteil ist, dass sie leicht zu lesen sind.
Die gute Nachricht ist, dass tight aggressive Spieler leichter zu spielen sind als loose aggressive Spieler. Besonders nach dem Flop lässt sich leicht erkennen, wie gut ihre Hand noch ist. Es ist vorteilhaft, den entgegengesetzten Spielstil zum Gegner zu verwenden. Vor dem Flop wird der tighte Spieler vorne sein, aber nach dem Flop kann man bei guten Lesefähigkeiten in Position den tighten Gegner gut ausspielen. Ein Beispiel: Man hat den Raise eines tighten Gegners Preflop gecallt und bekommt einen Flush- oder Straightdraw. Falls der tighte Spieler von vorne checkt, sollte man immer anspielen, weil der Gegner in den meisten Fällen foldet und selbst, wenn er callt, immer noch die Chance besteht, den Flush oder die Straight auf Turn oder River zu bekommen.
Tight Passive Spieler (NIT)
Solchen Spielern begegnet man meistens in Turnieren mit niedrigem Buy In. Wie spielen solche Spieler? Ganz einfach geradlinig. Kurz gesagt: Wenn sie etwas haben, gehen sie mit, wenn sie nichts haben, folden sie. Solche Spieler sehen hauptsächlich die eigenen Karten und das Board und treffen aufgrund dieser Konstellation geradlinige Entscheidungen.
Deshalb ist gegen solche Spieler folgende Strategie anzuwenden:
1. Wenn ein tight eingeschätzter Spieler vor einem raist, sollte man nur mit Premiumhänden mitgehen bzw. reraisen.
2. Bei wichtigen Entscheidungen sollte man versuchen, diesen Spieler zu lesen und daher alle seine Tells zu beachten.
3. In der frühen Turnierphase sollte man gegen solche Spieler durch looses Spiel und limpen versuchen, günstig den Flop ansehen und bei einem Treffer zuschlagen zu können.
4. In der späten Turnierphase sollte man, wenn man Position auf einen tighten Spieler hat und er sitzt in den Blinds, versuchen, mit Any Two durch einen Raise die Blinds zu stehlen. Achtung: Natürlich sollte man dies nicht tun, wenn nur einer der beiden in den Blinds sitzenden Spieler tight ist, während der andere eher loose ist, da sonst ein Resteal zu befürchten ist.
5. Ein tighter Spieler blufft selten. Noch seltener kommt es vor, dass ein tighter Spieler blufft, wenn er All In geht. Man sollte daher ein All In eines solches Spielers nur dann callen, wenn man sich ziemlich sicher ist, vorne zu sein (z.B. wenn man den Kinghighflush hält und nur vom Acehighflush geschlagen wird).
Rock (auf Deutsch: Fels)
Diesen Spielertyp trifft man heute bei Livepokerturnieren nur noch sehr selten. Er spielt nur absolute Premiumhände (zB nur A-A, K-K, Q-Q und A-Ks). Durch die zu tighte Spielweise spielt er viel zu wenige Hände und wird meistens bei steigenden Blinds ausgeblindet. Von dieser Spielweise ist absolut abzuraten, da es für die Gegner relativ leicht auszurechnen ist, wenn ein Spieler eine Stunde lang jede Hand gefoldet hat und dann plötzlich raist, dass er eine absolute Premiumhand hält. Bei dieser Spielweise macht Turnierpoker auch nicht wirklich Spaß.
3.2. Loose Spieler
Als schwierigste Gegner aller Spielertypen gelten beim Texas Holdem Poker die loosen Spieler.
Es gibt drei Typen von loosen Spielern:
1. Loose-passiv (Spitzname „Calling Station“): Sie raisen selten und callen zu oft, und zwar nicht nur vor dem Flop, sondern auch auf jedem Straßen-Flop, dem Turn, dem River.
2. Loose-aggressiv ohne Vernunft (Spitzname: „Maniac“): Sie raisen und reraisen häufig, sowohl vor dem Flop als auch in jeder weiteren Setzrunde, ohne Bremse, egal wie gut ihre Hand ist. Sie bluffen sehr oft.
3. Loose-aggressiv mit Vernunft: Sie spielen sehr viele Hände vor dem Flop, betten und raisen häufig, um Gegner auszuschalten und Blinds zu gewinnen, agieren aber mit Bremse. Ist der Pot groß geworden und treffen diese Spielertypen auf Widerstand, schalten sie um und spielen mit guten Händen sehr vorsichtig weiter.
Einige der bekanntesten Spieler, wie zum Beispiel Gus Hansen und Sam Farha, verfolgen diesen Spielstil, der ihnen in der Vergangenheit oft Erfolg in großen Turnieren mit vielen Teilnehmern gebracht hat. Diese Spielart kann in den erfahrenen Händen eines Profispielers äußerst gefährlich sein.
Es empfiehlt sich, loose Spieler solange nicht wie schlechte Spieler zu behandeln, bis man gesehen hat, wie diese mit einem (oder zwei) groben Fehlern viel Geld verloren haben!
Man gewinnt am meisten von den loose-passiven Spielern, aber gegenüber guten loose-passiven Spielern (also Experten!) ist man verwundbar. Falls man versehentlich einen starken Gegner für einen schwachen Spieler hält, könnte das Spiel auf Dauer sehr teuer werden.
Welchen Fehler machen die meisten Amateurspieler?
1. Sie spielen viel zu viele Hände vor dem Flop. Jedes Ass und jedes Paar, ungeachtet ihrer Position.
2. Sie raisen selten und reraisen fast nie vor dem Flop, sondern sie callen nur.
3. Sie verteidigen ihre Blinds mit vielen Schrotthänden, weil sie denken, sie haben gute Pot Odds. Dadurch vergessen sie, dass es auf dem Flop, Turn und River Setzrunden gibt. Das kann dann out of Position sehr teuer werden und so geraten sie mit diesen Schrotthänden oft in Schwierigkeiten.
4. Sie spielen meistens nur ihre eigenen Karten und Handranges. Sie denken dabei nicht an die Handranges ihrer Gegner.
Welcher Spielstil ist optimal?
ABC Poker ist nicht genug, um erfolgreich bei Pokerturnieren zu sein. Damit meint man, dass man mit einer fixen Handrange spielt und nur auf die Karten achtet. Wenn man trifft, geht man mit, wenn man nicht trifft, foldet man. Den Gegnern schenkt man keine Beachtung und man spielt ausschließlich logisch. Aber dieser Spielstil ist natürlich ein Grundstein, um ein fortgeschrittenes Spiel daraus zu entwickeln. Zur Optimierung des eigenen Spiels muss man viele zusätzliche Elemente ergänzend einführen, zum Beispiel Squeeze Play, 3-Bet, Bluff usw.. Die goldene Regel im Poker ist die Foldequity auf die eigene Seite zu ziehen, das heißt, dass man oft Pötte ohne Showdown gewinnt, weil die Gegner folden.
Der erfolgreichste Stil im Poker heißt UNIVERSAL. Das ist ein Mix aus tight aggressiv und loose aggressiv. Bildlich gesprochen: Wie ein Chamäleon. So wie dieses Tier seine Farbe an die Umgebung anpassen kann, muss ein Pokerspieler seinen Spielstil an den Tisch laufend anpassen. Zum Beispiel: Am Anfang des Turnieres (man hat viele Chips, ist also deep) ist tight aggressives Spiel angebracht. In späteren Turnierphasen ist loose aggressives Spiel angebracht, weil die Blinds hoch und sie Stacks oft schon geschrumpft sind.
Spielen die Gegner überwiegend tight, muss man auf loose aggressiven Spiel umstellen, weil die tighten Spieler nach einem Raise oft folden und man bekommt die Chips ohne Risiko. Umgekehrt, wenn die Gegner loose spielen, muss man tight spielen, weil es wird hier viel geraist und gereraist und man ist gezwungen, nur mit guten Händen mitzugehen. Besonders loose Spieler sind bekannt dafür, dass sie nicht lange auf gute Karten warten können. Meine persönliche Beobachtung ist, dass diese Spieler (meistens Freizeitspieler in Turnieren mit einem kleinen Buy In) einfach zu viele Startblätter spielen und oft nach Flop und Turn zu weit gehen. Dazu bluffen sie viel zu viel.
Wie man sich an loose Spieler anpasst:
1. Etwas tightere Starthände wählen, um so von Anfang an einen Vorteil gegen loose gewählte Starthände der Gegner zu haben.
2. Premiumhände slow spielen, denn, wenn man checkt, wetten die loosen Gegner meistens.
3. Es empfiehlt sich, gute Hände Preflop und Treffer wie Top Pair oder Overpair auf dem Flop value zu betten, weil die loosen Spieler oft bezahlen.
4. Selber weniger bluffen und semibluffen, weil die loosen Spieler oft callen.
5. Mehr Draw Hände besonders in früherer Turnierphase spielen, weil man oft einen Multiway Pot bekommt und dazu gute implied Odds! Besonders steigt der Wert von Suited Connectors.
6. Man sollte um viele Pots spielen, solange die Einsätze klein sind. Wenn sich loose Gegner im Pot befinden, bietet es sich an, vor dem Flop looser zu spielen, vor allem, wenn man Position hat und die Stacks groß (Implied Odds!) sind.
7. Große Pots vor dem Flop mit großen Händen (z. B.: A-A, K-K, Q-Q). Diese sollten jedoch mit A-Ks oder A-Qs vermieden werden.
8. Das Wichtigste: Einfach tight spielen in Position und die loosen Gegner auf dem falschen Fuß erwischen.
Fazit: Mit kleinen Ausnahmen: Erfolgreiche Spieler im Livecasino gewinnen auch im Internetpoker, die Verlierer im Livecasino sind auch die Verlierer im Internet!
Ein Bild das den Unterschied zwischen starken und schwachen Spielern sehr schön beschreibt:
Ein Pokerturnier ist bildlich gesprochen wie ein Wettlauf auf einen Berg, wo am Anfang alle Teilnehmer unten sind und beginnen, auf diesen Berg zu klettern. Aber auf diesem Berg gibt es viele Minenfelder, die man durchwandern muss.
Wer auf eine Mine tritt, scheidet aus dem Rennen aus. Im Pokerturnier ist das der Zeitpunkt, wo ein Spieler alle seine Chips verliert, weil er in einer All In Situation verloren hat. Diese Minen (= All In Situationen) sind zwar unvermeidlich, aber die fortgeschrittenen Spieler haben alle möglichen Instrumente, um diese Minen zu erkennen und schaffen es so leichter, das Ziel zu erreichen und den Minen somit auszuweichen. Dagegen sind Anfänger total nackt. Sie laufen völlig ungeschützt durch das Minenfeld und explodieren oft schon nach wenigen Metern. Sie bleiben auf der Strecke.
Manchmal kommt es vor, dass ein Anfänger sehr weit kommt – zum Beispiel Jamie Gold bei seinem großen Lauf im WSOP Mainevent 2006. Er wurde damals mit sehr viel Glück Weltmeister. Danach hatte er kaum noch Erfolge. Ein anderes Beispiel ist Phil Helmuth, er wurde 1989 Weltmeister und gewann danach noch zahlreiche Titel und Turniere, somit ist es bei ihm kein Zufall oder reines Glück sondern Können.