Читать книгу Emmas Sommermärchen - Ivy Bell - Страница 8
Оглавление11. Juni 2006, am Abend
Hamburg
Emma, Carla und Chris saßen zufrieden auf Chris´ Terrasse. Sie hatten sich indisches Essen bestellt, gegessen, viel geredet und genossen den lauen Sommerabend.
»Herrlich.« Emma lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und schaute in den Himmel. »Meine nächste Wohnung muss unbedingt unterm Dach liegen.«
»Wenn du dich entscheidest, mit Marco zusammenzuziehen, könnte sich dein Wunsch sehr schnell erfüllen«, meinte Carla und zwinkerte ihrer Schwester zu.
Emmas Gesicht verdunkelte sich.
»Was ist denn so schlecht an diesem Marco?«, mischte sich Chris in das Gespräch ein.
»Gar nichts!«, rief Emma. »Er ist schon sehr.... lieb..... »
»Na, das klingt ja super.« Chris zog eine Augenbraue hoch. Carla grinste.
»Wie lange seid ihr zusammen? Eineinhalb Jahre? Und da fällt dir nicht mehr ein als »er ist sehr lieb«! Das klingt nicht sehr begeistert. Nach eineinhalb Jahren, in denen ihr auch nicht rund um die Uhr zusammen wart, solltest du jetzt eigentlich vor Sehnsucht vergehen und die Stunden zählen, bis du deinen Marco wieder in die Arme schließen kannst.«
»Chris hat sehr romantische Vorstellungen von der großen Liebe«, meinte Carla. »Die decken sich nicht unbedingt mit der Realität.«
»Meine Eltern sind bis heute sehr glücklich und sie sind schon seit fünfunddreißig Jahren zusammen. Klar, manchmal kracht es auch, aber meine Mutter hat mir gesagt, wenn es der Richtige ist, dann gibt es immer wieder Momente, in denen man sich plötzlich wieder in den Partner verliebt. Ich glaube meiner Mama.« Chris schaute entrüstet zu Carla.
»Das ist eine schöne Vorstellung«, seufzte Emma. »Ich freue mich ja auch auf Marco. Vielleicht merkt man das nicht so, weil ich mir auch überlegen muss, wo ich arbeiten oder ob ich den Master machen möchte. Das sind schwerwiegende Entscheidungen .... he ... hört auf zu lachen!«
Carla und Chris prusteten und hielten sich die Bäuche.
»Entschuldige, aber das hat doch mit deiner Beziehung nichts zu tun. Entweder man freut sich oder eben nicht. Man kann doch über seinen weiteren beruflichen Werdegang nachdenken und trotzdem verliebt sein. Aber du wirkst nicht besonders verliebt.« Chris beugte sich vor und kniff Emma freundschaftlich in die Wange.
»Gestern hat sie behauptet, die Handyverbindung wäre schlecht, nur weil sie nicht weiter mit Marco telefonieren wollte«, warf Carla ein.
»Vielleicht hatte ich bloß keine Lust, in einem überfüllten Biergarten im Beisein meiner lauschenden Schwester mit meinem Freund zu sprechen«, blaffte Emma zurück.
Chris zog die Augenbraue hoch. »Themenwechsel! Carla, wie lange möchtest du dich denn noch von Frau Hagen tyrannisieren lassen?«
Carla zuckte zusammen. »Du kommst dir wohl sehr witzig vor, was?«, zischte sie. »Erzähl doch lieber mal von deiner neuen Eroberung.«
»Das geht schnell. Er heißt Marcel, ist vierunddreißig, Personal Trainer und sieht auch genauso aus: hinreißend und durchtrainiert.« Chris griff nach seinem Weinglas und machte ein sehr zufriedenes Gesicht.
»Ich habe Angst vor Frau Hagen. Wegen ihr habe ich keine Lust, zur Arbeit zu gehen. Das ist mir noch nie passiert, ich bin immer gerne arbeiten gegangen. Aber jetzt nicht mehr.« Carlas Stimme war leise und brüchig. Emma hatte ihre Schwester noch nie so gesehen, unglücklich, zerbrechlich und blass. Sie war immer stark gewesen, war unbeirrbar ihren Weg gegangen. Emma lehnte sich vor und strich Carla über den Rücken.
»Und wenn du das Volontariat abbrichst? Du könntest woanders eins machen.«
»Das will ich nicht!«, rief Carla. »Ich möchte es bei »Schiller & Tegenkamp« schaffen. Das ist eine der angesehensten Agenturen.«
»Das stimmt wohl«, bestätigte Chris. »Frau Hagen ist schon sehr speziell. Ich bin froh, dass ich nicht in ihrer Abteilung gelandet bin. Aber du schlägst dich doch sehr gut.«
»Wahrscheinlich hasst sie mich genau deswegen. Ich bin noch nie in ihrer Gegenwart in Tränen ausgebrochen, ich bin immer ruhig und gefasst, korrigiere meine Texte wieder und wieder, wenn sie es verlangt. Ich hatte eigentlich gedacht, es wird irgendwann besser. Aber es wird eher immer schlimmer. Deswegen lasse ich dich ja vorher schon immer Korrekturlesen. Welcher Redakteur macht denn so was?«
»Deine Texte sind sehr gut. Daran liegt es nicht. Frau Hagen ist einfach eine verbitterte Frau, die gerne junge Volontäre piesackt.« Chris gähnte.
»Lass uns nach Hause gehen«, meinte Carla zu Emma. »Ich muss morgen auch früh raus, mich von Frau Hagen zusammenstauchen lassen«. Sie grinste und Chris nahm sie in die Arme.
»Du bist gut, das weißt du. Wenn sie dich ärgert, kommst du mich besuchen, okay?« Chris reichte Emma die Hand. »Es war sehr schön, dich endlich kennengelernt zu haben. So einen Abend müssen wir bald wiederholen, ich muss doch auch unbedingt erfahren, wie es mit dir und Marco weitergeht.« Er grinste und Carla giggelte los.
»Macht euch nur lustig. Ihr seid ja bloß neidisch, dass ich mich morgen früh nochmal umdrehen kann, wenn ihr müde im Büro hockt.« Emma griff nach ihrer Tasche und schaute noch einmal in den Sommerhimmel, bevor sie sich mit Carla auf den Weg nach Hause machte.