Читать книгу Moderne Engel - J. Reiph - Страница 6

Оглавление

Der Neue

Ben

Neue Schule, neues Glück? Irgendwer hat den Satz letztens zu mir gesagt. Stimmt trotzdem nicht. Aber egal, jetzt bin ich hier und muss das Beste in den letzten beiden Jahren bis zum Abi daraus machen. In letzter Zeit ist schon so viel Scheiße in meinem Leben passiert, da wird mich eine neue Schule bestimmt nicht umhauen. Mit einem kläglichen Rest Selbstbewusstsein im Blick betrete ich den Schulhof. Es wäre schön, wenn ein Engel käme und mein Leben wäre schwupps wieder in Ordnung. Ach nein, dafür sind ja die Feen zuständig.

Überall stehen Grüppchen zusammen. Die Kurzen der sechsten Klasse spielen. Die Fünfte fängt erst morgen an. Die Schüler der oberen Mittelstufe geben sich betont cool. Die Oberstufe bildet eine verstreute Gruppe unter der Sporthalle, einem überdachten Teil des Pausenbereiches. Von mehreren Seiten strömen immer neue Schüler auf das Gelände. Ich habe gelesen, dass die Schule von mehr als 1.000 Schülern besucht wird. Das ist gut. Da kann ich vielleicht den neugierigen Blicken entgehen.

Ich sehe mich in einer spiegelnden Glasscheibe. Meine einsfünfundachtzig verteilen sich auf einen schlaksigen Körper. Sport? Gerne. Ich bin eher der Ausdauertyp, weswegen ich auch keine dicken Muskelpakete oder besonders breite Schultern habe. Meine dunklen Haare sind kurz geschnitten. Braune Augen und ein „normales“ Gesicht lassen mich unauffällig erscheinen. Das ist gut, haben sie mir in letzter Zeit oft genug gesagt. Damit falle ich nicht sonderlich auf. Ebenso meine Kleidung. Flippige Klamotten, wie früher, sind passé. Jeans, T-Shirt, Fleecejacke, Sneakers. Okay, aber unscheinbar. So soll es sein.

Ich gehe auf den Haupteingang zu. Als Neuer muss ich mich im Sekretariat melden. Ich ziehe die Tür auf. Meine Ma hat mich gut erzogen. Ich sehe nach, ob jemand hinter mir ist, der oder dem ich die Tür aufhalten kann. Ist es. Ein Mädchen in meinem Alter folgt mir. Schwarzer Hoodie. Groß. Hübsches Gesicht. Aber die Augen! Grau. Mit einem Blick, der eindeutig besagt: Verpiss dich! Ich beiße! Als Dank nickt sie mir zu. Ich wende mich ab und trete in den Eingangsbereich. Den Weg zum Sekretariat habe ich erfolgreich verdrängt. Deswegen bleibe ich stehen und schaue mich suchend um. Das Mädchen weicht mir aus und läuft zielstrebig weiter. Richtung Sekretariat. Sie ist auch wohl neu. Ich folge ihr.

Dort angekommen stelle ich mich neben sie an die Theke.

„Du bist Larah? Mit H am Ende?“, wird sie von einer älteren Frau gefragt. Sie nickt bloß. Die Frau gibt ihr einen Stapel Zettel und heißt sie an der Schule willkommen. Larah dreht sich um und geht, während die Frau sich mir zuwendet.

„Und du bist Benedict?“

„Ben, bitte.“

„Gut, Ben. Hier sind deine Unterlagen. Schön, dich hier zu haben. Ich wünsche dir eine gute Zeit im Stadtgymnasium.“

„Danke schön.“ Mit einem Lächeln verlasse ich das Sekretariat. Davor schaue ich auf meinen Stundenplan, ob sich seit der Anmeldung etwas geändert hat. Nö, ist nicht so. Erste Stunde Bio-LK. Okay. Das Fach habe ich gerne. Das erleichtert den Montagmorgen.

Moderne Engel

Подняться наверх