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Unabhängigkeit

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»Ich bringe ihn rüber«, sagt mein Freund. Mein Baby hat gerade ausgetrunken, es ist sechs Uhr früh, aber es ist wieder eingepennt. Hurra, es sieht so aus, als ob wir zwei Stunden Schlaf geschenkt bekommen würden.

»Ach, musst du?«, frage ich. »Lass ihn doch da zwischen uns schlafen! Er sieht so zufrieden aus!«

»Er muss unabhängig werden!«, sagt mein Freund.

Das Baby sieht so süß aus, wie ein Kaninchenfötus. Schleim überall auf dem Gesicht, und so zufrieden. Babys sehen so zufrieden aus, wenn sie schlafen. Ich würde ihn gerne einfach dort schlafen lassen und dann, denke ich, schlafen wir alle länger. Ich setze mich auf.

»Mein Gott«, sage ich. »Das Baby ist sechs Monate alt. Wie unabhängig kann ein sechs Monate altes Baby werden?«

»UND ICH MUSS ENDLICH MAL WIEDER GEBLASEN WERDEN!«, ruft er.

Ach, denke ich, ja, das stimmt, das musst du. Das Baby muss gewickelt werden und der Mann muss geblasen werden und die Wäsche gemacht werden und das Abendessen gekocht werden und der Boden gewischt werden und die Einkäufe erledigt werden und die Flaschen desinfiziert werden und die Kackwindeln runtergebracht werden und was muss die Frau? WAS MUSS DIE FRAU? WAS MUSS DIE FRAU? DIE FRAU MUSS EINFACH ALLES MACHEN!

»Bring ihn rüber«, sage ich. Auf dem Weg dahin wacht das Baby auf. Gah, gah, ruft er. SAVED BY THE BELL, denke ich. Oh Gott, wann bin ich so hässlich und anti-sex geworden, denke ich. Ach, sage ich mir dann, wer geblasen werden möchte, soll öfter abwaschen. Ich stehe auf, nehme meinem Freund das Baby ab. Schicke ihn zurück ins Bett und gucke dem Baby beim »Spielen« zu.

»Ich bin einfach zu müde für Blowjobs«, sage ich später am Tag zu meiner Freundin Tina. Sie ist vorbeigekommen, um mir Babykleidung zu bringen. Sie guckt mich ganz verwirrt an.

»Für was?«, fragt sie.

»Für Blowjobs«, sage ich. »Ich kann ficken, aber ich würde gerne lieber schlafen als ficken. Aber wenn jemand mich lecken würde und mich umarmen und küssen und vielleicht zuerst die Spülmaschine ausgeräumt hätte, dann, dann, dann würde ich richtig gerne ficken. Aber so ein echter Blowjob von Anfang bis Ende, wo ich den ganzen Tag nur Baby, Baby, Baby, Haushalt, Haushalt, Haushalt, Baby, Haushalt, Baby, Haushalt habe, und dann – BLOWJOB? Ich habe keinen Bock drauf. Baby, Baby, Baby, Haushalt, Haushalt, Haushalt, Baby, Haushalt, Baby, Haushalt, BLOWJOB. Der Blowjob kommt zu plötzlich ins Bild, finde ich.«

»Wovon redest du?«, fragt sie.

»Blowjobs«, sage ich. »Ficken, Blowjobs, Analverkehr. Ich bin zu müde für Analverkehr. Wenn das Baby schläft, muss ich die Küche aufräumen. Mein Freund beschwert sich immer, wenn alte Avocados auf dem Boden liegen. Woher soll ich die Energie nehmen, um sexy zu sein? Ich bin überhaupt nicht sexy. Ich bin … ich bin … ich bin … ich bin nur noch eine Frau-Maschine.«

»Ich habe vergessen, was Blowjobs überhaupt sind«, sagt Tina. »Wir haben nicht gefickt seit …« Sie guckt beschämt auf den Boden. »Ich glaube, wir haben nicht gefickt, seit Trumps erster Muslim-Ban gekippt wurde.«

Das Baby versucht zu krabbeln. Es macht so einen Downward Dog wie im Yoga, auf seinen Händen und seinen Füßen. Er steht sogar auf Zehenspitzen. Dann bewegt er seinen Po rauf und runter. Er sieht dabei aus wie ein Flaschengeist aus einem britischen Kindertheaterstück.

»Gott, dein Baby sieht süß aus!«, sagt Tina. »Wie ein Wombat, oder?«

Ihre Kleinkindtochter versucht, ihre Hände in die Augen des Babys zu stecken.

»Finger weg!«, ruft Tina.

Jetzt liegt das Baby auf der Seite. Es versucht, sich hinzusetzen.

»Er versucht, sich hinzusetzen«, sage ich. »Er will unabhängig werden.«

Mein unabhängiges Baby. Ich bin voll süchtig nach ihm. Für mich ist er wie Heroin, jedes Mal, wenn ich ihn umarme oder er mich anlächelt, schießt diese tiefe Freude durch meinen Körper und ich vergesse all die Probleme, die dieses kleine selbstzufriedene Arschloch mir verursacht hat.

Die schlechteste Hausfrau der Welt

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